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= Grenze) stellten und stellen große Volksfeste dar, die unter Teil-[ Beide kommen im selben Gebiete vor und haben neben einer Reihe nahme der ganzen Bürgerschaft vollzogen wurden. Ein großer übereinstimmender Artmerkmale einige Unterscheidungsmerkmale. Zug bewegt sich an den Grenzen des Landschaftsbezirks entlang. die sich meistens im äußeren Wuchs zeigen. Die Sommerform ist Die Häuser und Straßen sind aufs festlichste und absonderlichste lang und unverzweigt, während die Herbstform gedrungen und geschmückt, und der Humor kommt in unverfälschter Weise zur mehr oder weniger stark verzweigt wächst. Die Wettsteinschen Geltung. Wo irgend eine Beeinträchtigung der Grenzen durch Untersuchungen haben ergeben, daß beide Formen für sich charak­einen Nachbarn stattgefunden hat, da hieb man im Wege stehende teristische Nachkommen zeugen und durch die Entstehung dieser Bäume, Sträucher usw. ab. Damit, wie es hieß, die Jugend sich beiden Formen auf eine Anpassung an die Heumahd zurückzu­die Grenzverhältnisse besser merken sollte, wurden den Jungen führen ist. Die Stammform der jezigen zwei Formen muß den regelrechte Ohrfeigen verabfolgt, die später in Gestalt zahlreicher höchsten Grad ihrer Entwickelung gerade zur Zeit der Heuernte Schnatgangs- Kringel wieder versüßt wurden. Das ganze Fest erreicht haben. Aus abnorm früh, vor der Ernte, und aus abnorm stand unter dem Zeichen des alten Laischaftsrufes Olle use", d. h. spät, nach der Ernte sich entwickelnden bezw. fruchtenden Erem­alles unfer". Die älteste der Laischaften war die Hegerlaischaft, plaren sind durch natürliche Auslese die beiden Formen entstanden. fast die einzige, die überhaupt noch besteht und die noch ausgedehnte Möglich wäre die Entstehung der beiden Formen aber auch so: Waldgrundstücke, das Hegerholz, besitzt. Man hat es verstanden, Pflanzen von der Art der jezigen Sommerform, also ungegliederte die alten Traditionen aufrecht zu erhalten und so vollzog sich auch Exemplare, sind nach vollzogener Samenreife mit dem Grase ab­jezt das Schnatgangsfest in einem reizvoll belegenen Ausflugs- gemäht worden. Aus dem auf der Wiese verbleibenden Stock orte in althergebrachter Weise. Die alte, schöne Fahne erschien treiben dann neue Schößlinge hervor, so daß ein verzweigter Busch im Zuge, ebenso das geschichtliche Hirtenhorn, das über 300 Jahre entsteht, der nochmals zur Samenreife gelangt. Diesem zweiten alt ist, die Trommel, die einstmals zum Verscheuchen der Wölfe Samen könnten dann die Eigenschaften später Entwickelung und diente u. a. m. Die Hegerlaischaft darf sich rühmen, die älteste verzweigten Wuchses innewohnen. tätige Feuersprize im Deutschen Reiche zu besigen, die etwa 200 Jahre alt ist und nach wie vor die besten Dienste leistet.

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Humoristisches.

- Ein kleiner Irrtum. Ein eigenartiges Mißgeschick

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In manchen Fällen tritt neben den beiden saison- dimorphen Formen auch noch die Stammform auf, die monomorphe Urform. Auch sind Beispiele bekannt, daß sich saison- dimorphe Arten in die Die alte Emder Bürgerwache, 1691 zwischen dem Rathause monomorphe Urform zurückverwandelt haben, dann nämlich, wenn und dem Ratsdelft, in dem sie sich spiegelt, gebaut, die einen die Formen an Orten auftraten, wo die den Saison- Dimorphis= Hauptbestandteil des dortigen malerischen Altemder Stadtbildes mus bedingenden Verhältnisse( Mähen des Grases) fehlten. ausmacht, ist neuerdings ihrer Bestimmung entzogen worden, in­dem die zuletzt darin untergebrachte Stadtpolizei anderswohin berlegt wurde. Sie hat manchen interessanten Vorgang über­dauert, wurde sie doch in den Tagen des Großen Kurfürsten ein­mal eine Zeitlang zugleich von furbrandenburgischen, holländischen hat fürzlich, so erzählt ein Leser der Tägl. Rundschau", einen über­und Stadt- Emder Wachsoldaten bezogen; fortan aber tennzeichnet eifrigen Regierungsbeamten ereilt. War da in einem rheinischen nur noch die originelle altholländische Türüberschrift Slaept niet großen Industrieorte behördlicherseits eine Kesselrevision an die daer wackt" ihre einstige Bestimmung. Diese Wache ist aber gesetzt. Bei der Untersuchung stellte einer der besichtigenden auch jetzt das einzige, was noch an die bitteren Jugenderle b- Ingenieure fest, daß ein großer Kessel noch keinen festgewordenen nisse Seumes in Emden erinnert. Der nachmalige Verfasser Niederschlag, den sogenannten Sesselstein, aufwies. Er be­des Spaziergangs nach Syrakus " wurde bekanntlich vom da- richtete dementsprechend an seine Behörde: Kesselstein war nicht maligen Landgrafen von Hessen zweimal als Soldat" verkauft, vorhanden." Nicht wenig erstaunt und erheitert war jedoch die erst nach Amerika , dann an Preußen und kam so als Musketier Direktion der betreffenden Fabrik, als ihr wenige Tage darauf ein nach Emden . Eines Tages schrieb er hier ans Tor der Wache amtliches Schriftstück zuging, das die Aufforderung enthielt: einen lateinischen Vers, der einem Offizier auffiel( Seume war Fehlender Kesselstein ist binnen acht Tagen zu bormals Student der Theologie), und seitdem besserte sich sein 203, beschaffen!" indem ihm der damals in Emden anwesende General Courbière, wie auch mehrere wohlhabende Bürger die Erziehung ihrer Kinder übertrugen. Gleichwohl unternahm er, vom Heimweh übermannt, zwei Fluchtversuche, die zwar beide mißglückten, aber seine Lage nicht allzu sehr verschärften, denn man hatte allgemein Mitleid mit seinem Schicksal. Das eine Mal( 1784) verirrte er sich im Nevel, so daß er am anderen Morgen, nachdem die Glocken und die auf dem Stadtwalle aufgestellten Kanonen die Flucht des Deserteurs bekanntgegeben hatten, dicht vor den Toren der Stadt, wahrscheinlich in der Gegend der jezigen Seumestraße wieder fest­genommen wurde. Das andere Mal( 1787) schleppte er sich durch Schnee und Morast bis Detern an der oldenburgischen Grenze, von wo er dann wiederum zurückgeholt wurde. Die Spießrutengänge, denen er eigentlich verfallen war, wurden ihm beide Male infolge feiner sonst guten Führung in mehrwöchige Haft bei Wasser und Zur Errichtung eines Reutermuseums in Brot gemildert, und letztere sogar mit dem Hinzufügen: der Mecklenburg , und zwar zum 100. Geburtstage des Dichters am Arrestant werde wohl nichts dagegen haben, wenn ihm die Bürger 7. November 1910, hat sich ein Komitee unter Vorsitz des Professors zuweilen ein Stück Braten senden möchten. Diese diskrete Gaeder- Greifswald gebildet. Mahnung war nicht vergebens, und selten hatte hier ein Ge­fangener so gute Lage. Nachdem die Zeit der Haft verstrichen war, fragte ihn obendrein ein Bürger, Kaufmann Tappernen: Warum bitten Sie nicht einmal um Erlaubnis, Ihre Heimat ( Sachsen ) wiederzusehen?"" Ich würde nicht wiederkommen." Gewiß nicht", sagte der Kaufmann, aber bieten Sie eine Raution." Das kann ich nicht, denn ich habe nicht so viel Geld." Aber ich, bieten Sie 180 Taler." Ich komme nicht wieder Was geht das mich an; das Geld liegt für Sie bereit." Seume bat um die Erlaubnis, erhielt sie und entkam diesmal glücklich.

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Aus der Pflanzenwelt.

Im. Saison- Dimorphismus". Jene eigenartige Erscheinung im Tierreich, daß von einer bestimmten Art zwei ver­schiedene Generationen vorhanden sind, die durch Zeugung eine aus der anderen entstehen, die als Saison- Dimorphismus lange bekannt ist, hat der Botaniker Wettstein auch für das Pflanzen­reich nachgewiesen. Da aber bei den Pflanzen die eine Form nicht aus der anderen hervorgeht, sondern beide Formen für sich fortpflanzungsfähig sind und stets dieselbe Form wieder erzeugen, so schlägt Behrendsen für diese Erscheinung den Ausdruck" Saison­Diphylismus" vor. Die Botaniker haben aber einstweilen die Be­zeichnung Saison- Dimorphismus beibehalten.

die er sich aus" Standesrücksichten" leisten mußte, zurückgekehrt, - Trost in Tränen. Meister Schulze ist von seiner Reise, macht es sich auf dem Sofa bequem und harrt der ersten fühlen Blonden, die ihm die Gattin spenden soll. Da kommt sein Jüngster, age, in die Stube und schreit:" Vater, Mutter hat mir schon wieder mit det olle Holz jehauen!" tröstend, beruhige Dir man, Maye, von morgen an verhaue ic Na," sagt Vater Schulze

Dir wieder."

Notizen.

-Helden von ehemals", ein dreiaftiges Drama von Augusto Novelli , wurde in Turin zum erstenmal auf­geführt. Das Stück behandelt die Stellungnahme eines Revolutionärs von 1853, späteren Staatsanwalts, zu den sozialen Stämpfen der Gegenwart. -

Die Errichtung einer deutschen National­bühne wird für Weimar geplant. Ende September sollen dort Beratungen größeren Stiles stattfinden, als deren nächstes Resultat die Gründung eines Nationalausschusses gedacht ist.- Das Lorging- Theater wird am 1. September mit Zar und Zimmermann " eröffnet. -Die drei Pintos", eine wenig gespielte fomische Oper Karl Maria von Webers, soll im Züricher Stadttheater zur Aufführung kommen.-

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- Die bayerische Landesausstellung in Nürn berg hat mit einem großen Fehlbetrag abgeschlossen. Der Hauptausschuß veranschlagt ihn auf rund eine Million Mart.

- Eine schön erhaltene römische Heizanlage fand man bei Ausschachtungsarbeiten vor der Liebfrauenkirche in Trier . In unmittelbarer Nähe der Anlage stieß man auf einen mit großen Quadern ausgebauten tiefen Kanal.

Musik und Arbeit. Um die beim Bau des Panama­fanals beschäftigten Arbeiter zu beschleunigter Tätigkeit anzuspornen, Beobachtet wurde diese Erscheinung im Pflanzenreiche nur nimmt die Bauleitung die Musik zu Hülfe. Sie ist dahinter ge­bei Wiesenkräutern, so beim Klappertopf, Augentrost, Enzian, tommen, daß singende Arbeiter die höchsten Leistungen Glockenblume usw. Sie äußert sich in folgender Weise: Es sind erzielen. Darum werden guten Vorsängern unter den Erd­von einer Pflanze zwei parallele Reihen von Arten oder Formen, arbeitern besondere Prämien bewilligt. Den Profitjägern müssen die sogenannte Sommerform und die Herbstform entstanden. eben alle Dinge zum besten dienen.

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Berantw. Redakt.: Carl Wermuth, Berlin - Nigdorf.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.