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Mit welch liebevoller Treue find die Lehrbücher zum Pflanzen- nicht die im Besitz der Insel befindlichen Engländer. Die Insel Diego zeichnen ausgeführt. Es sind Lehrbücher, aber der Künstler machte Garcia besteht aus einem Gürtel von Korallenbauten ,, der eine Kunstwerke daraus. Er verbindet absolute Treue mit Schönheit Lagune umschließt und eine merkwürdige Vegetation trägt, die zur und erreicht das durch das sichere Erfassen des momentanen Ein- Zerstörung des Felsens führt und keinen Baumwuchs aufkommen druckes in dem er alles gibt. Man sehe unsere Lehrbücher an. läßt. Ueberall wurde auf den Koralleninseln die überraschende Ent­Wie weit sind wir noch entfernt, wirklich den lebendigen Eindruck deckung gemacht, daß die innere Lagune auf Kosten des umgebenden einer Blume zu geben. Meister in dieser Kunst ist Masayoshi, der Korallenfelsens wächst. Allerdings wird diese Abnahme der kreis in Jedo lebte am Anfang dieses Jahrhunderts. Er beobachtet auch förmigen Koralleninseln von innen her reichlich aufgewogen durch das Tierleben; ein Hase zum Beispiel ist von packender Lebens- den außerordentlich starken Zuwachs, den die Korallentiere durch ihre wahrheit. Auch Buntsho widmet sich der Wiedergabe von Blumen. Tätigkeit am äußeren Rand durch Verbreiterung des Riffs schaffen. Ein feines Grau bildet den Hintergrund, auch das schöne, körnig- Auf einigen der Inseln wurden erhebliche Ablagerungen von Guano rauhe Papier trägt sehr viel zu der Künstlerischen Wirkung bei. gefunden, die eine Verwertung lohnen würden. Die Anhäufung In breiten Flächen ist die Form hingestellt, immer der Blick aufs dieser Massen wird ganz erklärlich durch die ungeheuren Scharen Ganze beibehalten. Die Japaner werden troß ihrer genauen, sub- von Seevögeln, die diese Inseln umschwärmen und unter denen die tilen Arbeit nie fleinlich. Hierfür ist besonders Moritani charat weißnadige Geeschwalbe am häufigsten ist. An einigen Stellen auf teristisch( Mitte des achtzehnten Jahrhunderts), von dem ein Buch den Koralleninseln war es unmöglich zu gehen, ohne auf Gier dieses ausgestellt ist, dessen aufgeschlagene Seite einen großen Vogel mit Vogels zu treten. In der Inselgruppe der Seychellen wurde fest weißem Gefieder und spißem Schnabel im Schilf zeigt. Der gestellt, daß fie früher eine einzige große Insel von etwa 55 000 Natureindruck von lebendigster Treue des Moments, so schnell er- Quadratkilometer Fläche gebildet haben, doch sind diese Inseln nicht faßt, wie bei uns nur der Apparat den Moment festhält, und den Korallenbauten.- Dieselbe geographische Gesellschaft hat sich außer noch schon künstlerisch übertragen in der eigenartigen Technik, die dem mit einem Vortrag von Dr. Haddon beschäftigt, worin ein Plan nur mit Schwarz- Weiß rechnet. Dann sehen wir Landschaften, für die biologische und anthropologische Erforschung von Melanesien boll leichter Freiheit in der Komposition, Berge, Waffer, Segel- vorgelegt worden ist. Die Melanesischen Inseln, zu denen Neu­boote auf dem Fluß; eine feine Sicherheit in der Ausarbeitung Guinea und die daran schließende innere Inselreihe bis nach Neu­des Räumlichen, das immer sehr weit wirkt. Caledonien und den Fidschi- Inseln hin gerechnet werden, bilden nach ihrer Lebewelt eine wohlgekennzeichnete Provinz, die ihren Namen bo der schwarzen Hautfarbe ihrer Bewohner erhalten hat. Viele der Inseln sind von beträchtlicher Größe, und auch hier ist eine ge= wichtige Veranlassung zu der Vermutung gegeben, daß die Inseln früher eine einzige große Landmasse gebildet haben. Haddon meint, daß sich noch Beweise dafür finden lassen müßten, und daß die Zer­störung dieses Erdteils zur mesozoischen Zeit der Erdgeschichte ge= fchehen sein dürfte. Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß auch die Geologie diefer Inseln noch fast gänzlich unbekannt ist, aber ebenso fehlt dem Botaniker jede gründlichere Kenntnis der Pflanzenwelt, beren Studium gerade hier eine Reihe fesselnder und wichtiger Auf­gaben finden würde, namentlich bezüglich des Baues, der Ver breitung der Pflanzen, Aehnliches gilt für den Zoologen bezüglich der Tierwelt, aber vielleicht das allergrößte Interesse an der baldigen Durchführung der planmäßigen Erforschung dieses Gebietes hat die Anthropologie. Für sie ist die Sache am dringlichsten, weil die Ge­fahr besteht, daß die dortige Bevölkerung, wenigstens auf manchen Inseln, schon in einer nahen Zukunft ausgestorben sein oder doch mit Bezug auf ihre Sitten und Kunstfertigkeiten durch die Be­rührung mit Europäern beeinträchtigt und berbildet werden könnte. Auch hat neuerdings der Verkehr zwischen den Inseln eine Ver­stärkung erfahren, wodurch Wanderungen und Mischungen entstehen, die gleichfalls die Entartung der einzelnen Inselstämme befördern. Immerhin gibt es in Melanesien noch manche Bezirke, die überhaupt noch nie von einem Weißen besucht worden, und viele Inseln, die noch gar nicht in den Gesichtskreis unserer Wissenschaft getreten find.

Wie genau die Japaner die schnellste Bewegung erfassen, davon ist Zeugnis ein Blatt von Masanobu, das einen Hahn zeigt, der auf dem Rand des Futterforbes geflogen ist und sich hinunter­beugen wil. Diese Bewegung ist verblüffend naturwahr.*) Das ift überhaupt eigentümlich, wie viel Leben diese Blätter enthalten. Jede Linie zuckt. Temperamentvolle Betrachtung des Seins ist berbunden mit einer ästhetischen Schulung, die fast wie eine lange Tradition die Künstler in Bann hält. Sie ist aber nur ein Stab, eine Stüße für sie, keine Fessel. Sie bewegen sich frei. Hiroshiges zart getönte Landschaften zeigen dieses Sondergebiet mit reifer Meisterschaft behandelt. Er stellt schon eine der letzten Etappen in der Entwickelung dar, die mit der unserigen Aehnlichkeit hat. Der Mensch verschwindet. Die Landschaft, die Natur domi­niert. Auch bei uns bedeutet das Emporkommen der Landschaft in der Kunst eine neue, moderne Etappe. Da sehen wir Täler voll stiller Schönheit, Brücken, die hoch und schwank über Bäche führen, Häuschen, die wie Jdyllen unter hohen, schweren Bäumen liegen. Des genannten Künstlers Vorläufer, der noch alle Sonderzweige in sich einte, ein Genie von univerfaler Begabung ist Hokusai ( Soffei), beffen volle, reife Kunst, die so vielseitig alle Gebiete ein­faßt, die auch hier schon gesondert behandelt find, in schönen Proben gezeigt ist.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß unsere moderne Kunst von Japan beeinflußt wurde. Speziell das moderne Kunstgewerbe ist ohne Japan undenkbar. Wer also dieses tennt, wird hier An­fnüpfungen wahrnehmen. Er sieht hier die Originale. Aber auch der Laie wird nur den ersten, fremden Eindruck überwinden müssen, um hinter der Hülle das ihm verwandte Leben zu entdecken, das mit reifer Meisterschaft in künstlerische Form gebracht ist.

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Humoristisches.

Ein toleranter Steptiter. Sind Sie mufikalisch,

mein Fräulein?"

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Ich spiele Klavier."

" Run, das ist ja noch kein absoluter Gegenbeweis."

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worben.

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Notizen.

( Meggendorfer- Blätter.")

-ss- Neue ozeanische Forschungen. In der letzten Sitzung der Londoner Geographischen Gesellschaft hat der Führer der Expedition des englischen Kriegsschiffes Sealart" im Indischen Ozean, Stanley Gardiner, die Ergebnisse dieser Forschungsreise in einem Vortrag Ahnungsvoll. Michel( dessen Vater eben zum über die Geographie des Indischen Ozeans zusammengefaßt. Eine zweitenmal geheiratet hat):" Boda, müassen ma uns von der der bedeutsamsten Aufgaben der Expedition bestand darin, wissen- zweiten Muatter ah soviel g'fall'n lass'n, wia von der ersten?"- schaftliche Beobachtungen zur Prüfung der Frage einer ehemaligen Landverbindung zwischen Afrika und Indien beizubringen. Seit Jahrzehnten sind die Geologen auf die Aehnlichkeit gewisser Ablage­rungen in Border- Indien einerseits und auf Madagaskar und im südafrikanischen Festland andererseits aufmerksam geworden, und daraus hat sich die Theorie entwickelt, derzufolge früher eine große Das Wiener Raimund Theater hat seine Reserven Landbrücke zwischen diesen beiden Erdgebieten, also über den nord- aufgezehrt. 200 000 kronen werden gesucht, um das Werkel in Gang westlichen Teil des Indischen Ozeans hinweg, bestanden haben zu erhalten. müßte. Gardiner hält nach den von ihm gefundenen Tatsachen diese Das Theater des Westens hat die neue Operette Anschauung für berechtigt. Es besteht noch jezt zwischen den beiden von Claude Terasse: Der Herr von Berghi" er Ländern eine Art von untermeerischem Plateau, dessen mittlere Tiefe 2500 Meter übersteigt. Allerdings ist die Landbrücke zwischen Asien und Afrika , vermutlich durch Arbeit von strömendem Wasser, zerstört worden, aber eine Anzahl von Inseln zeigen noch jetzt ihren früheren Bestand und Verlauf an, nämlich die Lakkadiven und Malediven, weiter südlich die Tschagos- Inseln , dann nach Afrika hin die Insel­gruppen der Seychellen, Amiranten und Mastarenen und vereinzelte Eilande, die endlich in der Richtung nach Madagaskar hinführen. Diese verschiedenen Infelgruppen hat die Expedition nun insbes fonders untersucht. Von historisch- politischem Interesse ist die An­gabe, daß die Infel Diego Garcia im Tschagos- Archipel , der äußerst selten besucht wird, von der russischen Flotte zur Zeit des russisch­japanischen Krieges als Kohlenstation benutzt worden ist, wahr scheinlich, ohne daß jemand damals etwas davon erfahren hat, auch *) Auch die Bücher, die nur Momentbilder von der Straße enthalten, Gehende, Hockende, Gestikulierende, bieten überraschendes Material und zeigen sicherste Beherrschung zugleich jugendliche Frische.

Eine Gesellschaft für vergleichende Mythen­forschung ist in Berlin gegründet worden.-

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Zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau des jüdischen Krantenhauses in Berlin veranstaltet die jüdische Gemeinde eine öffentliche Ausschreibung. Der erste Preis beträgt 6000 M., der zweite 4000 m., der dritte 2000 m. -Am Eröffnungstage des Heidelberger Instituts für Strebs­forschung, am 24. September, wird in der Neckarstadt eine inter­nationale Konferenz für Krebsforschung zusammen­treten.

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-Am 29. Juni kommt ein in der Gemarkung Reinhards münster gelegenes Anwesen mit Wasserkraft, früher Sägemühle und Hammerwerk, Auf dem Hammer", unweit Babern gelegen, zur Versteigerung. Dazu bemerkt die Straßburger Post", daß es fich hierbei um ein historisches, merkwürdiges Anwesen handelt, nämlich um den Eisenhammer ", den Schiller in seinem bekannten Gedichte erwähnt. In unmittelbarer Nähe des Anwesens steht auch die Fridolinstapelle.-

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.