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Er empfahl leichteste Kost und feuchte Umschläge, das Blut vom Herz abzuleiten. Wenn der Kräftezustand sich ge­hoben habe, solle der Bauer eine Badekur in Nauheim   ge­brauchen. Die wirke oft Wunder bei dergleichen Fällen.

Als der Arzt gegangen war, fagte der Doßheimer in despektierlichem Tone: Das will ein Doktor sein! Und ber­schreibt net emal was. Ha! Da bleib ich beim Säuhirtekarl seinem Tränkchen."

Die Mariann war eine achtsame Krankenpflegerin. Wenn die Atembeschwerden den Vater quälten ,, bettete sie ihn höher. Auch sonst schaffte sie ihm manche Erleichterung. Die wenigen Speisen, die sein Magen annahm, bereitete sie sorgfältig zu. Die Anstrengung tat ihr wohl, denn sie vergaß darüber das eigene Leid.-

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

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durch die Anregung bei den großen Wettläufen, bei denen als leuchtende Vorbilder immer Gäste aus Norwegen   mitwirken. Ich bag neues eigentlich nicht zu sagen ist, wenn man sich nicht auf habe schon früher über den Verlauf der Schneeschuhrennen berichtet, den ausschließlich sportlichen Standpunkt stellen will. Aber ein Teil der Wettläufer ermüdet nie, sondern reizt immer wieder von neuem dazu an, dieses herrliche Schauspiel menschlicher Kühnheit und Kraft zu beschreiben.

Schon die landschaftliche Schönheit des Sprunghügels ist un vergeßlich. Er liegt im frostweißen Wald an der Oftseite des Sees bucks und läßt einen weiten Blid offen gegen die blauen Berge beginnt hoch oben im Wald der steile Anlauf, der über den mehr. jenseits des Höllentals. Auf einer Strecke von ungefähr 150 Metern als zwei Meter hohen Sprunghügel führend in die breite Bahn des Anlaufs übergeht. Wer Gelegenheit hatte, nicht nur von den beiden Tribünen aus das Schauspiel zu beobachten, sondern ganz nahe am Sprunghügel den Verlauf der Sprünge der norwegischen Gäste zu verfolgen, der fonnte folgendes sehen: Nach einem schrillen Pfeifensignal erschien hoch oben in blitschneller Abfahrt eine der einfach und dunkel gekleideten Gestalten, die etwa 10 Meter vor dem Sprunghügel, alle Kräfte in den gespannten Muskeln sammelnd, sich zusammenbudte und dann im Augenblick, wo die

Zur Gefchichte eines Volksfports. Schneeschuhe die Kante des Sprungwalls berührten, mit einem

Anfangs Februar dieses Jahres wohnten 3000 Zuschauer den Schneeschuh- Wettläufen auf dem Feldberg im Schwarzwald   bei, davon 2000 dem internationalen Sprung lauf. Und vor siebzehn Jahren, d. h. im Anfang des Jahres 1889, stand in dem kleinen Amtsblättchen von Neustadt, dem Hoch­wächter", ein Artikel, daß vor einigen Tagen ein seltsamer Fast­nachtsnarr im Feldberger Gebiet aufgetaucht sei. Das sei ein Fremder gewefen, der mit langen Schuhen aus Holz hinauf zum Feldbergerhof gestiegen sei. Der Bericht entsprach den Tatsachen mit Ausnahme der karnevalistischen Färbung, die jenem allerersten Versuch einer Besteigung des Feldberges bei hohem Schnee gegeben wurde. Jener Fastnachtsnare" war ein französischer Arzt, Dr. Bilet, der auf sehr primitiven, nur mit einem Zehenbügel versehenen Schneeschuhen die Besteigung gewagt hatte. Aber der Versuch schien nicht nach seinem Wunsch ausgefallen zu sein, denn er ließ die tannenen Hölzer oben auf dem Feldbergerhof, dem Gasthaus unten am Feldberggipfel, wo er natürlicherweise auch wie ein nicht ganz normaler Mensch angesehen wurde. Aber die Schwierigkeit des Verkehrs bei hohem Schnee bewog den Feldbergerhofwirt trotzdem, es einmal mit den langen Ungetümen zu versuchen; er konnte jedoch die seltsamen Holzschuhe anfangs nicht bemeistern. Da tam eines schönen Tages der jetzt verstorbene Arzt von Todtnau  , Dr. Tholus, auf den Feldbergerhof, und ihm wurde die Geschichte von dem närrischen französischen   Arzt mitgeteilt. Da lächelte Dr. Tholus fein und meinte, er habe auch so ein paar Mordbretter zu Haus auf dem Speicher liegen. Er habe irgendwo gelesen, daß die Lappen mit solchen Dingen mit großer Schnelligkeit über den tiefen Schnee fahren können, und da habe er, der doch manchmal schwierige Krankenbesuche im Winter machen müsse, sich so ein paar Schnee­schuhe tommen lassen, aber er sei nicht mit ihnen fertig geworden. Daß jedoch der französische   Kollege von Titisee   her durch tiefen Schnee resp. über tiefen Schnee auf den Feldberg gekommen sei. gäbe ihm zu denken. Und Dr. Tholus begann, diesmal mit mehr Erfolg, seine Versuche aufs neue, zugleich mit dem Feldbergerhof­wirt, der nun durch Schnüre die einfache Behenbindung der Schnee­schuhe zu verbessern fuchte. Zwei Todtnauer   ließen sich nun nach den Muftern der aus Lappland   geschickten Schneeschuhe auch welche machen und quälten sich herauf auf den Feldberg. Denn die Sti technik war naturgemäß noch ebenso mangelhaft, wie die Schnee­schuhe selber.

Aber dieses Anfangsstadium wurde bald überwunden. Die Todtnauer   bildeten bald einen Schneeschuhklub und alljährlich ver­besserten sich die Resultate. Auch in Freiburg   bildete sich ein solcher Klub, und an den Wintersonntagen anfangs der neunziger Jahre fonnte man eine kleine Anzahl Männer sehen, die vor dem Feld­bergerhof ihre Uebungen machten und das in den Augen der Be­bölferung für lebensgefährlich verschriene Wagnis einer Besteigung des Feldbergs bei tiefem Schnee unternommen hatten. Die Kunde von der Durchquerung Grönlands   durch Nansen mit Schneeschuhen brachte Zug und Temperament in die Sache. Im Jahre 1895. begann der Stilauf sich mächtig zu entwideln und zwar in erster Reihe durch die Vereinigung der zwei lokalen Stillubs Todtnau  und Freiburg   zu dem Stiklub Schwarzwald. Diese Vereinigung hat zweifellos bedeutende Verdienste um die Hebung dieses gesund­heitlich und wirtschaftlich so wichtigen Sports. Wie wichtig das Schneeschuhlaufen für die Bevölkerung des hohen Schwarzwalds ist, läßt sich schon allein daraus ersehen, daß seit den 10 Jahren, wo die Schneeschuhe auf diesen Höhen bekannt wurden, der Schulbesuch immer mehr gestiegen ist. Im Winter sind nämlich die Höfe oft so tief eingeschneit, daß nicht daran zu denken war, die Kinder in die oft eine Stunde und länger entfernte Schule gehen zu lassen. Jebt ist es den Kindern ein Vergnügen, mit Schneeschuhen den Schulweg zu machen, und sie lernen nun auch mehr wie früher, denn der Sommer mit seinen vielen Feldarbeiten ist weder für den Lehrer noch für die Schüler eine angenehme Schulzeit, und im Winter war die Schule fast immer leer.

Die Technit des Schneeschuhlaufens vervollkommnet sich bei der städtischen wie bei der ländlichen Bevölkerung immer mehr, besonders

gewaltigen Sah wie ein Vogel hinausschoß in die Luft. Der Lufts widerstand ist im Anfang des Sprunges so groß, daß die Nahe­stehenden ein dumpfes Saufen vernehmen, während der Körper durch die Luft fliegt. Der Springer rudert mit den Armen geradezu in der Luft und mehr als einmal ist es einem der Norweger ge lungen, in der Luft durch ein gewaltiges Schwingen der Arme noch, einmal einen neuen Ansah zu nehmen und, die mathematische Flug­futbe unterbrechend, weiter zu gelangen, als man ursprünglich vers muten fonnte. Sobald die Stier wieder den Boden berühren, geht es in toller Fahrt abwärts bis zum Auslauf, wo der ganze Sprung mit einem furzen sogenannten Telemark- oder Kriftiania- Schwung endet oder enden soll.

Wenn dieses plötzliche Anhalten inmitten der rasenden Fahrt gelingt, dann verhüllt eine dichte Schneewolfe einige Augenblicke den Springer. Erstaunlich war die Leistung des Norwegers Smith, der mit einem Sprung von 36 Metern für Deutschland   den Rekord aufstellte. In der Hauptsache unterscheiden sich die Norweger von den Deutschen   durch die von keiner Aengstlichkeit angetränkelte Wucht des Anlaufs, durch den kühnen Absprung und durch die­Flügelbewegungen der Arme. Das unvergeßlichste Bild bei diesem Wettsprunglauf war es aber, als gerade im Augenblick, da die Sonne den Nebel durchbrach und den Wald in seinem weißen Bauber erscheinen ließ, Herr Smith mit einem norwegischen Namensgenossen einen Doppelsprung von über 30 Metern ausführte. Es ist ein solcher Anblick, wie Friedhjof Nansen sagt, das stolzeste A. F. Bild menschlicher Kühnheit und Kraft".

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Kleines feuilleton.

dy. Aegypten   vor fechs Jahrtausenden. Professor Ermann hielt am Dienstag in der Singakademie einen Vortrag über Aegypten   vor sechs Jahrtausenden. Die hochinteressanten Auss führungen wurden durch zahlreiche Lichtbilder illustriert, die vornehmlich Funde aus den prähistorischen Gräbern von Abufir el- meleg darstellten, wo die Deutsche Orientgesellschaft neuerdings erfolgreiche Ausgrabungen veranstaltet hat. Die Funde gehören einem ägyptischen Zeitalter an, von dem man bis vor ungefähr einem Jahrzehnt so gut wie gar nichts wußte. Früher erblickte man in der Zeit des sogenannten alten Reichs( 3. Jahrtausend bor   Chr.), dem u. a. die Pyramidenerbauer Cheops   und Chephren  angehören, die Jugend des ägyptischen Volles. Das war irrig. Das alte Reich ist der Höhepunkt einer Entwidelung im alten Damit erwuchs das Problem, Aegypten  , aber nicht der Anfang. nach dem Anfang zu forschen. Lange hat man aus dem vierten Jahrtausend v. Chr. nichts gefunden, oder vielmehr, man überfah die vorhandenen Reste. Erst, als vor einem Jahrzehnt der eng lische Forscher Flinders Petrie   in Aegypten   ein großes Gräbers feld aufdeckte, und gleichzeitig zwei französische   Gelehrte anders wärts uralte Gräber gleicher Art fanden, wurde man aufmerksam und fragte sich, was das für Gräber seien. Die Funde sahen sehr fremartig aus. Petrie hielt sie erst gar nicht für ägyptisch, sondern meinte, fie stammten von einem fremden Bolke, das in Aegypten   eingefallen. De Morgan dagegen erkannte die Funde als prähistorische, ägyptische. Das bestätigte fich bald. Auf eine zelnen Stücken, die man in den Gräbern gefunden, weren Jn. schriften zu lesen, die Prof. Sethe entziffert hat: Namen uralter, fagenhafter ägyptischer Könige standen darauf, die Namen von Königen aus der ersten Dynastie. U. a. wurde auch der Name des Königs Menes nachgewiesen, des ersten ägyptischen Königs, von dem die Weberlieferung weiß. In diese Epoche gehörte also ein Teil dieser Funde. Andere Funde waren augenscheinlich noch weit älter. Da waren also endlich Reite aus dem vorgeschicht lichen Aegypten  , bis gegen 4000 v. Chr. Seitdem haben sich Eng länder, Franzosen  , Amerikaner hemüht. diese Forschungen mit Auch Deutschland   ist heute in dem Spaten weiter zu betreiben. diese Bahn eingetreten. Im vorigen Jahre sind von der