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Sell fchon. Sie haben das gleiche Bergehen begangen, aber wieder zu deiner Behausung, der Stätte, wo mein Herz so fest dich geftraft, im eigentlichen Sinne des Wortes, das ist nur er, der umschlang. Dahin ist der Sänger, der den Morgen begrüßt, vers Sepp, gewesen. Eine Strafe soll nach des Seppens Anschauungen lassen für immer, die heiß ihn geliebt." Den Schluß in der doch den Zweck haben, daß man sie auch empfindet, daß man was Stufenfolge mögen Arbeitslieder bilden, die nach einer freilich be " g'spürt" davon. Und das hat nur bei ihm allein zugetroffen. Er strittenen Theorie bei den Frauen am meisten auftreten, weil die hat seine Strafe gespürt, während sie an dem Bergbauern völlig Frau die am meisten arbeitende ist, und der Rhythmus der Arbeit spur und eindruckslos vorüber gegangen ist. Ihm, bei seinem mit dem des Liedes zusammenfällt. Am stärksten treten Lieder geringen, schon mehr dürftigen Einkommen, haben die 3 M. Strafe, hervor, die sich auf das Nahrungsmittel beziehen; ein Beispiel sei die er zahlen hat müssen, weher getan, als dem reichen Bergbauern das Lied der Araukanerinnen:" Wir reihen den Weizen für den 30 M. getan hätten. Fremden, der von weit hergekommen ist; möge das Mehl recht weiß für ihn werden und angenehm schmecken; denn er brachte uns Glöckchen und gab uns Perlen für unser Haar." Wenn wir das vorhandene Material fichten, so finden wir neben recht ein. fachen Sachen tiefere und feinere Empfindungen, die bei den Natur­bölfern zu vernehmen wir uns freuen. Jedenfalls aber ist eine Stala vorhanden: Am tiefsten stehen die Australierinnen; dann folgen die Negerinnen und Indianerinnen; höher stehen die drawi­dischen Eingeborenen Ostindiens, und am böchsten stehend finden wir die Polynesierinnen.

Bei solchen und ähnlichen Erwägungen ist der Sepp sogar noch ins Philosophieren hineingekommen.

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Dies ist grad das nämliche Verhältnis, als wie wenn man einen Hund mit der Gerte eine nübersalzt," hat er dem Bergbauern zum besseren Verständnis auseinandergesezt. Dem tuts weh, dem Hund. Währenddem einen Ochsen, den judts grad ein bißl auf der Haut und ein Elefant, der g'spürt überhaupt nig mehr davon. Nach diesem untrüglichen Schlusse ist der Sepp dann auch noch zu dem weiteren Schlusse gekommen, daß das D. R.-Str.-G.-B. trotz seines gediegenen, reichhaltigen Inhaltes doch noch recht viele Fehler und Mängel aufzuweisen hätte, und er hat sich daraus dann auch seine Ruzanwendung gezogen, die in dem Ausspruche gipfelte: Sell seh ich schon, daß alle Baragraphen miteinander nit viel taugen. Ich schäß halt: der Hauptparagraph und der einzig richtige wird der sein: Laß dich nit erwischen!"-

Kleines feuilleton.

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hg. Frauenpoesie bei den Naturvölkern. Ueber dieses Thema sprach Professor Dr. Andree München  , auf dem Deutschen Anthropologentag in Görliß. Zunächsi betonte er, daß das Epos und Drama unberührt bleibe, die Frage nach einem weiblichen Homer, Goethe oder Shakespeare   ist noch eine Frage der Zukunft. Bei den Naturvölkern finden wir Frauen in derselben Weise dichterisch tätig, wie die Männer; freilich ist der nur selten vorkommende Reim und der Rhythmus von besonderer Art, aber bei Frauen und Männern in gleicher Weise. Die poetischen Erzeugnisse sind immer improvisiert, nur bei den Kultushandlungen findet sich traditionelle Poesie vor; bei den improvisierten lyrischen Gedichten ist der Dichter und die Dichterin gleichzeitig auch immer Sänger und Komponist. Bei einzelnen Völkern treten lediglich Frauen und Jungfrauen dichtend auf, so bei den Guyana  - Indianern und den Kamschageli; berühmt ist die Goldblume" auf Haiti  , die bei ihrem Volf zu hohem Ansehen gelangte; weil sie durch ihre Gesänge zum Kampf gegen die weißen Eindringlinge aufforderte, wurde dies Heldenweib im Jahre 1505 von den Spaniern gehängt. Auch bei den Völkern, bei denen Männer als Dichter auftreten, sind den Frauen allein vor­behalten zunächst die Wiegenlieder. Ebenso sind die Spiellieder allein Sache der Frauen. Hier finden wir eine ganze Reihe von Parallelen, die uns zeigen, wie manche Spiele und Lieder durch weite Länder hindurch gehen. So finden wir das bekannte euro­ päische   Spiellied: Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen ufw." etwas abgeändert, aber under ennbar wieder bei den Suaheli  in Südost- Afrika und bei den Kurbsch in Ostindien. Ebenso finden wir das bekannte Gänsespiel auch bei den südostafrikanischen Ba­ronga und bei den Tschuttschen an der äußersten Nordspite Asiens  , an der Behringstraße. In dem großen Kapitel der Liebesgedichte finden wir alle Uebergänge von den einfachsten Anfängen bis zu den zartesten Blüten der Empfindung. Wir finden Ausdrücke, die an die feinsten Empfindungen erinnern. Selbst bei den Indianerinnen, die in bezug auf die Liebeslieder nicht be­sonders hoch stehen, sind die Ausdrücke für Liebe ſo mannigfaltig, daß wir taum mit unsern europäischen Ausdrücken heranreichen. Diese Liebeslieder beginnen schon im zarten Alter, da das Mädchen bei den Indianern zwanglos und frei ist, bis sie als Frau in das Eigentum eines Mannes übergeht. Auch der schwarzen Rasse fehlt nicht das poetische Talent.- Unter den afri­tanischen Völkern stehen die Hamiten über den Negerinnen, und speziell zeichnen sich die Somali- Frauen durch tiefe Liebesgedichte aus; fie bevorzugen die Krieger, haben also wie unsere Mädchen Intereffe für zweierlei Tuch. Ich übergehe die Raches und Eifer­suchtslieder; das menschliche Mitleid hingegen macht sich besonders bei vielen Frauen bemerkbar. Mungo Part erzählt, daß er einst am Niger   beraubt und fast verhungert am Wege lag; eine alte Negerin fand ihn und brachte ihn in ihre Hütte. Als er wieder zu fich tam, hörte er die Alte fingen, und zwei andere in der Hütte anwesende Weiber fangen den Refrain mit. Das einfache Lied lautete:" Der Wind heulte, der Regen fiel, der arme weiße Mann lag naß unter unserm Baum; er hatte keine Mutter, die Milch zu ihm brachte, kein Weib, das Korn für ihn mahlte. Refrain: Habt Mitleid mit dem weißen Mann!" Von den Klageliedern, die nicht nur Totentlagen, sondern auch durch den Glauben an Dämonen veranlaßt find, erwähnte der Redner ebenfalls einige. Eine Negerin singt an der Leiche des Mannes:" Verlassen hast du mich, mein Gatte. Was soll ich nun beginnen? Du hast mich er nährt; jest werde ich verachtet." Eine Maori- Frau auf Neusee­ land   flagt: Ich weine um die Kinder, die nun an mir hängen, beraubt ihres Vaters, der still jekt und tot. Kehr wieder, fehr

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Nrwald- Reservationen. Auf der letzten Jahresversamm­lung des Schweizerischen Forstvereins regten zwei hervorragende Kenner des Forstwesens, Henri Badour und Robert Gluz, an, nach dem Beispiele anderer Länder auch in der Schweiz   einige typische Waldgebiete( je etwa 20-100 Hektar) dauernd jedem menschlichen Eingriffe zu entziehen und im Urwaldzustande den tommenden Zeiten zu erhalten. In der Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen findet sich nun eine interessante Begründung dieser Anregung. Der Gedanke, jeden Fled Erde von Menschenhänden umgewühlt zu sehen, hat für die Phantasie jedes natürlichen Men­schen etwas grauenhaft Unheimliches", schrieb W. H. Riehl schon bor 40 Jahren, und wenn sich der Volkswirt noch so sehr sträubt und empört wider diese Tatsache, so muß der volksforschende Sozialpolitiker trotzdem beharren und tämpfen auch für das Recht der Wildnis". Den bosnischen Urwald nennt Dimiz einen klassischen Zeugen dafür, daß die Natur der beste Baumeister des Waldes ist, und daß, wenn wir ihr in dieses edle Handwerk pfuschen sollen, wir ihr Meisterzeichen zu ehren und ihr zu folgen haben". Aber wie können wir das Beispiel der Natur studieren, wenn in treiten Landstrichen kein natürlicher Wald mehr zuf finden ist, sondern nur der Kulturwald, wie er durch die Tätigkeit des Forstmannes, durch Schlagführung und Pflanzung entsteht? Ur­waldgebiete, von denen jeder menschliche Eingriff ferngehalten wird, würden zu einem ungemein wertvollen Studienobjekte für den Waldbau. Gradmann, einer der scharfsinnigsten unserer Pflanzengeographen, hält für den sichersten Weg, das Problem der Urvegetation zu lösen, den Weg des Versuchs. Was nun die Schweiz   betrifft, so wird man den Einwand erheben, daß dort eigentliche Urwaldbestände nicht mehr zu finden sind. Das dürfte Waldgebiet versteht. Das Wesen des Urwaldes liegt aber auch richtig sein, insofern man unter Urwald völlig unberührtes worauf schon Roßmäßler aufmerksam machte in erster Linie in seiner Selbstverjüngung an der Stelle, wo er entstanden, ohne daß durch künstliche Schlagstellung, Saat oder Pflanzung einge­griffen worden ist. Das schönste Beispiel eines solchen Urwaldes bieten die amerikanischen   Nationalparks, wo die heimische Pflan­zen- und Tierwelt, geologische Merkwürdigkeiten und malerische Landschaftsbilder den kommenden Generationen unverändert er­halten werden; Kanada   hat vier solcher Parks, die Vereinigten Staaten sechs, wovon der älteste und bekannteste der Yellowstone­Park ist, der in der Größe von mehr als ein Fünftel der Schweiz  auf Initiative des Geologen Hayden 1872 durch Gesetz jeder Be­siedlung und Kultur entzogen worden ist. Im großartigen Maz­stabe der Amerikaner läßt sich natürlich in Europa   nichts machen; in bescheidenerem Rahmen sind aber doch verschiedene bemerkens­werte Versuche zu verzeichnen. In England hat eine Gesellschaft den Brandlehow- Part in Cumberland, einen Urwald von zirka 50 Hektar, um mehr als 120 000 M. angekauft, um ihn als Nationaleigentum zu erhalten. Frankreich   hat Waldgebiete, die wegen der Schönheit der Bäume oder der Landschaft von der Art verschont bleiben, bis ein natürlicher Tod die Stämme zu Boden wirft. Solche Bestände finden sich z. B. in den Waldungen von Fontainebleau  ( 1616 hektar, doch nicht zusammenhängend), von Compiegne  ( 700 Hettar) usw. Aus Desterreich ist der Urwald des Fürsten Schwarzenberg   am Kubany im Böhmerwald   bekannt ( zirka 50 Heftar). Seit zwei Jahren hat auch der Fürst von Liechtenstein   in seinen Waldungen am Altvatergebirge   eine Fläche bon 172 Hektar ganz dem Betriebe entzogen und zum Urwald be­stimmt. In einem kleineren Waldgebiet am Eichberg in Böhmen  ist seit einigen Jahren die Natur ebenfalls völlig sich selbst über­lassen. In Deutschland   gibt es ursprüngliche Waldflächen in Oldenburg  . In Preußen bleiben urwaldartige Bestände in einigen Staatswäldern wenigstens vom Kahlhieb verschont. Auch bei Tegernsee   in Bayern   gibt es Urwaldbestände. Was in anderen Ländern verwirklicht wurde, wird nun auch für die Schweiz   an­geregt. Jn Betracht kämen hier vor allem einige Gebiete im Jura und in den Voralpen, wo Fichte, Tanne und Buche natürlich vor­temmen; sodann Bestände an der oberen Waldgrenze mit Lärchen­oder Arbenwuchs, vielleicht auch mit einem Stück bisheriger Weide; ferner etwa ein Bestand der aufrechten Bergföhre oder der gemeinen Föhre, die mit so großer Zähigkeit die unfruchtbaren