Der hohe Richter, er schoß ganz gut Und daS Krokodil ist doch nicht tot, Weil's gar kein Krokodil gewesen. Sondern bloß ein Balken Holz. (Thor fröhlich lachend:Haschab bess, haschab boes IM = Bloß ein Balken Holz.) clc. Ei» Ueberfall durch Ameisen. Ich wohnte, so erzählt ein Mitarbeiter vonChambers Journal", eine Zeitlang in Nord- Nigeria, wo es schwarze, weiße und rote, große, kleine und mittel- große Ameisen gibt. Gewöhnlich in der feuchten Jahreszeit, von Mai bis November, ziehen dieReise"-Ameisen, die schwarz und mittelgroß sind, im Lande umher, da sie durch die großen Regen- mengen von ihren Plätzen vertrieben werden. Da kann man Millionen in langem Strom in derselben Richtung nach Nahrung und trockenem Land suchen sehen, und jede» Insekt oder Reptil, das ihren Pfad kreuzt, fällt den wandernden Horden zur Beute. Ich lebte damals in einem Grashause, d. h. das Dach war aus Gras, die Wände aus Schlamm, und die Zimmer ohne Decke standen nach dem Dach zu offen. Eines Abends hatte ich noch spät schreibend aufgesessen. Als ich mich in mein'Schlafzimmer zurückziehen wollte, hörte ich ein klatschendes Geräusch, wie wenn Regen auf das Schutz- dach aus Segeltuch über metnem Bette fiele. Ein solches Dach war in der nassen Jahreszeit sehr nötig, da die Eingeborenen nicht Dächer machen können, die gegen den Regen undurchlässig sind. Als ich nach der Ursache des Geräusches forschte, fand ich, daß Hunderte von Ameisen vom Dache fielen, an den Wänden herum- kletterten und durch eine, Fenster genannte, Oeffnung hindurch- kamen. Jetzt krochen aus allen Spalten zahlreiche ekelhafte In- selten hervor, die alle aus dem Dach, ihrem gewöhnlichen Auf- rnthaltsorte, aufgestört worden lvaren: Spinnen aller Arten. Eidechsen, Grillen, Schwaben, alle vor dem gemeinsamen Feinde fliehend. Auch ein Skorpion wurde sichtbar, den ich aber schleunigst herausschaffte und auf den sich sogleich die Ameisen stürzten. In wenigen Sekunden hatten sie ihn verzehrt. Der Grund des allge- meinen Aufruhrs war die Invasion eines Ameisenheeres, da» sich auf das Dach geworfen hatte und dadurch alle Insassen zur Flucht veranlaßt hatte. Nun sah ich eine kleine sehr giftige Schlange, die ich schnell von dem Segeltuch herunterschlug und tötete; am nächsten Morgen war nur noch das Rückgrat von ihr übrig. Inzwischen war da? Zimmer ziemlich voll geworden, und da ich keinen anderen Raum hatte, kletterte ich auf mein Bett, dessen festzugezogene Moskitovorhänge mich vor den Ameisen schützten. Bon meinem Zufluchtsort auS konnte ich alles, was um mich herum vorging, sehen und hären. Von Zeit zu Zeit lief eine unglückliche Eidechse über den Boden und bemühte sich krampfhaft, die Wand hinaufzu- huschen. Da die Ameisen sie schon angenagt hatten, war sie zu schwach und fiel erschöpft herunter, um sogleich unter der gefräßigen Masse zu verschwinden. ES war schauerlich, mitten in der Nacht die Ameisen geräuschlos überall hinkriechen zu sehen, und die Stille wurde nur durch die Insekten und Reptilien unterbrochen, die ihren Verfolgern zu entgehen versuchten. Erst nach drei Stunden ver- ließen die Eindringlinge zu meiner großen Erleichterung das Zimmer. Am folgenden Morgen sah ich sie massenhaft auf den Pfählen sitzen, die das Dach stützten. Sie warteten auf die Sonne, die sie vor ihrem Aufbruch wärmen sollte. Dann schien sich eine Anzahl von ihnen gleichsam anzufassen, sie bildeten den ganzen Pfahl entlang eine lebendige Brücke, während die Hauptmasse unter ihnen«»der über ihre Köpfe hinwegzog. Paläontologisches. t. Die Magen st eine ausgestorbener Riesen- t l e r e. In einer Kalksteinablagerung im Bereich der Bereinigten Staaten ist schon vor einer Reihe von Jahren eine Entdeckung ge- macht worden, die der Paläontologie, der Wissenschaft von den aus- gestorbenen Lebewesen, ein eigenartiges Rätsel aufgegeben hat. ES haben sich dort abgenutzte und polierte Ouarzstücke in so engem räumliche« Zusammenhange mit de» Skeletten von ausgestorbenen Reptilien der bekannten Gattung PlesiosauruS gefunden, daß die Annahme gegeben war, diese ausgestorbenen Echsen für Steinschlucker zu halten. In der jüngsten Zeit sind die zuerst im Gebiete des Staates Kansas gemachten Beobachtungen in überraschender Weise bestätigt worden, indem der Geologe Brown in einem anderen Teile der Bereinigten Staaten und in einem anderen Gestein, nänilich in den sogenannten Niobrara -Schiefern von Süd-Dakota , gleichfalls solche Kiesel fast regelmäßig zusammen mit Knochenrcsten des PlesiosauruS aufgefunden hat. In einigen Fällen waren sie geradezu in Massen vorhanden. Bei einem großen Skelett wurden fast 20 Liter Steine von der Größe einer Wallnnß bis zum Durchmesser eines großen Apfels gesammelt. Diese Kiesel können also nicht wohl etwas anderes gewesen sein als Magensteine jener Reptilien. In Florida ist schon früher beobachtet worden, daß die dort lebenden Alligatoren gewohnheitsmäßig Steine verschlucken, die verntutlich dazu mitwirken, die in den Magen gelangten Speisen zu zerkleinern. Dasselbe ist nicht nur von anderen Repttlien, sondern auch von zahlreichen Vögeln bekannt. Es ist auffallend, daß diese Gewohnheit den Naturforschern lange entgangen ist und daß die Annahme, die alten Plesiosauren der Jura« und Kreidezeit könnten Steine verschluckt haben, die sich noch jetzt bei ihren Skeletten vorfinden, zuerst nicht nur starkem Zweifel, sondern sogar einer un­verhohlenen Heiterkeit begegnete. Erst mit der Zeit haben sich die Beobachtungen gemehrt, die zu einer Rechtfertigung dieser Bennuwng führten. Bei der nahen Verwandtschaft zwischen der Klasse der Vögel, deren Magensteine seit langem bekannt sind, und der Klasse der Reptilien hätte jene Behaupwng von vornherein nicht als sonderlich unglaublich erscheinen sollen. Noch die heuttgen Krokodile besitzen einen Magen, der dem der Bögel durchaus gleicht, und daraus kann man wohl schließen, daß auch der alte PlesiosauruS einen Vogel» ähnlichen Muskelmagen besessen hat. bei dessen Tätigkeit die Auf­nahme von kleinen Steinen gute Dienste leistete. Durch neue Funde ist ferner bewiesen worden, daß noch andere der auS- gestorbenen Riesentiere aus der Gruppe der Saurier Steinschlucker gewesen sind, nämlich zum mindesten eine gewisse Zahl der Dino- saurier, deren Familie die mächtigsten Kolosse in sich schließt, die nach unserer bisherigen Kenntnis je über den Erdhoden gewandelt find beziehungsweise den Ozean bevölkert haben. Der Geologe Speer hat nämlich in Gesteinsschichten des Staates Montana einen beträchtlichen Teil des Skelettes eines Ber- treters der Dinosaurier gefunden und unmittelbar dabei etwa zwei Dutzend solcher Magcnsteine aus Quarz. Diese Steine haben sich sogar bei der genaueren Untersuchung als besonders interessant herausgestellt, weil man an ihnen die Veränderung und Abnutzung beobachten konnte, die sie durch den Aufenthalt im Magen des Riesen- tieres erlitten haben. Die Oberfläche der Magensteine ist so klar und glatt, als ob man sie eben aus einem Bach aufgelesen hätte. Diese Erhaltung ist nur dadurch zu erklären, daß die Steine sofort nach der Verwesung des Magens in eine schützende Gesteinsmasse ein­gebettet wurden. UebrigenS hat ein Reptilienforscher den Nachweis geführt, daß auch die kleinen Eidechsen Steiustücke verschlucken, zu- weilen sogar solche von verhältnismäßig beträchtlicher Größe. Notizen. .Hamburg " heißt eine neue Zeitschrist, die demnächst monatlich einmal im Verlage von Fr. W Thaden« Homburg erscheinen soll. Sie will Beiträge aus der Hamburger Geschichte. kulturgeschichtliche Schilderungen auS der Vergangenheit, Romane, Humoresken, Ge- dichte und Aufsätze über Hamburgs Handel usw. bringen. Die deutsche Ausgabe des Romans nDbo�un�Iv" von Upton Sinclair erscheint am 7. Juli unter dem Titel Der Sumpf " im Verlage von Adolf Sponholz, Hannover . Preis brosch. 4,60 M. DaS Kleine Theater bleibt bis zum 14. Juli geschlossen. An diesem Tage beginnen die Aufführungen des DramasDie Juden' von Tschirikoff, die S a n d o r Jarah mit einem von ihm gebildeten Ensemble veranstaltet. Goethe?Faust " soll in einer neuen Bühnen- bearbeitung von Dr. Georg WttkowSki anfangs Ro- vember im Leipziger Stadttheater aufgeführt werden. Das Kind ein Drama von Ernst Erik Eberhardt. erzielte bei der Uraufführung am Intimen Theater zu Nürnberg einen starken äußeren Erfolg. Der Autor soll ein Berliner Kriminalkommissar sein. Karl Lautenschläger , der langjährige, berühmte Leiter des Maschinenwesens der Münchener Hostheater, Er» finder der Drehbühne, ist dieser Tage im Alter von 03 Jahren ge- starben. Die Medaillen derGroßen Kunstausstellung wurden wie folgt verteilt: die große goldene Medaille für Kunst dem Architetten Franz S ch w e ch t e n in Berlin und dem Bild- Hauer Louis Tuaillon in Berlin ; die goldene Medaille für Kunst dem Bildhauer Paul Oesten in Berlin , dem Bildhauer Wilhelm Wandschneider in Berlin , dem Maler Franz Hoffmann -FallerSleben in Berlin , dem Maler Paul Joanowitsch in Wien und den, Bildhauer Joseph Hinter- s e h e r in Paris. Ein Museum für die Oberammergauer Kunst wird in Oberammergau erbaut. Die Sammlung soll Gegen- stände der Schnitzkunst aus den letzten Jahrhunderten bis zur Neuzeit enthatten. Eine dentschnationaleKunstausstellung soll im Jahre 1907 in Düsseldorf stattfinden. Manuel Garcia, der Erfinder des Kehlkopf- spiegels, ist,' 102 Jahre alt, am I.Juli in London ge- storben. h. Den ersten Lehrstuhl für Pflanzen- züchtungen hat die Universität Wien errichtet. Die großen Fortschritte auf' dem Gebiete der Pflanzenzucht haben hierzu den Anlaß gegeben. Dr. Erich Tscher mal wurde unter Ernennung zum außerordentlichen Professor dieser Lehrstuhl übertragen. Sonnenflecken. Die Sonne zeigt gegenwärtig eine außergewöhnlich starke Tätigkeit. Ueber die ganze Breite der Sonnen- oberfläche zieht sich ein Band von großen und kleinen Fackel- und Fleckengruppen. Ein besonders großer Fleck, dessen Oberfläche der der ganzen Erde gleichkommt, macht sich am Osttande bemerkbar. Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckcrei u.VcrlagSanstaltPaul Singer LcEo..Berlin SiV«