fDöt Venn Loih zu gräßlich SLe. hier zu fitzen ! Ob er noch einmal nach Berlin hineinfuhr oder zu Bette ging? Er wußte selbst nicht recht, was tun- „Du gehst jetzt zu Bett?" Es sollte wie eine Frage klingen, aber Käte hörte selber, daß eS nicht wie eine Frage klang. „Natürlich geht er jetzt zu Bett," sagte der Vater, einen Augenblick den Kopf hinter seiner Zeitung hervorhebend.„Er zst müde. Gute Nacht, mein Junge!" „Ich bin nicht müde!" Wolfgang wurde rot und heiß: was siel ihnen denn ein, ihm einreden zu wollen, er sei müde? Er war doch kein Kind mehr, das man zu Bette schickt! Be- sonders der Mutter Ton reizte ihn—„Du gehst jetzt zu Bett" das war ja ein Befehl! t In seinen dunklen Augen wurde der Glanz zum Flackern: ein Zug von Trotz und Widersetzlichkeit machte sein Gesicht nicht angenehm. Man hätte wohl sehen können, wie es in ihm aufbrauste, aber der Vater sagte:„Gute Nacht," und hielt ihm, mit seiner Zeitung vorm Gesicht, ohne aufzublicken, die Hand hin. , Die Mutter sagte auch:„Gute Nacht!" Und der Sohn ergriff eine Hand nach der anderen— auf der Mutter Hand drückte er den gewohnten Kuß— und sagte:„Gute Nacht!" 14. Schlieben saß in seinem Privatkontor in dem roten Leder- stuhl, den er sich zur Bequemlichkeit hatte hier hineinstellen lassen, lehnte sich aber nicht an, sondern saß ungemütlich, gerade aufgerichtet, und sah aus wie einer, der eine unlieb- fame Entdeckung gemacht hat. Wie konnte das zugehen, daß der Junge Schulden gemacht hatte?! Bei so reichlichem Taschengeld?! Und dann, daß er nicht das Herz hatte, zu kommen und zu sprechen:„Du, Vater, ich habe zu viel aus- gegeben, hilf mir heraus— das war einfach unfaßlich! War er denn ein so strenger Vater, daß der Sohn sich vor ihm fürchten mußte? Trieb die Furcht die Liebe ans?! lgortsetzung folgt.x Kunstgewerbe-Ausstellung Dresclen 1906. Die dritte deutsche Kuustgetverbeausstellung in Dresden führt die Tendenzen der vorherigen beiden Kunstgewerbeausstellungen fort. 187S sänd die erste Ausstellung in München statt. Damals wurde. um der zunehmenden Verflachung, die durch eine äußerliche Nach. ahmung alter Stile eingetreten war, entgegen zu arbeiten, der Nach. druck auf die heimatlichen Vorbilder gelegt. 1888 fand die zweite Kunstgewerbeausstellung, ebenfalls in München , statt. Der Zweck war. die Ansätze im einzelnen zu zeigen, die in Stil und Technik als Aolgö der ersten Ausstellung sich bemerkbar machten. Die dritte, die jetzige Dresdener Ausstellung, richtet nun wieder ihr Augenmerk auf das Ganze. Sie will versuchen, Beiträge zu den Fragen beizu- bringen, die das Kunstgewerbe in der Gegenwart bewegen. Die Kunstindustrie trat als neues Gebiet ausschlaggebend in den Vordergrund und beeinflußte nachhaltig den Stil der Gegenstände. Wie verhält sich Kunsthandwerk zur Kunstindustrie? Inwieweit dürfen Allgemeinheit sFabrikware) und Persönlichkeit(Handwerk) noch zusammengehen und können sie es überhaupt? Wie gestalten sich im Anschluß hieran die einzelnen Wege, die jedes Gebiet für sich aufweist und seinem Charakter nach aufweisen muß? Wird da keine Klärung herbeigeführt, so wird die Verwirrung der Stile immer größer. Die Tendenz unserer Zeit geht aber dahin, aus dem Wirr- warr den Weg zu einem Stil der Gegenwart zu finden. Indem die Ausstellung die Aufgabe so klar ins Auge faßte, begründet fie ihre Notwendigkeit innerhalb der künstlerischen EntWickelung. Die Ausstellung gliedert sich in drei Abteilungen: Kunst, Kun st Handwerk, Kunstindustrie. Den umfassendsten Raum nimmt die Kunst in Anspruch. Es ist aber, dem Charakter der Ausstellung entsprechend, nicht die Kunst an fich, die hier erscheint, Bilder. Statuen, sondern es ist die R a u m- ! u n st, die hier maßgebend auftritt. Die bildende Kunst wirkt nur mit. Das einzelne Kunstwerk soll nur den Raum schmücken, es soll nicht sich herausheben, sondern sich einfügen. Es tritt im Rahmen der Raumkunst auf. Diese legt das Hauptgewicht darauf, künstle- rische Gesamtwirkungen von ganzen Räumen vorzuführen. Damit soll eine möglichst übersichtliche Auswahl über die Richtungen des modernen Geschmacks gegeben werden. Gegen früher sind da be- stimmte Umwandlungen zu beobachten. Es ist damit dem schaffen- den Künstler Gelegenheit geboten, sich, indem er vielerlei neben ein. ander sieht, klar zu werden, wohin die EntWickelung steuert. Gerade has tut not und die Ausstellung könnte schon, träte dieses Resultat ein, damit allein zufrieden sein. Erhalt so der Künstler Wfrvihtendt Anregung, so erkennt das Publikum hier in markanten, praktische» Beispielen, was die dekorative Bewegung eigentlich will. Und viel» leicht lernt es bei diesen Vergleichen Nachahmung und wirklich? Originalität von einander unterscheiden. Die Raumkunst vereinigt, insofern fie ganze Räume gibt, bildende Kunst, Handwerk und Industrie. Alle dies« Einzelleistungen gruppiert fie zu einem Ganzen und führt fie zu einer praktischen Einheit zusammen, zu einem Zimmer, einem Saal, dem Raum. Dabei ist, um einer ziellosen Ausstellungswut entgegen zu arbeiten, Wert darauf gelegt, daß diese Räume nicht bloße Ausstellungs- und Schauräume sind, sondern bestimmten Zwecken angepaßt find, Wohn» räume, Schulzimnwr, Sitzungssäle. Im ganzen über 100 Räume, die eine gute Uebersicht geben und die einzelnen Kunstzentren Deutsch- lands, in denen in diesem Sinne gearbeitet wird, markant hervor» treten lassen. Damit wird der dekorativen Bewegung, die bis dahin nur ein Zufall schien, ein Fundament gegeben, auf dem sie in Zu. kunft nun festen Fuß fassen wird. Die überreiche Beteiligung hat durch sachgemäße Behandlung Ucbersichtlichkcit erhalten. Gemeinde- fitzungszimmer lvechseln mit Schulsälen und Privaträumen, denen man jedesmal die Zweckbestimmung ansieht. Daraus ist erkennbar, daß unsere Architekten und Maler immer energischer die Bedingungen des Raumes berücksichtigen, aus denen er erwächst. In anerkennenS» werter Weise haben die Gemeinden und Städte oft die Kosten zur Ausführung bewilligt oder Räume ftir sich in Austrag gegeben. Im allgemeinen ist zu sagen, daß sinnlos Extravagantes kaum zu be. merken ist. Die Künstler haben jetzt schon eine Schulung hinter sich, sie sind bestrebt, von der Praxis zu lernen. Ihre Entwürfe und Vor- schlüge haben Hand und Fuß, und das Material prunkt nicht, sondern ist sinnvoll verwendet. Zu den Einzelräumen gesellen sich ganze Häuser, die im Park verstreut sind. Besonders ist der Komplex von A r b e i t e r w o h n h ä u s e r n zu erwähnen, die sich um eine Dorfschule, ein Musterbeispiel in gesundheitlicher und künstlerischer Hinsicht, gruppieren. Mit dieser Anlage ist der Wirkungskreis der dekorativen Kunst erheblich er- weitert; sie dringt in Gebiete ein, aus denen sie ihre Tüchtigkeit erproben kann. Tatsächlich sind diese mit genauer Rücksicht auf die Praxis hergestellten kleinen Räume, die entsprechend billig sind. ein vorzüglicher Beweis für die gesunden Bestrebungen in der dekorativen Kunst. Mit diesen Arbeiterwohnhäusern ist ein Schritt getan, der zu tun noch übrig blieb, und weitere Wirkungen werden in Zukunft davon ausgehen. Die Schule ist durch einen Vorbau, eine offene Halle in blau» gestrichenem Holz, das mit naiven Holzschnitzereien lustig geschmückt ist, sehr anheimelnd gestaltet. Das Vorherrschen des Grün in dem farbigen Anstrich gibt der Fassade Frische. Die seitlichen Flügel sind mit gelbem Putz versehen. Blattwerk rankt sich hinauf. In der inneren Einrichtung ist allen Anforderungen der Hygiene Genüge getan. Die Schulbänke zeigen verschiedene Muster; sie sind schwellenlos und zum Verschieben eingerichtet Aber nicht nur das. Durch geschmackvolle Anordnung ist dem Raum jede Nüchternheit genommen. Wandbilder schmücken die Wände. Bis zu halber Höhe zieht sich eine blaugetönte Holztäfelung herum, in die Tafeln ein» gefügt sind, die auswechselbaren Bilderschmuck gestatten. � In an- genehmer Abwechslung sind Bilder und keramische Gegenstände hier eingefügt. Ein Aquarium mit Durchlüftung, Skelette von Tieren geben den Kindern Anregung. Blumen stehen am Fenster. Eine Serie von aufeinanderfolgenden Schachteln zeigt, wie das Porzellan entsteht. In einem Schrank sind von Kindern modellierte Gegen- stände ausgestellt, die teilweise eine naive Begabung verraten. Diese Schule— eine Lehrerwohnung, bei der der Architekt fein» fühlig althergebrachte Ansprüche mit modernen Neuerungen ver- schmolzen hat, schließt sich an— ist nicht nur eine Ausstellungs. schöpfung. Wenn sie auch ein Schmuckkästchen ist. so ist sie doch tat- sächlich Eigentum der Gemeinde Neu-Eibau in der Oberlausitz . Einige Modelle weiterer Schulbauten legen von dem Bestreben Zeugnis ab, die Schulen so zu bauen, daß sie sich der ländlichen Umgebung besser als bisher anpassen. Mit anderen Worten: das Schema soll weichen zugunsten der Eigenart. Da sehen wir-Eni» würfe für ebenes Gelände und für's Gebirge; je nach den Bezirken kommt ein besonderer Stil zum Ausdruck. Auf sparsamste Aus» führung ist Rücksicht genommen. Dennoch sehen wir da mit ein- fachen Mitteln viel Gutes erreicht, oft Besseres, als früher mit teueren Ausgaben. Uebcrall herrscht das Gemütliche vor; das Kind soll nicht aus dem Hause gerissen und in eine fremde, langweilige Umgebung versetzt werden, es soll Freude haben, soll mit Lust in diese Räume kommen. Und gerade auf den einsamen Dörfern im Gebirge, im Flachland tut es not, daß den Kindern, die nicht wie Stadtkinder auf der Straße Eindrücke bekommen. Neues in un» gezwungener Weise und abwechselungsvoll vermittelt wird. * Die beiden anderen Abteilungen, die der Ausstellung noch an» gegliedert sind(Kunsthandwerk und Kunstindustrie) treten natur» gemäß zurück. Sie dienen nur dazu, Gelegenheit zu geben, die Fragen der dekorativen Kunst, deren Bedeutung in den oben ge» schilderten Räumen und Häusern sich kennzeichnet, noch verschieden» fach zu beleuchten. Die Abteilung Kunsthandwerk zeigt als interessantesten Teil die Volkskunst. Da sehen wir reizvolle Interieurs. Alte Bauernstubrn, mit allem Zubehör ausgestattet und so gemütlich ein-
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23 (26.6.1906) 120
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