damals etwa 2 Quadratkilometer großen Stadt in einer 3l> Meter hohen Luftschicht mindestens 300 Kilogramm Staub(6 Zentner) fchwebten. Durch Regen wurde die Staubmenge auf ein Zehntel vis ein Zwanzigstel jenes Wertes herabgemindert. Der Staub besteht vornehmlich aus feinen Sandteilchen, die durch die Abnutzung des Pflasters entstehen, aus den Abnutzungs- Produkten des Schuhwerkes, dem Kote der Tiere. Rauch usw. Auch organische Bestandteile wie� Bakterien finden sich darin in großer Menge. Tie durch diesen Staub bewirkte Trübung der Atmosphäre ist hauptsächlich mechanischer Art, d. h. es werden viele Strahlen durch die kleinen Körperchen abgehalten, während die optischen Er- scheinungen in der Atmosphäre hauptsächlich an das Vorhandensein von Waper geknüpft sind. Der Staub ist natürlich wegen seiner ge- sundheitSschädlichen Eigenschaften ein großes Uebel, namentlich in den Städten. Dennoch übt er auch einige günstige Wirkungen. Denn der Rauch als Bestandteil des Standes ist ein gutes Mittel, übel- riechende Stoffe zu absorbieren. Aehnliches gilt vom Schwefel, der sich als besonders reiche Quelle für atmosphärischen feinen Staub erwies und in den Kohlen in großer Menge vorhanden ist. In London werden täglich 300 bis 400 Tonnen Schwefel in der Kohle verbrannt! Im Rauch tritt das in Form der schivefeligen Säure hervor, die die unangenehmsten Eigenschaften besitzt, dennoch aber ein vorzügliches Desinfektionsmittel ist. Die Luftverhältnissc in den Tunnels der Untergrundbahn in New fwrk bilden den Gegenstand eingehender Untersuchungen, welche der Ingenieur Georg A. Soper kürzlich angestellt hat. Die steten Klagen über die schlechte Luft in der Untergrundbahn hatten die Behörden veranlaßt, Soper mit diesen Untersuchungen zu be- auftragen, die fich auf Temperatur, Feuchtigkeits- und Staub- gehakt der Lust, schlechten Geruch und Bakterien erstreckten. Die Temperatur war, wiePrometheus" nach derZeitschr. d. Ver. Deutsch . Eisenb.-Verw." berichtet, in den Tunnels stets merklich höher als auf der Straße; in den Monaten Juni, Juli und August durchschnittlich 20,5 Grad Celsius gegenüber der Straßentempe- ratur von 22,65 Grad Celsius. Als Ursache der Temperatur- erhöhung nimmt Soper die große Zuggeschwindigkeit(40,4 Kilo- meter in der Stunde durchschnittlich), dann aber besonders die Energiemenge an, die durch den Bahnbetrieb auf verschiedene Weise in Wärme verwandelt wird, so durch die Motoren und durch die Reibung der Räder auf den Schienen und an den Bremsklötzen. Da diese Wärmeerzeugung sich nicht vermeiden läßt, empfiehlt Soper gute Bentilationseinrichtungen und Schaffung direkter Ocffnungen nach der Straße oberhalb der Stationen, um so den Tunnels stets frische, kühle Außenluft in ausreichender Menge zu- zuführen und dadurch die Temperatur möglichst der Straßen- temperatur zu nähern. Die Feuchtigkeit der Luft in der Unter- grundbahn ist meist geringer als die auf der Straße. Zu ernsten Bedenken gibt der schlechte Geruch in den Tunnels und besonders der dort herrschende Staub Anlaß. Den Geruch führt Soper auf die großen Menschenansammlungen, Anstrichfarben, Maschinenöl und die zur Verwendung gelangenden Desinfektionsmittel zurück; ausreichende Ventilation würde auch hier Besserung schaffen. Der Staub in den Tunnels ist geradezu gesundheitsgefährlich; er ent- hält nach der Analyse etwa 03 Proz. Eisen, welches häufig in großen, dem bloßen Auge sichtbaren Teilchen vorkommt. Dieser Eisenstaub dürfte durch die Reibung der Räder an Schienen und Bremsen entstehen; dagegen hilft nach Sopers Ansicht nur häufige und gründliche Reinigung der Tunnels. Bakterien hat Soper weniger gefunden als auf den Straßen. Medizinisches. ss. Nierenleiden und Augenleiden. Die Unter- suchung der Augen liefert dem Arzte häufig Anhaltspunkte für das Erkennen von Krankheiten, die mit den Augen scheinbar in keinerlei Verbindung stehen. So ist die Augenuntersuchung z. B. bei der Syphilis und bei gewissen Gehirnerkrankungcn ein wich. tiges diagnostisches Hülfsmittel. DieCentral-Zeitung für Optik" erwähnt, daß mindestens 20 25 Proz. aller Nierenerkrankungen von krankhaften Veränderungen im Auge begleitet sind. Der Zu- sammenhang zwischen Augenleiden und Nierenleiden ist erst vor ungefähr 50 Jahren erkannt worden. Man erklärt fich diesen Zu- sammenhang dadurch, daß gewisse Stoffe, die infolge des Nieren- leidcns im Blute abgelagert werden, in die feinen Gefäße des Augeninnern gelangen und dort Veränderungen bewirken. Ge- wöhnlich treten diese erst dann auf, wenn das Nierenleiden bereits längere Zeit bestanden hat. Als eine Folge von Nierenleiden sind vor allen Tingen die Entzündungen der Netzhaut anzunehmen, in zweiter Reihe kommen die Entzündungen des Sehnervs in Be- tracht. Andere Erkrankungen, wie Augenmuskellähmungen, der Star,- die Sehschwäche, stehen meistens nicht mit Nierencrkrankun- gen im Zusammenhang. Wenn eine Netzhautentzündung besteht, so haben die Patienten den Eindruck, durch einen Schleier zu sehen, zuweilen erscheinen auch einzelne Flecken vor dem Auge. Gleich- zeitig pflegt die Sehschärfe abzunehmen. Aehnlich äußert sich die Sehnervcncntzündung, doch kommen in diesem Falle gelegentlich plötzliche Erblindungen vor. Im Verlauf eines Nierenleidens stellen sich auch weniger ernste Augenerkrankungen ein, z. B. Lid- schwellungen und Blutungen in der Bindehaut, seltener Regen- bogenhautentzündungen.

Hydrographisches. dt.Neuere Versuche über die Bewegung des Grundwassers" hieß das Thema, da? Direktor Haedicke aus Siegen am Dienstag auf der 78. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Stuttgart (in der Abteilung für an- gewandte Mathematik und Physik) behandelte. Der Redner wendete sich gegen die immer noch vielfach aufrecht erhaltene Theorie des Aristoteles, wonach das Grundwasser lediglich ein- gesickertes Regcnwasser sei, und erläuterte die Unmöglichkeit dieses Vorganges durch eine große Zahl von Beispielen sowie durch ver- schieden« Versuche. Schon vor 200 Jahren habe de la Hire durch Versuche nachgewiesen, daß unter gewöhnlichen Umständen kein Regenwasser in die Tiefe gelangen könne, und habe die Entstehung des Grundwassers auf die Kondensation der aus dem Boden auf- steigenden Dämpfe zurückgeführt. Diese Annahme würde auch heute noch stellenweise zugrunde gelegt. Der Erste, welcher die anscheinend richtige Erklärung gegeben habe, sei Dr. Otto Volger , Frankfurt a. M., gewesen; eine in seinem Nachlaß vorgefundene Handschrift sagt klar und deutlich: Die Luft durchdringt den Boden, wie sie nach längst bekannten Versuchen sogar Steine zu durch- dringen vermag, und nimmt die in ihr enthaltene Feuchtigkeit mit hinein. Diese muß sich dort nach bekannten Gesetzen nieder- schlagen, wie che Fensterscheiben beschlagen und das mit frischem Wasser gefüllte Glas sich mit einem Tau überzieht. Volger hat aber keine Beweise für seine Theorie erbracht und konnte daher keine Anerkennung erlangen. Redner führte nun einen Versuch vor, welcher während des Vortrages gewichtsmäßig nachgewiesene Feuchtigkeit liefert, und zeigte durch weitere Versuche, wie diese Erscheinung, ganz abgesehen von der sich daraus von selbst ergeben- den Erklärung des Grundwassers, des Taues und Reifes, technisch zur Wassergewinnung verwertet werden kann. Er belegte dies durch den Hinweis auf verschiedene von ihm angestellte Versuche sowie durch einige Experimente und wies so nach, wie man dem Boden Wasser entziehen kann, auch ohne daß eine natürliche An- sammlung stattgefunden hat.

Notizen. Mutter und Tochter" heißt ein neues Drama von Paul H e h s e; die ersten beiden Akte dieses Stückes sind im Oktoberheft der ZeitschristNord und Süd" veröffentlicht. Scribes LustspielEin Glas Wasser" wird noch vor Weihnachten im Reuen Schauspielhause in einer Neu- bearbeitung herauskommen. Erfolg hatten: Ernst Klein? Schwank Die Er- ziehung zum Don Juan" im Wiener Raimund-Theater und Ludwig Wolffs EinakterAndulka" im Wiener Lustspiel- Haus. Eine Theateraus tu nftei soll zu Beginn der Winter- spielzeit 1907 ins Leben gerufen werden. Das Institut will Theaterdirektoren genaue Auskunft über zu engagierenden Bühnen- küststler geben. Franz Liszt soll in seinem Geburtsort Doborjan (Un- garn) ein Denkmal erhalten; das Monument soll zu seinem 100. Geburtstage(1911) enthüllt werden. Rigoletto" wird im O p e r n h a u s neu einstudiert; Solopartien und Chor gelangen in italienischer Sprache zur Auf- führung. Die Erstaufführung der OperetteMadame Gogo" im Theater des W e st e n s, die am 25. September stattfinden sollte, ist verschoben worden. Die Herausgabe einerGeschichte de? Institut de France " ist von den fünf Akademien, die dieses Institut bilden, beschlossen worden. Mit der Ausführung des Werkes wurden die Sekretäre der Akademien bettaut. Ein deutscher Erziehungstag wird am 2. und 3. Ottober in Weimar abgehalten werden. a. AuS der mittelalterlichen Rezeptküche. Wie weit in das 18. Jahrhundert hinein der Tiefftand der Mittelalter - lichen Heilkunde und der Verbrauch der unglaublichsten und wieder- wärtigsten Heilmittel anhielten, beweisen folgende Rezepte, die der im Jahre 1743 in mehr als 40 Bänden zu Leipzig und Halle erschienenen Encyklopädie von Zedier entnommen sind. Es heißt da unterSlotani Oleum":Nehmt im Frühlinge 6 Pfund Baumöl, 2 junge Hunde, 12 Frösche, 4 Hände voll gereinigter Regenwürmer und 3 Pfund ohne Wein destilliertes Wachholderwasser, kocht dieses miteinander, bis alles versotten und die Feuchtigkeit fast verzehret, seiget es durch und tut dazu: Menschenfett, Skorpionen, Murmeltier und süß Mandelöl, von jedem Va Pfund, mischt es und verwahret es in einem weiten Glase". Gegen Sodbrennen wird folgendes Shmpathiemittel empfohlen:Hänget in einen Winkel des Hauses einen Strick, so mit Wagenschmiere, die rniS einem Rade gelaufen, beschmieret worden, und wenn der Sod brennet, so gedenket an diesen Strick, so vergehet das Sodbrennen."

Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u. Verlag:

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