notnen führen leicht zu Mitzdcrständnisien. sobald der Laie dabeiin Kräfte kommt.Das verwickelte Rätsel des Doppelnamens bei der schönenMexikanerin ist leicht aufgeklärt. Bei den Bezeichnungen find so-wohl zutreffende botanische Namen als auch gangbar gewordeneVerdeutschungen für ein und dieselbe Pflanze, deren Stammelternauf mexikanischem Boden standen. Zwei Meter und darüber hohePflanzen mit knollig verdickten, ausdauernden Wurzeln, mit gegen-ständigen unregelmäßig fiederteiligen Blättern, und auf schwankenbis 30 Zentimeter langen Stielen sitzenden kleinen Blumen, be-stehend aus einer gewölbten, gelben Scheibe, die eingefaßt voneinem Kranz aus violetten, roten oder orangefarbenen Strahlen-blümchen— das waren die Stammeltern all der heute bekanntenDahlienschönheiten. In diesen drei verschiedenfarbigen Sorten ge-langte die Pflanze erstmalig im Jahre 1734 durch Vincent Cervantisnach Europa,-und zwar in den Botanischen Garten zu Madrid.Einem schwedischen Botaniker, Andreas Dahl zu Ehren, erhielt diePflanze den Namen D a h l i a. Von Spanien aus fand die schöneMexikanerin ihre Verbreitung nach Frankreich, England und auchnach Süddcutschland.Im Jahre 1804 brachten dann Alexander von Humboldt undBongland Samen von einer orangefarbenen und einer roten Spiel-art derselben Pflanze aus Mexiko nach Berlin. Im dortigen Bota-nischen Garten wurde die Pflanze von Willdenow zu Ehren seinesFreundes Georgi Georgina genannt. Warum Willdenow be-wußter Weise einer schon benannten Pflanze einen zweiten Namenbeilegte, das zu untersuchen, haben wir hier keine Veranlasiung.Ziehen wir noch in Betracht, daß diese Pflanze, der nach demRechte der Priorität einzig der Name Dahlia zusteht, von Berlinaus über Norddeutschland verbreitet wurde, so verstehen wir esauch, daß sich hier die Berliner Bezeichnung Georgina oder zuDeutsch„Georgine" einbürgerte und bis auf den heutigen Tagerhalten hat. Wir wollen jedoch Recht auch Recht sein lassen undfürderhin die Pflanze Dahlie nennen.Der Dahlie wohnt eine große Neigung zur Variation(Ab-ündcrung) inne. und so entstand mit ihrer weiteren Verbreitungeine stetig wachsende Anzahl von neuen Spielarten. Als es imJahre 1808 dem Karlsruher Garteninspektor Hartweg gelungenwar, die erste gefüllte Form zu erzielen, begann die Glanzcpocheder Dahlie. Ein Köstritzer Dahlienzüchter bot 1824 bereits 20 ge-füllte Sorten an und war imstande, auf der ersten größerendeutschen Dahlienausstellung, gelegentlich der in Jena 1836 tagendenGesellschaft der Naturforscher und Aerzte, mehr als 200 Sortenmeist eigener Züchtung auszustellen.Die Dahlie war Mode geworden; kein Wunder, denn die Prachtund Mannigfaltigkeit der Blume in Form und Farbe, die ungemeinfesselnde Wirkung, welche die Pflanze im Garten ausübt, und dannauch die Leichtigkeit der Kultur mußten sie rasch populär machen.Eine wahre Dahlienwut überkam die Blumenliebhaber. Unge-heure Summen wurden nicht selten aufgewendet, um dieser Lieb-haberei zu fröhnen. So bot man 100 und 150 Taler für eineeinzige, allerdings neue Pflanze. Ein Liebhaber tauschte eineneue Sorte für einen kostbaren Diamanten ein. Die Stammelternund die ersten in Europa entstandenen Spielarten waren allerdingsbald vergessen; nicht die einfachen, sondern die gefüllten Blumenwurden tonangebend. Die größten und die kleinsten waren in derForm die begehrtesten.Wie die Mode im allgemeinen schnell wechselt, so sind auchBlumenmoden von keiner langen Dauer. Die kompakte gefüllteBlume erhielt eine arge Nebenbuhlerin in der Dahlia I u a re z i,welche 1872 aus Mexiko ihren Einzug in Frankreich hielt und vonhier bald weitere Verbreitung fand. Die zugespitzten Blumen-blättchen dieser Form find strahlenartig ausgebreitet und. an denRändern nach außen umgerollt. Die Farbe ist ein prächtigesScharlachrot. Weil diese Blume in Form und Farbe gar sehreiner gewissen Kaktusblume ähnelt, hat man dieser Sorte dieSpezialbezeichnung„Kaktusdahlie" beigelegt. Durch Kreuzungendieser Form züchtete man, ganz besonders in den letzten Jahreneine immense Zahl neuer Spezialarten, die alle als Kaktusdahlieneine weite Verbreitung fanden und unter denen gar viele vonsolch strahlender und packender Schönheit sind, daß es verständlichwird, wenn die alten gefüllten Sorten diesen Kaktusformen mehrund mehr weichen müssen.„Kaktusdahlie"— auch wohl„Edel-dahlie" bezeichnet— lautet heute die Parole unter den Dahlien-liebhabern. Die dezenten Reize dieser Schönen zu schildern, istmit Worten unmöglich, es bedarf dazu der Farbe.Ganz allgemein wendet man sich in den Kreisen der Blumen-liebhaber mehr und mehr von den gefüllten Blumen ab, man sehntsich wieder nach den einfachen Formen. So war es möglich, daß inden letzten Jahren neben den Kaktusdahlien die einfachen Artendieser Pflanze wieder zu Ehren kamen. Die Kunst der Gärtnerhat es verstanden, auch von dieser Gruppe eine große Zahl färben-blendender Varietäten zu züchten. Außer den drei Hauptgruppen:einfache, gefüllte und Kaktusdahlien gibt es noch verschiedeneZwischengruppen, die oft recht sonderliche Gestalten aufweisen.Die Dahlie läßt sich auch im Zimmer züchten. Allerdings isteS für dieses Jahr zu spät. Im März oder April verschafft mansich die Knollen und pflanzt diese in möglichst kleine Töpfe, stellt sierecht in die Helle des Zimmers und hält sie mäßig feucht. Habendie Wurzeln die Erde durchzogen, so wird die Pflanze, welchedann auch schon etliche Triebe zeigt, in einen recht großen Topfoder noch besser Holzkübel umgesetzt und nun zunächst recht vor-sichtig mit dem Gießen behandelt. Haben die Wurzeln auch dieErde dieses Topfes durchsponncn, so muß reichlich begossen werden.auch kann dann ein öfterer Düngerguß verabfolgt werden(inWasser aufgelöster Kuhdünger oder mineralischer Kunstdünger).Die Hauptsache ist dann noch, daß die Pflanze einen recht hellenund luftigen Standort bekommt. Auf diese Weise kann man nochspät im Herbst, wenn draußen die ersten Fröste der ganzen Dahlien-schönheit bereits ein Ende bereitet haben, freudig seiner Dahliezuschauen. Für den Winter nimmt man die Knollen aus derErde, nachdem die Zweige abgeschnitten find, schüttelt alle Erdesorgfältig ab und hebt die Knolle an einem hellen trockenen, froft-freien Orte bis zum Frühjahr auf.—Humoristisches.— Bedenkliche Demonstration. Mein Freund Krausewar der harmloseste Mensch von der Welt. Deshalb war ich sehrerstaunt, als er kürzlich wegen Ungebühr vor Gericht in eineOrdnungsstrafe genommen wurde. Neugierig forschte ich nachder Ursache.„Ich weiß selbst nicht recht, wie ich dazu gekommen bin,"erzählte er mir.„Es handelte sich darum, daß der Beklagte seineSchafe auf einer fremden Wiese habe weiden lassen, und ich wurdedarüber als Zeuge vernommen. Der Gerichtshof konnte sich nichtrecht in die Situation hineindenken, von welchem Standpunkte ausich die Sache mitangesehen hatte; deshalb stellte ich mich vor denRichtertisch und sagte:„Wenn dieses grüne Tuch die Wiefevorstellt, so stand ich hier und die Schafe befandensich am jenseitigen Rande. Weiter ließ mich der HerrPräsident nicht kommen."—(„Meggendorfer-Blätter".)Notizen.— Anzengruber und die Wiener Klerikalen.Das Wiener Jubiläums-Stadttheater, das seinerzeitunter der Patronanz der Gemeindevertretung als antisemitisch-christlichsoziales Theater gegründet worden war, plant nun doch eineAufführung der Anzengruberfchen.Kreuzelschreiber'. Obdieses Projektes erhob sich bei den Klerikalen ein großer Lärm.Die fromme„Reichspost" marschierte an der Spitze underklärte, die Aufführung dieses„schmachvollen Mach-Werkes" im Stadttheater sei eine blutige Verhöhnung desWiener Christentums usw. Das Echo dieser lieblichen Be-urteilung bildete eine Interpellation, die der Pfarrer von Ottakringund Gemeinderat Loue im Wiener G e m e i n d e r a t an denBürgermeister stellte. Loue drückte sich allerdings zahmer aus, er-klärte, Anzengruber sei in den„Kreuzelschreibern" eine Entgleisungpassiert, das Stück sei ein„LoS von Rom-Stück" usw., und fragteden Bürgermeister, was er gegen die Aufführung des Stückes vor«zukehren gedenke. Lueger aber war gescheit genug zu erklären, erhabe erstens auf die Auswahl der aufzuführenden Stücke im Stadt-theater keinen Einfluß, zweitens habe er so viel mit dem Ochsen-fleisch und mit den Kohlenpreisen zu tun, daß er sich nicht auchnoch um Theaterstücke kümmern könne.——„Tandaradei" heißt eine„nächtliche Liebeskomödie'von L u d w i g H n n a, die vom Kleinen Schauspielhausin Wien zur Aufführung erworben wurde.—— Im Lortzing-Theater gelangt am nächsten Sonnabend»Der Waffenschmied" zur Aufführung.——»Die Jnselbraut", Operette von FriedrichGeliert, brachte es im Opernhaus zu Frankfurt a. M.nur zu einem Achtungserfolg.—— Eine Oper„Herodias" wird in kommender Saison inWarschau neben dem Strauß scheu Musikdrama„Salome"in Szene gehen und zwar in der Uraufftihrung. Die Textdichtungstammt von dem polnischen Dichter Jan Kasprocviz, dieMusik schrieb der polnische Komponist Fürst W l a d i S l a wLubomirski.—Zeitunglesen als vorbeugendes Mittelgegen geistige Erschöpfung empfahl der Vorsitzeirde derVereinigung der Santtätsinspektoren, JameS Crichton Browne,London, in einer Ansprache, die er in einer Versanmilung der ver-einigung in Blackpool hielt. Vor allen Dingen soll das Zeitung-lesen gegen die typische moderne Krankheit, die nervöse Müdig-keit, Helsen. Browne meint, es bilde das Gegenmittel gegen dienervenaufteibende Arbett zu selbstsüchttgen Zwecken; eS gebe denBlödsichtigen einen weltweiten Horizont.—— Der näch st jährige Raturforschertag soll inDresden stattfinden.—— Die Zweihundertjahrfeier von Linnüs Geburtsoll am 23. Mai 1907 sehr festlich tu Schweden begangenwerden.—Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck it. Verlag:Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer Lt Co..Berlin SW,