Reu: Bedenket, brave Kameraden, Glück erblüht uns hier am Felsenwall. Doch verloren ist auf diesen Pfaden, Wer strauchelt und dann kommt zu Fall. sr- Knust. Der Kunstsalon Schulte stellt eine Reihe von Werken deutscher Maler aus, deren neue Versuche, einen Stil zu finden, interessant sind. Es sind Künstler aus Westdeutschland; vom Rhein , aus Westfalen . Am eigenartigsten ist H o fer, ein junger Künstler, der bisher für moderne Kinderbücher arbeitete. Seine primitive Note liest ihn dafür als besonders geeignet erscheinen. Auch das Buntfarbige brachte er in kräftigen Kontrasten heraus. Er hatte originelle Einfälle. Hier nun zeigt er' sich als dekorativer Künstler. Man kann etwa an Böcklin denken. Diese Art, Figuren so grast zu'sehen, erinnert an Böcklin . Die matte Farbe lästt an Puris de Chavannes, den französischen Freskotiinstler, denken. Dazu komint die seltsame Phantastik Hofers. Das alles bringt er zusammen. Und seine Werke erscheinen nicht unruhig. Sie haben Größe und Ruhe. Er hat einen fast typischen GefichtSausdruck bei seinen Figuren; kurze, gedrückte Nase, Schlitz- äugen. WaS aber feine Werke interessant macht, das ist der eigen- artige, fahle Ton, der über dem Ganzen liegt. Farben schimmern darin auf wie seltsame Schönheiten. Bei Röhls s interessiert die Frische des Technischen. Rohlfs setzt Strich neben Strich. Punkt neben Punkt. Ost ziehen sich seine Farbenstriche schlängelnd neben einander. Er erreicht damit ein überraschendes Leuchten des Kolorits. Am besten sieht man das an Bauten, etwa an dem in Weist, Grün und Braun geradezu leuchtenden Haus Freiligraths in Soest . Auch Palmis löst den farbigen Eindruck in kleinste Einzel- teilchen auf. Auch er malt hauptsächlich Bauten und schildert daran das Spielen des Lichts über den Fassaden. Er ist weicher, nicht so eigenwillig wie Rohlfs. Routinierter ist Butler , dessen Schilderungen von New Dork Viele Härten haben. Das Gegenständliche drängt sich stark hervor. Von dem Schweden Axel Gallun sind ani interessantesten die Bilder, auf denen er ganz ins Dekorative übergeht. Da er- reicht er eine Kraft und Eindringlichkeit, die an die alte nordische Kunst erinnert, von der er sich auch bceinflustt zeigt. Während Hofer in seinen dekorativen Werken höchste Ruhe und Plastik anstrebt, ist Gallon im Dekorativen bewegt, lebhast, von einer grimmigen Verbisienheit. Prachtvoll ist, wie Gallön den Schnee malt, dick, in Klumpen geballt, den Wald beinahe zudeckend. Etwas Gewaltsames hat auch das Porträt Gorkis . das ohne Schmeichelei gemalt ist; das Stürmische, Fanatische, zugleich etwas Berechnendes, Lauerndes liegt in den Zügen. Von dem Russen Leonid Pasternak interessieren kräftige, lebendige Zeichnungen aus Rustland. Viele betreffen Tolstoi , sein Leben; oder sind Illustrationen zu seinen Werken. Pasternak charak- terifiert mit Kraft, doch ohne Uebcrtreibnng. Er weist volles Leben darzustellen. Wo er dem schwarzen Ton noch etwas Farbe zumischt. erreicht er am ehesten eine reife, künstlerische Art in der Technik, die ihm am meisten liegt. Denn seine Oelbilder sind langweilig. s. s. Aus der Pflanzenwelt. b. Industrielle Verwertung der Sonnen- b l u m e n. Die Sonnenblume, Ileliantbus anmuis, die in kaum einem Arbeitergärtchen fehlt und die beim Bahmvärterhäuschen als unentbehrliche Begleiterin erscheint, wird bei uns allgemein nur als Zierpflanze angesehen, von der man hin und wieder auch wohl ein paar Blumen abschneidet, um damit eine große, massige Vase im Zimmer zu füllen. In Mittelrustland denkt man über diese Pflanze anders, dort wird so ziemlich alles verwertet, was die Pflanze produziert. Die jungen Blätter werden als Vieh» futter benutzt. Aus den Samenkörnern wird ein Oel gewonnen, das in den ärmeren Volksklassen vielfache Verwendung findet, und aus den bei der Oelgewinnung sich ergebenden Preßrückständen wird ein Futtermehl hergestellt, das in Formen gepreßt als Futterkuchen verhandelt wird. Die übrigen Teile der ausgereiften Pflanze werden verbrannt, worauf die Asche in den Pottaschefabriken Ver- Wendung findet. Neuerdings hat man auch begonnen, das Mark industriell auszubeuten. Dieses Mark hat ein äußerst leichtes spezifisches Gewicht; Kork ist etwa siebenmal so schwer als Sonnen- blumenmark, daher wird die Verwendung des letzteren für Rettungsgürtel in Erwägung gezogen, wobei es unzweifelhaft beffere Dienste leisten wird als Kork. Da die Sonnenblume keine großen Ansprüche an Grund und Boden stellt und in der Kultur keiner sonderlichen Pflege bedarf, so ist der Anbau nur mit geringen Kosten verknüpft. Es ist des- halb auch schon in Deutschland der Versuch gemacht, die Sonnen- blumenkultur im großen zwecks industrieller Ausnutzung zu be- treiben. So vor etwa 6 Jahren auf einem Gute in der Mark. Wenn dies Unternehmen auch wieder zugrunde ging, so ist damit durchaus nicht bewiesen, daß eine Ausbeutung der Sonnenblume bei uns nicht möglich ist. Die Wachstumsverhültnisse sind bei uns die nämlichen wie in Rußland , wo diese Pflanze in großen Massen stngcbaut wird. Neuerdings hat ein Nixdorfer Kiesgrubenbesitzcr Perciftwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u. Verlag: die Sonnenblume in großen Mengen angepflanzt und mit seinem Erfolg den Nachweis erbracht, daß die Großkultur bei uns sehr wohl möglich ist. Es mangelt also vorläufig nur an den technischen Einrichtungen zur Verwertung der Produkte. Humoristisches. Keine Schwarzseher. Lattenfritze dichtet in den Lustigen Blättern": Nee. nee, ick nehme mir in acht, Ick will von Schwarz nischt wissen, Sonst wer' ick noch bei schwarzer Nacht Aus Deutschland rausjeschmissen; Ick beuge mir dem Machtjebot Und sträube mir jcwiß nich, Mir flimmert's weist un rosenrot, Un Schwarz pfui! Spinne is nich! Ick seh' vor mir de Tinte steh'n Und sage: Det is Sahne, Wo andre eenen Raben seh'n, Da rede ick vom Schwane; Und kommt mir etwa in de Näh' So'n oller Jesuwiter, Ick seh' den Kerl so weiß wie Schnee Und halt' ihn vor'n Kondihter. Kommt mir bei einem Bahnhof heut Een Kohlenplatz ins Sehfeld. So sage ick, hier hat's jeschneit, Det Janze is n' Schneefeld; Un wenn ick mir ooch innerlich Im Ooge wat verknaxe, Der sckuvärz'ste Neger is für mich Der allerhellste Sachse. Ins Kaffeehaus bejab ick mir, Der Kellner bracht''ne Tasse: Ein großer schwarzer Kaffee hier, Macht 30 Femnje Kasse." Nanu, wat fällt denn Ihnen ein," Sag' ick,Sie Nörgelpreiße? Det soll'n jrotzer Schwarzer sein? Det is'ne kleene Weiße!" Notizen. Verwehte Spuren", Lustspiel von S a r h o u, be- arbeitet von Blumenthal, soll seine erste Aufführung im Lust- spielhause am 12. Oktober erleben. Starken Erfolg hatten im Wiener Lustspiel» Hause dieFremden Mütter" von Brieux. Eine neue ungarische Nationaloper soll ge- schaffen werden. Zu diesem Zweck hat die Verwaltung der B u d a- pester Opernbühne ein Preisausschreiben erlassen, das dem glücklichen Sieger einen Preis von 3000 Kronen verheißt. Die Nationalgalerie hat mehrere Gemälde Menzels erworben; außerdem werden aus dem Nachlaß des Künstlers für den preußischen Staat angekauft: 4414 Zeichnungen, 115 Aquarelle, 27 Oelstudien usw. 73 Skizzenbücher schenkte die Erbin Menzels. Der Polarforscher Ch aro t in Paris erklärte, 750 000 Mark zu einer Expedition nach dem Südpol zusammen zu haben. Er ist überzeugt, einen Kontinent von der Ausdehnung Australiens und Europas zu entdecken. Heringseier im Magen von Schellfischen. Im Jahrgang 1003 derMitteilungen des deutschen Seefischerei» Vereins" wird über reiche Fänge von Schellfischen berichtet, welche Anfang Oktober 1903 auf der kleinen Fischerbank gemacht worden waren. Diese Schellfische waren alle sehr vollgeftesscn und enthielten im Magen große Mengen von Laich, der sich bei näherer Unter- suchung als von Heringen herstammend erwies. W i e ein Ober m ei st er sein soll. Hierüber bringt dieWiener Möbelhalle" folgende Aufklärungen:Der Obermeister (einer Innung) soll sein wie ein Vogel, so frei und unabhängig; er soll sein wie ein Hund, treu dem Grundsatz, über das gemein- same Wohl der Jnnungsmitglieder zu wachen. Der Obermeister soll sein wie ein Roß, um mutig über alle Hindernisse hinwegsetzen zu können. Der Obermeister soll sein wie ein Fuchs, wenn es gilt. die Interessen seiner Innung wahrzunehmen; e» soll sein wie ein Nashorn, damit ihn eine dicke Haut gegen alle Anwürfe schützt. Der Obermeister soll sein wie eine Biene, so fleißig in der Er- füllung seiner Verwaltungspflichten; er soll sein wie ein Fisch, um stets kaltes Blut in den Versammlungen bewahren zu können. Der Obermeister soll sein wie eine Schlange, damit er sich durch. alle Parteiströmungen hindurchwinden kann; er soll sein wie ein Elefant, um genügende Gelehrigkeit für die Auffassung aller be- hördlichen Erlasse und Vorschriften zu besitzen. Der Obermeister soll sein wie ein Löwe, der König aller Tiere; er soll sein wie ein Schwein, da ihm manchmal auch recht schmutzige Angelegenheiten vorkommen. Dieses alles soll der Obermeister sein, in Wirk- lichkeit ist er nur ein Esel, der eine große Last auf seinem Rücken zu tragen hat." Vorwärts Buchdruckcrei u.VerlagSanstaltPanl Singer L-Co., Berlin SW.