Cacilie ausgegangen war, kletterte mit lautlosen Schritten die hohen Treppenstufen empor, und war es auf der letzten angelangt, so blieb es mit einem Fingerchen am Munde und fragenden Augen stehen, um durch die offene Tür zu erspähen, ob dort hinter jenem Arbeitstische die Stirn nicht zu düster gefaltet, der Mund nicht zu fest zusammengekniffen sei. Und wenn die langen, nachdenklich gesenkten Lider sich freundlich hoben, wenn die blanken Zähne lächelten, dann trippelten zwei kleine Füßchcn lustig herbei, zwei kleine Aermchen breiteten sich weit aus und mit jauchzendem Freudenschrei warf Ziona sich zwischen die Knie ihres Vaters. Abi ! Abi!"(Väterchen.) Hatten sie sich dann genug ancinandcrgeschinicgt und alle Geheimnisse des Tages ins Ohr geflüstert, so setzte Elias sie wieder zu Boden. Tann trippelte sie stolz und glücklich im Zimnier umher, musterte die in Regalen aufgestellten Idole und die in Fächern untergebrachten Amphoren, blieb wohl vor einer neuen Göttin stehen und zupfte nachher ihren Vater am Aermel: Abi , liebes, erlaubst Tu mir, dasi ich nnt der da spiele?" Und auf der Matte sitzend, wiegte sie das Tonidol wie ein Püppchen, richtete in Opferschalcn das Puppenfrllhstück an und verzehrte es aus Totenurnen. War sie des Spieles müde, so setzte sie sich manchmal an eine Tischecke. Abi, nun werde ich Dir helfen!" Tann ergriff sie einen Bleistift, ein Stück Papier und bekritzelte es mit wichtigtuender Miene. Manchmal vergaß Elias ihre Gegenwart ganz und dann schlief in dem heißen, dämmerigen Gemach Ziona mit roten Bäckchen wohl gar aus dem schwarzen Leibe eines Moloch, eines Kindcrfressers, ver­trauensselig ein. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) Oer Garten ctes l�aiibenkolomften. April. In der Nacht vom 31. März zum 1. April feierte der Vogels- dorfer Grundbcsitzervercin sein erstes Stiftungsfest. Ich sollte mit- machen, um aber als Junggeselle nicht allein kommen zu müssen, lud ich Herrn und Frau Prietzke zum Mitgehen ein. Beide sträubten sich zunächst, denn sie fürchteten als Laubenkolonisten in einem Grundbesitzcrvcrein nicht für voll angeschen zu werden. Nachdem ich aber die feierliche Versicherung abgegeben hatte, daß dem Verein Ivedcr Rittergutsbesitzer noch Oekonomicrätc oder Ober- amtmänner, ja nicht einmal gewöhnliche Hausagraricr, sondern nur Leute angehören, die statt des Pachtlaudes die eigene Par- zelle im Schweiße ihres Angesichts bearbeiten, kamen beide mit. Sic hatten es nicht zu bereuen, amüsierten sich köstlich und während Frau Prietzke mir, dem Junggesellen, gegenüber eine gewisse Zurück- Haltung beobachtete, war Herr Prietzke, wie man zu sagen pflegt, ganz aus dem Häuschen. Es war früher Morgen geivordcn als wir die Festsälc verließen und uns den ersten April von der Straße aus besahen. Frau Prietzke, die trotz ihrer Korpulenz als viel umworbene Schönheit tüchtig getanzt hatte, war ermüdet und sehnte sich nach Schlaf, er aber wollte sich nur waschen und umkleiden um dann mit mir hinaus nach dem Alberthain zu fahren. Ter Verabredung gemäß trafen wir uns um zwölf Uhr am Bahnhof Alexauderplatz. Kaum hatte sich der Vorortzug in Bewegung ge- setzt, so nahm Herr Prietzke die Unterhaltung auf, die sich natür- lich um daS Laubenland drehte. Prietzke ist Pessimist, d. h. ein Mensch, der alles schwarz in Schwarz sieht und stets bereit zu sein scheint, die Flinte ins Korn zu werfen, sich aber trotzdem für jede Aufmunterung empfänglich zeigt. Er hatte im März, gleich nach seiner letzten Besprechung mit mir, Petersilie, Radieschen und Karott5n gesät, zusammen für dreißig Pfennig, es wollte aber nichts aufgehen. Wöckientlich zweimal hatte er, falls kein«chnee lag, mit allen zehn Fingern in den Saatbcctcn herumgewühlt, ohne etwas von keimen- den«amen entdecken zu können.Das hätte» Sic aber nicht tun sollen," sagte ich ihm.die Samen wollen ihre Ruhe haben, sie konnten auch noch nicht aufgehen, weil nach den ersten warmen Märztagen wieder recht kalte Witterung einsetzte. Die frühesten Saaten brauchen reichlich Zeit zum Keimen, später, wenn erst der Boden wärmer ist, geht die Sache bedeutend schneller. Der Haupt- saatmonat ist der April, also jetzt, Herr Prietzke, geht die Sache eigentlich erst los. Dabei haben Sie aber mancherlei zu beachten. Manche Gemüse müssen auf besondere Saatbeete ausgesät und später auf die Kulturbeete verpflanzt werden, andere werden aber nicht verpflanzt, weil sie das nicht vertragen, sondern gleich dahin gesät, wo sie ihre vollständige EntWickelung erlangen, sollen. Zu den ersteren gehören alle Kohlgewächse. Kopfsalat, der aber unter Umständen auch unverpflanzt bleiben kann, Sellerie. Breit- lauch und Tomate. Diese Gemüse säen Sie jetzt, mit Ausnahme von Sellerie und Tomate, die man unter Glas heranzieht, auf ein Saatbeetchen. Guter Blumenkohlsamen ist teuer, von den anderen Kohlarten deckt aber für je zehn Pfennig Samen'den Bedarf für drei Lauben- gärten. Die Samen werden recht weitläufig ausgestreut, etwa einen Zentimeter hoch mit Erde bedeckt und die aufgehenden Pflänzchen dann im nächsten Monat verpflanzt. Kohlgcivächse stellen die höchsten Anforderungen an den Boden, sie erfordern Voll- düngung und wollen oft trotz solcher in unserem Sandboden nicht sehr groß werden, aber der Anbau ist dennoch lohnend. Es kommt ja nicht auf die Größe und Dicke eines Kohlkopfes, sondern auf seine Schmackhaftigkeit an, und wenn Ihre Frau bisher Blumen-, Wirsing- und Kopfkohl in der Markthalle gekauft hat, so wissen Sie eben beide nicht, wie wirklich guter Kohl schmeckt. Der in Berlin in den Handel kommende Kohl ist durchweg minderwertig, ich mag ihn nicht essen, nicht einmal riechen, denn er stinkt beim Kochen fürchterlich I Tie dicksten dieser Kohlköpfe stammen von den überdüngtcn städtischen Rieselfeldern, die übrigen aus Dänemark und Holland ; sie kommen in ungezählten voll gepackten Waggon- ladungen nach Berlin , erhitzen sich auf der Reise, und dadurch wird ein Zersetzungsprozeß eingeleitet, welcher den widerlichen Geruch und Geschmack zur Folge hat. Im Moorboden ivachsen alle Kohl- arten gut, im Sandboden gedeihen Kohlrabi, Grün- und Rosenkohl am besten, letztere werden aber als Wintergemüse erst im Juni gesät. Auch Blumenkohl, namentlich die kleine Erfurter Zwerg- forte, früher Wirsing , Weiß- und Rotkraut gedeihen bei uns bei guter Düngung. Eine Verwandte des Kohlrabi ist die Kohlrübe, die aber dem lieben Vieh besser als den lieben Menschen schmeckt, wenn auch der eine oder andere Kohlrüben mit Schweinebauch für eine Delikatesse hält." Was nun die Gemüse betrifft, die direkt au Ort und Stelle gesät werden, also am anspruchlosesten sind," erklärte ich Herrn Prietzke weiter,so gehören hierher zunächst fast alle Wurzel- gcwächse, also Karotten, Schlvarzwurzel, Petersilienwurzel, Rabies und Rettiche, rote Rüben und Zwiebeln, ferner die einjährige» Küchcnkräuter und Spinat, sowie die Hülsenfrüchte, also Erbsen und Bohnen. Bohnen legt man erst im Mai, alles übrige wird jetzt gesät. Die nieist kleinen Samen werden recht weitläufig ausgesät; am besten vermischt man jede Samenportion gründ lich mit einem tüchtigen Posten trockener Erde und streut dann das ganze Gemisch gleichmäßig auf das hcrgcrichtctc Beet, worauf der Samen mit einer cngzinkigen Harke eingeharkt wird. Erbsen legt man in Reihen, von hochwachsenden Sorten, die später geftcngelt werden müssen,' zwei bis drei Reihen auf ein 130 Zentimeter breites Beet, von niederen vier bis fünf Reihen. Die Reihen werden mit der Pflanzschnur ausgesteckt, dann zieht man zehn Zentimeter tiefe Saatrinnen, in diese legt man auf je zehn Zenti­meter Entfernung eine Erbse und schließt schließlich die Rinne» wieder mit der Harke. Am angenehmsten sind die niedrigen Erbse», die nicht gcstengelt zu werden brauche». Vorzügliche Sorten sind; Verbesserte Wunder von Amerika , Buchsbaum und Allerfrühcstc Maierbse. Sehr schmackhaft sind die hier kaum bekannte» Zucker- crbsen, die man in ganz unreifem Zustand mit der grünen Schote kocht, was ein delikates Gemüse erzielt." Wenn Sie die pflanzen," sagte ich zu Prietzke,so können Sie mich einmal zu Zuckercrbsen einladen." Ich wollte ihm»och ein Rezept sür die Zubereitung geben, er lehnte aber ab, weil seine Frau, die alles besser weiß, auch die besten Rezepte kenne. Ich ermahnte Prietzke»och, die Erbse» ja zehn Zentimeter tief zu legen, weil sie sonst Tauben und Krähe» wieder herausholen würden. Prietzke erklärte mir. daß es alles säe» wolle, natürlich mit Ausnahme von Bohnen, Gurken und Kürbissen, wofür es noch zu früh ist.Und wenn Sie gesät haben," sagte ich ihm ernst, dany zügeln Sie Ihre Ungeduld und warten ruhig ab, bis alles aufgeht. Zuerst gehen übrigens Samen auf, die Sie gar nicht gesät, Unkräuter schlimmster Art.Disteln und Dornen soll Dir Dein Acker tragen!" Das hat schon Adam, der erste sagenhaste Lauben- kolonist, erfahren müssen. Tie Samen dieser Unkräuter loarcn schon im Boden oder fliegen uns zu, denn es gibt leichte und mit flügcl- oder sederartigen Anhängseln versehene Unkrautsamen, die im Fliegen entschieden besseres leisten als die modernen Er- finder mit ihren lenkbaren Luftschiffen und Luftschrauben. Die Unkräuter zieht man frühzeitig aus, damit sie die Gemüsepflanzen nicht überwuchern und ersticken. Es gibt aber auch Unkräuter, die gar nicht so unnütz sind, wie es den Anschein hat, hierzu gehöre» zum Beispiel der Thymian, ein würziges Küchenkraut, der Sauer- ampfer, der, mit Spinat gekocht, ei» pikantes sauer und süßes Gemüse liefert, und der überall wachsende Löwenzahn, mit gelbe» Blumen und reichlichem bitterem Milchsaft in den Stengel»; er ist eine würzige Salatpflanze."Diesen Unkräutern räumen Sie ein besonderes Bett ein," sagte ich Prietzke,auf welches sie noch andere ausdauernde Kräuter in je zwei bis drei Stück pflanzen, wie Schnittlauch, Salbei, Esdragon(zum Gurkeneinlegen) und Lawendel, dessen Zweige aber nicht in die Küche, sondern in den Wäscheschrank wandern, der dann nach allen Wohlgerüchen Indiens duftet." In der weiteren Unterhaltung machte ich Prietzke darauf auf- merksam, daß er Wechselwirtschaft treiben müsse. Da kam ich aber schlecht an. er glaubte, ich wollte ihn in den April schicken