Cr traf die vier im vollen Glück des Spiels. Sie hatten pch ein Feuerchen angezündet auf dein unbebauten Land dicht hinterni Gartengitter, so daß die überhängenden Büsche des Gartens sie wie ein Dach beschützten. Eng hockten sie zusammen: sie waren jetzt im Lager. Frida hielt Kartoffeln in der Schürze, die in der Asche ge- braten werden sollten; aber das Feucrchen wollte nicht brennen, das Reisig schwelte nur. Wolfgang lag bäuchlings auf der Erde und blies, auf die Ellenbogen gestützt, mit aller Kraft seiner Lungen. Aber die reichte doch nicht aus, das Feuer wollte und wollte nicht brennen. Leise war Schlieben herangekommen, in ihrem Eifer hatten die Kinder ihn gar nicht bemerkt.Will's nicht brennen?" fragte er. In einem heftigen Emporschnellen war Wolfgang sofort auf den Füßen. Er war rot und frisch gewesen, nun wurde er blaß, sein offener Blick senkte sich scheu, ein trübseliger Ausdruck verlängerte sein rundes Kindergesicht und ließ ihn älter erscheinen. Muß ich'reinkommen?"' Es klang kläglich. Schlieben überhörte die Frage mit Absicht; er hatte ihn eigentlich hereinholen wollen, aber nun zögerte er plötzlich zu sagen: ja. Es war doch hart für den Jungen, nun fort- zumüssen, ehe das Feuerchcn brannte, ehe die Kartoffeln gebraten waren! So sagte er nichts, sondern bückte sich, und als er doch noch nicht tief genug herabkam, kniete er nieder und blies mit dem vollen Odem seiner breiten Brust in das schwach-knisternde Gezweig. Sofort sprühten Funken, und ein aufzüngelndcs Flämmchen wurde rasch zur Flamme. Ein Jauchzen stieg auf. Frida hüpfte im Kreis, ihre Zöpfe flogen:Et brennt, et brennt?" In ihren Jubel stimmten Artur und Hans niit ein; auch sie hüpften von einem Fuß auf den andern, klatschten in die beschmutzten Hände und schrien gellend:«Et brennt, et brennt!" lFortsetzung folgt. lNmhbriick verböte».) ]VIaitac{ in der Saebfifeben Schweiz . So schön Dresden ist, die Maisonne lockt hinaus. Aus der Stadt, aus den engen Gassen hinaus. Der Goldregen schüttet seinen Segen strahlend herab. Und der Rotdorn prangt in der Sonne, als sei er über und über mit roten Edelsteinen besetzt. Ein paar Minuten nur, da sind wir im Freien. An Gärteil fahre» wir vorbei. Schon breiten sich die Ebenen grün und fruchtbar. Ii» weiter Ferne Höhenzüge. Schnell führt uns die Bahn dorthin. DaS Tal verengert sich. Dicht an der Elbe fahren wir entlang. Drüben, am anderen Ufer, leuchten helle Sandsteinbrüche, deren Wände jäh abfallen. Grünes Gestrüpp unlkränzt den Rand des Gesteins. Der Zug hält. Wir stehen am User. Die Dampffähre führt uns hinüber. Zurückblickend gewahren wir den leichtgeschwungcnen Lauf der Elbe , die sich durch das Gestein einen breite» Weg bahnte, den menschliche Kunst benutzte, um an den Stellen, wo Seitenflüsse zuströmen, Ansiedelungen und Dörfer hinzusetzen, die dann die Bahn miteinander verbindet! Wehlen , ein frelindliches Dorf, daS sich unter einen, FelSvor- sprung aufbaut. Zwischen den kleinen Häusern führen die Gassen in Winkeln kreuz und quer aufwärts. Auf halber Höhe der Markt, von alten Hänsern umstanden. Am Bach entlang eine Treppe hinauf. Drüben eine Volksschule. Die Kinder spielen im Freien, und ihr Lachen erstillt den Raum und hallt wieder. Da laufen die Jungen, da spielen die Mädchen. Und am Zann stehen noch kleinere Zuschaner und sehen gespannt zu, ohne Rücksicht auf ihre kleine Nasen, die sie eng an daS Holz drücken, besten Stäbe sie fest umklamincrn. Die Mädchen stehen manchmal schon wie Er- wachsene beieinander und erzählen sich mit ernsthaften Gesichtern wichtige Neuigkeiten. Einen Augenblick Rast, ein kurzes Besinnen. ES klingt wie ein Märchen. Da, wo heute der Meigch wandelt, war einst ein Meer, ein tiefes, unabsehbares Meer, daS alle Erhebungen gleichmäßig be- deckte. Sand setzte sich nieder, allerlei Zusätze, die ein Zusammen- haften bewirkten, kamen hinzu, und unter dem Druck des Wassers bildeten sich kon, Pakte Massen. Das Meer ging zurück. Run kamen vulkanische Ausbrüche, die Vasaltlava tief hinein in das losere Sandgestein preßten, das sich gleichsam einfraß in die Lücken. Als der Gletscher, der diese Gebiete bedeckte, zurückging. Kossen die Ströme schneller die Ebene hinab. Sie fraßen sich hin- durch, durch die Ebene, und vertieften ihr Flußbett, so daß zu den Seiten sich Anhöhen bildeten. Durch die Lagerung ans dem Meeresboden hatten sich Schichten abgesetzt. Diese arbeitet jetzt die Verwitterung, die Lust, das Wasser, der einsinkend« Sand, die wurzelschlagenden Pflanzen heraus. So bilden sich Ablösungsflächen: zu hohen Türmen scheinen die Quadern geschichtet. Während das Meer kompakte Masten gleichmäßig absetzte, fraßen die zer- störenden Kräfte der Verwitterung an der Lust Klüfte, Hänge, Schluchten in das Gestein. Der Basalt widersteht der Verwitterung energischer als der Sandstein. So ragen aus dem hellen Sandstein die stehenbleibenden Basaltblöcke wie wuchtige Türme heraus, dunkler gefärbt. Auf verhältnismäßig kleinem Raum liegt das alles schön zusammen. Die Wirklichkeit, mit offenen empfänglichen Augen be- trachtet, ist reich genug an Ueberraschungen, die keine Phantasie überbietet. Abwechselnngsvoll ist der Anblick. Von Schritt zu schritt wechselt das Bild. Malerische Schönheit und interessante Bildung fügen sich auf kleinem Raum einheitlich zusammen. Zum Beispiel daS kleine Dörfchen, das wir jetzt hinter unS gc- lasten. Wüßten wir nicht, daß wir in Sachsen sino, man würde an Italien denken können. Eine üppige Vegetation. Breit auseinander gelegte Besitzungen. Ansehnliche Häuser, keinen kleinen Bauernhüttcn. Dabei macht doch alles den Eindruck bäuerlicher Eigenkultur. In das tiefe, schöne Grün, das reich sich entfaltet, schmiegen sich die Häuser mit ihren grauen Farben hinein, ein heiteres Bild voll schöner, leichter Ruhe. Wir sind allein. Stille umgibt uns plötzlich. Ein kühler Grund, ein Weg zwischen Tannen. Wir wandern still darunter hin. Der Wehlener Grund. Das Licht scheint hell durch die Zweige. Air den dunklen Ztveigen vom helle Spitzen, die jungeir Triebe, deren zartes Grün in der Sonne lacht. Ein Blmkem und Blitzen über und vor uns, eine zauberhafte Frühlingspracht. Braun»md kühl führt der Weg zwischen den Stämmen hindurch. Steine liegen in mächtiger Größe hier und da verstreut, MooS wächst auf ihnen. So wuchtig wie ihre Masten, so stumm lagert die Stille. Die um so einsamer wird, als nur ein leichter Wind ab und zu Kühlung fächelt, ein Vogel droben in den Zweigen zwitschert. Rechts und links vom Wege zuweilen ein Rascheln im Unter- holz. Frauen, die Holz sammeln. Andere konmicn uns entgegen, mit voller Kiepe, und grüßen im Vorbeigehen. Steinklopfer sitzen am Wege. Wie vergeht ihnen der Tag in dieser Einsamkeit? Sitzen tagaus, tagein unter den Bäumen im Walde und hören nur das Klopfen ihrer Hämmer. Von fern hört man einen Wagen knarren, die Bremse zieht an. DaS sind die eintönigen Geräusche deS Waldes, überall gleich und doch immer wieder voll tiefer Poesie, daß nian klopfenden Herzens still steht und horcht. Der Weg verengert sich. Felsen ragen hoch hinauf und drängen an den Weg heran. Dunkler wird das Licht. Glatt sind die Steine, feucht, und Moos wächst bis oben hinauf. Schroffe Gebilde, die die eigentümlichen Formationen deutlich zeigen. Das Wasser hat tiefe Löcher und gerundete Furchen in ihnen ausgewaschen. Dazwischen stehen die Kiefern schlank und aufrecht. Sie streben auffällig aus dem Dunklen ins Licht. Oben erst setzen sie Zweige au. Ohne jede Krümmung ist ihr hoher Wuchs. Dazwischen die Buchen mit ihrem lachenden, funkelnden Grün, silbernes Licht verstreuend über den dunklen Grund, den Zscharrngrund, der düsterer, wilder ist als der Wehlener Grund. Eine Felsengasse führt an einer überhängenden Wand vorbei, die glatt abgewaschen ist, wie eine Schiefertafel. Plötzlich verändert sich daS Bild. Die Felsen hören auf. Wir treten auf ein Plateau hinaus. Mählich steigt der Weg durch eine kleine Anpflanzung hinauf. Wenn wir zurückblicken, sehen wir lieblich das Tal zwischen den Wipfeln der Bäume erscheinen, in hellem Grün, sonnenbeschienen. Leise grollt ein Gewitter, das im Anziehen begriffen ist, hinter den Bäumen. Schon unten standen am Himmel dunkelblaue Wolken. Aber die Sonne behauptet sich sieghaft. Flucht duften der Boden und die Stämme. Bon Zeit zu Zeit wieder dumpfes Grollen hinter den Stämmen. Und wenn wir nach der anderen Seite zurückblicken, lacht dennoch blauer Himmel über dem Tal, und man glaubt nicht, daß wirklich Donner und Blitz die Ruhe stören wird. Nun, auf der Höhe, führt der Weg eben hin. Kaum meint man, sich auf dem Kamm zu befinden. Doch plötzlich gähnt links der Abgrund tief hinab. Die Schlucht zeigt uns die Höhe, die wir erklommen. Gegenüber die Bergwand, fast kahl, grau und monoton. In hohen Säulen türmt der Fels sich auf. Tief sieht man hinunter, wo kein Weg. kein Steg geht und nicht einmal ein Bach sich schlängelt. Roch ein paar Schritte, und wir stehen vor der Bastei . Wie angenehm die Rast auf der Veranda. Der Blick über die Ebene ist wie ein abgeschlossenes Bild, das sich fest einprägt. Es ist eingefaßt von den beiden hohen Stämmen, die hoch neben dem Stein aufwachsen, auf den jeder Ankommende, der die Aussicht genießen will, tritt. Ucber den Stein ragt von unten, sich scharf abhebend, die Krone einer knorrig gewachsenen Kiefer in die Luft. Bewaldete Berge im Hintergrund. Ein Schloß, das rings den Gipfel des als breites Viereck wie ein großer Tisch aus der Ebene ragenden Berges mit Mauern umschließt, die Festung Königstein . Grau im Grünen liegen die Mauern. Die Wipfel der Bäume stehen dicht belaubt, wie runde Strubclköpfc, von der Sonne be- strahlt, sich hell von dem dunklen Nadelwald absondernd. Eine andere Erhöhung in der Ferne zeigt die spitzkegelige Form eines Kraters. Die Ebene ist hellgrün, zuweilen, wenn eine Wolke sie überschattet, dunkel getönt. Fern sieht man die Elbe, ein braun» gelbes Land zwischen Gängen. Leicht wellen sich die Hügelzüge, grau übergehend am Horizont in das matte Grau der Wolken. Ein Vogel wiegt sich sacht und langsam in dem hohen Raum, der die Ebene überwölbt. Reden und Geräusche verklingen. Die