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Nr. 281.

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Erscheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

16. Jahrg.

Dte Insertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Rolonel zetle oder deren Raum 40 Pfg., für politische und gewertschaftliche Vereins und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in derExpedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Hernsprecher: Hmt I, nr. 1508. Telegramm Adresse: Socialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Die ländliche Wohnungsfrage in England.

London  , den 27. November.

Freitag, den 1. Dezember 1899.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

keit und die zweithöchste Auswandererzahl hat. Mit Ausnahme von Dänemark  , wo die beiden Zahlen forrespondieren, besteht nirgends ein proportionales Verhältnis zwischen den beiden Erscheinungen. Start bevölferte Länder haben eine verhältnis­mäßig geringe Auswanderungsziffer, in dünn bevölkerten Ländern schwillt die Auswanderung stark an.

Es ist kaum begreiflich, daß Männer der Wissenschaft angesichts dieser Thatsachen den Abfluß von Volkselementen aus dem Kraftüberschuß" der betreffenden Länder zu erklären

wagen.

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Herr Professor Adolph Wagner schreibt uns:

Geehrte Redaktion!

einzelnen Bächter zur Miete wohnen. Das heißt, sie wollen nicht die Aus dieser Tabelle geht hervor, daß Frankreich  , das hin­Wohnungen direkt oder indirekt in den Arbeitskontrakt hineingezogen sichtlich der geringen Zahl der Auswanderer an erster Stelle wissen. Aus welchen Gründen, liegt auf der Hand, und keine Bors steht, in der Bevölkerungsdichtigkeit den zehnten Platz ein­eingenommenheit gegen Landlords und kapitalistische Bächter darf nimmt, während Norwegen   die geringste Bevölkerungsdichtig­zu Vorschlägen antreiben, die im Widerspruch mit dieser Empfindung Benn von Wohnungsnot die Rede ist, so denken die meisten stehen. Die Instanz, der hier die Pflicht der Abhilfe zufällt, ist die Leute nur an städtische Wohnverhältnisse. In den Städten, wo sich Gemeinschaft bezw. die sie vertretende örtliche Behörde: die Ge­die Menschen häufen, zeigt sich die Wohnungsnot am auffälligsten, meinde- oder Diftrittsvertretung, je nachdem die örtliche Sanitäts­weil ihre Folgen nicht nur die von ihr Betroffenen, sondern die ganze behörde. Natürlich sind dabei Verhältnisse unterstellt, wo diese Behörden Gemeinschaft oder mindestens die Bevölkerung ganzer Distrikte be- mit einem gehörigen Tropfen demokratischen Oels gesalbt sind und drohen. Daß es auch auf dem Lande Wohnungsnot, eine wirkliche nicht selbst wieder der bezw. die Gutsherrn im anderen Gewande Wohnungsfrage geben kann, kommt den wenigsten zum Bewußtsein. oder von diesen abhängig sind. Aber selbst in diesen beiden Fällen In Deutschland   spricht man wohl genug von den erbärmlichen Wohn- ist die Regelung durch amtliche Instanzen vorzuziehen. Der Unter­verhältnissen der Landarbeiter in Östelbien, aber man verbindet doch schied ist da doch nicht blos formell, er drückt ein Princip aus, das felten damit den Begriff einer Wohnungsnot. Wie soll es auf dem mit der Zeit den formalen in einen sehr substantiellen Unterschied Lande Wohnungsnot geben, wo es doch dort keine Baustellen- umwandeln kann und muß. spekulation, feine Grundrenten giebt, die sich mit den städtischen Renten messen können? Ju England haben schon heute die ländlichen Sanitätsbehörden Der Gedanke berührt um so fremdartiger, das Recht, da, wo sie es nötig erachten, sich vom Ministerium für als er in Widerspruch zu stehen scheint mit der Thatsache der die Lokalverwaltungen Vollmacht zum Bau von Arbeiterwohnungen beständigen Abwanderung vom Lande in die Stadt. Nirgends erteilen zu lassen und alsdann in Anwendung zu bringen. Aber es mm ist dieser Abwanderungsprozeß so weit vorgeschritten wie ist das das ein fakultatives Statut und an in England. In den vierzig Jahren von 1851 bis 1891 Bedingungen bureaukratischer Natur geknüpft. soviel lästige daß cs ist die Zahl der Landarbeiter in England und Wales   von 1 253 000 in ganz vereinzelten Fällen zur Anwendung gelangt ist. Die Ent­nur auf 780 000 gefallen. Daß es angesichts dieses Abflusses auch in hüllungen der Daily News" haben in weiten Kreisen der Erkenntnis England auf dem Lande Wohnungsnot geben solle, erscheint auf den Bahn gebrochen, daß hier drastischere Vorschriften geboten sind. Aus ersten Blick als paradox. Und doch ist dem so. dem fakultativen Recht muß für bestimmte Verhältnisse eine ver­pflichtende Vorschrift werden. Die Canitätsbehörde muß verpflichtet werden, dafür zu sorgen, daß in jedem ländlichen Distrikt eine ge­wisse Anzahl geeigneter Wohnungen erstellt werden, sei es von ihr selbst oder vom Kirchspiel, beziv. der Distriktsvertretung, die selbst wieder mit entsprechenden Vollmachten auszustellen sind. Befriedigendes wird auf diesem Gebiete nur in dem Maße geleistet werden als die Bevölkerung durch die Demokratie für die Demokratie erzogen sein wird. Aber wenn schon in den Städten sich die Privatunternehmung und fakultative Statuten meist als ungenügend erwiesen haben, der Wohnungsnot ausreichend zu begegnen, so noch viel mehr auf dem Lande, wo es sich in vielen Distrikten noch darum handelt, der Bevölkerung das Bedürfnis für ordentliche Wohnverhältnisse anzu­erziehen.

Es ist das Verdienst der Daily News", die Thatsache dem großen Publikum zum Bewußtsein gebracht zu haben. Nachdem das genannte Blatt in einer Reihe packender Artikel die Londoner   Woh­mungsnot mit dem Erfolg beleuchtet hatte, daß die Bewegung zur Abhilfe in etwas lebhafteren Fluß geraten ist, hat es ſeit einiger Zeit auch über die ländliche Wohnungsnot teils Berichte von eignen Berichterstattern, teils solche von Einsendern veröffentlicht, an die sich eine lebhafte Korrespondenz über die Abhilfsmittel schloß. Die ganze Diskussion erfolgte unter dem an Frig Neuters ergreifende Erzählung Kein Hüsung" erinnernden Sammeltitel no room to live", und der Fälle, wo Landarbeiter keine Behausung, keinen Raum zum Leben" finden konnten, wurden nicht wenige ans Licht

gezogen.

Dem mit der einschlägigen Litteratur Bertrauten sagten diese Berichte freilich nichts Neues. In den Berichten über die amtlichen Agrar- Erhebungen finden sich viele ähnliche Angaben. Aber wer liest die amtlichen Protokolle? Was in diesen Aften steht, ist des­halb noch nicht Eigentum des Publikums. Es ist totes Material, das darauf wartet, von der geeigneten Seite zur passenden Zeit für den richtigen Zweck gehoben zu werden.

Politische Uebersicht.

Berlin  , den 30. November. Der Reichstag  

Ich weiß nicht, ob ich bei einer socialdemokratischen Zeitung gegenüber einem von ihr angegriffenen Gegner auf dasjenige Maß der bürgerlichen" Presse in solchen Fällen zeigt. Doch will ich den von Loyalität rechnen kann, welches wenigstens der anständige Teil Versuch machen, dies zu konstatieren, und bitte Sie deshalb, diese Beilen in der nächsten Nummer Ihrer Zeitung abzudrucken: Widerspruch zwischen früheren Aeußerungen von mir über deutsche Ju dem Leitartikel Ihrer Nummer vom Dienstag suchen Sie einen Sapitalanlagen im Auslande u. dgl.m. und meinem jetzigen scharfen Ein­trefen für die Verstärkung der Flotte zu konstruieren und beurteilen dem nach meine Stellungnahme in letzterer Sache in einer mich und sogar meinen ganzen Berufsstand herabjezenden Weise.

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gleiche Ansicht über die Flotte vor 2 Jahren öffentlich Sie verhehlen dabei Ihren Lesern, daß ich genau die vertrat, worauf ich in dem von Ihnen citierten Artikel in der Woche" ausdrücklich hinweise. Ich habe also doch jedenfalls diese Meinung nicht erst jest Beweggründen und gegen meine Ueberzeugung wie Sie andeuten aus äußeren angenommen und vertreten. Ich habe sie ebensowenig als in Widerspruch stehend angesehen mit meinen auch seit Jahren genau so vertretenen mehr oder weniger skeptischen Ansichten über den Segen einer immer mehr industriestaatlichen Entwicklung Deutsch­ lands   und über die Möglichkeit einer gesicherten Fortdauer dieser Entwicklung. Wie in meinen größeren wissenschaftlichen Werken, wie in populären Aufsätzen habe ich auch jetzt genauso wie immer die Notwendigkeit und finanzielle Wiöglichkeit eines starken Wehr­hatte heute noch nicht die Schlacht um unsere Koalitionsrechts- wesens zu Lande und zu Wasser betont und gleichwohl gleichzeitig " Ich erinnere mich nicht," heißt es im Schlußberichte der 1892 er Anträge, von der vielfach geglaubt wird, sie wird eine Fort- damit meine steptische Stellung in der Frage der Juduſtrieſtaats­töniglichen Untersuchungskommission über die Verhältnisse der Land­arbeiter, in irgend einem Distrikt ein gutes Arbeiterhäuschen sehung der Schlacht um die Zuchthausvorlage sein. Die Entwicklung und der Weltwirtschafts- Verhältnisse für vereinbar ge­unbewohnt gesehen zu haben, während in verschiedenen Dörfern gestrige Meldung, daß die Debatten über die Gewerbe- halten. erklärt wurde, daß, wenn ein junges Paar heirate, es genötigt Ordnungs- Novelle nun zu Ende seien, war nicht ganz richtig. finden Sie in meinen schriftlichen und mündlichen Aeußerungen Ob das richtig, darüber läßt sich ja streiten. Aber nirgends fei, so lange bei den Eltern zu wohnen, bis der Zufall Einige Paragraphen, die noch vor unserem Antrag zu er- Anhaltspunkte, um mir einen charakterlosen Gesinnung 8- eine Wohnung frei macht"( p. 12). Im ganzen Kreis", heißt es ledigen waren, veranlaßten eine längere Diskussion über den wechsel in diesen Fragen zu imputieren, wie Sie es thun. im gleichen Bericht vom Streis   Cirencester(   Gloucestershire), herrscht Achfuhr- Ladenschluß und den Normalarbeitstag für Handlungs- In dem Artikel in der Woche" habe ich mich sogar dem Sinne Mangel an Arbeiterhäusern". Dieselbe Klage wird festgestellt von gehilfen. Der Ausgang des Redekampfs, der unsererseits von nach in der Industriestaats- und Volkswirtschaftsfrage auch jest den Kommissionen für Orfordshire,   Buckinghamshire,   Berkshire, Bebel, Pfannkuch und   Rosenow geführt wurde, war die genau wie früher geäußert. Das verschweigen Sic.  Cornwallis,   Monmouthshire und von verschiedenen Grafschaften in Ablehnung unserer Anträge und die im wesentlichen unveränderte  Wales. Die Wohnungsfrage wird von den Landarbeitern, und mit Damit bestreite ich Ihnen das Recht, mich in der Weise, wie Sie Recht, als die brennende Frage des Distrikts betrachtet", schreibt der Annahme der Kommissionsbeschlüsse. Ais komisches Zwischen- es gethan, zu verumglimpfen. Ich handle in dem Eintreten für die Flotte Kommissar für   Monmouthshire. Und vom Distrikt Beyllheli in spiel mag erwähnt werden, daß Herr Raabe, der Antisemit, in völliger Uebereinstimmung mit allem, was ich in Carnarvonshire heißt es: Die Verteilung der Arbeitshäuser im Distrit angestachelt durch unsere Kritik des thatenlosen und stummen Bezug auf staatliche Machtmittel stets verlangt habe. Das können ist sehr ungleich. Während die Tagelöhner dort Arbeit suchen, wo sie die Verhaltens der antisemitischen Mundhelden, den Reichstag mit Ihrer Genossen", bezeuger. mir u. a. auch Tausende von Zuhörern, sicher darunter auch manche besten Löhne bekommen, müssen sie ihre Familien dort lassen, wo sie ein einer zweiten Rede behufs Erlangung eines Ehren­Häuschen finden können. So arbeiten viele Leute auf Gütern, die diploms der( Messer- und Löffel-) Barbier- Junung und mir thun, in der Ihnen gegnerischen Presse, so beschweren Sie sich Wird einem Ihrer Genossen" so mitgespielt, wie Sie es bei 15 bis 16 Weilen( 24 bis 26 Stilometer) vom Wohnort ihrer Familie sonstiger Innungen regalierte. entfernt liegen." und neunen es illoyal. Wie bezeichnen Sie dies Vorgehen gegen Aber es handelt sich nicht nur um absoluten Wohnungsmangel. Im übrigen ist nur zu bemerken, daß alle Parteien ein mich und meine akademischen Kollegen? Sagen Sie etwa:" Ja,  Biel allgemeiner noch sind die Klagen über die Beschaffenheit der förmliches Kirchturm- Wettrennen nach der Gunst der Handlungs- Bürger", das ist ganz etwas anderes"? Und gilt auch für Sie vorhandenen Wohnungen. Noch giebt es viele Arbeiterhäuser auf gehilfen abritten, daß aber mit Ausnahme der socialdemo- das Wort:" Der Zweck heiligt die Mittel"? dem Lande, die auch den allergeringsten Ansprüchen an Bequemlich fratischen, teine Partei etwas Ernsthaftes für sie hat thun Hochachtungsvoll feit und Hygiene nicht entfernt genügen. Prof. A d. Wagner. Und nur eine Minderheit wollen. Die alte Geschichte!

ist

aus

die

"

Morgen 1 Uhr Fortsetzung. Unsere Koalitionsanträge.- Auswanderung, und Uebervölkerung.

zu Gesicht bekam.

zu lassen.

"

#

von Häusern kommt einigermaßen den in dieser Hinsicht mit der Zeit ja auch etwas gestiegenen Ansprüchen der Land­Wollten wir nach Art des Herrn Professor Wagner verfahren, arbeiter wirklich nach. Es sind dies zumeist die Arbeiter so würden wir als illoyal" bezeichnen müssen, daß er in seinen Häuser auf den Gütern der großen Landlords oder in solchen Dörfern, deren Grund und Boden derartigen Landlords gehört Eingangszeilen ein beleidigendes Mißtrauen gegen unser journa Unsere Wassergelehrten suchen zur höheren Ehre der listisches Anstands- und Pflichtempfinden ausspricht, ohne dazu ( geschlossene Dörfer"). Hier ist die Berbesserung der Arbeiter- Weltmachtflotte mit Vorliebe gerade die verschimmeltsten den mindesten Anlaß zu haben. Wir nehmen zu Gunsten wohnungen eine weitſichtige Anlage zur Erhöhung des Werts der Argumente heraus. So beruft man sich, als ob es keine der moralischen, allerdings nicht auch der wissenschaftlichen Qualifikation Befizung, manchmal auch eine Art Ehrenpunkt, Philanthropie oder Sport. Wo aber die Vermögensverhältnisse der Besitzer dergleichen Wissenschaft der Volkswirtschaft gäbe, auf die malthufianistischen des Herrn Professor an, daß er, der so viel über die Socialdemokratie Zugeständnisse an den Geist der Zeit nicht erlauben und der reine Wahnlehren und betrachtet die Auswanderung als ein Symptom geredet und geschrieben hat, die Zeitungen unserer Partei noch nie und unmittelbare Rentabilitätsmaßstab entscheidet, ist es um die der sogenannten Uebervölkerung, die es nie und nirgends Gleicherweise unberechtigt ist die Klage des Herrn Wagner, daß Landarbeiterwohnung meist jammervoll bestellt. Die Krisis, welche gegeben hat. wir ihm charakterlosen Gesinnungswechsel in diesen Fragen" die englische Landwirtschaft durchgemacht hat und ihr gegenüber Gerade diese Berufung auf die Auswanderung schlägt aus äußeren Beweggründen und gegen seine Ueberzeugung" zu und war die deutsche deutsche Agrarfrije Kinderspiel- hat aber die Gespensterscher der Ueberbölferung aufs Haupt. Ein gemutet hätten. Das haben wir nicht beabsichtigt, das ist in unserem bekannten Gründen( Induſtriebedarf, Auswanderung 2c.) Blick in die Statistik lehrt, daß die Auswanderung so wenig Artikel nicht gesagt, noch angedeutet. Wir haben nicht den Charakter Löhne der Landarbeiter unberührt gelaſſen, ſo daß ein Zeichen einer überzahlreichen und deshalb überzähligen Wagners treffen wollen, sondern die Fähigkeit, ſeine Wiſſenſchaft von diese zur gleichen Zeit einen mäßigen Aufschwung nehmen konnten, Bevölkerung ist, daß sie vielmehr auf die gegenteilige Er- den Strömungen des Tages und den Lannen der Großen treiben aber für die Wohnverhältnisse der Landarbeiter war sie so ver hängnisvoll wie nur möglich. Wo Bodenzersplitterung und offene scheinung hinweist. Wir stellen nachstehend die Auswanderungs­Nun nimmt Herr Wagner in Anspruch, daß er vor Jahren Dörfer überwiegen oder die Großgrundbesizer faktisch bankrott sind, ziffern mit den Zahlen der Bevölkerungsdichtigkeit zusammen. bereits ebenso über Exportindustrie und Flottenvermehrung da herrscht quantitativ und qualitativ bittere Wohnungsnot. Die Im Durchschnitt von zehn Jahren wanderten von 100 000 gedacht habe wie jetzt. alten Wohnungen werden von Jahr zu Jahr baufälliger, und neue Einwohnern aus: werden nur in ungenügender Zahl hinzugebaut. Die Mieten, welche die Laudarbeiter zu zahlen gewohnt und im stande sind, würden bei den Vorschriften der Sanitätsbehörden für den Bau von Arbeiter­wohnungen und den gegenwärtigen Baukosten feine drei Prozent Rente abwerfen, und das hält die Bauunternehmer ab, in ländlichen Distrikten oder in Dörfern auf Epekulation Wohnhäuser zu errichten. Wenn es aber der Spekulant nicht thut, wer soll es dann thin? Der Bauer, bezw. der Grundeigenthümer? Hier und da geschieht es, aber man ist in England heute davon abgekommen, hier die Lösung des Problems suchen zu wollen und etwa dem Grundbesitzer oder dem landwirtschaftlichen Unternehmer die Ausstattung der Arbeiter mit geeigneten Wohnungen gesetzlich zur Pflicht machen zu wollen. Die Landarbeiter ziehen, wo offene Dörfer sind, das Wohnen in dortigen Mietswohnungen dem Wohnen auf dem Gute vor, und wo geichlossene Dörfer und wollen fie wenigstens beim Eigentümer des ganzen Komplexes, aber nicht beim

Bevölkerungsdichtigkeit ( auf 1 qkm) 72,3( 10)

Auswanderer

Frankreich Oestreich-   Ungarn  Schweiz  Italien

29( 1)

68( 2)

58,3

251

( 3)

71,0

( 7) ( 9)

260( 4)

96,0( 12) Deutsches  

Reich

263

86,7( 11)  

Dänemark

352

439

479

( 9)

525( 10)

50,0( 6) 33,0( 3) 49,0( 5) 121,6( 13) 171,1( 14)

691( 11)

Schottland

759( 12)  

Norwegen

975( 13)

Irland

2418( 14)

10,3( 2) 47,3( 4) 5,7( 1) 61,4( 8)  

Spanien.  Portugal  Niederlande England.  Schweden

443

Dieser Anspruch nimmt uns allerdings wunder. Uns war es niemals eingefallen, den Professor Wagner von einst als Bekämpfer der militaristischen Unkultur und des marinistischen Wahnes zu schätzen, aber neu ist uns, daß Herr Wagner schon vor der Hamburger Kaiserrede und vor dem Zustande tommen des jeßigen Flottengesetes die durch dieses Gefes festgelegte Striegsschiffsmehrung als völlig ungenügend angesehen und daß er sich ferner zu jener allermodernsten Weltpolitik des Einschens an allen Punkten" bekannt hätte, durch die erst der jezige Flottenspektakel eine Bea wenn auch noch so thörichte gründung findet. Bekanntlich sind die Marinevermehrungen im Gesetz von 1898 gefordert und bewilligt worden, weil der Schutz der   deutschen Nii ste ut und

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Meere

fie erfordern sollte; jetzt dagegen handelt es sich um eine Berdoppelung der Panzerflotte, damit   Deutschland auch in fernen Meeren weltpolitische" Seeschlachten schlagen fönne.

"