und zu den innen liegenden Organen hindern. Dieses Pigment Wirkt also direkt als ein Schirm, hinter dem namentlich die Blut- gefäße gegen die Wärmesirahlen vorzüglich geschützt sind. Der Neger wendet ja auch nicht die Schutzmaßregeln an, die ein Europäer unbedingt nötig hat, der im tropischen Afrika reist die Natur hat dem ersteren eben das beste Schutzmittel in seiner Haut geliefert. Also selbst wenn die Oberfläche der Neger wirklich sehr erwärmt würde, so wäre der Schaden, den der Neger dadurch erlitte, immer noch geringer als der Nutzen, den seine Hautfarbe ihm bringt. Aber es ist nicht einmal wahr, daß die Oberfläche der Neger durch die Sonnenstrahlen so sehr erwärmt wird, vielmehr ist auch dagegen von der Natur Fürsorge getroffen. Das schwarze Pigment be­wirkt nämlich, daß sich in der Haut reichlich Fett ansammelt; das Fett seinerseits strahlt die Wärme recht lebhaft aus, und zwar so lebhaft, daß schließlich die Wärmeausstrahlung noch kräftiger ist, als wenn sie nicht durch das Pigment gehindert worden wäre. Um dies festzustellen, bedarf es keiner großen physikalischen Apparate oder Versuche; es genügt vielmehr, einem Neger einmal die Hand zu geben; man wird dann mit Erstaunen bemerken, daß die Hand des Negers sich viel kühler anfühlt, als die von Europäern. Wie alle Teile des lebenden Menschen, bedarf auch der Farbstoff der Haut einer beständigen Erneuerung, weil er stets verbraucht wird. Die Stoffe, aus denen sich das Hautpigment bildet, sind, wie alle Stoffe, aus denen sich Körperteile aufbauen, im Blut enthalten und werden der Haut durch die Blutgefäße zugeführt. Es scheint aber, daß nur die Blutgefäße der Negerhaut imstande sind, diese Pigment bildenden Bestandteile des Blutes an die Haut abzugeben. Denn es sind einige Fälle vorgekommen freilich nur ganz wenige, in denen große, durch Unfälle hervorgerufene Hautdefekte bei Weißen dadurch beseitigt wurden, daß man die Lücken durch Stücke von auf- genähter Negerhaut ausfüllte; diese. schwarzen Hautstückc wurden dann, sobald völlige Verwachsung eingetreten tvar, von den darunter liegenden Blutgefäßen des Europäers weiter ernährt, und in allen Fällen trat in kurzer Zeil eine Entfärbung der aufgenähten Haut- stücke ein; das heißt, das schwarze Pigment starb bald aus und die Adern des Weißen waren nicht imstande, es weiter zu ernähren. Auch diese Tatsache beweist, wie zweckmäßig die Haut des Negers mit ihren Blutgefäßen den Anforderungen angepaßt ist, die daS heiße Klima des von ihnen bewohnten Landes an sie stellt. Der Reger als Operationsobjekt. Je feiner der Mensch organisiert und entwickelt ist, desto mehr scheint sich seine Empfind- lichkeit gegen Schmerzen zu steigern, und nicht viele erreichen die Willensstärke eines Kant, der Schmerzen allein durch Energie des Vorsatzes zu unterdrücken fähig tvar. Im allgemeinen ist der Kultur- mensch empfindlicher als der Naturmensch, der Erwachsene empfind- lichcr als das Kind. Wo verschiedene Rassen nebeneinander leben, haben sich solche Gegensätze besonders deutlich gezeigt. Vorzugstveise hat sich einem Arzt in den Vereinigten Staaten von Amerika Ge- legenheit geboten, Beobachtungen über die Unterschiede der Empfind- lichkeit bei Weißen und bei Negern zu machen. Dr. Losten hat auf Grund einer umfangreichen Erfahrung darauf aufmerksam gemacht, daß er als Chirurg nie glänzendere Erfolge gehabt habe als in Regerhütten, die sonst für die Tätigkeit eines Arztes wenig ein- ladend sind und sich besonders weit von den Bedingungen entfernen, die für die Ausführung einer Operation mit Bezug auf Sauberkeit heute als durchaus unerläßlich betrachtet werden. Sonderbar ist vor allem, daß beim Neger eine Blutvergiftung völlig ausgeschlossen zu sein scheint. Außerdem ist auch seine Unbildung für die Genesung vorteilhaft, denn je weniger jemand von seiner Krankheit weiß, desto weniger wird er durch Grübeln oder durch Niedergeschlagenheit die Heilung erschweren. Ter Neger ist gewöhnlich ein unbedingt ge- horsamer Patient und außerdem ein geborener Optimist. Es scheint völlig gleichgültig zu sein, wie viel Fett oder Schmutz auf seiner Haut gewesen ist und in eine Wunde hineingelangt. Dieser Umstand ist besonders auffallend, weil andererseits der Neger für ansteckende Krankheit entschieden mehr anfällig ist als der Weihe. Schnitt- wunden schließen sich bei einem Neger gewöhnlich schon nach ein- maligem Verband. Wahrscheinlich ist die Beschleunigung des Heil- Vorgangs sowohl dem Blutreichtum als der schivarzen Haut des Negers zuzuschreiben. Seine träge Gemütsart läßt es nicht zu, daß er selbst über schwere Wunden am Kopf, an der Brust oder am Unterleib in sonderliche Aufregung gerät. Ein schwarzer Farmer, der von einem anderen Neger einen Pistolenschuß in den 5topf er- halten hatte, so daß die Kugel über dem linken Auge eindrang und hinter dem Ohr stecken blieb, verlor durchaus nicht die Besinnung. Ihm wurde nicht einmalschlecht" danach, und er behauptete nachher noch, daß er an seinem Angreifer sofort Vergeltung geübt haben würde, wenn ihm das Blut nicht in die Augen getreten wäre. An dem Tag nach dem erlittenen Unfall ging der Verwundete bereits wieder auf seinen Baumwollfeldern umher, als wenn nichts geschehen wäre. Der Neger wurde auch mehr durch Neugierde als durch einen anderen Beweggrund dazu veranlaßt, sich dem Arzt zu stellen. Dieser nahm die Kugel heraus und ermittelte, daß das Geschoß um ein gutes Teil nachgiebiger gewesen tvar als der Schädel. Beim Anprall gegen die Knochen hatte es sich derart abgeplattet, daß es aussah wie eine Nickelmünze, während die Knochen nicht im geringsten zersplittert waren. Wenn einmal bei einem Neger ein Knochen vcr- letzt ist. scheint er allerdings schwieriger zu heilen, aber immer noch schneller als bei einem Weißen. So hat Dr. Losten an einem Ar- 1 beiter, der gleichzeitig eine schwere Verletzung am Stirnknochen. einen Bruch eines Oberarms und einen schweren Schenkelbruch er- litten hatte, eine geradezu wunderbare Kur gemacht. Trotzdem der Neger mit seinen gebrochenen Gliedmaßen, anstatt sie ruhig zu halten, alle möglichen Experimente ausführte, um zu erfahren, in- wiciveit sie sich bereits gekräftigt hatten, war er nach noch nicht vier Wochen eigentlich schon völlig geheilt. Ethnologisches. k. Die Bewohner des Nigergebietes. Bemerkens­werte neue Mitteilungen von einer Forschungsreise zum Zentral- Nigerplateau hat Leutnant Desplagnes, der von der.caäömis des Inscriptions" zur Untersuchung der vorgeschichtlichen Ueberreste in jenem Teil Nordwestafrikas ausgeschickt war, der Pariser Gesell- schaft für Anthropologie gemacht. Es handelt sich um die Gegend südöstlich von Timbultu, die im Westen vom Niger begrenzt ist, ein Land, das in sehr alten Zeiten bevölkert und zivilisiert gewesen zu sein scheint. Ein Beweis dafür sind megalithische Denkmäler, Grabhügel und Inschriften. Den Bozo- Fischer hält Des- plagues für den Typus der Bewohner des Nigergebietes. Die Behausungen sind aus Ziegeln und Stein und haben gewöhn- lich mehr als ein Stockwerk; die im ersten Stock gelegenen Schlaf- zimmer erreicht man durch eine Leiter. Die Häuser der Häuptlinge und angesehenen Männer sind mit Säulengängen und Sparrenwerk verziert und erinnern an die Architektur von Zimbabwe . In jeder Dorfgruppe wählen die Familienvorstände einen Häuptling, der hogon" genannt wird, während diehogons" in einer General- Versammlung einen obersten Häuptlinghar-hogon" wählen, dessen Autorität früher in politischen und Rechtssachen absolute Geltung hatte, jetzt aber mehr eine unbestimmte, religiöse Macht darstellt. Die Leute glauben an eine allmächtige Gottheit, die sich aber nach ihrer Meinung nicht viel um die Angelegenheiten der Menschheit kümmert, sondern diese den untergeordneten und oft boshaften Gottheiten überläßt, die nun ein Zauberer oderlaggam" versöhnen muß. Bei religiösen Festen bringt derhogon" auf einem Altar, der die Form eines Dreifußes hat, Tieropfer einer göttlichen Dreiheit dar. die ein männliches und auch ein weibliches Prinzip einschließt. Die jungen Leute führen rituelle Tänze in Masken aus. Den Tod hält man für das Werk böser Gottheiten; in den Begräbniszeremonien gelangt diese Anschauung zum Ausdruck. Der Handel und der Sinn für Sicherheit bewirken allmählich eine Veränderung in diesem Volke. Die großen Märkte sind manchmal von 60007000 Personen besucht. HunioristischeS. Im Ministerium. Erster Rat:Was ist denn das? Auf diesem Schriftstück hat sich Exzellenz Podbielsky unterzeichnet; wieso schreibt er sich denn auf einmal mit y?" Zweiter:Na, er hat jedenfalls genug von dem Tippel auf dem i." Geschäftsprinzip. Ich kaufe in einer Buchhandlung zwei Stück Ansichtspostkarten, die ich mit 20 Pf. bezahlen muß. Ich mache den Händler darauf aufmerksam, daß die Karten bei seinem Konkurrenten nur Pf. kosten, worauf er mir schlau lächelnd zur Antwort gibt:Ja, der verdient auch nicht so viel daran." (Lustige Blätter".) Notizen. Für die mittellosen Hinterbliebenen des jung- verstorbenen plattdeutschen Dichters Fritz Stavenhagen wird gesammelt. Etwa 9000 Mark sind bis jetzt eingekommen. Nikolaus P a n o w, ein aus dem Volke hervorgegangener russischer Dichter, der in den letzten Jahren auch lebhaften Anteil ain politischen Leben genommen, starb, Jahre alt, in Petersburg. Der Herr Patron", Charakierschauspiel von Hein- r i ch G a h l. wurde vom Schiller-Theater zur Aufführung mrgsnommen. Emanuel Reicher wird in der Spielzeit 1906/7 nicht nur am Lessing-Theater auftreten, sondern an hundert Abenden auch an den Vorstellungen deS Kleinen Theaters mitwirken. Das Düffel dorfer Stadttheater will Arbeiter- v o r st e l l u n g e n veranstalten. Lohndiener" heißt eine vieraktige Komödie von Adolf Paul, die am Hoftheater in Dresden aufgeführt werden soll. Am 7. Oktober soll in C h a r l e r o i der e r st e ö f f e n t- liche FeuerbestattungSkongreß für Belgien unter Leitung der Freideukergesellschaft stattfinden. Neue T r o p f st e i n y ö h l e n. Eine Forschungsexpedition deS naturwissenschaftlichen Vereins für Steiennark(Graz) unter- nahm eine Einfahrt in das 60 Meter tiefewilde Loch" und dasgroße D r a ch e n l o ch". eine bisher noch unbetretene 41 Meter tiefe schachtartige Höhle, und entdeckte hierbei mehrere von herrlichen Tropfsteingebilden erfüllte ausgedehnte Grotten. Eine G I a s b r ü ck e. Uebcr die große Felsenschlucht des ArkansaS -Flusses in der Nähe von Canyon City ist eine Hänge- brücke gebaut worden. Der Fluß liegt 2600 Fuß unter der- selben. Um einen Blick in diese Tiefe zu haben, wurde der Fußweg über die Brücke aus starkem Tafelglas hergestellt. Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer LcCo.Berliü S W.