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Stanislawski , Direktor, Regiffeur und zugleich einer der ersten Schauspieler dieses an hervorragenden Talenten über. reichen Ensembles sein Satin in dem Nachtasyl " war eine Schöpfung von geradezu überraschender Originalität bot in der Rolle Stockmanns eine höchst sympathische, höchst fesselnde, mit lückenloser Konsequenz durch alle Szenen durchgeführte Charakteristit, die aber, so vorzüglich alle die Einzelzüge zueinander stimmten, mit dem Typus, den der Dichter im Auge hatte, gewiß nicht zusammen. fiel. Der Jbsensche Stockmann ist bei aller findlichen Harmlosigkeit ein Mensch von robuster Ellbogenkraft, der, wenn die Binde seines vertrauenseligen Optimismus endlich einmal abfällt und er die honetten Leute in ihrer nackten Niedertracht erblickt, mit der vollen Wucht seines cholerischen Temperaments in den Kampf stürzt, dem es Lust macht, hageldicht nach rechts und links die Hiebe aus zuteilen. Ein grundehrlicher Bursche, lieb, aber ganz und gar nicht dazu angetan, Empfindungen der Ehrfurcht auszulösen. Seine Kindlichkeit hat nichts ätherisch Weltentrücktes, es steckt ein Stück von unbekümmert lustigem, leichtem Jungenübermut dahinter. So hat der Dichter die Gestalt gezeichnet, so hat sie Bassermanns Spiel in wundervoller Plastik auf die Bühne hingestellt. Wenn der Erscheinung überhaupt noch etwas zur vollkommenen Illusionskraft fehlte, war es ein bißchen Korpulenz, mit der die Phantasie des Lesers unwillkürlich das Bild des Doktors ausstattet. Stanislawski vergeistigt den rüstigen Erdensohn; man erkennt ihn kaum wieder. Das Ungestüm ist ausgetrieben. Dieser weißhaarige, kurzsichtige, in gebeugter Haltung einherschreitende Gelehrte mit dem ruhig geDämpften Organ hat einen Ausdruck stiller, unbeirrbarer Güte in dem blassen Gesichte, daß man gar nicht glaubt, er könne ernstlich zürnen. Die Entrüstung huscht nur, plößlich auftauchend, über die Züge hin, ohne eine weitere Spur in ihnen zurückzulassen. Sie ist mehr ein Erschrecken über menschliche Gemeinheit, als eine an die Nieren gehende Empörung. Die eingewurzelte Gewohnheit wissenschaftlich objektiven Denkens scheint ihm die Fähigkeit, nicht zur Liebe, wohl aber zum Haß geraubt zu haben. Er sieht die Dinge aus einer Distanz, in welcher sie sein Blut kaum mehr in Wallung ihre Infamien auskramen hört, malt sich nicht verhaltener Grimm leben können; wenn er die Aslaksen und Hovstad im letzten Afte in seinen Zügen, sondern die Lust des Forschers, der sich des Kuriositätsreizes freut, an zwei so klassisch ausgeprägten Exemplaren die Bosheiten der Gattung Mensch nachdenklich zu studieren. Auch in der Volksversammlung bleibt er von Anfang bis zu Ende diszipliniert, beherrscht. Es sieht so aus, als schleudere er nicht tödliche Anklagen in die Menge, sondern als doziere er ihnen eine sehr ihnen von dem Gedankengange nichts entschlüpfe. Etwas Rührendes, wichtige, neugewonnene Erkenntnis und sorge einzig darum, daß Hohes, ohne jede Pose Feierliches geht von dem Stockmann Stanis lawskis aus; es ist eine Umdichtung des Typus, wie sie nur einer sehr bedeutenden Künstlerpersönlichkeit gelingen kann, aber doch eben Umdichtung, die sich als solche dem Dienste unmittelbarer Interpretation des von dem Dichter Geschaffenen bis zu gewissem Grade Luschsky in der Rolle von Stockmanns Bruder, entzieht. Ratschalow in der des kleinlich bornierten, schadenfrohen„ alten Dachses" erfreuten durch außerordentlich eindrucksvolle, fein ausgepinselte Porträts. Das Zusammenspiel war, wie in allen früheren Aufführungen, musterhaft. Die Volksversammlung hatte offensichtlich statt des norwegischen russisches Kolorit. Die immer neuen Demonstrationen, das Sicherheben von den Pläßen, der gewaltige Applaus, das instinktive Mitagieren der Versammelten gemahnte in seiner rastlosen Lebendigkeit an die Ovationslust der russischen Landsleute im Zuschauerraum. Diese Art von Umnationalisierung einmal als berechtigt zugegeben, war der malerisch bunte Aufbau, die sichere Bewegung der Massen ein wahres Kunstwerk der Regie.
Sie wächst in lichtem Gehölz oder auf trockenen Wiesen. Ein Aufguß der Blüten gilt als Heilmittel gegen Erkrankungen der Atmungsorgane, gegen Migräne und gegen Schwindel. Primeltec wird für ebenso beruhigend gehalten wie Lindenblütentee und soll sich durch guten Geschmack und Duft auszeichnen. Die groß blütige Primel unserer Gärten besitzt die gleiche Eigenschaft, aber in geringerem Grade. Das Veilchen hat gleichfalls einen Ruf als Arzt, da aus seinen getrockneten Blättern auch ein Tee bereitet wird, der gegen Husten nüßen soll; ferner werden sie verschiedenen Säften beigemischt, die gegen Brustkrankheiten verabreicht werden oder auch anderen Medikamenten, denen sie wenigstens einen angenehmen Geschmack mitteilen sollen. Daß die Veilchen in der Bereitung von Parfums zum Gegenstand einer ansehnlichen Industrie werden, braucht nur in Erinnerung gebracht zu werden. In dieser Hinsicht wurden sie schon vor Jahrhunderten geschäßt. Die Schönen im alten Athen trugen besonders gern Veilchenkränze in den Haaren, und aus dem berühmten Tal von Tempe brachten die Landbewohner jeden Morgen ganze Körbe voll Veilchen nach dem atheniensischen Markt. An feuchten Stellen ist die frühste Blüte der Huflattich, dessen Blätter vom Volt mit Pferde- oder Gjelshufen verglichen worden sind. Im Mittelalter wurde diese Pflanze mit dem hübschen Namen filius ante patrem( Der Sohn vor dem Vater) bezeichnet, weil die Blüten bei ihr vor den Blättern erscheinen. Wegen ihres starken und angenehmen Geruchs hat man feit alter Zeit die Blüten des Huflattich als heilkräftig für Brustleiden betrachtet, und der lateinische Gattungsname Tussilago hängt mit dem lateinischen Wort tussis, der Husten, zusammen. Neuerdings freilich hat man dieser Arznei jede Wirksamkeit bestreiten wollen. Neben dem Huflattich erscheint auf nassem tonigen Boden der Bestwurz, fälschlich auch großer Huflattich genannt, dessen Wurzeln früher als Mittel gegen die Best gesammelt wurden. Von dieser Schäßung ist man längst zurückgekommen, und auch die allerdings vorhandenen Eigenschaften der Blüten als Mittel zur Beförderung des Schweißes sind zu geringfügig, um fich Beachtung zu erobern. Zu den bekanntesten Frühjahrspflanzen gehört ferner das Lungenkraut, das früher in Europa als Gemüse gegessen oder an Fleischsuppen und Gierspeisen getan wurde, weil es einen stärkenden Einfluß auf Lunge und Herz haben sollte. In Gestalt von Tee sollen die Blüten, denen man zuweilen auch Blätter Hinzufügt, gegen Brustkrankheiten helfen, jedoch ist diese Wirkung nicht derart, daß der vielverheißende Name Lungenkraut gerecht fertigt wäre. Dann kommt ferner die Kuhblume, die früher gleichfalls ganz besonders geschäßt und benutzt wurde, und zwar als Mittel gegen die Pocken und die Pest. Entweder wurden die Blüten in Milch oder Bier gekocht, oder es wurde ein Essig daraus ge wonnen. Außerdem wird, wie wenigen bekannt sein dürfte, aus den gelben Blütenblättern der Kuhblume durch Anwendung von Alaun ein Farbstoff gezogen, der in der Industrie Benußung findet. Wie verschiedene andere Gewächse, die vom Volf als Butterblume bezeichnet werden, sollen die Kuhblumen, wenn sie reichlich auf der Weide stehen, der aus der Milch gewonnenen Butter eine mehr gelbe Farbe verleihen; auch wird jener künstlich gewonnene Farbftoff von Landleuten gelegentlich zum Färben der Butter gebraucht. Die in Effig gelegten nospen gelten als ein Ersatzmittel für Kapern, ebenso wie die Knospen des Ginsters. Die Ginsterblüten werden übrigens noch immer reichlich als Arznei benutzt, und zwar in der Gestalt von Tee oder Syrup gegen Gicht, chronischen Rheumatismus, Stropheln und Verstopfung. Ihr gelber Farbstoff wurde zur Herstellung einer Farbe und eines Lacks benutzt, der von Malern sehr geschäßt wurde. Die Blüten des Maiglöckchens dienen jetzt vorzugsweise zur Parfümierung von Seifen, und vor alters bereitete man aus den getrockneten Blüten Schnupfpulver, die gegen Kopfleiden dienen und nervenstärkend wirken sollten. Außerdem machte man daraus Tränklein zur Herzstärkung, gegen Schlagfluß, Lähmung und Krämpfe. Namentlich in Deutschland benutzte man sie vorzugsweise als Beimischungen zum Wein. Die neuere Wissenschaft hat damit aufgeräumt, nachdem sie nachgewiesen hat, daß der Maiglöckchensaft auf das Herz nicht anders wirkt als der des giftigen Fingerhuts. Dadurch wird er zwar gerade wie hat dieser zu einem Heilmittel, das aber mit großer Vorsicht zu gebrauchen ist.
Theater.
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Humoristisches.
dt.
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Gerechtfertigter Wunsch. Beim Minister des Innern ein Herr Audienz, der wegen Namensveränderung petitioniert. Wie heißen Sie?"
Mein Name ist: Zieß."
" Ja, das ist doch ein ganz schöner Name; weshalb wollen Sie ihn denn ändern?"
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Gastspiel des Moskauer Künstlerischen„ Ich hab' doch ein Geschäft! Und sowie ich am Telephon Theaters. Ein Volksfeind". Schauspiel von Ibsen. fage: Hier ziet! ruft der andere immer: Machen Sie die Auf Alerei Tolstois Bar Fedor", Gorkis „ Nachtashl" und die Tür zu!"- beiden Tschechowdramen ließ die Moskauer Truppe als Abschluß ihres glänzenden Berliner Gastspiels die Aufführung von Jbsens Nachlässigkeit. Sommerfrischler:„ Da hat " Volksfeind" folgen. Wieder war es eine Hochbedeutsame Leistung, ja die ganze Nacht ein Ferkel unter meinem Bett geschlafen!" wieder rauschten nach jedem Fallen des Vorhanges minutenlang Bäuerin( entrüstet zur Magd):„ So a Nachlässigkeit von dem die stürmischen Ovationen durch das Haus. Aber jener Eindruck Frauenzimmer; wenn der dicke Kerl mit dem Bett zusammengefallen eines ganz neuartig und zwingend Ueberzeugenden, den ihre Dar- wär', nacha hätt' er das ganze Schweinl zu Brei gequetscht!" stellungen aus dem russischen Leben hervorriefen, vermochte diesmal ( Lustige Blätter".) nicht wohl aufzukommen. Man kann Jbsen sehr gut und dabei doch in vielem anders als auf dem Brahmschen Theater spielen, das Der hygienische Wirt. Im Restaurant zur„ Blauen zeigten die Russen, nicht, daß man ihn besser spielen kann. Ein Kugel" haben sie neue hygienische Spucknäpfe aufgestellt. Der Vergleich der beiden„ Voltsfeind"-Aufführungen läßt keinen Zweifel, kleinste Pittolo steht in stummer Betrachtung vor so einem Ding, daß die Brahmsche, was die Färbung der großen Volksversammlungs- räuspert sich und spuckt in einem fort hinein. Der Wirt, der das szene und die Auffassung des Helden anlangt, jedenfalls Jbsenscher sieht, springt auf den Pitkolo zu, erwischt ihn bei den Ohren und war, den Intentionen des Dichters wie dem norwegisch kleinstädti- brüllt ihn an:„ Lausbub', wenn Du spucken willst, spuck' auf d' Erd'! schen Milieu sich bei weitem enger anschloß. Dö Spucknäpf' san für die Gäste da, verstanden!"
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