-

220

( Blauenscher Grund); auch dieses Wort fäbisch wird durch einen Vergleich mit der Ziege veranschaulicht: fabsch wie' ne Ziege, so daß man nicht auf eine Krankheit als Ursache schließen kann, wie Hildebrand wollte: im Deutschen Wörterbuch setzte er käbisch mit Norddeutschem köbisch gleich, das von kranken Hühnern und Schafen gebraucht wird und der letzte Rest eines im Nordischen vorhandenen Stammes ist: tov Engbrüftigkeit. Vielleicht gehört gäppisch zu giprig, mich giperts.-

-

-

-

-

Astronomisches.

en. Die ersten Photographien der Marz­fanäle. Es ist endlich gelungen, einen objektiven Beweis für das tatsächliche Vorhandensein der berühmten vielumstrittenen Kanäle auf der Oberfläche des Planeten Mars zu bringen. Gerade in den letzten Jahren war mit mehr Entschiedenheit als je zuvor von einigen hervorragenden Astronomen behauptet worden, daß diese Gebilde eine optische Täuschung seien. Jetzt aber hat die photo­graphische Platte die Frage entschieden, weil man von ihr nicht annehmen kann, daß auch sie solchen Täuschungen unterworfen sei. Der unermüdliche Marsforscher, Professor Lowell, der über eine trefflich ausgestattete Sternwarte an einem ungewöhnlich günstig gelegenen Punkt von Arizona   verfügt, hat fünf Photographien der Royal Society   in London   vorgelegt, die im Laufe des vorigen Jahres aufgenommen worden sind. Die Veröffentlichung hat sich deshalb verzögert, weil Professor Lowell zuvor einen genauen Vergleich mit den ganz unabhängig von den photographischen Aufnahmen von ihm hergestellten Zeichnungen der Marsoberfläche vornehmen wollte. Dieser Vergleich hat ergeben, daß die hervorragendsten kanal­ähnlichen Gebilde auf den Photographien in derselben Weise zu er kennen waren wie auf den Zeichnungen. Soweit es das Korn der photographischen Blatte gestattet, kann man die schmalen Kanäle berfolgen, wie sie in Linien, die den Bogen großer Kreise ent­sprechen, in scheinbar planmäßiger Anordnung verlaufen. Dieser bedeutsame Erfolg ist durch eine besondere Vorrichtung an einem Fernrohr erreicht, wodurch der störende Einfluß der Luftbewegungen auf die Schärfe des photographischen Bildes ausgeschaltet worden ist. Dabei wird nämlich die Deffnung des Fernrohrs soweit ab­geblendet, daß höchstens eine Luftwelle gleichzeitig im Gesichtsfeld Blaneten ausgehenden Lichtstrahlen verhindert. Außerdem wurden die Photographien durch einen farbigen Schirm aufgenommen, und die photographische Kammer bewegte sich, derart mit dem Planeten mit, daß zahlreiche Aufnahmen nacheinander auf derselben Platte gemacht werden konnten. Im ganzen sind etwa 700 Mars­photographien während der lebten Opposition des Planeten an der Lowell- Sternwarte   erzielt worden.

Ueber die Ergebnisse der neueren Untersuchungen des Boden­fees sprach jüngst Prof. Seiz in Ravensburg  . Er stützte sich nach dem Bericht des Schwäb. Merkur  " auf die Forschungen, die die fünf Uferstaaten schon vor längerer Zeit ins Werk gesetzt haben, die aber zum Teil bis jetzt noch nicht vollständig beendigt sind. Da­nach hat der Rhein   auf dem Seegrund bis zur Mitte hin sich ein eigenes Bett gefchaffen, und vermöge der größeren Schwere seines tälteren, mineralische Bestandteile mitführenden Wassers und der oft reißenden Strömung hat er sich als ein Fluß unter den Wassern zwischen zwei Seitendämmen von ziemlich bedeutender Höhe vor­wärtsgeschoben, dem westlichen Ausfluß zu. Man hat berechnet, daß die Schlammmassen und Geschiebe, die besonders der Rhein   in den See befördert, nach heutigen Verhältnissen eine vollständige Ausfüllung und Versandung des einst weit größeren Seebeckens in etwa 12 000 Jahren bewirken dürften. Das Seewasser wird im Sommer bis zu 100 Metern erwärmt, tiefer hinab herrscht eine gleichbleibende Wärme von+ 4 Gr. C. Bekannt ist die Milderung des Winters am See; denn bei einer Höhenlage von etwa 400 Meter können Zeder, Olive usw. im Freien gut überwintern. Das fogen. Laufen" der Seeoberfläche bewirkt durch rasch wechselnde Ver änderungen im Luftdruck wird auch hier schon lange, wie beisein kann, und auf diese Weise wird die Zerstreuung der von dem anderen Binnengewässern beobachtet; eine Schwingung der ganzen Seefläche braucht eine Zeit von 56 Minuten; der Ruhepunkt oder Schwingungsfnoten liegt zwischen Immenstaad   und Hagnau  . Die Prüfung auf Durchsichtigkeit des Seewassers, das einen Schluß auf feine Reinheit liefert, ergab, daß sie um so größer ist, je weiter ent­fernt vom Einfluß des Rheins und dabei im Winter flarer als im Sommer. Die größte Tiefe, in die nachweisbar der Lichtstrahl bringt, festgestellt durch das Schwärzen der photographischen Platte, wurde bei rund 50 Metern gefunden, so daß also noch tiefer hinab kein merklicher Unterschied mehr besteht zwischen Tag und Nacht. Aus folchen Tiefen hat man Tiere heraufbefördert, die zum Teil an­scheinend völlig blind, ohne uns sichtbare Augen, sind, wie eine Assel und eine Krebsart; dagegen besißen aus denselben Wasserschichten andere besonders hochentwickelte Augen, wie z. B. ein Fisch, der Kilch". Die Lichtzone des Sees bis zu etwa 30 Meter Tiefe ist der Konfirmanden Unterricht. Adam und Eva sind Tummelplaß einer zahlreichen fleinen Lebewelt, hauptsächlich aus der Klasse der Krebse und Rädertiere; sie bilden mit Schwebe- aus dem Paradiese vertrieben worden, warum?" Weil sie weder tirchlich, noch stan besamtlich getraut pflanzen, hauptsächlich aus der Familie der Algen ihren waren." Nahrungsstoffen das Plankton", die Welt der schwebenden Körperchen; bei Tag tief unten, steigen sie nachts bis an die Ober­fläche; die Fische stellen ihnen nach. Ueber die Entstehung des See­beckens gibt es verschiedene Ansichten. Dr. Bend hielt lange Zeit an der Ansicht fest, es sei zur Eiszeit durch den gewaltigen Rheintal­gletscher ausgegraben worden; Forel meint, daß der See durch eine Knidung des Rheintals während der Eiszeit entstanden sei; es ist jedoch anzunehmen, daß seine Anfänge in die Tertiärzeit zurüd­reichen und die gewaltige Einsentung mit dem Heraufsteigen und der wagerechten Stauung der Alpen   in Verbindung gebacht werden muß.

"

-

-

Humoristisches.

Das Driginalgenie. Ich dachte, Du wolltest hier Naturstudien machen, Edgar?" Was? Naturstudien? Ich werd' mir doch meine Eigenart nicht verderben?"

-

"

-

Notizen.

( Jugend.")

Der

Ernst v. Wolzogen hat aus seinem Roman Kraftmayr" ein Lustspiel zurechtgeschnitten.- -Meister Joseph", ein neues vieraftiges Schauspiel von Eberhard König, erlebt am Münchener   Schauspiel­haus die Uraufführung.-

-

Hans Brennerts und Hans Ostwalds Komödie Der Kaiserjäger" wurde vom Schiller Theater er­worben.

-

-

t. Der älteste klimaforscher. Die Klimakunde ist als Wissen­schaft eigentlich erst ein Kind des neunzehnten Jahrhunderts. An­gaben über das Klima der verschiedenen Erdräume im allgemeinen Das Schiller Theater N. übernimmt am 1. Sep­find zwar selbstverständlich schon vor langer Zeit gemacht und auf- tember 1907 der Regisseur und Schauspieler Oskar Wagner. gezeichnet worden, und reichen überhaupt so, weit zurüd, wie die -Der vor kurzem ernannte Intendant der Münchener  Erd- und Länderbeschreibung selbst. Als Wissenschaft aber füßt die Klimalehre auf den genauen meteorologischen Messungen, die selbst oftheater, Freiherr v. Speidel, legt am 1. Oftober sein in den Ländern europäischer Kultur erst seit rund hundert Jahren Amt nieder und tritt wieder in die Armee ein. Kam. Holte sich zur planmäßigen Einführung gelangt sind. In den mehr ent- den Bahr. Ließ ihn wieder ziehen. Ging.- Tegenen Erdgegenden, deren Erkundung ben Forschungsreisen Zu ordentlichen Mitgliedern der Akademie überlassen ist, haben solche Messungen auch jezt noch keine genügende wurden gewählt: Der Maler Otto H. Engel  , der Bildhauer Vollständigkeit erreicht. Immerhin können die Grundzüge der Louis Tuaillon  , der Stadtbaurat Ludwig Hoffmann  , Klimaforschung schon bis ins Altertum zurückverfolgt werden, nämlich der Musiker E. E. Taubert in Berlin  , ferner die Kom bis auf Strabo  , der als der größte Geograph des Altertums ponisten Felix Dräsete in Dresden   und Ludwig Thuille  geschäßt wird. Er zeichnet sich in seinen erdkundlichen Werken vor in München  . allen Zeitgenossen und vor vielen Nachfolgern durch genaue An--Einen Gradmesser für die Größe der Bayerischen gaben und große Gesichtspunkte aus, und so hat er auch klima- Landesausstellung Nürnberg   1906 bildet die elektrische tologische Fragen mit bewunderungswürdiger Einsicht behandelt. 3entrale, die die Aufgabe hat, die zur Beleuchtung des Aus­Die Verdienste Strabos in diesem Punkt hat Dr. Hans Rib in stellungsgeländes und der verschiedenen Restaurationen sowie für einer fleinen Schrift behandelt. Die Teilung der Erdoberfläche in die Fassadenillumination, die Leuchtfontaine, die Scheinwerfer fünf Klimazonen, die wahrscheinlich zuerst von Parmenides   vor- und die Elektromotoren der Aussteller nötige Kraft git geschlagen worden war, nahm Strabo   an, aber er erkannte zuerst die erzeugen. Nicht weniger als 23 000 Glühlämpchen, 800 Bogen­und Tatsache, daß auch die heiße Zone, die bis dahin als gänzlich un- lampen ungefähr 60 Elektromotoren diese sind an bewohnbar gegolten hatte, mindestens zum Teil bewohnbar wäre. Zentrale angeschlossen, die aus 16 Antriebs und 16 Dynamo­Er, war auch der erste, der ausführlich feststellte, daß das Klima maschinen besteht und zirka 6000 Pferdekräfte hat. Die von ihr er von Gebirgen durch eine niedrigere Temperatur ausgezeichnet wäre zeugten Ströme sind Drehstrom von 3000 Bolt Spannung und als das der umgebenden Niederungen. Er stellte ferner fest, daß Gleichströme von verschiedenen Spannungen bis 550 Bolt. Alle das heute sogenannte Sonnenklima" durch die Beschaffenheit der modernen Antriebsmaschinen sind dabei verwertet wie liegende ind Erdoberfläche wesentlich verändert würde, und daß dieselbe Breiten- stehende Dampfmaschinen, Dampfturbinen, Großgasmotoren, Diesel­zone durch sehr verschiedene Slimate hindurchläuft. und Haselwandermotoren, Sauggasmotoren und Lokomobilen.

-

Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW,

-