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deffen, der zu Lebzeiten manchem Wiedehopf die Federn ausgerissen| Vorstudien zu seinem Buch vorgegangen ist, zeigt gerade in diesem hat, die hänen wegzuscheuchen, erübrigt sich eigentlich. Aber Herr Zusammenhang folgender Sat: Bartels wird sich immer triumphierender gebärden und sich für Es existiert eine besondere Schrift Heines Krankheit und unwiderlegt" halten, solange man ihm nicht nachweist, daß sein Leidensgeschichte" von S. Rahmer; da der Verfasser Jude Bamphlet nicht nur niederträchtig, sondern auch leichtsinnig und ich sie ungelesen Tassen zu schludrig ist, von einer respektablen Unkenntnis der behandelten Materie zeugt, und dazu noch mit Mitteln zusammengestoppelt ist, die weit unterhalb der Grenzlinie literarischer Ehrlichkeit liegen. Herr Bartels bringt nicht eine Silbe Neues über den Dichter bei; nur die Art, wie er längst Bekanntes aufmacht und drapiert, dient ihm zu seinem Schelmenstück. Um zunächst Herrn Bartels Männerstolz vor Fürstenthronen und weiterhin fein abgrundtiefes historisches Verständnis festzulegen, was immerhin für die Be­trachtung des Mannes wesentlich ist, genügt es, folgende Stellen zu zitieren:

Wir sind ein sehr loyales Volt, wir opfern, wenn es sein muß, auf Befehl unserer Fürsten noch heute Gut und Blut, wir lassen uns in tritischen Zeiten sogar die Beschneidung ( Aber Herr Bartels! D. V.) unserer Rechte gefallen; denn die Verantwortlichkeit des Fürsten   für das Bestehen des Staates ist tausendmal größer als die jedes einzelnen von uns, und im Notfall muß er handeln und wir haben einfach zu gehorchen Andererseits ist es ein Vorrecht der Fürsten  , fich in ihren Privatmeinungen von uns ohne weiteres respektiert zu sehen, und höchstens nur dann darf man diese, aber wieder nur in allerloyalster Weise, bekämpfen, wenn die Privatmeinung zu einer das gesamte Voltsinteresse schädigenden Handlung zu führen droht."

Das alte absolutistische Deutschland   hat die Freiheit der Philosophie und auch die Freiheit der Kunst in weit höherem Grade respektiert, als es aller Voraussicht nach ein sozialdemokratisches tun würde, als es die radikale Welt, sobald man ihr entgegentritt, heute tut. Dafür kann ich Beweise liefern."( Er läßt sie aber wohlweislich in der Tasche.)

" Da tut man denn, als ob unter Preußen eben auch nur die den Staat angeblich beherrschenden Kreise, der Adel, die Offiziere, die Bureaukraten zu verstehen seien und von diesen alles Unheil fomme. Aber auch das ist Unsinn: wir haben keinen deutschen Staat, in dem von jeher, trop des früheren absoluten Regiments, Bolt und Bürgertum einen so stabilen Einfluß geübt hätten wie in diesem, Preußen ist trok seiner adeligen Offiziere und Beamten geradezu der Staat des Bürgertums, und zwar weil seine Ideale bürgerliche waren.

Welch politischen Geistes Kind Herr Bartels ist, weiß man jetzt. So leicht wird man sich nun auch über seine Methode, Heine abzuschlachten, nicht mehr wundern. Das Buch ist in drei sehr willkürliche Kapitel geteilt: Heines Leben, Heine, der Dichter und Macher seines Ruhmes, das Rätsel Heinrich Heines  .

Mit eherner Stirn behauptet Herr Bartels, seine Darstellung bon Heines Erdengang sei ein Lebensabriß, in dem taum etwas Wesentliches fehlt", aber in Wahrheit ist jeder Zug mit fluger Bosheit ausgemerzt, der Heine dem Leser sympathisch machen fönnte: das Unsympathische dagegen, das schwarze Farben auf sein Bild trägt, wird mit Wollust breitgewalzt. Von tatsächlichen Un­richtigkeiten, die lediglich auf die Oberflächlichkeit und Unkenntnis des Verfassers zurückzuführen sind, wimmelt es in dem Buch. Um nur einige zu erwähnen: von Heines Aufenthalt auf der Handels­schule zu Düsseldorf   weiß Herr Bartels offenbar nichts und fon­struiert deshalb willkürlich ein zweijähriges Verweilen in Frank­ furt   a. M. Daß Heine   von der roten Uniform seines Vaters spricht, die auf Hannoversche Dienste schließen lasse, verdrießt den militärfrommen Herrn Bartels und er erklärt deshalb keck, die rote Uniform sei die der Düsseldorfer   Bürgerwehr; die Düsseldorfer  Bürgergarde aber trug dunkelblaue Uniformen mit hellblauen Auf­schlägen. Um Heines Undankbarkeit zu beweisen, läßt er Köchy die Aufführung des Almansor  " in Braunschweig   veranlassen; ent­weder kennt Herr Bartels den Brief Köchys an Grabbe nicht, aus dem sich das Gegenteil ergibt, oder er unterschlägt ihn. Alles das find gewiß nur Kleinigkeiten, aber weil Herr Bartels mit staats­anwaltlichem Raffinement Kleinigkeiten mit dem Anschein, als messe er ihnen keine Bedeutung bei, an eine auffällige Stelle rückt, wird man ihn zuerst hier festnageln müssen.

Sind aber Unrichtigkeiten dieser Art, deren Reihe man beliebig berlängern kann, noch hinlänglich harmlos, so kommen wir im folgenden direkt auf das Gebiet literarhistorischer Fälschung. Herr Bartels erklärt, daß er Heine grundsäßlich nichts glaubt, eine für den Literaturforscher sehr bequeme Methode, die aber für Herrn Bartels offenbar noch zu unbequem und mühsam ist. Er macht sich die Sache entschieden leichter, indem er alles, was Heine schlechtes über sich aussagt, durch an den Haaren herbeigezogene" Tatsachen" belegt" und jede Aeußerung, die seinen Charakter in günstige Be­leuchtung rücken fönnte, für Schwindel" oder Komödie" ansieht. Ein anderer Trick des Herrn Bartels ist, Vermutungen gehässigster Art, die lediglich Phantasieblüten sind, mit woh!" und " bielleicht" auszusprechen, sie nachher aber als Tatsachen wieder anzuführen, indem er die einschränkenden Zusatzwörtchen einfach wegläßt. So macht er es mit einer Krankheit, die Heine nach den bisherigen Forschungen nur vorgeschützt hat, um nach seiner Rele­gation noch einige Wochen in Göttingen   bleiben zu können; Herr Bartels aber erklärt sie aus dem Handgelenk heraus für eine Ge­schlechtskrankheit und sieht sie auch als Ursache für das spätere Leiden an. Wie wissenschaftlich" Herr Bartels übrigens bei den

Auch ein Beispiel sei zitiert, wie er dem Gehaßten zwischen den Zeilen, ohne zu einer bestimmten Verdächtigung den Mut zu haben, einen Matel anzuhängen sucht: Das Duell selbst war nicht zustande gekommen, weil es dem Universitätsgerichte vorher verraten worden war, von wem, läßt sich natürlich nicht mehr ausmachen." Der Leser soll natürlich glauben, Heine habe aus Feigheit selbst den akademischen Behörden Anzeige von dem bevorstehenden Duell gemacht, um nicht ganz mit Ünehren kneifen" zu können. Feigheit ist überhaupt eine jener Unterstellungen, die Herr Bartels am häufigsten gegen den Dichter in Anwendung bringt. Neben der Faulheit, obwohl gerade Heines Fleiß dokumentarisch festgelegt ist. Doch was scheren derlei Kleinigkeiten einen teutschen Mann, dem auch das Niedrigste zum besten dienen muß! Erzengels Heinrich Heine   strahlt nun gewiß nicht im Tugendglanz eines glücklicherweise! Bunft in seinem Leben, der auch mit dem eindringlichsten Ver= und es gibt hier und da einen ständnis für die Seele des Dichters nur halbwegs entschuldigt werden kann, aber wir lieben den ganzen Kerl mit seinen Fehlern und Schwächen, wie er leibt und lebt, als einen prachtvoll Jrdischen. Es kann uns nicht einfallen, diese dunklen" Punkte aus dem Leben Heines ausschalten zu wollen, aber sie allein unter die Lupe zu nehmen und von allem anderen zu schweigen, ist eine derart eng­Bartels und feinesgleichen überlassen. herzige und gehässige Betrachtungsweise, daß wir sie gern Herrn

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ihre Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit überboten. So führt Herr Aber die Gehässigkeit dieser Betrachtungsweise wird noch durch Bartels als Beweis dafür, daß Heine sich in der Matraßengruft unserem deutschen Sinne sich in reinere Höhen hinaufgeläutert nicht gebessert", nicht in christlichem Sinne Buße getan oder in habe", eine an sich überdies nichtssagende Anekdote an, die leider zeitlich vor die Leidenszeit der Matraßengruft fällt. Und in seinen qualvollsten Schmerzensstunden, die der todkranke Dichter souverän überwindet, indem er mit Sternen und Schicksalen Ball spielt und die Schöpfung nicht nur, sondern auch den Schöpfer verhöhnt, ist er für Herrn Bartels nur der zähe Jude". Man sieht: Herr Bartels weiß zu hassen.

Weiß aber nur zu haffen mit jenem kleinlichen. und versteckten Magisterhaß, der Schüler wegen ihres Genies mit Bosheiten peinigt. Besonders offenbar wird das in dem zweiten Teil des Buches, über den man füglich schneller hinweggehen kann, da das krankhaft gee steigerte Selbstbewußtsein des Herrn Bartels nach sehr subjektiven ästhetischen Gesezen auf den Dichter Heine   losdrijcht, nachdem er den Menschen abgetan zu haben glaubt. Man merkt deutlich, wie Herr Bartels hier synthetisch anstatt analytisch vorgeht: er hat sich einen Popanz von Heine auch auf ästhetischem Gebiet zusammen­fonstruiert und sucht ihn nun zu beweisen", indem er zitiert, was ihm paßt und auch, wie es ihm paßt. Auch dabei sind ihm Irr= tümer und schlimmeres auf Schritt und Tritt nachzuweisen. Ein Beispiel mag für viele genügen; er sagt: Goethe lernte dichten, um es so auszudrücken, durch die Rokokopoeten, die seine unmittel baren Vorgänger waren, etwa durch Gellert, Chr. Felix Weiße, Joh. Georg Jakobi und etwa noch Wieland; den Lehrmeistertausch oder, wenn man lieber will, die elektrische Berührung, die Er­weckung ergab für den Lyriker Goethe die Bekanntschaft mit dem Volksliede, die durch Herder vermittelt wurde, und nun schuf Goethe auch sofort etwas diesem Gleichwertiges wie Sah ein Knab' ein Röslein stehn". In der apodiktischen Unbedingtheit, mit der Herr Bartels das hinlegt, stimmt es nun feineswegs: 1770 schrieb Goethe  bereits ein Gedicht, in dem ganz der eigengoethische Rhythmus lebt, wie" Willkommen und Abschied  ", 1771 das Heideröslein  ", 1774 aber noch" Schäferpoesien" wie" Amadis"," An Belinden" u. a. Herr Bartels sucht nun nachzuweisen, daß das Echte und Gute in Heines Dichtkunst anempfunden sei; in jedem einzelnen Fall ist seine Beweisführung indes zu widerlegen: so leben z. B. Heines Nordseebilder" vollständig durch sich, durch ihren eigen- heinischen Rhythmus und haben weder mit Hölderlin   und Novalis   noch mit Goethe und Tied etwas zu schaffen. Dieselbe heimtückische Methode wie bei der Darstellung von Heines Leben wendet Herr Bartels auch hier an: er unterschiebt willkürlich, schmuggelt Vermutungen" ein( woher er sie zusammengelesen hatte, ist jest natürlich schwer zu sagen") und wenn ihm gar nichts einfällt, sucht er Heine um den Ruhm der Originalität zu bringen, indem er z. B. von den beiden Gedichten, die er für die schönsten hält, erklärt: sie seien gewissermaßen Lenau vorweggenommen!!! Die Prosaschriften läßt er vollkommen fallen und meint, außer unreifen Tertianern, bestenfalls Sekundanern fände heute wohl kein Mensch mehr Gefallen an ihnen.

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Im dritten Teil sucht Herr Bartels dann hauptsächlich das Deutschtum Heines abzuleugnen, indem er alle die Stellen, in denen Heine sich selbst für das Deutschtum einlegt, für Komödie" oder erlogen" erklärt und sich dafür auf einen Brief Heines beruft

obwohl er ihm grundsäglich nichts glaubt! in dem dieser noch dazu aus dem Gefühl tiefster Niedergeschlagenheit heraus sich über das hurra- nationale, chauvinistische Deutschtum