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die ihm gehörten, ihm und niemand sonst in der Welt, für welcher Entfernung befindet sich dieser Boden? Ist er überall unter fein Geld gekauft, mit seiner fauren Arbeit bezahlt, so wollte er nicht daran glauben, daß irgend ein anderer sie in Zukunft fein Eigentum nennen würde. Gott konnte das nicht wollen. Sollte er nie mehr den Dompfaff Zeus rufen oder mit dem Finger über Philippinens weiche Federn streichen? Wer sollte dann den Mäusen Brot geben und ja, wer sollte dann im Sommer einen frischen Kranz um das Bild hier über dem Bett hängen? Das hatte er nun doch so getreulich alle die vielen Jahre getan, und das mußte ihm doch ein wenig zugute fommen, meinte er, so daß Gott Barmherzigkeit üben mußte.
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Aber wenn es nun doch nicht anders werden konnte? Wenn er wirklich von all seinem Reichtum davon mußte?
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Ja, dann müßte es also geschehen. Er entsann sich, daß geschrieben stand, mit Gott solle man nicht ins Gericht gehen. Und dann hatte er ja auch wohl einen großen Trost, eine dann würde er seine Mutter große Freude in Aussicht sehen. Ach, wie oft hatte er sich nicht in seinen vielen schwermütigen Augenblicken zu ihr gewünscht! Wie hatte er sich nicht zeitenweise danach gesehnt, seinen Kopf in ihren Schoß zu legen und zu weinen.
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Und nun würde das vielleicht geschehen. Nach Verlauf von einigen Stunden kam der Krankenwagen. Madam Fuß öffnete die Tür, und man hörte schon die Leute aus dem Krankenhause unten auf der Treppe. Madam Fuß," fagte Kasper, er war plößlich merkwürdig ruhig und gefaßt geworden, falls ich sterben sollte-" Ach Gott , Kapper, Sie machen mich so bange," jammerte sie.
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„ Falls ich sterben sollte so wollte ich gern, daß Sie Zeus und Philippine ihre Freiheit geben. Und die Mäuse
,, Herr Du meines Lebens, was soll ich mit denen machen, Kapper? Die ersäufe ich!" Kasper nickte.
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,, Und dann ist da noch das Bild meiner Mutter. Das das δας
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,, Na ja," fiel Frau Fuß hülfsbereit ein und trocknete ein flein wenig Feuchtes mit ihrer Schürze aus den Augenwinkeln, ich kann mir denken, was Sie wollen, Rapper Sie woll'n es mitnehmen so in den Sarg hinein, nicht? Ach ja, das ist auch so nett."
Kasper schloß die Augen ganz fest. In der Tür standen die Krankenwärter mit der Tragbahre.
14.
Der große Krankenjaal, in den Kasper Kapper gebracht wurde, war fast ausschließlich mit Patienten belegt, die sich in der Besserung befanden. Sie lagen bei seiner Ankunft und schlummerten und schliefen nach der eben eingenommenen Mittagsmahlzeit, und öffneten kaum die Augen, als er herein getragen wurde, so ungern rissen sie sich von ihren Träumereien und Hospitalphantasien los, die sich alle um mehr Essen bewegten.
Nur in der einen Ede lag ein junger Mann und wälzte sich unruhig im Fieber.
Als Kapper erst in seinem Bett zur Ruhe gekommen war, fühlte er sich ganz behaglich. Nach der Trennung von den irdischen Dingen, an die sein ganzes Leben geknüpft war, hatte er gewissermaßen mehr Ruhe gefunden. Dieser große, luftige Raum und der stille Friede, der ihn hier umgab, taten feinem Herzen wohl. Es war, als habe er schon den ersten Schritt in die Ewigkeit getan.
Mit einem eigenen, halb überirdischen Interesse lag er da und lauschte den Atemzügen der vielen Schläfer. Ihm gerade gegenüber, an der entgegengesetzten Wand, lag ein Mann mit mächtigem Bart und Haarwuchs und schnarchte gewaltig. Am Fenster saß die dicke Wärterin, ein Stridzeug im Schoß. Auch sie schlief. Er konnte hören, wie der Atem in ihrer Brust arbeitete, so still war es da.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Der Meeresboden.
Wenn man von einem durch die Windstille mitten auf dem Meere zurückgehaltenen Schiffe über Bord irgend einen schweren Gegenstand wirft, so sieht man ihn in das blaue Wasser hinabsteigen, das ihm seine Färbung mitteilt; der Glanz des Gegenstandes erblaßt und verschwindet, aber wenn er feinen Sturz forte fett, fo muß er früher oder später den festen Boden erreichen. In
der gewaltigen Ausdehnung der Fluten gleichweit von der Oberfläche entfernt? Seit Jahrtausenden beschäftigen solche Fragen bie Menschen. Sie sind heute, wenn auch nicht vollständig, so doch Die Menschen. Sie sind heute, wenn auch nicht vollständig, so doch hinreichend genug gelöst, um unseren ersten und wichtigsten theoretischen Bedürfnissen zu genügen. Dazu waren 3000 Jahre Arbeit nötig. Die Frucht der Wissenschaft reift langsam. Die Gesamtmasse der ozeanischen Gewässer wird auf 1279 000 000 Subiffilometer geschätzt. Diese Ziffern sagen unserem Verstande nichts, aber eine Vergleichung wird ihre Tragweite in das richtige Licht rüden. Seit der Geburt Chrifti bis zum Jahre 1901 ist genau eine Milliarde Minuten vergangen. Unter der Annahme, das augenblickliche Meeresbassin sei leer, würde ein gewaltiger Fluß, der in der Minute ein Kubikkilometer Wasser abgeben und seit Beginn der christlichen Aera fließen würde, noch etwa 600 Jahre weiter fließen, bevor er jenes Bassin so ausfüllte, wie es heute ist.
Wie sieht es nun auf dem Meeresboden, über dem sich so gewaltige Wassermassen lagern, aus? Wir haben durch das Tieffeelot und durch die Tiefseeneße eine, wenn auch nicht erschöpfende, so doch ziemlich genaue Stenntnis über das Bodenrelief des unergründlichen Meeres und seiner Tiefen. Hier auf die Lotungen und die Forschungen mit den Schleppneßen genauer einzugehen, ist nicht unsere Absicht. Wir berichten hier lediglich, was die Tiefseeuntersuchungen über die Gestalt, die Ablagerung und die Tiefenverhältnisse ergeben haben.
Während jeder einigermaßen Unterrichtete das Relief der Erdoberfläche der Kontinente im wesentlichen fennt und weiß, in welchen Gegenden der Erde die höchsten Erhebungen zu suchen sind, die etwa 6000 Meter Höhe übersteigen, pflegt die Kenntnis von der Bodengestaltung der Meere und der vorhandenen Meerestiefen in der Regel auf den kleinen Kreis der Fachleute beschränkt zu bleiben. Die meisten Menschen vergegenwärtigen sich taum, daß das Meer nicht minder bedeutende Niveauverschiedenheiten aufweist als das Land, und stellen sich womöglich unter dem Boden der Ozcane eine große, ebene Fläche vor, die nur an den Küsten ein sanftes Aufsteigen bezw. Absinken aufweist. Tatsächlich sind die Niveauunterschiede in den Meeren zuweilen noch weit grotester als auf dem Lande; an manchen Stellen findet man aus den größten Meerestiefen plößlich, fast ohne jeden vermittelnden Uebergang, Inseln an die Oberfläche emporragen. Dies gilt z. B. für eine Reihe der Koralleninseln im Stillen, aber auch für die Bermudainseln im Atlantischen Ozean u. a. Wenn an diesen Stellen der Meeresboden sich plötzlich heben würde, daß er in seiner Gesamtheit über das Wasser emporragte, so würden die betreffenden Inseln als viele tausend Meter hohe spike Gebirgsnadeln von einer auf allen Seiten unerhörten Steilheit sichtbar werden, gegen die etwa das Matterhorn wie eine unbedeutende, sanfte Erhebung erschiene, und mit deren feltsamem Aussehen nichts bekanntes sich würde vergleichen lassen.
Aber dennoch ergeben die Messungen, daß weite, fast ebene Flächen am Meeresgrunde durchaus vorherrschen und ein lebhafterer Wechsel der Bodenneigung immerhin zu den Seltenheiten gehört. Ganz abgesehen von den als Vultan- oder Koralleninseln aufragenden Pfeilern sind viele Gegenden des Meeres reich an vulkanischen Aufschüttungen, aber was an zusammenhängenden Erhebungen die benachbarten großen Senkungen überragt, trägt durch aus den Charakter der Landschwellen oder des Tafellandes an fidj, die mit sanften Böschungen sich zu den großen Tiefen neigen. Wir sprechen diese Erhebungen als uaterseeische Plateaus ( Rücken) an. Treten sie dem Meeresspiegel näher, so bezeichnet man sie als Bänke( Neufundland- Bank). Die tieferen Sentungen zwischen jenen zerfallen dann in Beden und Mulden oder bei fteil gestellter Umrandung in Kessel und Rinnen. Jedoch hat sich daneben auch für jegliche beträchtlichere Einsenkung der Name Tiefe eingebürgert. Der wesentliche Unterschied der Formen des Meeresbodens gegenüber der trockenen Landfläche besteht, wie Guthe- Wagner richtig hervorhebt, in dem Vorherrschen größter Formen, in der Abwesenheit jener die Oberfläche im einzelnen ausgestaltenden Kleinformen, wie sie wesentlich den atmosphärischen Einflüssen zu verdanken sind; es fehlt die Ausfurchung des Bodens durch strömendes Wasser. Abgesehen vom Gebiet der Flachsee, deren ausgesprochene Ebenheit der ausgleichenden Arbeit der Meereswellen entstammt, und der Meeresstraßen, wo Unterströmungen oft bis zu bedeutenden Tiefen den Ablagerungen entgegenarbeiten und die Zugänge offen halten, ist in den Tiefen des Meeres keine den Boden benagende Kraft wirksam. Derselbe ist die Stätte unausgesetzter Ablagerung und Auflagerung. Hierdurch werden mit der Zeit auch die durch vulkanische Kräfte hervorgerufenen Unebenheiten gemildert. Aber eben der große Reichtum an unterseeischen Vulkanbergen und Ausbrüchen beweist, daß am Meeresboden in tektonischer Hinsicht von völliger Ruhe nicht gesprochen werden darf. Manche Bänke lassen sich daneben unschwer auf Senkungen des Meeresbodens zurückführen, durch die Inseln unter Wasser gesezt werden( Tschagos- Bant im Süden Indiens ). Es entzieht sich nun freilich der unmittelbaren Forschung, in welcher Weise die den tiefen Meeresboden zusammenseßenden Schichten gelagert sind. Im allgemeinen aber sind die Höhenunterschiede zwischen unterseeischen Plateaus und benachbarten Becken zu groß, als daß sich erstere durch einen verschiedenen Grad von SedimentAuflagerung erflären ließen. Man wird die Mehrzahl der Er= hebungen wie Einsenkungen auf schwache Verbiegungen der Erdrinde