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Der weiße Maulwurf wollte reden.

ist, und einem sogenannten Wasserglase. Das letztere ist ein kleiner, Fort mit Dir," schrien die Schwarzen. Fort mit Dir! Fort! bierediger Holzfasten, mitunter auch nur ein Eimer, in dessen Boden, Die Maulwürfe drängten den Fremdling durch den engen Gang. Sie tamen an der jungen Maulwurfsfrau vorbei, die dort mit ihrer Nachbarin stand. Den Besten unter Euch verjagt ihr?" rief fie, spöttisch Den Besten?" schrie der Graugeschwänzte, nennst Du einen weißen Maulwurf den Besten?" Dann wandte er sich zu dem Ver­haßten und schrie: So hast Du unser Bolt schon berhezt", warf sich auf ihn und versette ihm wütende Bisse.

fragend.

"

Als die anderen das sahen, wagten sie es ebenfalls und fielen über den weißen Maulwurf her. Bald hatten sie ihn totgebissen. Der weiße Pelz färbte sich rot vom Blute des Ermordeten und ärgerte niemand mehr.

Bufrieden tappten alle im Dunkeln nach ihren Wohnungen. Zu sehen brauchten sie ja nichts, denn schon ihre Urgroßeltern waren diesen Weg gegangen.-

Schwämme

( Nachdruck verboten.)

und Schwammfischerei.

Ein so guter Hausfreund uns seit der Kindheit Tagen der Schwamm, besonders der Badeschwamm ist, so sind doch genauere Kenntnisse über ihn wenig verbreitet. Aehnlich dem Korallenstock ist der Schwamm im lebenden Zustande eine Tierkolonie. Dieses Fasergerüst ist mit einem Neb überzogen, das wie eine schwarze Haut aussieht. Die Substanz ist eine Art Fleisch aus sehr dünnen, mehr oder weniger elastischen Fasern, die dermaßen verschlungen find, daß sie ein elastisches Gewebe bilden. Dieses Gewebe wird durchkreuzt von einer Menge Kanälen von verschiedenem Durch messer, die sich verzweigen. In allen diesen Oeffnungen zirkuliert das Wasser und strömt aus und ein, durch die Bewegung einer Wimpern zum Fließen gebracht. Die Wimpern fißen in Zellen, aus denen die ganze schwarze Haut zusammengesett ist; außerdem gibt es auch noch andere Zellen in ihr, die beständig hin und herkriechen. Nicht alle Schwämme haben dieselbe Klumpenform wie unser Bade­schwamm. Je nach den Arten nehmen sie verschiedene Formen an, 3. B. die von Röhren, Vajen, Sträuchern, Fächern usw., und diese Formen find gewöhnlich sehr unregelmäßig. Ihre Farbe ist ein gelbliches Weiß oder bräunliches Rot, das für das Auge nichts Angenehmes hat. Durch die Natur der Außenhaut zerfallen die Schwämme in Unterabteilungen. Entweder bleibt die Außenhaut weich( Weichschwämme), oder sie entwickelt in sich eine Art Stelett. Diese besteht aus hornstoff- oder seidenstoffähnlichen allseitig sich berbindenden Fäden( Hornschwämme) oder das Stelett wird aus Kalfförperchen gleichsam zusammengefilzt( Raltschwämme), oder endlich es besteht aus zahlreichen, bei den verschiedenen Arten sehr verschiedenartig und oft sehr zierlich gestalteten, ineinander ge­wirrten Rieselnadeln, oder auch noch aus langen, glasartigen Kiesel­fäden, die oft als Haare und Bärte den Schwammkörper bedecken ( Kieselschwämme).

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Man findet die Schwämme in allen Breiten, bald in bedeutender Tiefe, bald der Oberfläche mehr oder weniger nahe, bald sogar auf Felsen, die abwechselnd von der Flut bedeckt oder verlassen werden. Die bedeutendsten Schwammfischereien sind im Archipel auf Naxos  und den benachbarten Inseln, besonders leben die Bewohner der Inseln Symi   und Nifaria fast allein vom Schwammfischen. Auch auf Korfu   und an der dalmatischen Küste, bei Tunis   und Algier   werden Schwämme gefischt. In großem Maßstabe wird die Schwamm­fischerei in den Gewässern der Bahama- Inseln betrieben. Die Schwammfischerflottillen fahren gewöhnlich von der Hafenstadt Nassau   aus. Im Hafen dieser auf der Insel New Providence ge­legenen Stadt liegen stets einige Dußend Schwammfischer- Schuner und Schaluppen vor Anter. Dieselben haben zwischen 10 und 30 Tonnen Tragkraft, eine Besabung von acht bis zwölf Mann und führen je zwei bis drei kleine Ruderboote mit sich. Insgesamt sind in den Bahamas   etwa 450 bis 500 solcher Fahrzeuge bei der Schwammfischerei in Verwendung. Die Zahl aller bei der Fischerei und Zurichtung der Schwämme beschäftigten Personen mag 5000 bis 6000 betragen. Mit Ausnahme der Schiffseigentümer und Makler sind dieselben durchweg Neger und Mulatten.

Die Schwammfischerei kann das ganze Jahr hindurch betrieben werden, jedoch pflegen die meisten Schiffe ihre Fahrten während der Monate Juli, August und September einzustellen, da dann die Bahamas   häufig von Orkanen heimgesucht sind.

In der Regel werden die Schuner für sechs bis sieben Wochen ausgerüstet und verteilen sich dann, fünf bis sieben Fahrten jährlich ausführend, über den ungeheueren, aus mehr als 3000 Inseln, Riff­eilanden und Klippen bestehenden Archipel. Die Schwammbetten sind sehr ungleichmäßig verteilt. Am ergiebigsten sind diejenigen der nordwestlichen Inseln. Auf den Bänken angekommen, sehen die Schaluppen die Mannschaften in den kleinen Ruderbooten aus und nehmen sie samt der Ausbeute am Abend wieder an Bord. Zwei Mann genügen für ein Boot. Der eine handhabt das Steuer, während der andere dem Fischen der Schwämme obliegt.

Zur Ausübung ihres Gewerbes bedürfen die Schwammfischer nicht vieler Werkzeuge. Diese bestehen nur aus einer 10-15 Meter langen Stange, die unten mit zwei starken Hakenzähnen versehen

zwei Finger breit vom Rande entfernt, eine Glasscheibe eingesetzt ist. Wird dieses Instrument bis über die Glasscheibe hinaus in das Meer eingetaucht, so ist unter der Scheibe jede störende Wellen­bewegung aufgehoben, so daß man durch das überaus durchsichtige Wasser alle auf dem Boden des Meeres befindlichen Gegenstände bis zu 20 Meter Tiefe deutlich erkennen kann." Als ich," sagt Rudolf Cronau  , New York  , in einer herrlichen Schilderung(" Ueber­all", 1902), der wir hier folgen, in einem solchen Schwammfischer­boot eine Fahrt nach den berühmten Seegärten der Insel New Providence unternahm und dort zum erstenmal ein solches Meer­glas benutzte, entschleierte sich meinem staunenden Blid eine traum­haft schöne Welt.

Was ich bisher nur in Aquarien vereinzelt und in dürftigen, halb verkümmerten Exemplaren gesehen, war hier in überschweng­licher Fülle und schönster Entfaltung vorhanden. Da waren weite Strecken, auf denen sich schneeweiße Korallenstöcke erhoben, bald in baum- oder blumenkohlartigen, bald in handförmigen oder knolligen Gebilden, bald in mächtigen Platten und Waben, bald berzweigt und zadig aufragend, gleich Katteen. Und auf allen diesen von smaragdgrünen und azurblauen Wassern umgebenen Bauten flimmerten die Fühler von Millionen winziger Korallentierchen. Zwischen ihren zadigen Gehäusen wucherten lange, jeder leisen Strömung folgende Seefedern, daneben standen farminrote, aus feinstem Spitengewebe bestehende, metergroße Seefächer auf dünnen Stielen. Andere Gewächse erinnerten an mächtige, purpur- und gelbgefärbte Farrnkräuter, oder sie wallten wie vom Zephir gc= tragene grüne, weiße oder violette Seidenbänder hin. Als ein paar Ruderschläge uns bis zu jenen Stellen brachte, entdeckten wir, daß dort ganze Ansiedelungen entzückender Seerosen und Anemonen wucherten; bei schärferem Zusehen vermochten wir sogar die Be­wegungen der einzelnen staubfadenartigen Fangarme zu erkennen, mit denen diese zwischen Tier und Pflanze ein Mittelding. bildenden Geschöpfe ihre aus fleinen Mollusken und Würmern bestehende Beute erhaschten. Einen schneidenden Gegensatz zu jenen leuchtenden, anscheinend nur aus Sonnenschein und Farbe bestehenden Wesen bildeten fauftgroße, tintenschwarze Körper, die manchmal so massen­haft beisammen lagen, daß ihr Schein der Oberfläche des Wassers einen eigentümlichen, rötlich- schwarzen Schimmer verlieh. Es waren Kolonien von Seeigeln, lebendige, mit tausenden von langen, über­aus feinen Stacheln besetzte Nadelkissen, die den in diesen Gewässern Badenden wenig Freude bereiten. Weitaus poetischer erschienen mir die großen, glodenförmigen Medusen, die gleich unterheeischen Seifenblasen durch die dunkelblauen Wasser dahinschwebten und ihre Nefselfäden hin und her spielen ließen. Keiner der zahlreichen Fische wagte die zarten Geschöpfe zu stören, denn dieselben verfügen über ein ganzes Arsenal geheimnisvoller, giftiger Waffen, die selbst dem Menschen gefährlich werden können. Auch unter den zahlreichen Fischen, die vereinzelt oder in Zügen daher tamen, gab es biel aben­teuerliches Volt, mit dem, wie mit großen Herren, nicht gut Kirschen zu essen ist. Da war der an der Stirn gleich einem Rind mit zwei Hörnern bewaffnete Kuhfisch; der kugelrunde, über und über mit Stacheln besette Judenfisch und tausend andere Schuppenträger, die bald wie mit Gold und Silber bedeckt schienen, bald brennend rote, tanariengelbe, samtschwarze und hellgrüne Farben trugen, oder jenes entzückende Blau besaßen, das wir auf den Fittichen gewisser brasilianischer Schmetterlinge bewundern. Doch alle diese Naturwunder interessierten den mich begleitenden Schwammfischer nicht. Seine Blide glitten gleichgültig über diese ihm alltäglichen Erscheinungen hinweg, um mit desto größerem Be­hagen auf einigen recht unscheinbaren, dunklen Klumpen haften zu bleiben, die einer Korallenbank auffaßen. Ein Ruderschlag genügte, um das Boot direkt über jene Stelle zu treiben, und nun langte der Fischer, das Glas mit der linken Hand haltend, mit der rechten nach seiner langen Harpune, stieß dieselbe in die Tiefe hinab, brach mit einer geschickten Bewegung die Klumpen einen nach dem anderen los, zog sie empor und schleuderte sie mit kurzem Ruck auf den Boden des Bootes.

Die so aus dem Schoß des Meeres ans Tageslicht beförderten Schwämme waren nichts weniger als anziehende Gegenstände, sondern häßliche, braun violette, oft fast schwarz aussehende, schleimige Klumpen, die gleich einem Gelatinepudding schwabberten und zitterten und nach einiger Zeit, als die heiße Sonnengut auf fie einzuwirken begann, einen üblen Geruch berbreiteten."-

Als ein gutes Ergebnis wird es bezeichnet, wenn die Be­mannung nach etwa sechswöchentlicher mühevoller Arbeit unter den glühenden Strahlen der Sonne 12-15 000 große Eremplare nach Hause bringt. Gewöhnlich bringt ein Schiff aber etwa 5000 große und 7000 fleine Schwämme heim. Der heraufgebrachte Schwamm sieht, wie schon bemerkt, ganz anders aus als der in den Handel gebrachte. Er ist schleimig, weich, mit der erwähnten schwarzen Haut bedeckt und mit einer weißen Flüssigkeit gefüllt. Alle diese tierischen Substanzen, diese Millionen von Lebewesen, die den Schwamm aufbauten, werden durch die Sonnenhite getötet und durch wiederholtes Austreten und Ausspülen entfernt. Dann legt man die Schwämme unter öfterem Begießen mit Meerwasser zum Bleichen in die Sonne, sortiert sie und bringt sie zum Verkauf. Für die Ausfuhr werden sie noch besonders geschnitten, nochmals chemisch gereinigt und in kleinen Ballen zusammengepreßt, die nun in die weite Welt wandern und, ehe sie in Gebrauch kommen, im Groß­handel noch durch mehrere Hände gehen. J. Wiese.

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