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Sect; sie war ihm nun dazu behülflich, einmal Schullehrer| telegramm auf 123 Morfeleitungen, während z. B. von München  oder vielleicht gar Pfarrer zu werden, und, wie das natürlich aus schon allein 63 dirette Leitungen abzweigten. war, verkehrte er viel in ihrem Hause.

Es war jedoch keine Rede davon, daß er auch heute abend zu den Eingeladenen gehörte. Aber der junge Bauer hatte ein eigentümliches Glück, sich gerade an den Abenden bei ihr einzufinden, wo sie ihren feinsten Verkehr erwartete; und wenn er einmal gekommen war, konnte sie es nicht übers Herz bringen, ihn wieder gehen zu lassen. Sie liebte es im Grunde auch, ihn vorzuzeigen. Und, mein Gott, er richtete ja teinen Schaden an. Er ging immer so still und bescheiden umher, so rührend glücklich und dankbar, seiner Geringheit sich so wohl bewußt, daß er alle für sich einnahm,

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Mit der Zeit ist die Einrichtung dann weiter ausgebaut worden, so daß von München   und den in Betracht kommenden Uebertragungs­anstalten aus das Zeitfignal und die Wettertelegramme gleichzeitig auf 216 Morfeleitungen automatisch übermittelt werden. Die Generaldirektion der bayerischen Posten und Telegraphen ist in dieser Beziehung der preußisch- deutschen Telegraphen­verivaltung vorbildlich vorangegangen, und lettere ist bemüht, die automatische Einrichtung nach und nach in derselben Weise den in ihrem Bereich liegenden Verkehrsanstalten zugänglich zu machen. Borerst ist Bayern   aber noch von keinem anderen Staate übertroffen Mit der geschilderten Einrichtung ist notwendig der Umstand verknüpft, daß zu einer gewissen Zeit für gewöhnlich 3 Uhr nach mittags Tausende von Telegraphen- und Telephonapparaten sich in Tätigkeit befinden, die wiederum Tausende von Beamten zur Be­dienung erfordern. Der Stand der Amtsuhren muß mit dem an­kommenden Zeitsignale verglichen und nötigenfalls reguliert werden, das Wettertelegramm ist auf hierzu vorgesehenen Formularen zu Heer von Beamten.

worden.

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Die automatische Verbreitung der schreiben und dergleichen mehr, und all diese Arbeit erfordert ein

Zeitangabe

und der Wettervorberfage.

Im Gegensatz zu dem bei der Reichspost- und Telegraphen­verwaltung eingeführten sogenannten" Uhrenzeichen", das vor längerer Zeit an dieser Stelle beschrieben worden ist, kennt die Technik auch noch die automatische Verbreitung der Normalzeit und der Wettervorhersage, die namentlich in Bayern   in einer solch voll­tommenen Weise und umfangreichen Ausdehnung besteht, wie in feinem anderen Staate.

Einige Minuten vor und nach der Ankunft der betreffenden Signale wird mit dem Telegraphieren aufgehört, da sonst die Weiter­gabe der Telegramme unterbrochen würde und eventuelle Ver­stümmelungen nicht immer vermeidlich wären. Man wird deshalb auch nie finden, daß Telegramme als Aufgabezeit die Ankunft des Uhrenzeichens oder des Wettertelegramms tragen. Sämtliche Apparate sind während jenes Zeitraumes für den Verkehr eben vollständig ausgeschaltet. R. Zieme.

Kleines feuilleton.

Bekanntlich wird in der Neichstelegraphen- und Eisenbahn­verwaltung an jedem Tage zu einer ganz bestimmten Zeit sämt- Manche Abgeordnete erscheinen niemals im Parlament und manche ck. Sinekuren. Ruheposten gibt es bei den Franzosen überall. lichen Verkehrsämtern mit Telegraphenanlage das Uhrenzeichen ge­geben, d. h. sämtliche Aemter des Reiches erhalten durch den Tele- Senatoren wissen kaum, wo sie im Luxembourg   ihren Plaz haben. graphenapparat von ihren vorgesetzten großen Telegraphenämtern Ein sehr würdiger Abgeordneter, der seit dreißig Jahren feinen ein gewisses Zeichen, wonach sie ihre Amtsuhr zu stellen haben. Wahlkreis vertritt, kam immer nur von Zeit zu Zeit nach Paris  Die Wettervorheransage war bis vor kurzem nur auf dem Abonne- und lebte im übrigen auf seinem Landgute. Seine Wähler aber, mentswege in Form des Wettertelegramm" zu beziehen. Letzteres anstatt über diese Form der Vertretung entrüstet zu sein, waren ist jetzt vorschriftsgemäß in jedem Postschaltervorraum auszuhängen mit ihrem Abgeordneten höchlichst zufrieden. Das ist keiner, der und hat für die betreffenden Aemter eine nicht zu unterschäßende immer in Paris   herumlungert," sagten sie, der ist immer zu Mehrarbeit im Gefolge gehabt. Da nun auch das Uhrenzeichen" Hause und man weiß, wo man ihn finden kann." Besonders die mit vielen Umständen verknüpft ist, so hat sich mit der Zeit ein Bibliothekarstellen waren immer als Sinekuren beliebt. So wurde System herausgebildet, das die automatische Verbreitung des Zeit- Alfred de Muffet Bibliothekar im Ministerium des Innern und signals und der Wettervorheransage in sich schließt. bezog fein Gehalt, ohne sich um sein Amt zu fümmern. Armand Silvestre   wurde Bibliothekar im Finanzministerium. Einst fam ein Schriftsteller, der seine Adresse nicht wußte und mit ihm Bitte, im vierten Stock." Der Mann flimmt eine große Anzahl Treppen hinauf und fragt endlich schnaufend nach Silvestre. D, mein Herr," antwortet ihm ein kleiner Beamter, der sehr be­schäftigt ist, Bettel zu ordnen, wenn Sie mit Herrn Silvestre sprechen wollen, da dürfen Sie ihn nicht hier suchen." Oktave Feuillet wurde zum Bibliothekar des Schlosses Fontainebleau ge= macht, wo es wirklich eine sehr schöne Büchersammlung mit äußerst feltenen Werken gibt. Aber Feuillet war nie in seiner Bibliothek zu finden und kam überhaupt nur nach Fontainebleau  , wenn der Hof dort war und er eingeladen wurde. Sein Nachfolger in dieser anstrengenden Stellung war der geistvolle Schriftsteller Weise; ganz im Gegensatz zu Feuillet war er beständig im Schloffe, führte hier ein behagliches Träumerdasein und nahm sich häufig ein Buch aus der Bibliothek, um lesend im Park spazieren zu gehen. Das war aber auch seine ganze Tätigkeit. Der Komponist Rehér war Bibliothekar der alten und der neuen Oper. Er begnügte sich damit, regelmäßig sein Gehalt zu beziehen. Das schien ihm eine genügende, Beschäftigung. Eines Tages bekommt er plötzlich Luft, einmal in die Bibliothek der neuen Oper zu gehen. Er tritt durch das Portal und wird sofort von einem Diener angehalten. Wo wollen Sie hin?"" Nach der Bibliothek." Sie ist geschlossen." Sie! Der ft mir ganz gleichgültig, ich bin der Bibliothekar." Bibliothefar?... Machen Sie, daß Sie augenblicklich wegkommen, sonst werde ich Ihnen Beine machen!" Der junge Albert Cavé, vielfach geschäftig in künstlerischen und literarischen Angelegen­Nun erhalten viele Telegraphenanstalten in Anbetracht ihres heiten, genoß während des zweiten Kaiserreiches hohe Protektion. verhältnismäßig geringen Betriebes oder ihrer ungünstigen bau- Man hatte ihm eine Stellung im Ministerium der schönen Künste lichen Lage feinen Anschluß an die Uebertragungsanstalten. Auf verschafft, in dem er sich auch am Letzten jeden Monats pünktlich diesen Aemtern wird daher vorzugsweise noch das alte System bei- einfand. Eines Tages geht der Marschall Vaillant, Minister des behalten, indem das erwähnte Uhrenzeichen" und die Wettervorhers faiserlichen Hauses und der schönen Künste, durch die Bureaus anfage mittels Morsetasters weitergegeben wird. Die Telegraphen- und trifft hier es war in der Mitte des Monats den jungen anstalten mit Telephonbetrieb erhalten Zeit- und Wettertelegramme Mann. Sie hier, mein Freund?"" Ja, Herr Marschall, ich ging auf telephonischem Wege. gerade vorbei und da.." Das ist hübsch von Ihnen; ich werde Wie bereits im Anfange erwähnt wurde, ist die automatische Sie für das Kreuz der Ehrenlegion vorschlagen." Wirklich wurde Einrichtung hauptsächlich von der bayerischen Telegraphenverwaltung Albert Cavé kurz darauf dekoriert. Gambetta   war ein Freund ins Auge gefaßt. Hier ist das System in solch eminent feiner und der Sinekuren. In Cahors   kannte er einen Hufschmied, der sich erafter Weise ausgearbeitet worden, daß es im Verhältnis zu den in der Ausübung seines Berufes verlebt hatte und unfähig zum anderen Staaten geradezu als mustergültig hingestellt zu werden Arbeiten war. Was für einen Posten konnte man für einen solchen verdient. Im Jahre 1903 waren von den amtlich festgesetten 25 Mann ausfindig machen? Gambetta   ernannte ihn zum In Uebertragungsanstalten bereits elf im Betriebe, im Hinblid auf die spektor der Kunstschmiedearbeiten". Der Direttor einer großen erit kurz zuvor entstandene Erfindung eine beträchtliche Anzahl. Beitung wollte sich einem Manne erkenntlich erweisen, der der Vater Diese Anstalten vermittelten das Zeitsignal und das Wetter. ciner niedlichen Schauspielerin war, Da er fich weder zum Re

Hierzu sind naturgemäß ganz besondere Apparate nötig ge­worden. Das Telegraphenamt hat zu diesem Zwecke eine eigens fonstruierte Uhr mit mehreren Relais und einem ein Typenrad entsprechen wollte, ins Ministerium und fragte nach der Bibliothek. haltenden Apparat aufgestellt, welcher einige Minuten vor 3 Uhr das zehnmalige Erscheinen der Zeichen M. E. Z.  ( mitteleuropäische Zeit) auf den Papierstreifen der Morseapparate veranlaßt. Mit diesem Zeichen wird die kurzfristig zu erwartende Zeit­angabe( Uhrenzeichen) angekündigt. Zugleich bewirkt dieser Um­stand das Anziehen der Apparatanker durch die beiden Elektro­magneten und die Folge davon ist, daß auf den Streifen ein langer Farbstrich entsteht und das Telegraphieren für diesen Zeitraum ( zirka 25 Gefunden) vollständig unmöglich gemacht wird. In dem selben Augenblick jedoch, wo die Anker von den Magnetrollen wieder abfallen und demzufolge der Strich sein Ende findet, erscheinen auf den Streifen die bereits angedeuteten Buchstaben M. E. Z.  , welche das eigentliche Zeitsignal angeben. Unmittelbar darauf findet dann die Uebermittelung des Wettertelegramms statt, was mittels eines zu den Zeitsignalapparten geschalteten Generaltasters" geschieht. Es liegt auf der Hand, daß eine direkte Uebermittelung der Zeit­signale usw. nur auf solchen Telegraphenleitungen stattfinden kann, welche direkt von dem Hauptamte ausgehen. Um daher die Zeichen auch auf die innerhalb des anderen Bereiches liegenden fleineren Aemter übertragen zu können, ist eine Anzahl von Berkehrsanstalten mit lebertragungsapparaten versehen worden. Diese Apparate er­möglichen in derselben Weise die Weiterverbreitung der Signale wie die auf den großen Aemtern und sind natürlich stets in der Anzahl zu errichten, wie Telegraphenübertragungsämter bor­handen sind.

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