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wird. Es ist vielmehr ein Vorort, in dem man jahraus, jahrein| Popayan , Bogota , Santa Marta und Caracas , ja fogar bis auf wohnt. Hier vermählt sich die Pracht des dunklen Tropengrüns Entfernungen gehört wurden, die der Strecke vom Vesuv bis ins mit dem flachen sandigen Strand und den schaumgetrönten Wogen südliche Frankreich gleichkommen. des stillen Ozeans zu einer berauschenden Farbensinfonie.

Es ist jetzt nicht das erstemal, daß Valparaiso von einem mit zerstörender Gewalt auftretenden Erdbeben heimgesucht wurde. Nach vielen, den vergangenen Jahrhunderten angehörenden Beben, die nichts zerstören konnten, weil der Ort damals ein aus erbärm lichen Hütten bestehendes Nest war, warfen am 20. Februar 1835 furchtbare Erdstöße die damals in ihrer ersten, kräftigen Entwicke­lung befindliche Stadt fast zur Hälfte um. Sie vernichteten damals dasjenige, was seit dem Erdbeben vom November 1822, das die ganze chilenische Küste verheerte, erbaut worden war und leiteten Samals einen neuen Abschnitt der in fast regelmäßigen Abfäßen er­folgenden fäkularen Hebung der langen Küste zwischen Copiago im Norden und der Insel Chiloe im Süden ein. Während das Meer bis zur Robinsoninsel Juan Fernandez wild erbebte und der Bulkan Osorno seine Laven ergoß, hob sich die Küste in über­raschend schneller Zeit um zwei Meter, von denen allerdings später ein Meter wieder durch langsame Senkung berloren ging. 53 gibt überhaut teine andere Erdgegend, in der sich in geschichtlicher Beit so viele Niveauveränderungen vollzogen haben, wie hier; denn dreizehn Jahre vorher hatte sich der Boden an der Küste während der Erdstöße vom 19. November 1822 bis in den September 1823 um zwei Meter erhöht, während das Emporsteigen im Binnenlande einen Betrag bis zu 3 und 4 Metern erreichte.

Ueber die geologische Natur dieser Erdbeben herrscht, obwohl fie in Südamerika nach einem Ausdruck Alexanders von Humboldt wegen ihrer großen Häufigkeit, wenn sie als kleine Erschütte rungen auftreten, so wenig beachtet werden wie ein Hagelwetter, noch manche Dunkelheit, in die vielleicht durch die Tätigkeit des gerade jezt in Mendoza mit geologischen Forschungen beschäftigten deutschen Gelehrten Dr. Richard Stappenbeck einige Klarheit ge­bracht wird. Im allgemeinen läßt sich darüber nur folgendes sagen: Südamerika beginnt an der dem Atlantischen Ozean zu gewendeten Ostküste mit flachen Gestaden, die sich sowohl in den La- Platastaaten wie in dem ungeheuren Stromgebiet des Rio Amazonas in die weitesten Tiefebenen des Erdballes fortsehen, bis der Wall der südamerikanischen Kordilleren plöblich jäh empor­steigt. Ihr höchster Kamm fällt dann nach Westen zu in steilem Absturz zur pazifischen Küste herab und dieser Absturz findet sein Ende noch nicht einmal am Meresufer, sondern seht sich in den Ozean hinunter fort, so daß man schon 100 Kilometer westlich von Valparaiso eine Tiefe von 5651 Meter und 60 Kilometer westlich von Kap Ballena sogar eine Tiefe von 7635 Meter lotet. Vom Aconcagua und dem Vulkan Llullaillaco senkt sich also die Erde auf einer Strecke von 200 Kilometer um 13 000 bis 14 000 Meter. Aehnliche Verhältnisse herrschen auch an der pazifischen Küste von Nordamerika , so daß die ganze 14 000 Kilometer lange Strand­linie von Patagonien bis hinauf zum Mount Elias nichts anderes ist als eine ungeheure Bruchlinie im Erdball, an der das östlich gelegene Land als himmelanragendes Rettengebirge stehen blieb, während daneben eine schmale, aber tiefe Rinne im Ozean ent­stand. Das vom Druck hier entlastete Grdinnere verflüssigte sich zum Teil und führte zur Bildung der zahlreichen, teils noch tätigen, teils erloschenen Vulkane, von denen sich die Zahl der noch tätigen in Ecuador , Peru , Bolivia und Chile allein auf nicht weniger als 37 beläuft. Schon die durch den Bergdruck erzeugten Verschiebungen, daneben aber auch das Eindringen von Wasser aus dem Meere in dabei entstehende Spalten bewirken das Auf­treten zahlreicher Erdbeben. Sehr ähnliche Verhältnisse herrschen dann noch in dem zweiten großen Erdbebenherd Südamerikas , in Venezuela und Columbia, wo hart neben der 5000 Meter hohen Sierra Nevada de Santa Maria und den Ploniabergen der Tief­schlund des Karibischen Meeres sich öffnet.

Die eben genannte Stadt Caracas , die Hauptstadt von Venea zuela war am 26. März 1812 der Schauplatz eines unbeschreiblich verheerenden Erdbebens, das durch die packende, von Alexander von Humboldt gegebene Beschreibung in seinen Einzelheiten bea fannt ist. Schon im Dezember 1811 hatte ein Erdstoß die forga losen Bewohner erschreckt. Dann kam der 26. März 1812, ein drückend heißer Tag mit stiller Luft und unbewölktem Himmel. Da es Gründonnerstag war, befand sich ein großer Teil der Bea völkerung in den Kirchen, als um 4 Uhr 7 Minuten der erste Erda stoß erfolgte, der so stark war, daß die Kirchenglocken anschlugen, von des Schicksals Hand zum Grabgeläute für die Menschen ges schwungen. Gleich darauf erfolgte ein zweiter, etwa 10 Sekunden langer Stoß, bei dem sich die Erde wie wallendes Wasser bewegte. und als man nun nach einigen Augenblicken der Ruhe glaubte, daß alles vorüber sei, begann sich aufs neue die Erde unter schrecka lichem Brüllen in allen Richtungen von oben nach unten und in kein Gebäude standhalten. Die größten Kirchen, darunter die allen Strichen der Windrose zu bewegen. Solchen Kräften konnte Kathedrale de la Trinidad und die Alta Gracia fielen zu flachen Schutthaufen zusammen, unter ihren einstürzenden Gewölben an 4000 Menschen begrabend. Ein ganzes Regiment, das eben im Bes griff war, die Kaserne El Quartel de San Carlos zu verlassen, um fich der großen Prozession anzuschließen, wurde fast bis auf den letzten Mann von den Trümmern ihrer Kasernen erschlagen. Weitere 7000 Menschen lagen unter den Mauern ihrer Häuser, Gegen Abend sentte sich die ungeheure, finstere Staubwolte, und als der fast volle Mond die stille, schöne Tropennacht zu erhellen begann, beleuchtete er an den Ufern des start angeschwollenen Rio Guaire ein Bild unfagbaren Jammers.

Aus neuerer Zeit ist noch das Erdbeben vom 13. bis 15. August 1868 zu erwähnen, bei dem in Peru und Ecuador 25 000 Menschen erschlagen wurden. Kurt Rudolf Kreuschner.

Kleines feuilleton.

der sechziger Jahre hat die zweitschönste Stadt Rußlands , als welche ge. Wie Odessa gepflastert wurde. Erst etwa um die Mitte Odessa gilt, Pflaster erhalten, trotzdem sie diese Wohltat bereits fünfzig Jahre zuvor erstrebt hatte. Im Jahre 1815, nach dem großen Kriege, wurde zum ersten Male eine Pflastersteuer erhoben, Aber die Tschinowniks hielten es für zweckmäßiger, das Geld in die eigenen Taschen fließen zu lassen, als in Steinen anzulegen. Etliche Zeit später erhob der Gouverneur Woronzow abermals eine derartige Abgabe; aber nach reiflicher Ueberlegung beschloß er, den Ertrag lieber für den Bau einer monumentalen Treppe zu vera wenden, die von der am Meere sich hinziehenden Promenade nach dem Strande hinabführt. Es scheint dann eine ganze Weile fein Bedürfnis für das Pflaster vorhanden gewesen zu sein, bis sich ein Engländer einfand, der die Durchführung der Pflasterung zu einem unglaublich billigen Preise übernehmen wollte. Da er fich mit den höheren Beamten vortrefflich zu stellen wußte, so erhielt er einen Vorschuß und verschwand. Wieder zog ein Jahrzehnt über die ungepflasterte Stadt dahin. Da faßte ein mutiger Bürger meister von Odessa in Gemeinschaft mit einigen wohlhabenden Gina wohnern den kühnen Plan, der Stadt durch freiwillige Beiträge ein Straßenpflaster zu verschaffen. Es kam eine hübsche Summe ein. Da aber der Bürgermeister vergessen hatte, an geeigneter Stelle seinem Plan flingenden Nachdruck zu geben, so wurde er als ein Mann, der sich in Sachen mischt, die ihn nichts angehen, Aus der langen Reihe der hier beobachteten Erdbeben seien bom Gouverneur seines Amtes enthoben und die freiwilligen Beis hier nur folgende, durch den Umfang der Katastrophe bedeutsame, träge wurden eingezogen". Als der Fall vergessen war, wandte hervorgehoben. Am 28. Oktober 1746 wurde Lima , die Hauptstadt bon Peru, vom Schicksal ereilt. Dem ersten um 10% Uhr abends stattfindenden Stoße folgten innerhalb 24 Stunden noch 200 weitere. Dabei stieg das Meer 26 Meter über seinen höchsten Stand und vernichtete die damals 5000 Einwohner zählende Hafen stadt Callao so gründlich, daß nach seinem Zurüdtreten nur noch die Grundmauern der Festungswerte die Stelle anzeigten, wo die Stadt gestanden hatte. Die Mannschaften einiger im Hafen liegenden Schiffe, die von der Springflut über die Hausdächer hin weggetragen wurden und eine Meile landeinwärts in Gärten strandeten, waren fast die einzigen, die mit dem Leben davon tamen. Nicht weniger entsetzlich war das Erdbeben von Riobamba w. Die Dänische Heidegesellschaft. Ein glänzendes Beispiel der in Ecuador am 4. Februar 1797, wobei an 30 000 Menschen ihr auf den inneren Ausbau des Landes gerichteten Bestrebungen ist die Leben verloren und das auch dadurch bemerkenswert ist, daß am Tätigkeit der Dänischen Heidegesellschaft, welche sich im Jahre 1866 Orte, wo der Stoß am stärksten auftrat, teinerlei unterirdische bildete. Ihre ursprüngliche Aufgabe war die Fruchtbarmachung der Geräusche gehört wurden, während 150-250 Kilometer weiter weg jütländischen Heide. Die Mittel dazu sollten Bewässerungs in der Umgebung von Quito und Jbarra 18 bis 20 Minuten später anlagen, Waldkultur und Wegebauten sein. Die zu Forst die Erde zu brüllen begann. Aehnliches beobachtete man bei dem fulturen bestimmten eigenen Flächen der Gesellschaft umfassen schrecklichen, 20 000 Menschenleben vernichtenden Erdbeben von 5575 Hektar, während sich die Wirksamkeit der Gesellschaft im Neu- Granada, am 16. November 1827, bei dem im Caucatale teine ganzen über 55 000 Hektar Forstboden erstreckt. Ferner betreibt die Erschütterungen, dafür aber in Abständen von je einer halben Gesellschaft in Jütland drei feste Versuchsstationen für Moor- und Minute gewaltige unterirdische Detonationen auftraten. Schon Wiesenbau, von denen die eine 110 Hektar ausgeprägte Hochmoore acht Jahre später wurde dieselbe unglüdliche Gegend von einem flächen, die zweite 390 Hektar Niederungs- und Hochmoor, die dritte neuen, ebenso schweren Erdbeben heimgesucht, dessen Donner in 75 Hektar Rieselwiesen und 28 Hektar Aderland bearbeitet. Außer

sich die Bürgerschaft an das Departement der öffentlichen Arbeiten in Petersburg , und pünktlich nach zwei Jahren traf der Bescheid ein, daß die Stadt gepflastert werden müsse. Die Steuererheber machten also wieder ihren Rundgang, und in den nächsten zwei Jahren wurden mächtige Wagenladungen mit Steinen angefahren, die, ihrer Bestimmung harrend, den Straßenverkehr beinahe un möglich machten. Da traf eines Tages im Frühjahr die Nachricht ein, der Bar Alexander II. wolle der Stadt im Herbst einen Besuch machen. Nun ging ein gewaltiges Buddeln los und das schöne Odessa bekam wirklich sein Pflaster, das zwar etwas teuer und nicht besonders gut, aber doch immerhin Pflaster war!

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