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Nr. 280. 16. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt, Donnerstag, 30. November 1899.

Kommunales.

Gleichlegung der Schulferien. Infolge verschiedener Peti­tionen von Bezirksvereinen um Gleichlegung der Ferien der Gemeindeschulen mit denen der höheren Lehr­anstalten stand dieser Gegenstand in der heutigen unter Vorfiz des Stadtschulrats Dr. Bertram stattgehabten Sigung der städtischen Schul- Deputation wieder zur Vorberatung. Nach eingehender und Langer Debatte wurde beschlossen, die Gleichlegung bei den betreffenden Behörden zu befürworten.

Der Stadtverordnete Kalisch in Gemeinschaft mit noch 13 Mitgliedern seiner Fraktion hat in der Stadtverordneten- Vers fammlung folgenden Antrag eingebracht: Die Stadtverordneten­Bersammlung ersucht den Magistrat, mit ihr in gemischter Depu tation über die Reform des Reglements der Feuer Societät zu beraten."

Tokales.

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schiffes in technischen Bildern dargestellt ist. Der Schmuck ist um so der Sonntag- Abendvorstellung kommt der Schwant Die Großstadtluft" zur Jm Carl Weiß Theater geht heute zum erstenmale fünstlerischer, als sämtliche Pläne einander gleichen. Abgesehen da- Aufführung. von, daß der ästhetische Sinn der Schüler wirklich einer besseren Er- Sudermanns Heimat" in Scene, und zwar mit Elisabeth Gorewa als Magda. Frau Luna, die Burleste des Apollo Theaters wird nur ziehung wert ist, hat eine derartige Propaganda denn doch selbst in noch wenige Tage auf dem Repertoire bleiben. Die Direktion hat die Vorproben für die nächste Operette von Paul Linde, welche Im Reiche des einem Gyninasium seine sehr bedenklichen Schattenseiten. Ueber das Streikposten- Urteil des Kammergerichts schreibt ndra" betitelt ist, bereits begonnen. die konservativer Anschauung zuneigende Tägl. Rundschau": Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern nachmittag Man sieht also, wie außerordentlich einfach die Sache zu um 3 Uhr in der Geldschrankfabrit Palm in der Prenzlauer Allee. machen ist und wie wenig es eine findige Regierung nötig hat, Der Schlosser Benz tam mit dem rechten Arm in die Trans fich mit einem renitenten Reichstag um gefeggeberische mission und im selben Augenblicke war der Arm zerrissen. Man Borlagen herumzuzanken. Man bedarf zu der ganzen Sache nur brachte den Schwerverletzten nach der Unfallstation II in der Schön­eines Schuhmanns, der einfach verbietet, was den hauser Allee, wo der dienstthuende Arzt einen schweren Bruch des Macht habern aus irgend einem Grunde nicht paßt. Wer rechten Unterarmes und tiefgehende Abschürfungen konstatierte. Nach­dann nicht gehorcht, wird verurteilt, denn selbstverständlich dem dem Verunglückten auf der Unfallstation die erste Hilfe geleistet fann doch, was die hohe Polizei verordnet, nur im Interesse worden war, wurde B. in das Krankenhaus transportiert. der öffentlichen Sicherheit, des Verkehrs usw. liegen. Die Frage zu stellen, ob wirklich die öffentliche Sicherheit oder der

Fenerbericht. Dienstagabend erfolgten gleichzeitig drei Verkehr gefährdet gewesen, fommt dem beschränkten Sinn des Alarmierungen. Stopniderftr. 116 ging Stroh und Gerümpel einfachen Staatsbürgers nicht zu. Hin und wieder giebt es zwar im Keller in Flammen auf. Durch übergekochtes Fett entstand bei uns noch übelgesinnte Leute, die wirklich meinen, daß die Ge- Rosenthalerstr. 31 ein Küchenbrand, der noch im Entstehen ge­richte gerade in solchen Fällen die persönlichen Rechte gegen dämpft werden konnte. Infolge Explosion einer Petroleumlampe Polizeiwilltür zu schüßen hätten, und daß doch das an wurden Petersburgerstr. 12 Gardinen und Möbel in Brand einen einzelnen Menschen gerichtete Verbot des Auf- und Abgehens gefeßt. Mittwoch früh erfolgte ein Alarm nach Jerusalemer­auf einer Straße nur aufrecht erhalten werden könne, wenn es wirkt raße 19/20, wo in einem Café die Balkenlage Feuer gefangen lich gefeßlich begründet oder im Intereffe der Ordnung notwendig hatte. Königstr. 30 brannte Holz in einem Luftschachte. Außer­sei. Wir werden gut thun, solche Erinnerungen an den Begriff dem war Reichenberger str. 162 noch ein Brand abzulöschen, des fogenannten Rechtsstaats" uns allmählich abzu gewöhnen, der Kleidungsstücke und Möbel einäscherte. Wenn ein Volt durch seine Vertreter in so ruchloser Weise die Wohlthaten einer Zuchthausvorlage ablehnt, dann kann ihm nur auf einem Wege noch geholfen werden; darum: Es le be die Polizei!"

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Die städtischen Arbeiter und das Vereinswesen. In dem Verwaltungsbericht der städtischen Straßen: reinigungs- Deputation pro 1898/99 wird bei Erwähnung der Alters- und Invaliden Versorgung der Straßen­reinigungs- Arbeiter erzählt, daß die alten Arbeiter, wenn fie wegen Arbeitsunfähigkeit entlassen werden, in den fel­tensten Fällen über den Zwed der Quittungstarten und ihre Rentenberechtigung eine Vorstellung haben." Es müsse ihnen regelmäßig erst genau gesagt werden, welche Ansprüche sie zu machen haben, was sie dabei zu thun haben 2c.; ,, ohne diese Information würden die Invalidenrenten sehr häufig Es muß sehr weit mit der preußisch- deutschen Rechtsprechung nicht erhoben werden". Das erklärt sich daraus( fagt der Bericht), gekommen sein, wenn selbst Streise, deren staatserhaltende" und daß diese Arbeiter sich wenig um das Vereinswesen focialistenfeindliche Gesinnung über jeden Zweifel erhaben ist, sich fümmern, sondern sich eher und mit besserem Er- schweren Herzens zu solch einer vernichtenden Beurteilung ent­folg auf ihre Verwaltung verlassen." In schließen. Der letzte Satz soll vermutlich ein Kompliment für die be treffenden Arbeiter sein, thatsächlich ist er aber ein kompliment für die Arbeiterorganisationen. Es trifft durchaus zu, daß diejenigen Arbeiter, die sich um das Vereinswesen kümmern, über ihre Rechte besser unterrichtet sind als die anderen, die den Organisationen fern bleiben. Wenn aber der Verfasser des Berichts die Unkenntnis der gegen das Vereinsleben gleichgültigen Arbeiter ,, eine eigenartige Erscheinung" nennt und den betreffenden Satz zum Zeichen seiner Verwunderung mit einem Ausrufungszeichen versieht, so möchten wir zum Zeichen unserer Verwunderung über seine lassen.

Die Berliner Rechtskonsulenten haben, wie wir vor etwa zwei Wochen mitteilten, gegen den Bescheid des Landgerichts­präsidenten, wodurch ihre Zulassung zum mündlichen Verhandeln vor dem Amtsgericht ein für allemal abgelehnt worden ist, weil bei der großen Zahl der vorhandenen Rechtsanwälte fein Bedürfnis hierzu vorliege, Beschwerde bei dem Kammergerichtspräsidenten eingelegt. Einige der Beschwerdeführer haben bereits den kurzen Bescheid er­halten, daß ihre Beschwerde als unbegründet zurüdgewiesen wird, da die Bedürfnisfrage vom Landgerichtspräsidenten mit Recht ver­neint sei. Eine weitere Beschwerde durch das Gesetz ist nicht zuge­

Aus den Nachbarorten.

Die Wahlen zur Handwerkskammer Berlin sollen im Regierungsbezirk Potsdam , der die zweite und dritte Abteilung der Stammter stellen wird, nach einem Erlaß des Regierungspräsidenten in folgender Weise stattfinden: Die zweite Abteilung wird in fünf, die dritte in vier Wahlbezirke geteilt, und zwar umfaßt in der zweiten Abteilung der Wahlbezirk I die Stadtkreise Charlottenburg , Nirdorf, Schöneberg ( zu wählen ein Mitglied der Kammer), der Wahlbezirk II den Kreis Niederbarnim( 2 Mitglieder), der Wahlbezirk III die Streise Angermünde und Prenzlau ( 2 Mitglieder), der Wahlbezirk IV die Kreise Beestow- Stortow und Teltow ( 2 Mitglieder) und der Wahlbezirk V die Kreise Ober- Barnim und Templin ( 2 Mitglieder), während in der dritten Abteilung der Wahlbezirk I die Streise Potsdam, Spandau , Ofthavelland( 2 Mitglieder), der Wahlbezirk II die Kreise Ostprignig, Ruppin( 3 Mitglieder), der Wahlbezirk III die Streise Jüterbog­Ludenwalde, Bauch- Belzig( 2 Mitglieder) und der Wahlbezirk IV die Kreise Westprignik und Westhavelland( 2 Mitglieder) umfaßt. Die Wahlen in den fünf Wahlbezirken der zweiten Abteilung finden in Berlin , Charlottenburg , Angermünde und Freienwalde a: O., die Verwunderung ein zweites Ausrufungszeichen dahinter feßen. In der Kuppelei- Angelegenheit Fischer wird uns mitgeteilt, Wahlen in den vier Wahlbezirken der dritten Abteilung in Potsdam , Man giebt sich ja in der städtischen Verwaltung und nicht nur daß die genannte Masseuse, die nicht auffindbar ist, in der That eine Jüterbog , Kyritz und Rathenow statt. Die Gewerbevereine 2c. der bei der Straßenreinigung, sondern auch in anderen Verwaltungs- nicht unbeträchtliche Zahl von Mädchen, die fich als Modelle auf zweiten Abteilung wählen gesondert ein Mitglied in Charlottenburg , die Gewerbevereine 2c. der britten Abteilung desgleichen in Potsdamt. zweigen- alle erdenkliche Mühe, die städtischen Arbeiter ihre Annoncen gemeldet hatten, ihren Zwecken dienstbar gemacht hat. Für jedes Mitglied ist ein Ersaymann zu wählen. wenn sie ergriffen wird, eine empfindliche von den Organisationen fernzuhalten. Man sucht Sie hat daher, wenn sie ergriffen wird, Strafe zu gewärtigen. Das eine Zeitlang verschwunden gewesene Lichtenberg - Friedrichsberg. Wegen der hier ausgebrochenen ja auf jede nur mögliche Weise zu verhindern, daß sie über ihre Mädchen, welches inzwischen zurückgekehrt ist, hat nach ihrer eigenen Masern Epidemie ist für den hiesigen Amtsbezirk. die An­Lage und über die Mittel und Wege zur Besserung derselben auf Angabe während ihres Aufenthalts außerhalb des Elternhauses mit zeigepflicht laut Bekanntmachung vom 27. November angeordnet geklärt werden. Daß die Arbeiter, bei denen die Verhinderung dem Herrn, den sie bei der Fischer kennen gelernt, nicht verkehrt; worden. Die Personenstands- Aufnahme zu Steuerzweden bom gelingt, dadurch nicht flüger werden, das ist keine eigenartige", ebenso hat sie zugegeben, daß sie, als sie mit ihm das 4. November dieses Jahres ergab für den hiesigen Ort eine Ein­sondern eine längst bekannte und sehr selbstverständliche Erscheinung. erste Mal verkehrte, verkehrte, ein Wiederkommen selbst verabredet wohnerzahl von 40 751 gegen 38 423 im Vorjahre; also eine Zu Die Direktion der Straßenreinigung jammert übrigens nur hatte, auch daß entgegen ihrer vorherigen Angabe bei der nahme von 2828 Personen. Dem Geschlecht nach find 12 514 er dann über die Unwissenheit ihrer von dem Vereinsleben fern: Polizei Gewalt gegen sie nicht gebraucht worden sei. Die Nachwachsene männliche, 12 936 erwachsene weibliche, sowie 13 437 Stinder gehaltenen Arbeiter, wenn ihr diese Unwissenheit, wie in dem vor- richt, daß der betreffende Mann verhaftet worden sei, ist nicht zu-( unter 14 Jahren) vorhanden. Auf den Gemeindebezirk entfallen treffend. von der Einwohnerzahl 38 887 Berfonen, auf den Gutsbezirk 1864. liegenden Falle bei der Erhebung der Invalidenrenten, Scherereien Die Staatsbürger Zeitung" hinwieder nennt den Bautier An Kirchensteuern sollen für das Rechnungsjahr 1899/1900 81/2 Proz. verursacht. Sie hat durchaus nichts dagegen einzuwenden, wenn Sternberg, einen aus den Gründerjahren und vielen Skandal- von der zu entrichtenden Staatseinkommensteuer erhoben werden; folche Arbeiter auch über ihre Lohn- und Arbeits- prozessen bekannten bald 70 jährigen Mann aus den besseren Ge- doch bleiben die drei untersten Steuerstufen( bis einschließlich berhältnisse im untlaren sind. Das ist ihr sogar sehr sellschaftskreisen" als den am vorigen Sonnabend auf Veranlassung 1200 M. Einkommen) von der Steuer befreit. erwünscht, und fie giebt sich, wie gesagt, alle Mühe, sie dauernd in der Staatsanwaltschaft Berhafteten. In der Stadtverordneten Versammlung von Char Unklarheit darüber zu erhalten. Die Arbeiter sind ja dann um so Gegen den Herausgeber des Eigenen", Herrn Adolf Brand Tottenburg wurde die Anfrage Kaufmann und Genossen, welche leichter davon zu überzeugen, daß sie sich eher und mit besserem in Neurahnsdorf, ist ein Strafverfahren wegen Verbreitung unzüch- Schritte wegen der von der Stadtverordneten Versammlung Erfolg auf ihre Verwaltung verlassen" tönnen. tiger Schriften eingeleitet worden. Inkriminiert werden eine Novelle empfohlene Errichtung von mittleren Schulen vom und mehrere Gedichte, welche gewisse unnatürliche Laster verherrlichen jollen.

Nachklänge vom antisemitischen Stichwahl Siege. Ein Reßergericht soll, wie uns mitgeteilt wird, in einem Moabiter Kriegerverein abgehalten werden. Zwei freisinnige Mitglieder dieses Vereins hatten sich nämlich unterstanden, ein Flugblatt zu unterzeichnen, das zur Unterſtügung unseres Parteigenoffen Glocke aufforderte. In einer Zusammenkunft, die die antisemitischen Sieger am Montagabend in einer Weinkneipe in der Stendalerstraße ab­hielten, wurde nun den beiden Sündern arg der Text gelesen. Ein Redner fagte:

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Magistrat eingeleitet worden seien, von Stadt- Schulrat Dr. Neuffert dahin beantwortet, daß sowohl die Schuldeputation wie die Depu Wegen Unterschlagung und zahlreicher Schwindeleien ist der tation für die höheren Schulen das Bedürfnis der Errichtung von Schneidermeister Friedrich Theis verhaftet worden. Theis machte mittleren Schulen in Charlottenburg grundsätzlich anerkannt haben sich vor längerer Zeit in seiner Heimat der Unterschlagung schuldig, und die Errichtung von Realschulen empfehlen. Die Errichtung von ließ Frau und Kinder im Stich und floh. Vor drei Viertel Jahren Knaben- Mittelschulen, wie sie vor 10 Jahren in Charlottenburg ver­fam er nach Berlin und meldete sich hier mit Ausweispapieren, die sucht worden sei und woraus das Realgymnasium hervorgegangen wäre, er einem Gesellen Michaelis einbehalten hatte. Unter diesem falschen lehnten beide Deputationen ab. Diesen Beschlüssen ist der Magistrat Namen wohnte er zunächst in der Hussitenstraße, später in der Land- beigetreten, indem er die Errichtung einer Realschule beschlossen hat. wehr- und dann mit einer Geliebten in der Füsilierstr. 1. Als Die Deputation für die höheren Lehranstalten wird sich nächste Woche Nie und nimmer dürfen wir Mitglieder in unserem Verein Theis wegen der Unterschlagung steckbrieflich verfolgt wurde, verübte er mit einer entsprechenden Vorlage beschäftigen. Die Anfrage Arnold dulden, welche in hochverräterischer Weise das Ansehen und die hier als Michaelis die größten Schwindeleien, namentlich suchte er Ab- und Genossen, ob der Magistrat ein Verbot erlassen habe, Ehre unseres Kriegervereins mit Füßen treten. Das eine kann zahlungsgeschäfte heim. Von diesen entnahm er Einrichtungen, daß Stadtverordnete einen städtischen Bauplaz ich Ihnen sagen, meine Herren, fomme ich einmal in die Kleider, Uhren und Ketten usw. mit der Verpflichtung, wöchentlich betreten, führte zu äußerst lebhaften Erörterungen. Lage zwischen Freifinn und Socialdemokraten zu wählen, dann Abzahlungen zu machen. Bevor aber noch die erste Zahlung fällig Bürgermeister Schuste hrus führte aus, daß die Städte- Ordnung ziehe ich mir lieber den Socialdemokraten vor, welcher, zu war, verkaufte er die Sachen schon wieder, um den Erlös in seine das Recht der Kontrolle der städtischen Bauten der Gesamtheit der seiner Ehre sei es gesagt, stets und jederzeit als charakterfester Gegner Tasche zu stecken und dann an anderer Stelle den Schwindel von Stadtverordneten- Versammlung übertrage. Wenn einzelne Stadt­uns gegenüber trift, während sich der Freisimm in der jämmerlichsten neuem zu beginnen. Gestern kam sein Treiben an den Tag und er verordnete Bauten besichtigen wollten, möchten sie sich an das und geradezu erbärmlichsten Weise gezeigt hat!" wurde aus seiner Wohnung heraus verhaftet und sofort in das betreffende Baubureau wenden. Nach dem Antrage des Ausschusses Wir können dem Freisimm, dem in solcher nicht ganz un- Untersuchungsgefängnis abgeführt. zur Vorberatung der Vorlage betreffend die Schaffung der berdienten Weise der antisemitische Dant abgestattet wird, unser Lehrpersonalstellen für 1900 wurde ferner beschlossen, 35 Lehrerstellen zu errichten. Im Interesse der Wahrung der Parität Mitleid nicht verfagen. hatte der Ausschuß den Antrag des Magistrats dahin modifiziert, daß am 1. April an den katholischen Gemeindeschulen zwei Lehrer angestellt würden.

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Ein Unglücksfall, bei dem ein Kind um das Leben tam, er eignete sich vorgestern nachmittag an der Ede der Perleberger- und Von den Gegnern des Kinderschutzes. Ein Bädermeister Stephanstraße. Die achtjährige Tochter Anna des Telegraphen­R. Neuendorf beichwört in einem von ihm in der Bädermeisters Dombrowsky aus der Lehrterstr. 38 kam mit der ebenso zeitung" veröffentlichen Aufruf den Stadtverordneten - Ausschuß alten Tochter Anna des Bureauvorstehers Rössel aus der Schule in für Aufhebung der Kinderarbeit", doch ja nicht den verderblichen der Stephanstraße. Die Kinder sahen nicht, daß gerade ein be­Neuerungen zuzustimmen. Auf die Argumentationen dieses Herrn, ladener Wagen dahergefahren fam. Anna Dombrowsky glitt aus, die darin gipfeln, daß die Folge des" Müssiggangs " der Kinder in als sie noch vor den Pferden vorüberlaufen wollte, und fiel hin. den vielen jugendlichen Verbrechern, Spigbuben, Zuhältern und jogar Die Räder des Wagens gingen ihr über den Kopf und verlegten fie Mördern zu Tage trete, lohnt es sich nicht einzugehen, wenn sie auch so schwer, daß sie auf der Stelle verschied. Ihr Begleiterin geriet so ziemlich die Anschauung der Allgemeinheit der Bädermeister wieder vor das rechte Vorderrad. Dieses ging aber zum Glüd nicht über spiegeln mögen. Nur auf eines sei hingewiesen. Herr Neuendorf sie hinweg, sondern schob sie nur ein kleines Stück Weges vor sich die Kinder beim Zeitungaustragen auch vom her. Sie fam mit einer Verlegung am rechten Beine davon und Vorwärts" weit mehr ausgenügt werden als in den Bädereien. wurde in die elterliche Wohnung gebracht, während die Leiche ihrer Das ist, gelinde gesprochen, ein Irrtum des Herrn Bäckermeisters. Gespielin im Schulgebäude niedergelegt wurde, bis der Polizeiwagen In der Parteispedition des Vorwärts" werden grundsätzlich sie nach dem Schauhause abholte. teine inser beschäftigt und find auch nie welche beschäftigt worden,

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fonstatiert",

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Zeugen gesucht. Am Sonntag, den 29. Oktober d. J., abends zwischen 10 und 11 Uhr, erzählte im Restaurant Brüder, Waldemar­ftraße 75, ein Herr, welcher mit einer Gesellschaft von zwei andern Herren und vier Damen an einem Tisch saß, Verschiedenes über Spandauer Berhältnisse. Die beiden Herren, welche zu dieser Gesell schaft gehörten, und die Erzählung anhörten, werden gebeten, ihre Adresse bei Herrn Scholz, Berlin , Wrangelstr. 110, niederzulegen.

Erster

Herr Rentner Runge . Nach§ 6 der Städte- Ordnung für die östlichen Provinzen kann der Magistrat im Einverständnisse mit der Stadtverordneten - Versammlung einem Staatsangehörigen, der von außerhalb zuzieht, das Bürgerrecht verleihen, ohne daß er ein volles Jahr hindurch seinen Wohnsitz in der Gemeinde hat. Wie die " Bolts- Zeitung" mitteilt, ist auf Grund dieser Bestimmung fürzlich beim Magistrat angeregt worden, daß dem zum Stadtverordneten gewählten Rentner Runge, der noch kein volles Jahr wieder in Berlin wohnt, das Bürgerrecht schon jetzt wieder verliehen werde mit Rücksicht darauf, das Herr Runge in Berlin geboren und auf­gewachsen ist, hier sein Geschäft betrieben hat und das vom Vater ererbte Grundstüd noch heute besigt. Der Magistrat hat indessen der Anregung namentlich aus dem Grunde keine Folge gegeben, weil bei dem häufigen Wohnungswechsel zwischen Berlin und den Vororten Gesuche un vorzeitige Verleihung des Bürgerrechts sich zu oft wiederholen würden. Die Wahl des Herrn Runge wäre wohl auf keinen Fall gültig gewesen.

Die Arbeiterinnen von Charlottenburg werden auf die am heutigen Donnerstag in der Gambrinus- Brauerei, Wallstr. 94, statt­findende öffentliche Versammlung hingewiesen, in der Reichstags­Abgeordneter Wurm über Arbeiterinnenschutz sprechen wird. Arbeitslosigkeit hat einen in Schöneberg in der Bahn­

Allerhand von der Verknutung des Geistes. Das Diref­torium der akademischen Lejehalle beschäftigte sich gestern abend mit einem Antrage des socialwissenschaftlichen Studenten bereius, welcher dahin ging, die Lesehalle an den Sonntagnach mittagen für jedermann unentgeltlich zu öffnen. Den Beamten der Lesehalle solle diese Erweiterung keine Mehrbelastung bringen; der Opfer einer Portierwohnung. Den Erstickungstod wegen Dienst würde von Studenten übernommen werden, die sich freiwillig eines schadhaften Ofens erlitt die vierjährige Tochter des Kutschers erboten hätten, während jener Zeit die Aufsicht zu führen. Der An- Christoph Barstieß. In dem Hause Alexanderstr. 39 Hof parterre trag wurde abgelehnt, da man fürchtete, das Lokal würde dadurch hat der Stutscher Christoph Barstieß eine Wohnung inne, welche schon zu sehr abgenutzt werden.( Als ob von der alten, halb baufälligen lange Zeit beim Heizen räucherig war. B. scheute sich jedoch, straße wohnenden älteren Arbeiter W. in den Tod getrieben. Gr Baracke noch etwas abzumugen wäre. Die Baracke ist doch kein bei dem Wirt auf Abstellung des Uebelstandes zu drängen, weil er brachte sich mit einem Küchenmesser mehrere schwere Wunden an dem Schreiben des Reftors der Universität verlesen, infen Schreiben des Rettors der Universität verlesen, in zugleich die Portierstelle versah. Als die B.'schen Eheleute in dem Hals bei. Nach Anlegung eines Notverbandes in der Unfallstation welchem er mitteilte, daß das erneute Gesuch des Direktoriums, die Ofen Feuer angemacht hatten, blieb die vier Jahre alte Tochter wurde der Unglückliche nach dem Elisabeth- rankenhause geschafft, Johanna noch im Bett, während die Eltern die Wohnung verlassen starb jedoch schon unterwegs. Socialistischen Monatshefte auslegen zu dürfen, ab- hatten. Als sie nach einiger Zeit in das Schlafzimmer zurückkehrten, Spandau . Immer näher rückt die Stichwahl zur Stadt war es voller Rauch und die Kleine lag bewußtlos im Bett. Sie berordneten- Versammlung für die III. Abteilung, und unsonichr Flottenagitation in den Schulen. Uns wird geschrieben: Das hatte so viel Kohlendunst eingeatmet, daß auch der sofort hinzu- muß sich der Eifer unserer Parteigenoffen figern, auf den Sieg fönigliche Wilhelms- Gymnasium zu Berlin , Bellevueftr. 15, hat sich gerufene Arzt nicht mehr helfen konnte. Das Mädchen ist infolge unserer drei Kandidaten Scholz, Rieger und Kunkel hinzuwirken. Unsere Gegner befolgen diesmal eine andere Tattit, indem sie nicht endlich entschlossen, seine öden Kasernenzimmer künstlerisch auszu- der Rauchvergiftung gestorben. schmüden. Die Räumlichkeiten sind überschwemmt mit einer großen Theater. Im Schiller: Theater ist die zweite Aufführung im wie in früheren Jahren ihre Agitation in aller Oeffentlichkeit be­Bahl von Flottenplänen, auf denen der Bau eines Kriegs- Schiller Cyklus Rabale und Liebe" diesen Sonntagnachmittag 3 Uhr. In treiben, sondern im stillen durch den Beamtenapparat und mit Hilfe

Rathaus! Red.) In derselben Sigung wurde auch ein

gelehnt sei.