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bie festen Vorstellungen. Neligion, Moral, Recht wurden einer mehr fozialen Kritik unterworfen. Diese führte dazu, daß man nicht mehr ausschließlich fragt: wie haben es unsere Vorfahren gemacht, fondern, wie müssen wir es machen, unserem Wesen entsprechend? Mit dieser inneren Entwickelung gingen die neuen Probleme der Technik Hand in Hand. Der Dampf und die Elektrizität stellten neue Anforderungen, die nun nicht mehr nach alter Väter Art gelöst werden konnten. Diese neuen Möglichkeiten zeigten uns Wege, die bis dahin unbeschritten waren.
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auf die Sache ein das heißt flest man davon ab, daß van de Velde theoretisch oft furzsichtig ist und in die Fehler verfällt, die er gerade dem Gegner bortvirft, zum Beispiel der Sentimentalität, wenn er behauptet, in der logisch durchgebildeten Linie sei die Poesie der rauschenden Wälder und des schäumenden Meeres fo muß man anerkennen, daß in dem logischen Stil van de Veldes, der alle überflüssige Ornamentit verschmäht, viel Zukunft liegt. Jedenfalls hat sein Stil vor vielen anderen Versuchen den Vorzug der Konsequenz und der Möglichkeit, eine umfassendere Geltung für breitere Streise zu beanspruchen. Namentlich für unsere öffentlichen Gebäude wäre feine Art sehr angebracht, da sie zugleich einfach und monumental ist und endlich einmal endgültig mit dem Schutt übers tommener Vorstellungen aufräumt. Es ist zum mindesten ein Anfang in diesem resolut einfachen Stil.-
Sie arbeiteten zugleich mit, einen neuen Typus Mensch zu schaffen. Im Zusammenhang mit all den neuen Kulturerrungen schaften, den unendlich vielen Fragen, die wir uns von neuem bor legten schon das zeigt an, daß der alte Mensch nicht mehr war, denn immer ist Unbefriedigtheit das Anzeichen für etwas Neues wurde der neue Typus Mensch, der moderne Mensch. Dieser Mensch ie. Der älteste Kartograph des Nordens ist nach Untersuchungen ist nach van de Veldes Anschauung grundsäglich verschieden von dem des norwegischen Geographen Björnbo ein gelehrter Mann des fünfMenschen früherer Tage, so grundsäglich, daß man unterscheiden zehnten Jahrhunderts, der mit seinem eigentlichen Namen Claudius müsse: moderner Mensch und prämoderner Mensch." „ Der prämoderne Mensch wusch sich, badete sich, az anders als Clauffen Swart hieß, sich aber nach dem Brauch der damaligen Zeit der moderne Mensch."" Der prämoderne Mensch arbeitete anders, Geburt war Swart eine Däne, und zwar ist die Tatsache auf lateinisch in einen Claudius Clavus Niger verwandelte. Von als der moderne Mensch und suchte seine Erholung in anderen Ber - überliefert, daß in demselben Jahr( 1388) geboren ftreuungen." in dem der Krieg zwischen König Albrecht von Im Leben des prämodernen Menschen spielt die Sentimentalität wurde, eine große, ausschlaggebende Rolle. Er schmückt seine Wände mit Schweden mit der Königin Margarete von Dänemark ausSprüchen, er trinkt aus Bechern, auf denen ein Gedicht steht. Ueberall brach, der für ersteren unglüdlich ausging. Erzogen wurde Swart in einer Mönchsschule, verließ aber seine Heimat schon umgibt ihn eine Romantit des Gefühls, der Sentimentalität. Der moderne Mensch sucht logisch, vernunftgemäß zu leben. im Alter von 24 Jahren und verbrachte den größten Teil seines Lebens im Auslande. In Rom machte er 1423 die Bekanntschaft and er fängt damit an, daß er sich mit vernunftgemäß gestalteten des päpstlichen Sekretärs Poggio, der sich bedeutende literarische Dingen umgibt. Er verbannt jene grotesten Dinge aus seinem Berdienste erworben hat. Db er den jungen Dänen auf die KartoBimmer, die vor lauter Schmud, der Vögel, Blattwerk oder Giraffen graphie hingewiesen hat, ist zweifelhaft. Die älteste von Clavus geigt, unbrauchbar sich erweisen. Niger bekannte Karte, die man 1835 bei Nanch auffand, wurde von einer Beschreibung begleitet und nimmt in der Darstellung des euro päischen Nordens einen ziemlich hohen Rang ein, indem sie viele Jers Die Befreiung von der Sentimentalität tam zu stande durch die tümer früherer Karten vermeidet und auch schon Grönland und Jsland Franzöfifche Revolution und durch die amerikanischen Befreiungs- zur Darstellung bringt. Im Jahre 1888 wurden dann in Warschau und triege, die ein neues Amerita schufen. Das Resultat ist der neue vielleicht auf Clavus zurückzuführen sind. Nach einem später in Florenz mehrere mit der Hand gezeichnete Karten aufgefunden, die Europäer. In England hat dieser Geist, der der Praxis dient, schon wien entdeckten Manuskript hatte Clavus behufs weiterer Vervolltiefere Ausbildung erfahren, ohne daß England damit als inferior fommmmung seiner Karte von Europa namentlich die ganze norin der Kunst angesehen wird. Im Gegenteil dieser neue Geist Stärkte feine Sträfte und seine Stünstler. Dennt das ist eine fälschtegische Süste bereist. Die Arbeiten von Clavus blieben lange Demt das ist eine fälsch- maßgebend für die Darstellung der nördlichen Gebiete unseres liche Annahme, daß num die Poesie aus unserem Leben verschwinden Erdteile und besonders mit Bezug auf die Darstellung von Gröns foll. Wir haben nur ein anderes Gefühl für das, was wir Poesie land, die erst im siebzehnten Jahrhundert weiter verbessert wurde. nennen und als solche ansehen. Ruskin und Morris bahnten hier den Weg. Sie schlossen sich der Vergangenheit an, waren noch nicht felbständig. Wir suchten nach einem neuen Stil. Nicht die Kraft- war die Veranlassung. Vielmehr häufig nur die Auffassung, es hat einen Stil des sechzehnten, des siebzehnten und des achtzehnten Jahr hunderts gegeben, das lesen wir überall in den Lehrbüchern. Wo ist nun der Stil des neunzehnten Jahrhunderts? Auf, laßt uns ihn suchen, lautete die Parole, er muß irgendwo stecken. So sollte über Nacht ein neuer Stil geschaffen werden.
Der neue Stil folgt der Konstruktion, der das Material und ber Zived die Wege weisen; er hat den Sinn der Notwendigkeit und verzichtet auf Beiwerk.
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Humoristisches.
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-Aus der Gesellschaft. Nun, wie sind Sie von der Hochzeitsreise zurückgekehrt, Herr Baron?" " Ganz gut- aber ein kleines Malheur ist mir passiert: Meine Frau ist mit dem Chauffeur durchgebrannt!"
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Auf dem Bureau. Herr Mat, Ihre Frau Gemahlin ist am Telephon!"
,, Hab' jezt feine Beit!... Bitte, Kollege, verstellen Sie doch Ihre Stimme etwas und fragen Sie, was sie will; zum Reden fommen Sie ohnehin nicht viel das besorgt meine Frau schon allein!" ( Nach fünf Minuten.)
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„ Sie sollen nicht so lange beim Frühschoppen siten bleiben, Herr Rat, und pünktlich zum Mittagessen erscheinen. aber jetzt müssen Sie selbst tommen Ihre Frau wird zärtlich!" - Der Proßenbauer.„ Guat'n Morg'n, Bürgermoasta!.. ( Seine Antwort.). No, woaßt D', Bürgermoasta, eppas funnt'st D' So- o- o! Boaßt D' net, tvann i' mei' Sprechstund' ( Fliegende Blätter ".)
Er war aber schon da. Und zwar unversehens. Er offenbarte sich dem staunenden Blick in den logischen Fügungen der EisenkonStruktionen. Und die Weltausstellung in Paris zeigte offenkundig in ihrer Maschinenhalle diesen neuen Stil. Da war ein Gesetz, das einem Stil die Wege wies. Hiervon hat sich van der Velde anregen Laffen. Er überträgt den Eisenstil in Holz. Was niglich ist, ist noch nicht schön. Dazu bedarf es des Künstlers, der die Sensibilität ( diese Eigenschaft erhöhter Neaktionsfähigkeit steht an Stelle der früheren Sentimentalität) des modernen Menschen in Linien bannt, beren Rythmus mehr zeigt als uur platte Nüglichkeit. scho drauf sag'n!" In diesen aphoristisch gehaltenen Sägen schilderte van de Welde das Werden des neuen Stils, den zu finden hauptsächlich das hab'?" Bestreben der belgischen Künstler sei. Van de Velde selbst ist Belgier ; er ist der Führer dieser Schule. Er stammt aus dem Lande der Fabriken, aus dem Lande Meuniers, wo dem Künstler soziale Erfordernisse tiefer sich einprägen, und das moderne Leben in schneidenderem Gegensatz zu der Vergangenheit steht. Er wies noch darauf hin, daß die Antike in ihrer frohen, naiven Sachlichkeit mit diesem Geiste der Moderne sich deckt. Der Antike gleich wird unsere Zeit sein, wenn sie lernt, nur sich zu folgen, ihren Bedürfnissen, ihren Wünschen.
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Notizen.
Der norwegische Dichter Alexander Kielland ist gestern plöglich gestorben. - Der Osiris Preis( 100 000 Franken) ist von der französi schen Akademie dem Historiker Albert Sorel für sein Werk: Die diplomatische Geschichte Europas während der beiden letzten Jahrhunderte" zugesprochen worden.-
- Das Schiller Theater in Charlottenburg foll bestimmt am 1. Januar 1907 eröffnet werden.
Hätte van de Velde die soziale Seite stärker hervorgehoben, so hätten seine Behauptungen stärkere Beweiskraft gehabt. So schwebte manches in de Luft. Die Wertung der vergangenen Stile machte Die Fischer von St. Jean", eine Oper von fich van de Velde leicht. Dilettantismus im Erkennen der Ent- H. M. Widor , erlebt am 15. April im Stadttheater zu wickelung lag neben neuartiger Anschauung. Frankfurt a. M. die erste deutsche Aufführung.
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- Die Nationalgalerie hat ein Jugendwerk Menzels, Bauplatz mit Weiden", für 25 000 M. erworben.
Es ist dies der Nachteil, wenn Führer einer Künstlerischen - Ein sibirisches Voltsliederbuch wird demnächst Richtung ihr Programm vertreten. Sie fennen nur das eine: ihren in Rußland erscheinen. Es enthält an hundert nationale Gesänge, Stil. So ties auch van der Velde alle anderen modernen Stil- die von einer Kommission im Verlaufe von drei Jahren gesammelt bestrebungen, z. B. Eckmann, die Wiener Kunst zurück als Versuche wurden. mit alten Mitteln. Nur seine Art, seine Kunst sei die richtige. Diese Einseitigkeit, die oft borniert wirft, muß man in Kauf nehmen. Im wesentlichen bot der Vortrag nichts Neues, das nicht schon aus den Die Britische Nationalgalerie in London kaufte Schriften und sonstigen Vorträgen des Künstlers bekannt wäre. ein Werk Jan Breughels( des Sammetbreughels") für Aber diese Wiederholung tvar lehrreich. Sie lentt den 100 000 m. Das Bild war von einem Händler aus dem Nachlaß Blick wieder hin auf wichtige Bestrebungen im Kunstgewerbe eines Rottenburger Domkapitulars für einige hundert Mark erworben und regt an, sich von neuem damit auseinanderzufezen. Geht man worden.
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