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„ Ach!" Sie fuhr sich mit der Hand über Augen und Stirn. Es war mir e bißche schwindelig, aber jetzt...!" Sie richtete sich auf, jezt is mer's gut, ich fann aufstehn!" Nein," sagte der Doktor, aufstehn! Sie sind nicht ganz flug! Ein paar Tage müssen Sie mindestens im Bett
bleiben!"
Ein paar Tage?" Sie sah den Mann mit entsegtem Geficht an." Ein paar Tag?" wiederholte sie. Und dann tamen ihr die Tränen.
" Ich hab ja kein Beit!" sagte sie und zerrte mit ihren zitternden Fingern an der Bettdecke herum.
„ Ich hab kein Zeitf Kein Zeit!"
Ich muß doch zum Paula, dachte sie, ich muß mit dem doch rede, eh der Christian kommt! Sie muß em noch schreibe, eh er kommt
Sie zitterte ärger und schluchzte lauter. Ich muß aufstehe, ich muß aufstehn! Ich hab fein Zeit im Bett zu liegen! Nein, nein, ich hab fein Zeit!"
Ihre Wangen brannten.
" Sie dürfen nicht!" jagte der Arzt furz und hart. Dieses schwindsüchtige Mädel auch noch hysterisch! und er zuckte die Achseln.
Die Luis aber schlug die Hände vors Gesicht und weinte fassungslos. Ihr ganzer Leib bebte.
Wir müssen was zur Beruhigung geben," sagte Doktor zur Marie und verschrieb Morphium.
Die Frau schickte den kleinen Ludwig gleich in Apotheke.
der
die
Und das Morphium tat seine Wirkung. Die Luis ward still. Sie lag in wohligem Halbschlaf und verlangte nicht mehr aufzustehen an dem Tage.
( Fortsetzung folgt.)]
( Nachdruck verboten.)
Küften und fjorde.
bis zum Nordkap durch eine Reihe von Fiords oder verzweigter Golfe zerfetzt. Nicht nur das Ufer des Festlandes, sondern auch alle Inseln, die eine Art Parallelfette zu den norwegischen Plateaus Alleen drehen und wenden. Unter den Einschnitten, die den Küsten bilden, sind von kleinen Fjords durchschnitten, die sich in ungeheuren eine Einfassung von unzähligen, mehr oder weniger parallelen Halbinseln geben, sind die einen ziemlich einförmig von Anblick und gleichen gewaltigen, in den Kontinent gegrabenen Kanälen, während die anderen sich in mehrere Seitenfjords teilen, die mit den inneren Gewässern ein fast unentwirrbares Labyrinth von Kanälen, Meerengen und Buchten schaffen. Die Gesamtentwickelung der Küsten ist durch jene zahnartigen Einschnitte so angewachsen, daß die westliche Küste der Halbinsel, deren Länge in gerader Linie nicht ganz 1900 Kilometer beträgt, sich auf mehr als 13 000 Kilometer, d. H. auf die Entfernung von Paris nach Japan , beläuft.
Die Plateaus Skandinaviens , die gewissermaßen brüst über den nördlichen Meere auslaufen, die Abhänge, die die düsteren Täler der Fjords beherrschen, sind fast alle steil; es gibt deren, die fich als sentrechte oder überhängende, den hohen Bergen als Piedes stal dienende Mauern erheben. So erreicht der im Süden von Bergen an den Ufern des Hardangerfjord gelegene Thorsnuten eine Erhöhung von mehr als 1600 Meter. In mancher Bucht des westlichen Norwegens sieht man Wasserfälle von der Höhe der Riffe herabstürzen und sich in das Meer ergießen, so daß die Schiffe zwischen die Felswände und den Strahl der brausenden Kataratte gleiten können. Güßfeldt charakterisiert die Fjorde mit den Worten: Fjord ist ein Zwischending zwischen Fluß, Alpensee und Meeresbucht. Vom Fluß haben sie die Längenausdehnung, ge= wundene Läufe und Nebenarme." Wir wollen hier einschalten, daß 3. B. der Longnefjord so lang wie die Ems oder die Themse ist. " Vom Alpensee haben die Fjorde den Landschaftscharakter, Blicke auf Schnee und Gletscher, von der Meeresbucht das Salzwasser, die Ebbe und Flut."
Je weiter man sich von der Mündung eines Fjords entfernt, je tiefer man in ein solches eindringt, um so mehr ändert sich sein Landschaftscharakter. An dem Eingangstor erscheinen die grauen Felsen nackt und kahl. Wenn hoher Seegang ist, wenn die Dünung ungebrochen bleibt durch vorgelagerte Küsteninseln, so brandet die See an dem starren Gestein auf; das Dampfboot erscheint wie ein Fremdling; der Geist versetzt sich ein Jahrtausend zurück und späht nach dem Drachenschiff der Wifinger, welches einst diese Fluten teilte. Zu dieser Oede paßt nur die heulende See und der Sturmwind, welcher die Wolfenfeßen vor sich herjagt. Sie ziehen vom Meere heran, den Mond bald verhüllend, bald freigebend, ein Spiel mit seinem bleichen Lichte treibend; regellos leuchten die weißen Wellentämme auf, und der Gischt der Brandung. Ein Dämmerschein zeigt die grauen Massen des Festlandes in verwaschenen Umrissen; dann wird es plötzlich wieder Nacht, eine dunkle Wolfe mit versilberten Rändern zieht unter dem Monde her, mit ihrem schnellen Fluge ein neues Aufleuchten vorbereitend. Es ist ein Schauspiel, das den Seefahrer an die Pacificküste Amerikas versetzt, wenn er, die Magellandstraße verlassend, in die stürmische See des stillen Meeres tritt; ein Schauspiel, das man bewundert, während man sein Ende herbeiwünscht.
Binnenwärts steuernd, gelangen Fjordfahrer bald in ruhigere Gewässer. Die Kraft des Sturmwindes ist gebrochen durch das feste Land, und die Windungen des Tales stellen eine ruhigere, rings von Bergen eingeschloffene Landschaft her. Dadurch löst sich der Fjord zu einer Reihe von Seebecken auf, die durch Verengungen des Wasserspiegels miteinander verbunden sind.
Der Reisende empfindet wohltätig das Abnehmen der häufigen Bewegungen von Wasser und Luft; auch mindern sich Niederschläge und Bewölkung, und der Sommer hat Tage von mehr südlichem als nördlichem Charakter.
Wohl nur wenigen Besuchern der Meerestüsten, ja selbst nicht einmal den Küstenbewohnern selbst dürfte es so recht zum Bewußt fein kommen, aus welchem Grunde die Küstengegenden einen so eigentümlichen Reiz ausüben. Zweifellos bietet der unermeßliche Szean mit seinen Wogen und Wellen dem Auge und dem Gemüte so viel Reizvolles und Erhebendes, daß man immer wieder mit staunender Bewunderung den Blick über die Wasserfläche schweifen läßt. Aber dies ist doch nur ein Moment, das uns den Aufenthalt an den Küsten lieb und wert macht, ein anderes weniger zum Bewußtsein gelangendes Moment bildet die Harmonie der Küsten, und gerade sie ist es wohl, die den dauerndsten Eindruck zurückläßt. Diese so sanft gebogenen Linien rollen sich mit einem wunderbaren Rhythmus ab, der das Auge erfreut und entzückt. Sie haben in ihrer geometrischen Entwickelung so viel natürliche Anmut, daß man bei ihrer Betrachtung ein instinktives Wonnegefühl empfindet, das noch durch die auf- und niedergehende Wellenbewegung an der Küste erhöht wird. An welchem Punkte der Küste man sich immer befindet, stets sieht man die große, von den Fluten gebadete Sandkrümmung sich nach einem regelmäßigen Profil bis zu einem mehr oder weniger entfernten Punkte entwickeln, gegen den die Fluten anstürmen. Man sieht den mächtigsten Arbeiter der Welt, den Ozean, an seinem Werke, und man wird verwirrt bei den Ge- nahme der Vegetation. Erscheinen uns die Mündungsufer der danken an die unermeßlichkeit der Zeitalter, die die Kräfte der Natur gebraucht haben, um eine so vollendete Harmonie zwischen Flut und Ufer, zwischen Meer und Kontinent herzustellen. Die Küsten der meisten Bergländer, die von den Fluten des Meeres seit Tausenden von Jahrhunderten gepeitscht werden, sind nicht weniger graziös gezeichnet als die Ufer der niedriger geLegenen Länder. Bemerkenswerte Beispiele jener regelmäßigen Formation zeigen sich auf allen Felstüsten des Mittelmeers, in Spanien , in der Provence , in Ligurien , in Griechenland ; dort richtet jedes Vorgebirge als hohes Riff seinen Endpunkt auf; jedes Tal, das zu dem Meer herabsteigt, endet in einer feinen Sandküste mit vollkommen runder Krümmung. Steile Felsen und sanft geneigte Küften wechseln so am Strande in harmonischer Weise, während im Innern die Spitzen und Abhänge der Gebirge, die Kulturen der Täler, die auf den Höhen oder Abhängen zerstreuten Städte und der unaufhörlich wechselnde Anblick des Wassers eine große Mannigfaltigkeit in die grandiose Einförmigkeit der Landschaft bringen.
Höheren Reiz aber noch gewähren jene Länder, deren Ufer tiefe Einschnitte in das Land aufweisen. Unter Kennern der Natur lautet heute das Urteil vielfach dahin, daß die schönsten und intereffantesten Gebiete von Europa neben den Alpen und Italien diejenigen seien, die solche Einschnitte aufweisen. Sämtliche Länder mit einer derartigen Küstenbildung liegen in großer Entfernung bom Aequator, in der Nachbarschaft der Polarzone. In Europa find die westlichen Küsten Skandinaviens vom Vorgebirge Lindenäs
Dazu kommt ein anderes entscheidendes Moment: die Zu
Fjords oft kahl und steif, so treffen wir im inneren Fjord dagegen Wiesen, Felder, Gärten, Baumbestände und Gebüsche, eine reiche Vegetation von Moos, Farnen, blühenden und beerentragenden Kräutern. Hier ist eine stärkere Humusschicht vorhanden, den Felshängen des durchriffenen Massivs ist oft sanftes Vorland ange lagert, das von dem Wasser des Fjord bis zu dem Fuß des eigentlichen Absturzes reicht. Deshalb können hier Menschen wohnen, die Aderbau und Viehzucht treiben, während an der Küste Pflug , Hade und Spaten durch Boot, Segel und Ruder ersetzt sind.
Von dem inneren Endpunkte der sich am längsten erstreckenden Fjords gehen Fahrstraßen aus und durchschneiden das Land. Sie erstrecken sich über das hohe Fjeld, durch welches Norwegen in eine atlantische und eine Binnenhälfte geteilt wird, und sehen die Westtüsten in Verbindung mit der Hauptstadt Christiania und den benachbarten Landschaften. Die wichtigsten dieser Fjords sind der Hardanger, der Sogne, der Romsdal und der Drontheimfjord, denen bekannte, auch durch landschaftliche Schönheiten berühmte Straßenzüge entsprechen.
Die vielfach erörterten Fragen und Entstehung der Fjords feie hier kurz nach Sophus Ruge ( Norwegen ") berührt. Ein Vergleich mit ähnlich zersprengten Stüsten hat gezeigt, daß die Fiorde fast nur an Längstüften vorkommen, d. h. an solchen Küsten, an denen Gebirge entlang ziehen, im Gegensatz zu solchen Küsten, an denen Gebirgsketten nur in Vorgebirgen auslaufen und Täler oder Ebenen zwischen sich freilassen. Solche Längstüften finden sich ztvar in allen Erdteilen und in allen Zonen, aber Fjordbildungen