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Herrgott!" Mik zitternder Hand drücke sie die Tür.| Porträtift, der manchmal an Lenbach denken läßt; er hat von flinte herab.
Das war der Mutter ihre Stimme.
Und ,, es Emma, es Emma!" schrie fie plötzlich auf. Sie trat in die Küche. Die kleine Petroleumlampe flackerte auf im Windzug. Sie aber stürzte in die Kammer. ,, Emma, Emma!" rief sie.
Und dann stand sie vor dem Bett der Kranken. Am ganzen Leibe bebend stand sie, mit weitgeöffneten, starren Augen.
" 1
Emma...!"
Aufrecht saß das Mädchen im Bett und versuchte mit dem Taschentuch das Blut aufzufangen, das ihr aus dem Munde stürzte. Es rieselte an ihren dünnen Fingern herab, das weiße Leintuch war blutdurchtränkt.
Mit starren, verglasten Augen saß sie da, und das Blut strömte, strömte leicht schäumend aus ihrem Munde.
Die Luis stand noch immer zitternd, ohne sich zu rühren. War das die Emma, die da in ihrem Blute saß? Die Emma? Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Dann sah sie, wie ihre Mutter taumelte und zurück aufs Bett fant. Da wich der Bann von ihr.
Sie riß ihren Hut vom Kopf und eilte auf die Emma 311. Sachte legte sie das Mädchen in die Kissen zurück. Dabei schaute sie scheu nach der kleinen Marie hinüber. Die lag im selben Bett, dicht an die Wand gedrückt, und schlief. Dann wandte sie sich an die Frau. Essig, Mutter!" Und das Weib wanfte hinaus und holte den Essig vom Schaft. Die Quis tränkte ein Tuch damit und legte es der Emma auf den Mund.
Soll ich zum Doktor gehn?" fragte die Marie und betrachtete scheuen Auges das stilliegende Kind.
Wie weiß es is, wie der Tod," sagte sie und große, verängstigte Augen.
machte
Und da das Kind sich nicht regte, kam sie noch einen Schritt näher: Es is doch nit...? Doch nit...?" Schwätzen jetzt nit, Mutter," sagte die Luis. Se muß Ruh habe!"
"
Da ging die Marie hinaus. Sie band eine Schürze um und ein Tuch übern Kopf.
,, Daß auch gar niemand daheim is!" sagte sie. Wenn& jezt sterbe tät, während ich zum Doktor geh--!"
Sie lief schnell über den Hof und überlegte dabei, daß sie doch rasch die Edels holen könnte:" Die fann gleich mit mer zum Doktor gehn... 1"
( Fortsehung folgt.]]
1906.
Rembrandt die Schönheit des Tons, von Franz Hals das unbekümmerte, derbe Zupaden gelernt. Außerdem blühte in München von jeher die Tiermalerei( Wagenbauer, Schnißler), die Landschaftsmalerei( vor allem der schlichte Heinlein). Mit einem Schwind- und Spitzweg - Kabinett schließt die Abteilung. Beide find schlecht ausgewählt. Es ist viel Ueberflüssiges da, das nichts Neues sagt, vielmehr das Bild, das man von diesen Malern hat, verschlechtert. Wo sollen auch all die vielen guten Bilder hers tommen?
Die Münchener Künstlergenossenschaft" ist, was Frische der Anschauung, neuartige Gestaltung im Technischen anlangt, am rückständigsten. Es ist die Vereinigung der alten Generation. Man findet hier am ehesten jene alten Genre- und Anekdoten bilder, die Salontiroler nach Defreggers Art. Diese Säle haben, namentlich in gewissen bescheidenen Landschaften, in romantischen Episoden und theatralischen Posen die meiste Aehnlichkeit mit dem in der retrospektiven Abteilung aufgehäuften Kleintram, den pietätvolle Münchener wohl als lokalcharakteristisch auffassen werden. Als Landschafter gibt Gaampert schöne Ausschnitte aus der Natur, die in ihrer farbig lockeren Manier das Eigentümliche der Umgebung gut zum Ausdruck bringen. Bunte Wiesen in stumpfgrünen Farben, zerrissene, grautrübe Wolken am Himmel. An die Schotten mit ihrer Malerei in Braun gemahnt D'Lynch, der breit, dunkel malt und das Farbige nur düster mitSprechen läßt. Eine eigenartige Erscheinung ist Nikutowski, der feine, landschaftliche Stimmung aus der Rheingegend festhält, in eigentümlicher Manier, leicht, beinahe miniaturenhaft. Farbig herrscht ein helles Gelbbraun, dem Lokalkolorit entsprechend, vor; die bunten Farben sind frisch hineingesetzt. Stumpfgrüne Hütten stehen tief am gelben Hügel, und das tiefblaue Wasser leuchtet. Das alles ist flein, fast zierlich gegeben.
Die Luitpold- Gruppe steht fünstlerisch im ganzen höher. Die Bilder sind auch besser gehängt, die Wände passen besser zu den Bildern. Durchweg merkt man hier Geschmack, der allerdings gemäßigt, nicht burschifos sich geltend macht. Es ist etwas Ruhig- Ausgeglichenes in diesen Bildern. Diese Künstler haben einander, sie erziehen sich. Es gibt hier alte Künstler, die wie eine Tradition, die sie pflegen und weitergeben. Sie lernen von Junge malen. Der engere Zusammenhang in München bringt das zuwege. Man muß seinen Ruf wahren, darf sich nicht gehen lassen. Fast immer wird man auf dem einzelnen Bild irgend etwas Künstlerisch- Interessantes finden, das nicht verblüfft, wohl aber befriedigt. Man spürt oft die Nachwirkung irgend welcher Anregung der Sezession. Motive, Farben, die in der Sezession Aufsehen machen, wirken hier nach. Und diese Werke sind ausnahmslos gut gehängt, so daß das Tüchtige trefflich zur Wirkung tommt. Von kräftigster Wirkung ist die" Waldschenke" von Baer , eine Waldlichtung in gelblich- sonnigem Licht; die Bäume bilden einen hohen Wall, die Menschen wirken klein und erscheinen mit ihren bunteren Farben nur undeutlich, so daß der breite, schöne Eindruck voll wirkt. Die kleinen Landschaften von Ernst Liebermann haben in der leichten Art, wie die hellen Farben in das dunkle Grün getupft sind, etwas Reizvoll- Intimes. Effekt( Nachdruck verboten.) voll ist das Bild Jn herbstlicher Sonne" von Fr. Hoch, das eine hellgrün gekleidete Dame auf der Wiese hingelagert zeigt. Es ist Frische in der Farbe, Schwung in der Linie. Großzügig baut sich die Meerlandschaft" Stille" von Eugen Bracht auf; ein weiter Strand, in sonnig blauem Licht, stille Fläche des Wassers, zartrosa Licht über dem Wasser. Still und groß wirkt der Raum, und namentlich die Wolken, die sich dunstig hoch auftürmen, kommen prachtvoll zur Erscheinung. Im Stilleben ist manch Gutes ges leistet. Die Künstlerinnen Brodhusen und Pollak haben in ihrer Art Grau und Violett geschmackvoll zusammenzustimmen, Aehnlichkeit. Als Interieur ist die Sterbende bretonische Bäuerin" von Bartels eine imponierende Arbeit. Mit wenig Mitteln ist ein wuchtiger Eindruck erreicht. Die Bäuerin liegt am Fenster, das Licht fällt voll in das farbige Bauerninterieur. Niveau ungefähr mit der Künstlergenossenschaft. Der Durchschnitt Der Verein Berliner Künstler steht auf gleichem Die retrospektive Ausstellung umfaßt die Jahre 1800-1850 überwiegt so sehr, daß man schneller durch die Säle geht. Eine und ist der Glaspalast - Ausstellung angegliedert. Wir sehen die gute Arbeit ist die„ Alte Mutter" von Bennewitz v. oefen, zwei Stadien in Münchens Entwickelung, das alte, kleinstädtische zeichnerisch eine gründliche und genaue Arbeit. Besser sind die Alohß stellt eine München und das München Ludwigs 1. Von diesen macht das märkische Landschaft im Tauwetter aus, in schönen, farbig auf I. Vereinigten Berliner Klubs. lettere hier keinen günstigen Eindruck. Die verhimmelnden Tiraden eines Kaulbach, der den König wie eine überirdische gelösten Tönen( rot und braun). Die Augustusbrücke in Dresden " Erscheinung, von knieenden Pagen begrüßt, behandelt, berühren gibt Kolbe Gelegenheit, in bunten, flüssigen Farben das hin uns nur widerlich; sie sind auch schlecht gemalt, glatt, charatter- strömende Gewimmel der Menschen lebhaft zu schildern, während Ios. Man sieht wieder, wie fragwürdig es ist, wenn Könige die der blaue Himmel, die schwärzlich- graue schwere Brüde, als ruhige Kunst protegieren. Das Gute, Einfache sah Ludwig I. nicht. Den Massen dagegen stehen. In tiefen Farben leuchtet das gelbgrüne Gewand einer Bäuerin", die Paczka malt, vor der grauen Phraseuren in der Kunst, den posierenden Maulhelden galt seine Gunst, sie hat er unterstützt. Den besten Eindrud ruft noch die Wand, die die Farben gut zur Wirkung bringt. Hamacher Bauweise dieser Zeit hervor. Die Monumentalbauten fehlen stellt ein Seebild aus; auf der weiten Fläche des Wassers stehen natürlich hier. Man muß in München herumgehen, sich die Ge- leicht die rotbraunen Segel in der Luft. bäude ansehen, dann hat man das Gute, das diese Zeit geschaffen, Düsseldorf stellt ebenfalls follettiv aus. Liesegang das zwar nicht neu und eigen, wohl aber in gutem Sinn nachgeschaffen ist. So schneidet gerade diese gerühmte Epoche Ludwigs I. hier schlecht ab.
II. Der Glaspalast.
Die diesjährige Ausstellung im Münchener Glaspalast beschränkt sich auf Deutschland . In dem retrospektiven Teil, der der Ausstellung eigentlich den Charakter gibt, sogar auf München . So sondern sich von selbst die Bilder in drei Gruppen: die der retrospektiven Abteilung angehörenden Gemälde, dann die einzelnen Gruppen der deutschen Verbände in den einzelnen Städten, und als Schluß sondert sich die„ Scholle" ab, die für München charakteristische, neueste Vereinigung der jüngeren Künstler, die für die
" Jugend" tätig sind.-
Dagegen fallen manche Namen auf, die bisher nicht genannt wurden. Da sind au nennen Edlinger( 1741-1819) als feiner
"
und Ackermann bringen die feinen Reize der rheinischen Landschaft zur Darstellung; fleine Bilder, die aber geschmackvoll ans gelegt sind. Graues Licht verdämmert über den Ufern des Flusses. und die Schiffe liegen still. Grau, loder erscheinen alle Farben. Eine gewisse Kraft zeigt Stern in einer Gruppe von Trinkern;