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Herausfordernde Augen heraus. Und neben ihm, nach links hinten| seine Radierungen bringen und trobem er ein Sucher ist, Ta gerüdt, die feine Castia. Still, vornehm, lieblich. Ganz hell im ist er auch ein Souverän. Ein Souverän nicht im Sinne des Licht. So hell im Licht, daß ihre zarte Figur doch nicht erdrüdt Treffens, das der Faiseur hat, ein Souverän im Umgang mit wird durch diesen Riesen, der sich hier breit macht und mit seinem feinem Material. jungen Barbenütum prokt. 1637 dann der Mann im Barett mit der Agraffe, ein bärtiger Herr, der seinen Reichtum mit einer großen Selbstverständlichkeit trägt. Im selben Jahre dann noch Die feine Radierung des nachdenkenden jungen Mannes mit dem breitaufgelegten Aermel, mit dem schiefen Barett, das in dieser Form zum ersten Male erscheint. Zwei Jahre später dann das Selbstporträt, das den Phantasiesinn Rembrandts nach der Seite des Gewandprunts zu befriedigen scheint, in dem er sich geklärt und gewissermaßen stilisiert hat. Das schiefe- Rembrandt -- Barett, die langen lodigen Haare, der vornehm- verwegene, verächtliche Blick, das feine längliche Gesicht, Schnurrbart und Zwidel, der durchdachte und vollendete Faltenwurf des Aermels, der über die Brüstung fällt, auf die sich der linte Arm lehnt. Das bekannte Rembrandtporträt. Wie in den Gemälden, mußte auch Sastia für die Radierungen Modell zu solchen Prunkbildern sein. Rembrandt radiert sie als Judenbraut, das Haar aufgelöst, das Gesicht fleischig und voll, beladen mit Schmud und Gewändern. Die Bibellegenden der Mutter flingen in diesem Jahrzehnt reich auf- die Be ziehungen des wirklichen Lebens und Erlebens wecken sie, der phantastische Sinn lebt sich in ihnen aus. Neben diesen Radierungen der biblischen Legenden laufen einfache, nüchterne Wirklichkeitsdarstellungen her, zum Beispiel 1634„ Das lesende Mädchen" wohl Saskia, in das Buch vertieft, die Rechte in der Brust verborgen, ein flares und träftiges Profil. Daneben feine Aktstudien Sastia und eine starke prachtvolle Erotik.
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Schon 1630 oder 31 hatte Rembrandt die Ertedung des Lazarus radiert, eines seiner beliebtesten, nicht seiner besten Blätter. Ein hoher Bogenrahmen, tiefschwarz ein Vorhang, unmotivierte Waffen aufgehängt überlebensgroß Christus, die Linte erhoben, die Rechte in die Seite gestemmt, in theatralischer Pose. Helles, reiches Licht, aber ohne Eigenart in feiner Verwendung und Wirkung. Aber ein prächtiger Christuskopf eine echte Nembrandtmodellierung, sonst alle Bewegungen und Gebärden übertrieben, zu unterstrichen, schreiend. Aber der Meister überwindet das bald er wird ruhiger, schwerer, inniger. Er verzichtet auf die Pose. Seine hellen Wirklichkeitsaugen leiten mählich davon weg. Sastia erwartet ihr erstes Kind. Kindergedanken, Kindfreuden sind in Rembrandts Sinn. Er radiert die Pfannkuchen bäderin, Lachens, Kinderlachens boll; er radiert Joseph, seine Träume erzählend. Er hatte vorher schon Marie und Joseph auf der Flucht radiert und auch den Schmerz nicht zu vergessen: Jakob, den Tod Josephs beklagend. Aber nun er mit seinem geliebten Weibe das freudige Ereignis, das sie erwartete, besprach, da fiel ihm ein ganz lichter Traum aus der Bibel ein: die Verfündigung an die Hirten. Da radierte er eines seiner licht- und phantasievollsten, eines seiner schönsten und innigsten Blätter, eben diese Verkündigung. Die Nacht, und das plöbliche Licht in den Wolken die Engelein, die darin schweben, und der berkündende Engel, der tiefer gestiegen und die frohe Botschaft den Hirten tundtut, die mit ihren Herden in Angst Staunen und Verwirrung geraten find. Im selben Jahre die„ Reinigung des Tempels", boller Realismus und breit ausladender Phantasiekraft, boller Bewegung und innerer Bewegtheit; voll zornigen Eifers. Rembrandt stand immer den Philistern feindlich gegenüber, er lag mit den Geldfäden immer im Kampf oder fühlte sich wenigstens in einem scharfen Gegensah zu ihnen.
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Rembrandt muß sein erstes Kind verlieren. Sein Leid bleibt nicht ohne künstlerischen Widerhall. In demselben Jahre, da er sein phantastisches zum Stil gezügeltes Selbstporträt radiert, radiert er fein lettes großes biblisches Blatt, in dem er sich nach der phantastischen Seite auslebt: den Tod der Maria( 1639). Ein Brachtblatt, in dem die Sterbende im weißen Lichte ruht, das vom offenen Himmel herabströmt der Hohepriester, die Priester, der Arzt, die klagenden Verwandten die schwebenden, flüchtig hingezeichneten Engel. Die Phantastik bleibt nicht leer, die Pracht bleibt nicht äußerlich. Der Meister hat einen gewaltigen Aufstieg hinter sich. Aber in noch einer anderen Beziehung ist das Blatt wichtig: zum ersten Male hat hier Rembrandt die Kaltnadel berwandt.
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-IGOR
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Im Jahre 1642 starb Castia, furz nachdem sie ihm einen Sohn Titus, geboren hatte. All sein reiches und schönes Glück war dahin, Er ist allein mit seinem Kinde in dem mit Reichtümern und Kunsts schäßen vollgepfropften Hause. Sein Schmerz ist groß. Er sucht Troft. Da flingt ihm die Jugend auf, die Jugend, die dem Künstler alles ist, in der sein Wesen wurzelt; fie stellt sich barmherzig ein, wenn das Leid überwältigend werden will. Ihre Erinnerungen flingen auf, fie betauen das Herz und tragen ihre lichte Verklärung in das Leben. Rembrandt erinnerte sich der Wege, die er gemacht wenn er zu seines Vaters Windmühle ging, er erinnerte sich der Bilder, die sein Knabenauge geschaut. Die Fernen, das flache Land, die Wolfen, das Meer, die Schiffe, die Mühlen, die Häuser und Schober, die Herden, die Bäume. Seither hatte er feine eigene Landschaft in seinen Bildern es war jedesmal eine entlehnte, eine üppige orientalische Phantasielandschaft. Nun wird er Gra oberer und Vorläufer. Seine landschaftlichen Radierungen sind die bedeutungsvollsten seiner Blätter. Es ist alles Darstellung in ihnen fie erzählen nicht, sie schaffen ihren ganzen Inhalt aus sich selbst. sie sind. Sie haben Tiefe, Raum, Weite, Gestaltung, Farbe Ruhe und Geklärtheit und eine wunderbar einfache, sichere Linie. Ein Jahr nach Saskias Tode radiert er ihr die Trauersinfonie: die Landschaft mit den drei Bäumen bielleicht ist es auch nicht zus fällig, daß er in ihrem Todesjahre die Kreuzabnahme skizziert. Wie soll man die Landschaft mit den drei Bäumen beschreiben? Und wenn Worte fie beschreiben, was sagen sie von ihr? Und wenn Gedanken sie deuten, was erschöpfen sie von ihr? Man muß sie leben! Sie ist ganz Gefühl, fie muß ganz mit dem Gefühl auf genommen werden. Man muß das Dunkle in ihr fühlen: der Regen, der vorübergegangen, der Wind, der noch überm Lande herrscht, die drei Bäume, die vor dem Lichte stehen. Wenn es nur einmal in dem Stillesein des Ganzen sich zu regen beginnt dann wird bald alles sprechen. Dann wird bald aller Reichtum des Gefühls, alles Leid, alle Einsamkeit sprechen. Dann wird ein Mensch sprechen in der Landschaft. Dann wird ein Künstlerherz schlagen in der Landschaft. Dann wird ein Herz vernehmlich schlagen. Wir werden das Bild vergessen, so bedeutend sein Wert ist, wir werden eine Seele bernehmen, in eine Seele einfließen. Es wird ein Ers lebnis sein. Wir werden uns selbst ein Erlebnis werden. Die Landschaft mit der Brüde, die Landschaft mit dem Maler, Heuschover und Schafherde, die Wasserlandschaft bis zum Landgut des Goldwägers ( 1651) folgen. Ganz wenige Mittel, immer größere Vereinfachung der Mittel, immer größere Klarheit und Verschwiegenheit der Linien. Die Landschaft des Goldwägers könnte dem Ungeübten leer erscheinen, so wenig ist darauf dann wird die Eigenart dep Ebene nur tiefer zu ihm sprechen.
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Auch das Porträt hat seine Pose verloren. Cornelius Claesa Anslo, Jan Sig, Dr. Ephraim Bonus, fie haben auf eine feine Eina ftimmung in die natürliche Umgebung Bedacht, sie haben eine ruhige Sorgfalt. Und so sehen wir Rembrandt selbst nun. Wie ander ist sein Selbstporträt als das vor neun Jahren! Glück und Leid find über ihn hinweggefahren ein arbeitsamer, schlichter Mann fikt et am Fenster und zeichnet. Keine Prononziation, feine Provo tation: ein Mann mit ruhigem Schwergewicht und Selbstgefühl, Seine Augen bliden offen groß und weit. Er fühlt sich der Gegens fäglichkeit los.
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Und im folgenden Jahre findet er eine große biblische Dars stellung für den Ausgleich, den er gefunden, er markiert seinen Blak im Leben. Das„ Hundertguldenblatt"-" Die große Krankens heilung" entsteht. Hundertguldenblatt, weil Rembrandt einem Händler für eine Forderung von hundert Gulden für Kunstblätter, die er ihm anbot, den ersten Abzug von der Platte hingab. Die Welt des Lichtes und die Welt des Dunkels. Die Welt des Scheines und die Welt der Wahrheit. Die Welt der Oberflächlichkeit und die Welt der Innigkeit. Die Welt des Reichtums: falt leer, nüch tern, frech, pharisäisch; die Welt der Armut: voller Wärme, Gemüt, boller Vertrauen und Hingabe. Zwischen beiden Christus- Trost den einen, Ueberwinder der anderen. Christus- Rembrandt. Der Proletariersohn hat die Bosen und Dekorationen des Reichtums b gelegt und wie er die Brüder der Armut kraft seines Erfülltseins zu sich heraufhebt, bekennt er sich auch ganz zu ihnen und ist der ihren einer. Der Bibelstoff ist überwunden, ein Lebensstoff ist dara gestellt. Rein aus sich heraus, rein aus dem Seelengehalt heraus, Die moderne Kunst ist zur künstlerischen Ausbeutung dieses moderns sten Stoffes noch nicht gediehen nicht auf solcher Höhe der Kunst. Das hat Rembrandt vorweg genommen.
Man muß sich die Radiertechnik flar machen. Drei Instrumente hat der Künstler nötig: die Radiernadel, den Grabstichel und die kalte Nadel. Mit der Radiernadel zeichnet der Radierer die feinen Umrißlinien in den Firnis, mit dem die Kupferplatte überzogen ist. Die auf diese Art gezeichneten Linien werden dann in das Kupfer eingeäßt. Mit dem Grabstichel zeichnet der Radierer die breiten Flächen aus, die Körpermodellierungen, die dunklen Rembrandt hat Hendrickje Stoffels in sein Hauz genommen. schweren Schatten, zu denen er eines ganzen Netzwerkes bedarf. Die Sein Leben gewinnt Ruhe. Da kommt die Unruhe von außen. Er Saltnadel bedarf weder des Firnis noch der Aezung. Mit ihr heiratet Hendrickje . Vorher, 1653, hat er„ Die drei Kreuze" radiert zeichnet der Radierer auf die Kupferplatte direkt. Er reißt die das Werk, welches vorwiegend mit der Kaltnadel geschaffen. Linie in das Metall ein, sie sind seine persönlichste Handschrift. Ganz auf Gesamtwirkung, auf Licht und Schatten hingeschaffen, Rembrandt verwendet von nun an die Kaltnadel eifrigst bis mit absichtlicher Unterdrückung des Details. Falsch geäßt, hai ev dahin, wo er sie sogar vorwiegend benüßt und mit den aufgefranzten es noch einmal und noch ausschließlicher mit der Kaltnadel übers Rändern in seiner Platte Reize hervorbringt, bis dahin auch freilich, arbeitet und dabei vernichtet. Im folgenden Jahre schuf er dem wo er sein Wert vernichtet. Er bleibt eben bei nichts stehen, er ist Doktor Faustus, voll packender Mystik und geistiger Größe, und und bleibt ein Ringer und Sucher; er haßt es, sich zu wiederholen, wieder ein Jahr darnach eines seiner sprechendsten, geklärtesten er ist der echteste Künstler in seiner Unruhe und Unabhängigkeit. schlichtwirkendsten Werke und das bedeutendste seiner letten Stil Mit der Kaltnadel will er zunächst das Helldunkel seiner Bilder in periode: Die Kreuzabnahme mit der Fackel. Im Jahre 1656 wurds
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