öft Bankrott über ihn eröffnet. Er ist ein Bettler und mutz der- lumpen. Die tapfere Hendrickje eröffnet einen Laden, seine Radie- rungen zu verkaufen. Er ringt weiter. Während des Konkurses radirt er die Porträts der beiden Männer, die sein Besitztum zur Versteigerung bringen müssen, er radiert die Steinigung des Sterhcnus Dre Jahre sväter raoiert er in seiner armen Kammer eine Allegorie: Ein junges Paar begegnet dem Tode. Sein Sohn Titus und Hendrickje bilden das Paar. 1664 stirbt die treue Hen- drickje. Titus stirbt bald nach ihr. Der Meister, tief erniedrigt, niedergetreten von denen, die mit dem Mammon auch die Macht haben, ist in seinen letzten Radierungen ganz der Welt abgekehrt. >1653 entsteht der heilige Hieronymus , noch klar und sicher in der Zeichnung, später, als eines seiner letzten Blätter, schafft er den Franziskus. Es ist zu beachten, datz die biblischen Stoffe seiner glücklichen Zeit dem alten, die der Leidenszeit vorwiegend dem neuen Testamente entnommen sind. Man betrachtet das Blatt mit tiefer Ergriffenheit, mit Schauer vor seiner Tragik. Der Name Rem» b andt ist ganz verschmiert und verwischt, wie er den Menschen ver- schmiert und verwischt war. Tief im Schatten kniet Franziskus. Tief im Schatten steht das Kreuz. Die beiden Aermsten der Armen, und der dritte, der das Blatt geschaffen! Nun hat das Leben, das Schicksal, nun hat die traurige und erniedrigende Armut so sehr smn Auge geschwächt, er kann nicht mehr radieren. Vielleicht wäre die Hand nicht unsicher. Das Auge kann nicht mehr. Rembrandt Harn ensz van Rhn sie haben ihn vernichtet. Selbst ihn konnten sie vernichten! Am 3. Oktober 1669 starb er. Sein Werk ist sein Leben, sein Werk ist er selber. Das ist der Reichtum, der nun der unsere geworden. Er gehört unserem Herzen, er erfüllt unseren Und dazu mutz einer vernichtet werden nach heiliger Ordnung heiligen Gesetzen. Wilhelm Holzamer . kleines Feuilleton. Im Warenhaus.(Nachdruck verboten.) Frau Kluge, die kleine, runde, hübsche Frau Kluge aus der Dingsdastratze, war auf dem Wege zur Sparkasie; eigentlich, es mutz gesagt werden, auf dem nächsten Wege zur Sparkasse. In ihrer Hand trug sie ein Täschchen, in dem Täschchen ihr Portemonnaie, und in ihrem Porte- monnaie hatte sie ihr Wochengeld und in einem Fachjüi: Zwanzig­markstück, wegen dessen sie eben auf dem Wege zur Sparkasie war. In ihrem Köpfchen hatte sie eine Menge guter Vorsätze, und manchmal sahen ihr die guten Vorsätze sorgar aus den Augen heraus. .Jawohl," dachte sie,.zurücklegen mutz man für schlimme Tage,|Artur hat ganz recht. Man kann mit wenig Geld sich fein kleiden, mit weniger Geld gut kochen, und nach der Mode gehen ist gar nicht nötig und und, kurz, eS gibt ja so viel gute Borsätze. Frau Kluge schaute nach der Uhr; die Kasse ist erst um 2 Uhr wieder offen, da kann man inzwischen durch die Achsostratze gehen. Man geht. Ach. die Auslagen I Nein, die Auslagen im neuen WaranhanS I Und gerade Siebenundachtzig Pfennig -Woche. Was man da alles haben kann für so wenig Geld. Da, das Kleidchen für Trinchen, nein, sieh doch einer, ein ganzes Kinderkleidchen. Schade, Trinchen hat erst ein Kleidchen gekriegt. Frau Kluge sieht wieder nach der Uhr. ES ist noch lange bis zwei. Man kann sich die Sachen also noch etwas näher ansehen. Frau Kluge geht hinein, sieht und staunt. Ein ganzer Berg v.n Kinderkleidchen, alles für siebenundachtzig Pfennig das Stück. Sie untersucht; ei» Fräulein hilft aussuchen, nun ja, da kann man doch nicht so fortgehen; autzerdem s o billig gibt's das nie mehr. Sie kauft ein Kleidchen, siebenundachtzig Pfennig ist doch kein Geld. Sie lätzt einpacken. Indem sie bezahlt, fällt ihr ein. sie kann doch nicht Trinchen ein Kleid kaufen und für Stinchen nichts mit- bringen, nein, das geht nicht. "Wünschen gnädige Frau eine Kinderschürze? WuNdernette Sachen, alles Gelegenheit." Frau Kluge denkt: man kann sich's ansehen. Aber wirklich zu billig: sie kauft eine Schürze für Stinchen. Wenn gnädige Frau noch eine Sache kaufen, gibt es fünf Rabattmarken extra." Die sind so gut wie gefundenes Geld; also Rabattmarken. Autzerdem braucht Frau Kluge notwendig einen Scheuereiiner. Sie kauft einen. Nun kann sie das aber doch nicht so mit sich tragen. Wenn gnädige Frau es sich nach der Wohnung fahren lasien wollen aber dann mutz es mindestens drei Mark zweiundzwanzig machen." Frau Kluge kaust für siebenundachtzig Pfennige ein Kaffee- sexpice mit sechs Tassen. ES ist zum Lachen billig! Zudem kauft sie es ja auch nur darum, datz es gefahren wird neben den anderen Dingen. Sie sieht nach der Uhr. Es ist noch Zeit. Sie geht in eine andere Abteilung, da ist gerade Zweimarkdreiundsiebzig- Tag. Wie {ich das trifft I Alle Waren für Zweimarkdreiundsiebzig: Kinderbett- tellen, Ofenschirme, automatische Mäusefallen, Schirmständer, Hühncr- brutmaschinen. Leibwärmer alles, alles für je Zjveimarkdreiund- siebzig; aber nur einen Tag, nur gerade heute. Wer sollte eine solche Gelegenheit vorbeigehen lassen! autzerdem sind die zwanzig Mark ja doch angebrochen. Frau Kluge nimmt noch ein halbes Dutzend Bettvorlagen; sie braucht es ja gerade nicht, aber wegen der Billigkeit. Nun aber mutz der Mann doch auch etwas haben. Einen Regenschirm, jawohl, einen Regenschirm; er trägt zwar nie einen, aber der Artur soll von jetzt an einen Regenschirm haben; autzerdem gibt es einen halb- seidenen Schirm für Zweimarkdreiundsiebzig. Das ist doch kein Geld für einen halbseidenen Schirm. Aber dann findet Frau Kluge auch die Bilder vom Trompeter von Säckingen. Wie reizend, die hat sie sich schon lange gewünscht; vier Stück, eine ganze Serie, jedes nur zwei Mark dreiundsiebzig. Sie kauft erst nur eines, aber das kann man doch nicht, autzer- dem kriegt man bei allen vieren noch eine Madonna in Oel , echt nach Rafael, zu, das nimmt sie mit. Frau Kluge kommt in eine weitere Abteilung. Da wird nach drei Stunden eine Groschenwoche geschlossen, nach drei Stunden. Sie kauft noch einen Senftopf, eine Nadelbüchse, ein Portemonnaie, ein Dutzend Kaffeelöffel, ein grünes Staubtuch, fünf Pakete Brief- papier und und, ach, es ist ja alles so billig, gar nicht zum sagen! Alles bezahlt sie nicht gleich; sie zahlt zu Hause, wenn eS ab­geliefert wird. Es ist innner besser, wenn man nicht gleich auf einmal bezahlen mutz, man fühlt das nicht so sehr. Als Artur am Abend nach Hause kommt und nach dem Spar- kasscnbuch fragt, da zeigt ihm Frau Kluge so viel Ware, ach, so viel Ware; er kann fast einen eigenen Jahrmarkt eröffnen und das alles nur für einundzwanzig Mark und siebzig Pfennige! Und seine Frau ist so glücklich, wenn sie das alles sieht und immer wieder ansieht. E r ist weniger glücklich. FritzSänger. HnmoristischeS. DaS Einfach st e.Leni, der Gast dort hinten kriegt an' Kaffee!... Aber latz''n nur zehn Minuten warten... er will an' frischgekochten I" Zu viel verlangt.Warum ist denn aus Ihrer Heirat wieder nichts geworden?" Ach, die Dame hatte mir ein Rendezvous in einer Konditorei bestimmt, und als Erkennungszeichen sollte ich eine Flasche Selterswasser trinken!" Durch die Blume...O, von meinem Manne höre ich nie ein unfreundliches Wort I" So! Ist der so rücksichtsvoll?" Nein bloß so vorsichtig!" (Fliegende Blätter ".) Notizen. Maxim G o rki soll, wie mehreren seiner Petersburger Freunde übereinstimmend aus Ne w y o rk berichtet wird, bedenk- lich erkrankt sein. Eine permanente deutsch -nationale Kunst- ausstellunginBaden-Baden plant die badische K ü n st l e r- Vereinigung Schlvarzlvald. Der Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaft und M e d i z i» ist ein erheblicher Betrag zwecks alljährlicher Ausschreibung von Preis- aufgaben von befreundeter Seite zur Verfügung gestellt worden. Die Färbung der Gewässer. Eine merkwürdige Beobachtung will ein Leser derUmschau" gemacht haben. Er schreibt den, genannten Blatt: Bei fliehenden Gewäsiern ist die Färbung weit' schwerer zu erkennen als bei Seen. Nach meinen zahlreichen Beobachtungen gilt folgende Regel ziemlich allgemein: Wässer, die von NordennachS üben fliehen, sind blau, und die, welche von Süden nach Norden flictzen, sind grün". Hier einige wenige Beispiele: Donau , Rhone (Genfersee ), Wolga , Aegäisches Meer usw. sind blau; dagegen: Seine. Elbe , Rhein (Vicrivaldstädtcrsee, Bodensce), Oder, Scheide, Weichsel , Ril, Newa , atlantischer Golfstrom sind grün. Das nördliche Eismeer ist grün, das südliche Eismeer blau. Eine helle Feuerkugel hat Direktor Archenhold am Mittwoch, den 11. Juli, abends 16 Uhr 5t Minuten auf der Treptow - Sternwarte beobachtet. Sie ging von, Sternbilde deS Schwans aus und bewegte sich auf den Ringnebel in der Leier, der gerade mit dem grotzen Fernrohr beobachtet werden sollte. Die Er- scheinung hintcrlietz einen Schweif, der fast eine Minute lang fichtbar war. Es ,st sehr wichtig, noch andere Beobachtungen dieser Feuer- kugel zu erhalten, da sich alsdann die Bahn dieses Himmelskörpers genau bestimmen lätzt. Alle Beobachter werden gebeten, möglichst genaue Angaben über Zeit, Dauer und Weg der Feuerkugel an die Redaktion desWeltalls", Treptow bei Berlin , Sternwarte, ein- zusenden. Perantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin , Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer kkEo., Berlin SW.