371

-

Mit der Anerkennung ihrer Drganisation verband fich für die Schutzherren direkt ernannt, die Marschälle und sonstigen Beamten Spielleute gar bald eine merkliche Besserung ihrer sozialen und aber von den Mitgliedern gewählt. Zu Rapportsweiler standen rechtlichen Stellung. Sie hatten doch jetzt wenigstens jemand, der neben dem Könige vier Meister, darunter der Fähndrich, zu denen fich bei gar zu groben Uebergriffen ihrer annehmen und sie schützen die auch bei den übrigen Gewerben üblichen Zwölfer mit dem mußte, es gab doch wieder Ortschaften im großen Reiche, wo sie Weibel traten. heimats- und rechtsberechtigt waren. Natürlich strömten in diesen Der Rappoltsteiner Pfeifertönig mit seinen Beigeordneten führte Pfeifertönigreichen, um eben dieser Heimats- und Schutzberechtigung nicht nur die Gewerbeaufsicht in feinem Königreiche, sondern war willen, die Spielleute von nah und fern zusammen. Das König reich von Rappoltstein z. B. schivoll bald derartig an, daß sich die Bruderschaft in drei Kreise teilen mußte, weil ein Drt die Bahl der Angehörigen nicht zu faffen vermochte. Bei einer 1745 vor genommenen Zählung befanden sich dort in der oberen Bruderschaft 161, in der mittleren 190, in der unteren aber 400 Mitglieder. 751 Spiel­Teute auf einen Bezirk, der zwar vom Hauenstein   an bis zum Hagenauer Forfte und von der Höhe des Wasgaues bis zum Rheine  reichte, wäre auch unter heutigen Verhältnissen noch eine außer ordentlich große Zahl.

auch Richter in allen zwischen den Pfeiferbrüdern schwebenden Streitigkeiten. Alle Geldstrafen, und bei der Menge der Pfeifer und Spielleute mochten diese einen ganz anständigen Betrag im Jahre ausmachen, fielen an den Schußherrn, der später, um den Born der Strafgelder recht reichlich am Fließen zu erhalten, dem König jährlich 100 Livres zahlte. Bon dem Pfeifergericht ging bis 1669 eine Appellation nur an das herrschaftliche Gericht zu Rappoltsweiler, von da an, nachdem das Elsaß   französisch ge­worden, bei Appellationen über 10 Livres an die königlichen Gerichte,

Auch für den Pfeifertönig selbst fiel manch blanter Bazen aus seinem Königreiche ab. Bis 1434 mußte jedes Mitglied der Rappolt steiner Bruderschaft dem König am St. Jakobstag jerlich dienen ond geben ongeberlich ein hun ond ein sester habern". Bon da ab stieg die Abgabe bis auf 2 Hafer, der 1460 in Geld, und zwar 2 Basler Plapparte umgewandelt wurde. Zu dem tam außer den 100 Libres vom Schutzherrn noch der Anteil des Königs an den Erbgefällen der verstorbenen Brüder. Denn bei jedem Todesfall fiel die filberne Denkmünze und das beste Instrument des Verstorbenen zur Hälfte an die Bruderschaft, zur Hälfte an den König. Bei den alljährlich stattfindenden Pfeifertagen, die mit großem Pomp ge­feiert wurden, und bei welchen der König eine fleine vergoldete Krone auf dem Hute trug, war der König beim anschließenden Mahle zechfrei, durfte auch zwei Gäste mitbringen, während die bier Meister nur halbe Zeche zahlten.

Die Schutzherren scheinen sich ihrer Schußbefohlenen in Wirklich feit auch angenommen zu haben. Wie diese ihre Stellung auffaßten, zeigt uns Bürich. 1430 verlieh dieses das Pfeifertönigreich zu Kyburg   in ihren Gebieten und Gerichten dem Ulman Meyer bon Bremgarten. In dem Verleihungsbriefe heißt es da: ,, bestetten ihn daran als einen rechten Künig der Pfiffer und varenden Lütt, also daß er und fin Marschalt das Künig Reich hinfür als bisher mit allen wirden und Eren, allen Freyheiten, Rechtungen und guten gewohnheiten, als das von alters herkommen ist, inhalten und haben soll, bon aller Mänglichem ungefumpt und ungehindert". Der neue Pfeifertönig mußte dabei dem Bürgermeister bon Zürich   geloben, bei seiner Treu an Gidesstatt, einem jeglichen Bürgermeister und Rat der Stadt gehorfam, getreu, gewärtig und des Königreiches verbunden zu sein. Dafür wird dem neuen Pfeifertönig ein Schußbrief ausgestellt, in dem alle Fürsten  , Grafen  , Herren, Freie, Ritter, Knechte, Bögte, An den Kompetenzen des Rappoltsteiner Pfeiferkönigreiches Bürgermeister und Räte, denen der Brief gezeigt wird, gebeten änderte auch der Uebergang des Elsasses an Frankreich   nichts. Jm werden, den König Ulman Meyer und seinen Marschalt gütlich zu Gegenteil, Frankreich   wachte mit großer Eifersucht über die Ein­empfangen, ihn schützen, schirmen und fördern zu wollen. haltung der alten Gebräuche und bedrohte jede Verlegung der alten Privilegien mit Geldstrafen. 1669 befahl Ludwig XIV.   bei 300 Livres den Amtleuten und Beamten, die Spielleute zur strengen Beobachtung der Pfeiferstatuten anzuhalten und alle vom Pfeifergericht ausa gesprochenen Urteile umgehend zu vollstrecken. Ja, 1747 wurde jedes Bergehen außer den von der Bruderschaft selbst festgesezten Strafen von Staats wegen mit 10 Livres Buße für jeden Uebertretungsfall bedroht.

Deswegen blieb auch das Pfeiferkönigreich zu Rappoltstein bis 1789 bestehen, während alle anderen längst aus der Geschichte ver­schwunden waren. Das letzte Mitglied jenes Königreiches starb 1888 A. A.

Kleines feuilleton.

Auch die Kirche stellte sich wieder freundlicher zu den Spiel­lenten. Das Pfeifertönigreich zu uznach wurde 1407 fchon als geistliche Brüderschaft der farend Lüt, Giger und Pfifer" geftiftet. Im Stiftungsbriefe, bom Grafen von Toggenburg   befiegelt, wurde die Kirche zum heiligen Kreuz als Versammlungsort bestimmt, wo alljährlich die Brüder einmal eintreffen und für ihre gestorbenen Mitbrüder eine Jahreszeit begehen sollten. Jedes Mitglied trug als Zeichen ein fleines filbernes Kreuz, welches nach seinem Tode der Bruderschaft in der Kirche wieder übergeben werden mußte. 1458 erlangten dann auch die Bauler und Musikanten des Bistums Straßburg   und Konstanz die Wiederbenutzung des Abendmahls und zu Straßburg  . gründeten zu Stuttgart   eine Bruderschaft. Doch mußten sie sich berpflichten, vor und nach dem Genusse des Abendmahls sich je fünf Tage ihres Gewerbes zu enthalten. 1480 fetten- dann auch nach 19 jährigen Bemühungen die Rappoltsteiner die Aufhebung des tirchlichen Bannes für ihr Königreich durch, und die Pfeifer bildeten nunmehr die Bruderschaft der mater dolorosa zu Dusen Die Husholte" von Emden  . Der Franks. 8tg." wird ge bach. Wie die Toggenburger trugen auch die Rappoltsteiner ihre schrieben: In den Sammlungen der Emder Kunst" befindet sich Schutzpatronin an einer filbernen Denkmünze, und jedes Mitglied eine eigenartige Reliquie in Verwahrung: zwei lange, schwarze mußte an deren Jahresmesse unbedingt teilnehmen. As die Bretter mit nichts als Zahlen, und diese Zahlen geben von 1665 Religionsspaltungen eingetreten, die Rappoltsteiner selbst protestantisch bis 1868, also beinah drei Jahrhunderte fang, an, wieviel Särge geworden waren, wurde immer noch mit der gleichen Strenge und in Emden   Jahr um Jahr gebaut wurden. Es handelte sich dabei Hartnädigkeit an dieser Vorschrift festgehalten. So wurden 1751 um ein eigenartiges, wahrscheinlich noch in die Klosterzeit( bec die reformierten Mitglieder des Pfeifertönigreichs unter Bedrohung 1561) zurückgehendes Privileg, wonach in Emden   Särge nur von der körperlichen Züchtigung gezwungen, der Messe am Pfeifertage dem sogenannten Gasthause des Klosters geliefert werden durften, beizuwohnen und sich bei der Erhebung der Hoftie auf die Knie bis dem die Einführung der Gewerbefreiheit ein Ende machte. Daß niederzulassen. man über den Ursprung dieses seltsamen Monopols nichts weiß, Die wirtschaftlichen Zwecke eines solchen Pfeiferkönigreichs liegt daran, daß die letzten Mönche des betreffenden 1317 von Frans deckten sich durchaus mit den damals in allen sonstigen Getverbenziskanern gegründeten, später der Reihe nach auch noch von üblichen und hatten den ausschließlichen Zweck, den Mitgliedern eines Minderbrüdern, Gaudenten und Observanten bewohnten Klosters Königreichs   innerhalb dessen Ausdehnungsbezirkes das Monopol der Ausübung der Musik zu sichern. Jeder Spielmann, der nicht Mit glied des Königreiches war, wurde als Bönhase verfolgt, seines Instrumentes beraubt und obendrein mit einer Strafe belegt. Die Straßburger Bruderschaft der Spiellente Zur Kronen", deren König reich fich vier Meilen rings um Straßburg   erstreckte, bedrohten neben der Konfistation des Instruments jeden Bönhafen zum erstenmal mit einer Strafe von zum zweimal mit einer solchen von 2 14, und zuletzt mit 1 Pfund Wachs.

bei dessen Auflösung( 1561) alle ihre Bücher mit fortnahmen; auss genommen waren allein die Schiffszimmerleute, die gar manchess mal weit draußen auf See eine Dodefifte" zusammenschlagen und einen int holt legen" mußten, und die Juden. Den Anlaß zu jener merkwürdigen Statistik gab das große Sterben im Jahre 1665, in dem allein 5518 Särge( oder, wie es früher hieß Hus holte") gebraucht wurden; die wenigsten( 180) wurden 1851 be. nötigt. Der Name" Husholt", für den heutzutage in Ostfriesland  meist Dodetifte oder Totenlade gesagt wird, geht darauf zurück, daß Auch die übrigen Einrichtungen lehnten sich ganz an die damals es hierzulande üblich war, und hier und da jezt noch ist, daß üblichen Zunftgebräuche an. Bei den Nappolisteinern mußte bei dem Bauern und Bürger auf ihren Böden eine Anzahl für einen Sarg Eintritt in die Bruderschaft Eintrittsgeld gezahlt und eine Lehrzeit, zurecht geschnittene Eichenbretter liegen hatten: Rauholt( Ruhcholz) für das Land 1, für die Stadt 2 Jahre nachgewiesen werden. Die oder Notholt, um rasch einen Sarg zusammen zu zimmern, wenn Mitglieder sollten einander weder Kunden noch Lehrlinge abwendig es damit Not" oder Gile hatte. Husholt" bedeutet also das Holz, machen, zu Festen und Hochzeiten, zu denen sie nicht ausdrücklich das jeder bei sich zu Hause bereit hat. Das Holz hieß auch Dodeholt geladen, nicht erscheinen. Auch sollte feiner an die Stelle eines und heute noch fagt man für einfargen: einen int holt" oder in früher bestellten Mitbruders treten, ehe demselben der bedungene de Kiste" legen. Lohn ausgezahlt worden. Wollte aber ein Jude die Dienste der Spielleute gebrauchen, so sollte diesem der unverschämte Preis von 1 Goldgulden abgenommen werden pro Person. Gleich den übrigen Handwerken zeigen auch die Pfeifertönigreiche den gleichen Hang zur Abschließung und Verknöcherung. Berlangten doch 1606 die Rappoltsteiner für die Aufnahme in die Bruderschaft die fleckenlose, eheliche Geburt.

Die Pfeiferkönige wurden wohl überall von den jeweiligen

kh. Die modernen Apachen. Was ist aus den Apachen gea worden, jenem Indianerstamm, von dessen unerjättlicher Kampf­luft und Grausamkeit wir alle bei Cooper gelesen haben? Noch heute leben etwa 2000 Apachen in dem von der amerikanischen   Regierung ihnen zugewiesenen Reservatgebiet; aber die Zeiten des Kriegs­pfades" find längst vorüber, und wenn auch noch etwas von dem alten Geist der Bäter in ihnen lebt, fie haben sich der Ordnung