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Tüfternen Werbung um Elmire, der effektvollsten Szenen des Luftspieles, verhallten die Worte größtenteils ganz unverständlich, so leis und hastig wurden sie hervorgestoßen. Das wenig flangvolle Organ erschreckte hin und wieder durch häßlich breite Töne von dialektischer Färbung. Eine stärkere, ja starte Wirkung erzielte er allein in dem Momente, in der der Kriecher seine Hülle fallen läßt, und in gepreßter Wut, ein zum äußersten entschlossener Verbrecher, Orgon Rache androht. Auch im übrigen blieb die" Tartüff " Vorstellung tro mancher brillanten Einzelleistungen, so Tilla Durieux Elmire und Hedwig Wangels Madame Pernelle, als Ganzes genommen, hinter dem Niveau der früheren Reinhardtschen Klassikeraufführungen beträchtlich zurück. Es fehlte der einheitliche Zusammentlang. Georg Engels wandte den Orgon völlig ins Possenhafte und Else Heims wußte mit der Zofe Dorine wenig anzufangen, sie war vorlaut nach Vorschrift und hübsch, doch ohne rechte Drolerie und Anmut.
Um so besser flappte alles in der altmodischen AlexandrinerVerskomödie aus Goethes Leipziger Studentensemestern. In szenierung und Spiel ließen das Zeitkolorit behaglich, anschaulich Hervortreten, und die naiven Ungelenkigkeiten in der Szenenführung erhöhten noch die Vergnüglichkeit. Man sieht da recht bedenkliche Sachen. Der junge Ehemann Sophies, ein Säufer und Spieler, der faulenzend seinem Schwiegervater, dem alten Wirt, auf der Tasche liegt, schleicht auf das Zimmer eines Gastes, der mit Sophie schön tut, plündert die Schatulle und wird zum unfreiwilligen Zeugen davon, wie man ihm Hörner auffekt. Auch der neugierige Herr Schwiegervater, der heimlich in den Briefen des Fremden stöbern wollte, kommt angeschlichen. Als der Diebstahl bekannt wird, glaubt die Tochter, daß der Vater, der Vater, daß die Tochter den Coup verübte, und der alte ist erbärmlich genug, seinen Verdacht dem Fremden mitzuteilen. Schließlich gelangt, da sich der Ehemann und Täter verplappert, die Wahrheit an den Tag. Das Soll und Haben gleicht sich auf allen Seiten aus. Die Mitschuldigen, die sich nun wechselweis nichts vorzuwerfen haben, find, scheint es, ganz zufrieden miteinander. Das Puppenhafte der Figuren in ihrem Hin und Her rückt sie in einen solchen Abstand von dem Zuschauer, daß, was die Empfindungen sonst verlehen müßte, weit hinter das Possierliche zurücktritt wenigstens wenn ein so froh gelauntes Spiel dem Komödiantischen zu Hülfe tommt. Engels als ängstlich neugieriger Wirt schwamm hier recht im Elemente seiner Komit. Paul Biensfeldt gab dem lumpigen Söller eine höchst humoristische Mischung von Seelenfrieden, durchtriebener Pfiffigkeit und alkoholischer Verblödung. Winterstein war ein stattlicher Alcest, Luci Höflich eine reizend muntere und unternehmungsluftige Sophie. Der Beifall, spärlich beim„ Tartüff", Klang hier voll und laut.-
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Neize. Jin Gegensatz dazu breitet sich über das andere Bild, ein Stück Ackerland, ein goldiger Schimmer, der ruhig über dem Ganzen liegt. Auch hier ist alles, der Weg über Land, die Bäume, das Gras am Boden, in zartesten Nuancen gegeben. Der Maler scheut das Allzu- Grobe, Sinnfällige.
Aehnlich, aber noch subtiler in den Einzelheiten, noch schwingender im Atmosphärischen, malt Sisley einen Sommertag im Grünen . Ein Motiv ohne Inhalt. Kaum eine Landschaft. Ein anspruchsloses Stück Wiesenland, auf dem ein Baum steht. Aber der Himmel darüber hat ein so leuchtend rosiges Grau, das Grün ist so leicht und fein, daß die ganze Schönheit eines Sommertages in diesem Bilde mit unauffälliger Betonung erzählt ist. Das Weiche, Graue in der Luft solch eines heißen Tages ist vorzüglich gegeben, ebenso die Nuhe, das Schweigen in der Fülle, das warten.
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Ganz anders malt Manet solch einen Naturausschnitt. Er ist derber, robuster, zugleich eleganter, bewußter. Was bei Sisley unentschieden, in seiner Bartheit der Nuancen unendlich subtil ist, das treibt Manet bis zum äußersten in der Schärfe des Vortrages. Was bei Pissarro leise sich meldete, das Hindrängen zum Stil, bei Manet ist es zum Durchbruch gekommen. Das Motiv: eine Gartenhecke, alles in vollstem Grün prangend. Mit Entschiedenheit ist diese Fülle des Grünen betont. Strich an Strich voller Verve und Bewußtheit. Bei uns hat Trübner von Manet gelernt. Auch er bevorzugt in seinen Landschaften dieses fühle, breite Grün, das zugleich den Ton der Luft so fein wieder gibt. Bei Monet flimmert alles, ist in kleinste Teilchen zerlegt, aus diesen baut sich der Eindruck auf. Bei Manet ist alles Klarheit, Deutlichteit, Stil. Manet führt das Bielfältige auf das Wenige zurück. Darum diese monumentale Ruhe selbst in seinen Landschaften. Bei Renoir muß man zwei Perioden unterscheiden. In der einen malt er in braunen, schwarzen Tönen sehr vornehm und locker Ausschnitte aus dem Leben, meist Damen in der Loge im Theater. Das gelbliche, dämmerige Licht ist dem Milieu günstig. Unwillkürlich ist die Erscheinung in eine dem Alelierlicht ähnliche Beleuchtung gerückt. Da beobachtet Renoir sehr fein und ist, wenn auch äußerlich unmodern, so doch von äußerster Lebhaftigkeit und Schönheit. Es liegt eine alte, schöne Neife über seiner Kunst. Dann huldigt er dem Freilicht. Und es ist, als wollte er resolut übertreiben. ist, als hätte er noch nicht die Fähigkeit, wirklich getreu zu sehen. Dieses Blau, das er gibt, diefes Rot, sie haben so etwas verblasenes, die Gesichter so etwas Süßliches, der Ausdruck etwas Starres. Nur das eine merkt man: Hier ist schon der Anfang der modernen französischen Karikatur und Zeichnung zu spüren. Das sind Farben, die neben den Arbeiten von modernen Beichnern Frankreichs mit Ehren bestehen können. Auch hier lebt schon ein karikaturistischer Stil, geboren aus einer voreingenommenen, temperamentvollen Betrachtung des Lebens. Aber fünstlerisch feiner erscheinen die alten, brauntonigen Bilder, Bilder französischer Meister vereinigt der Kunstsalon ein Bild, das diese Betrachtung abschließt, das eine Loge zeigt, in Cassirer zu einer interessanten und gewählten Ausstellung. Viel der eine Dame fist, während ein Kind im Profil sichtbar ist, steht neue Sachen sind nicht dabei, doch man sieht gute Arbeiten immer als Beweis dafür, daß Renoir in dieser Art eine Ruhe der gern wieder und prüft dabei die Nachhaltigkeit des Eindrucks. So fünstlerischen Sammlung, eine Reife und Schönheit in der Pracht fonstatiert man, daß die Schönheit der Monetschen Bilder, ein der Farben erreicht hat, die seine andersartigen, helleren Bilder paar Stücke aus der Serie Waterloo- Bridge", die im vorigen Jahr nicht haben. entzückte, in gleicher Stärke durch das nochmalige Sehen bestätigt Zum Schluß muß noch ein Bild von Meunier erwähnt wird. Ein Feuerwerk von Farben in der Sonnenbeleuchtung", werden, das auf der großen Ausstellung nicht zu sehen war, das eine verschleierte Harmonie voller Duft bei„ trübem Wetter". Das aber eines der besten Bilder von Meunier ist. Es stellt einen Zug Objekt, das Gesehene, verflüchtigt sich beinab ins Unwesentliche Arbeiter dar. Die Typen sind fest herausgearbeitet. Es ist Ves und es bleibt unter den Händen des Malers nur die wegung in dem Zug. Die Farben sind düster. Das Ganze ist Schimmernde Oberfläche, die fast univirklich erscheint. Die zeichnerisch angelegt. Prachtvoll arbeiten sich die wenigen Farben Wasserfläche ist ein ruheloses Meer von Tönen, es blitt aus dem düsteren Hintergrund heraus. Es ist Strenge und Stil in und flirrt darin. Wie eine phantastische Erscheinung bauen sich dem Bilde. hinter luftig grauen Nebeln die Massen der Brücke, die sich in Bogen über das Wasser spannen, auf. Das Gewimmel der Spaziergänger wirkt wie ein prickelndes Konzert von Farben und man denkt an die feinen Holzschnitte der Japaner, die oft mit Geschick dieses Motiv der über eine Brücke strömenden Menge ver wenden. Auch der Ausschnitt ist ein ähnliches, die Wasserfläche vorn, schräghin die Brücke, von links nach rechts laufend. Da der Impressionismus in Paris unter dem Einfluß der japanischen Kunst entstand, so ist ziemlich mit Sicherheit anzunehmen, daß Monet dies Motiv der japanischen Kunst entnahm. Auch das stimmt damit, daß Monet darauf fam, ganze Serien des Motivs zu malen in ver schiedener Beleuchtung. Auch die Japaner machen es so. Sie malen hundert Ansichten" einer und derselben Landschaft zu immer wieder wechselnder Zeit.
e. S.
M
Kunst.
dt.
Notizen.
Ein Preisausschreiben für mehraftige dramatische Dichtungen erläßt die Zeitschrift, Deutscher Kampf"( Leipzig , Kronprinzenstr. 70). Der erste Preis beträgt 1000 m., der zweite 500 m. Rudolf Rittner hat ein neues, bieraktiges Schauspiel vollendet:" Narrenglanz".
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Im Wiener Bürgertheater fand ein neues Volksstück, Wurmst ichig", lebhaften Beifall. Verfasser ist ein Wiener Landesgerichtsrat. 200 000 Mark wird die soeben beschlossene Neube arbeitung des Verzeichnisses der Kunst Dentmäler in der Provinz Brandenburg erfordern. Die Veröffentlichung wird zum Teil mit farbigen Abbildungen ausgestattet werden.
Gleichwertig neben Monet steht Pissarro mit zwei schönǝn Landschaften. Das eine ein Parkbild" Stadtgarten" betitelt, in Locker filbernen Tönen. Auch hier entzückt die subtile Art, mit der das Figürliche dem Ganzen eingefügt ist. Namentlich die Damen, die vorn unter dem Schatten eines Baumes fizzen, sind leicht und t. Dertleinste Elektromotor der Welt befindet sich doch sicher hingesetzt. Da lebt jeder Strich und dennoch fügt sich nach Angabe des American Machinist" im Besitz eines Elektroalles zum festen Gesamteindruck zusammen. Eine besondere Vor- technikers und Uhrmachers in Texas . Der winzige Apparat wiegt nehmheit erhält das Bild durch die filbern grüne Farbenstimmung. fnapp 2 Gramm und wird durch den Strom einer kleinen Chlordie über dem Ganzen liegt. Wie lebhaft sind die Kinder gesehen, silberbatterie betrieben. Die Magneten sind aus zwei sehr feinen die im Sande spielen, die dicke Frau, in Grau gekleidet, die auf Stückchen Eisenblech hergestellt, die sorgfältig abgeschabt und poliert den Beschauer zukommt. Natürliches Leben, unbeobachtet erlauscht, find. Als Leiter wird nicht Kupfer, sondern Gold benutzt. Die in vollendeter Farbenschönheit. So leise ist da alles ge- Magneten werden durch goldene Schrauben zusammengehalten, find geben und flingt nie ganz aus. Man kann solch ein mit sehr feinen seidebesponnenem Golddraht umwunden, und die Bild lange betrachten. Immer wieder findet man neue Stäbe des Umschalters bestehen gleichfalls aus Gold.
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