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Ein sehr übersichtliches Bild des Fischereiwesens und der Ver­wendung der Meeresprodukte bietet die von Dr. Brühl verwaltete Sammlung. In riesigen Glasfästen werden einem die gebräuch­lichsten Methoden der Hochfeefischerei vorgeführt. Auf einer großen horizontal gestellten leicht getönten Glasplatte, die den Meeres­spiegel darstellt, treiben die verschiedensten Segelfutter und Fisch­dampfer, wie sie namentlich bei der deutschen Hochsee- und Küsten­fischerei Verwendung finden. Auch hier ist die Malerei der Dar­tellung in glüdlicher Weise zur Hülfe gekommen, indem der Hinter­grund immer von entsprechenden Meeresszenerien abgeschlossen wird. Unterhalb des Meeresspiegels erblickt man dann die von den Fahrzeugen geschleppten Reze, und fleinere hölzerne Modelle von Fischen, die in äußerst geschickter Weise fast unsichtbar aufgehängt find, veranschaulichen das Leben und Treiben in der Meerestiefe und zeigen, in welcher Art das Aufscheuchen der Tiere und der Fang fich abspielt.

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Die bemerkenswertesten und anziehendsten Stücke der gesamten älteres mauchein heißt nicht nur heimlich, hinterlistig handeln, vera biologischen Abteilung sind jedoch ohne Frage die verschiedenen stecken( Maute= Obstversted), sondern auch heimlich naschen. In Alkoholarien", große mit Alkohol gefüllte Becken, in denen man unserer Mauke hat sich der Begriff des Heimlichen ganz verflüchtigt, die verschiedensten Vertreter der Tier- und Pflanzenwelt des dagegen ist der in Naschen liegende Sinn des Verlangens stärker Meeres versammelt findet. Während man sich in den meisten hervorgetreten. Statt ich habe Appetit sagt man auch noch: ich biologischen Sammlungen bisher begnügte, die einzelnen Erem- bin fehnerich, gelänglich( vergl. verlangen, zulangen), giprich plare der Fische, Krebse, Stachelhäuter uff. einfach in mit Spiritus( Meißen  , ein Zeitwort giben schreien mit gepreßter Kehle gibt gefüllten Gläsern aufzustellen, bietet jedes dieser Becken ein lebens- es in Schlesien  , vergl. gibsen), läpprig, lungerig, ferner ich fungere bolles Bild eines bestimmten Meerabschnittes. So zeigen z. B.( Leipzig  ) und läppere nach etwas, und auch unpersönlich mich drei große Bassins das Tierleben auf der großen Fischerbant in sehnerts, giperts( Leipzig  ), läpperts, lifterts( Erzgebirge  , das Eigena der Nordsee in den Tiefen von 50 Metern, 25 Metern und endlich schaftswort lüftern bedeutet in Rathendorf aufgewedt, munter, dicht unter der Oberfläche. Man vermeint wirklich einen Blid auf luftig). Im Erzgebirge   bedeutet lappern( wie in Schlesien  ) zus den Meeresgrund zu tun, wenn man diese Alkoholarien betrachtet. nächst leckend einschlürfen, besonders von Hunden und Kazen, wenn Alle Tiere find in natürlichen Stellungen, und was das wunder- fie Milch aufleden; das entspricht mittelhochdeutsch lappen, laffen barste ist, auch in ihren natürlichen Farben erhalten. Zwischen gleich lecken, schürfen, ist von Labbe Lippe, Mund( älter Lefze) Algen und Tank schwimmen die verschiedenen Fische der Nordsee abgeleitet und gibt zugleich das Geräusch des Lapperns wieder. umher, über die Felsen des Bodens bewegen sich schwerfällige Wenn ein Mensch nach etwas( Wohlschmeckendem) lappert, madelt Krabben und stachelstarrende Seeigel, und auf dem Sande liegen er vor Vergnügen mit den Lippen", erklärt eine Zuschrift aus die zahlreichen Muscheln und Schneden, wie sie in den entsprechen- Lampertswalde  , er hat gleichsam schon einen Vorgeschmad von dem den Tiefen angetroffen werden. Am meisten Bewunderung erregt erwarteten Genusse, ihm läuft nicht nur das Wasser im Munde zu­für den Sachkundigen ein großes Beden mit mehreren Arten von sammen, sondern ihm stehn Pfüßen auf der Zunge". Mancher Quallen, die scheinbar lebend durch das Wasser dahinschweben. Wer ist läpprig wie ne alte Ziege( Pegau  ) oder ganz läppenärrsch; der einmal selbst versucht hat, diese bergänglichen Gebilde, deren Ripperläpfche( Limerläpfche) vollends verlangt nach etwas Außer Körper zu 97 Proz. aus Wasser besteht, zu konservieren, weiß, gewöhnlichem, etwa Kuchen, Torte oder einem feineren Effen im welche Schwierigkeiten es da zu überwinden gilt. Restaurant. Meist weiß der, dem so lipperläpfch zu Mute ist", nicht recht, worauf sich sein Verlangen richtet, er hat einen un bestimmten Trieb nach Näschereien oder Pikantem, etwas Leder­fehchem( Lecerfettchen, z. B. Griefenfpec) oder Schnadergakschem ( Dresden  ), womit etwas Feinschmeckendes überhaupt gemeint ist. Für lederfetsch naschfett, ledermäulig fagt man auch läder läpsch( Dresden  ), so daß leden und läppern sich gegenseitig ver stärken; beim Genuß einer Süßigkeit rufen Kinder: O Lecke, Lecke! auch wenn sie nicht aufgeleckt wird. Gleichwohl ist in lipperläppisch lipper nicht als Erfatz für leden zu betrachten, wenn auch der Auss tausch von p und vielfach zu beobachten ist; bergl. schippers schedchy buntgemustert. Vielmehr liegt eine ablautende Ver­doppelung des Grundwortes läppern vor, eine Art Reduplikation wie in schnipperschnäpsch= vorlaut( zu schnappen). Neben lippers läpfch wird in derselben Bedeutung auch nippernäpfch( nipper- oder nepperläpfch) gebraucht; diese Form hat nichts mit nippen zu tun, sondern beruht auf einer Vertauschung von I mit n; einen solchen Wechsel zeigen im Sächsischen auch die Wörter Lilie und Nillie oder Milche( Mehrzahl Nilling, Begau), lutschen und nutschen, fingeln und ningeln, Nudeln und Ludeln, Lorbeer und Norbel( die Er fremente der Biegen und Schafe heißen Lärwerchen und Närbel­schuhen. Im Thüringischen   gibt es auchy lippern= läppern und dazu lippernädifch, fowie nippernädisch neben nipperläppisch Das Vorkommen von Wörtern wie nippernäppsch auch in Thüringen   beweist, daß nicht bloß der Sachse ein Feinschmecker ist, oder, wie man im untern Erzgebirge   für Gourmand sagt, an ole Gutschmedgusch, die immer nur schmöfen gut effen möchte( das schmöft! das schmeckt! Dresden  ). Ja, der Zustand, in dem der Magen nach etwas Besonderem verlangt, ist meist nicht eins mal der richtige: wem es so alt lipperläppsch zumute ist, der ver spürt ein inneres Unbehagen, eine Magenverstimmung, es ist ihm farjos( Glauchau  , Limbach) oder gar ni hibsch: es ist ihm unwohl, ohne daß er recht weiß, wo es ihm fehlt, und Abhilfe erhofft er nur von einem Schnaps, der freilich kräftig sein muß, wenn er ihm qued tun foll( quad im Erzgebirge  , eigentlich lebendig, vergl. Quecksilber), sonst friegt er womöglich Flöhe im Bauch. Nur diese eine Bedeutung des Kazenjämmerlichen enthält das um Oschab gebräuchliche Wort lipperlätsch, dessen zweiter Bestandteil in der Form lätschig auch allein verbreitet ist weichlich schmeckend; ein Gemüse z. B. schmedt lätschig, wenn es zu wenig gefalzen ist. Zu einer solchen fraft- und geschmacloſen, faden Speise sagt nicht jeder: Schmed wie du willst, gefressen wirst du doch! Den meisten geht fie gar nicht recht zu halse, fie schmeckt zwar geradeweg, aber aber nicht vom Fled meg" damit ist dasselbe Bild verwendet wie in lätschig; dieses Wort gehört zu lätschen schleppend gehen, der Latschige hat nichts Kraftvolles im Gange, das Lätschige nichts Kräftiges im Gefchmad, es schmedt nicht herzhaft. Wer freilich einen schwachen Magen hat, dem ist es immer wechlich oder wêch fpudig im Magen( Lommabscher Pflege), oder es ist ihm fo lappig, fo ärmlich, so geringe, recht nichtsen( Meißen  ); außer diesen Aus­brücken gab es früher noch das Wort wabblich, das Köhler als im Magen übel aufwallend" erklärt und von weben= fich matt be wegen ableitet, also ganz ähnlich wie lätschig von latschen; zum Ersatz dafür haben wir jetzt noch das norddeutsche toddrig, das mit einem schwäbischen faudrig= fräntlich gleichen Ursprungs sein mag ( thüringisch   foddrig dagegen heißt losmänlig, unverschämt). Auf eine Magenverstimmung, die sich besonders frühmorgens und bei Uebernächtigen fühlbar macht, bezieht sich auch rauchmuhig oder rauchmütig( ruchmuotic). Derselbe Zustand wird auch durch die Redensart umschreben: mir is nich wie allen Jungfern, d. h. alten Jungfern, denen also ein ganz besonderes Wohlfein beigemeffen wird. Bielleicht stimmt zu dieser Auffassung auch die Anwendung des Wortes gäppisch wählerisch auf Mädchen, die den Freier ver­schmähen: de Mad, dos gäppische Ding. Du bist e alter Stäbsch! fagt auch die Mutter zu dem Kinde, das bald dies, bald jenes nicht efsen will, ein fapscher Affer( 3önibtal) ist ein folcher, dem nichte gut genug ist, der im Essen herumstochert oder herum flimert

In dem Hauptsaale dieser Abteilung findet man eine in natürlicher Größe gehaltene Nachbildung einer Kajüte eines Finkenwärder Hochfeefisch- Ewers. Gemütlich mit der Pfeife fibt ein alter, wetterharter Seemann   in eine Ecke gelehnt, beschäftigt, fein Fischereizeug in Ordnung zu bringen. Auf den luftig glühen- chen); in Leipzig   fährt man mit Hanefagen, d. h. Halifarschlitt den Holzscheiten im Kamin jummt ein Teeteffel und der ganze Raum erwedt einen sauberen und behaglichen Eindruck.

Bi scheelen Wind un Sladerjnee 38't gar nicht scheun up Deck;

Doch is dat good dat man denn kann Upsenken düsse Ed.

Wie in Hessen   und anderen ländlichen Gegenden die Bauern ihre Häusergiebel und Türen, so schmücken die Seeleute die Wände ihrer Kajüten mit ihrer schlichten Poefie, und wie offenbart sich in diesen wenigen Worten der ganze freundlich refignierte Charakter dieser Menschen, die trok ihres schweren Berufes fich fast stets ein gut Teil humorvoller Selbstironie bewahrt haben.

In der langen Seitengalerie, welche die biologische Sammlung mit der Fischereiabteilung verbindet, erhält man einen Einblick in die Gewinnung und Verwertung der Meeresprodukte. Drei Ge­mälde von Karl Salzmann bilden den künstlerischen Schmuck der Wände. Darunter befinden sich Gerätschaften zum Granatfange, Summerfallen und mächtige Kanonen zum Harpunieren der Wal­fische. Das darüber befindliche Gemälde Salzmanns veranschau­licht einen derartigen modernen Walfischfang. An der Fensterseite fann man die Entstehung der echten Perlen beobachten und gleich zeitig auch sehen, in welch geschickter Weise sie aus Glasperlen und Utleischuppen nacheahmt werden. Auch bei den Gegenständen aus Schildpatt, Bernstein   und Korallen wird zugleich gezeigt, wie vor­fichtig man sein muß, um beim Kauf feine wertlofen Nachbildungen zu erhalten, denn die Bernsteinkugeln und Schildpatttämme aus Celluloid   oder die Korallentette aus gefärbten Reisförnern ber­möchte wohl so leicht niemand von echten Sachen zu unterscheiden. In würdiger Weise schließen sich an die besprochenen Abtei­lungen die unter der fachkundigen Leitung von kustos Stahlberg stehende Ozeanologische Sammlung und das Instrumentarium an. Auch hier findet man eine Fülle der Anregung und Belehrung. Doch es ist nicht möglich, hier noch weiter auf die zahlreichen Ein­zelheiten einzugehen, ein einziger Besuch des Museums vermag da mehr, als noch so viele Worte.

Kleines feuilleton.

-Sächsische Volfswörter. Für Appetit sagt man Mage in Rathendorf, gewöhnlich Maufe, was auch noch allgemeiner als Ekluft im Sinne von Lust, Verlangen, Stimmung gebraucht wird. Diefe Mauke hängt zusammen mit munkeln und meucheln: ein

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