-

751

Es brauchte nur zu all den angegebenen Bedingungen, die in Begas' Persönlichkeit lagen, das äußere Moment der Gunst der Um­stände kommen, dann war dieser Künstler verloren. Dieses Moment fam. Begas wurde der Bildhauer Berlins  . Als solcher hat er es fertig gebracht, die Berliner   Plastik in einen schlechten Nuf zu bringen. Er hat Berlin   mit Denkmälern versehen, die der Stadt nicht zum Ruhm gereichen. Er ist damit in die Nähe eines Anton v. Werner gerückt und seine schwülstigen Monumente ähneln verzweifelt der Pseudo- Architektur unserer proßenhaften Mietskasernen. Sein Kaiser Wilhelm- Denkmal, das von keinem Standpunkt aus zu übersehen, das als architektonische Schöpfung eine Monstrosität ist, sein Bismarcks Denkmal, dessen vollständig auseinanderfallende Einzelteile ein deut. liches Zeugnis für die Ohnmacht des Plastikers, sind typisch ge­worden. Sie wirken wie fossile Neste einer veralteten Anschauung, die ihre Bedeutungslosigkeit fühlt und darum in Superlativen redet. Auch künstlerisch trifft das Verhältnis zu. Eine alte Form wird benugt. Die forcierte Phrase des Vortrags soll die Ohnmacht ver­Ernst Schur.

decken.

-

Kleines feuilleton.

hl. Bilder aus dem altägyptischen Leben. Würden eines Tages unsere Kultur, die Werke unserer Kunst, die Zeugnisse unseres individuellen Lebens von einer Katastrophe vernichtet, so daß nichts von alledem übrig bliebe als Reste einiger besonders dauerhafter Bauten etwa von Festungen, Kanälen, Kirchen, so würde ein fünftiger Archäologe kaum eine Ahnung von der Fülle des Strebens und der Gegensäße erhalten, die unsere Zeit bewegen. Aehnlich erscheint uns das alte Aegypten als totes Land, dessen Größe, dessen starre Unbeweglichkeit uns nur fremdartig berührt, aber keine ver­wandte Seite in uns anflingen läßt. Jedoch welch überflutendes Reben, welche Fülle von Tönen und Leidenschaften in diesem Lande der Mumien herrschten, davon entwirft G. Revillout auf Grund neu entdeckter Papyri in der Revue" ein anschauliches Bild. Eine Generation nach der anderen zieht an uns vorüber. Da gab es einen König, der revolutionärer Sozialist in des Wortes strengster Bedeutung" war, und, nachdem er es vom Provinzbeamten zum Schwiegersohn des Pharao gebracht und König geworden ist, die unermeßlichen Reichtümer des Landes in den Dienst seiner Pläne stellte. Es war Horemhebi, der den Kampf gegen das Aussaugungs­system der Beamten aufnahm, als soziales Ideal Heimstätten auf stellte, die jedem Bewohner eigenen Grundbesitz zusicherten und unter vielen anderen ebenso menschenfreundlichen wie fühnen Maß­nahmen jedem Bedürftigen das Recht verlieh, von der Behörde die Zuteilung von Lebensmitteln zu verlangen. Er wurde das Opfer seiner Bestrebungen, eine Verschwörung der Reichen stürzte ihn, der Palast wurde umzingelt und die königliche Familie ermordet. Auch zarte, romantische Geschichten sind in diese blutigen Thron­fämpfe verwebt. So die rührende Episode von dem Prinzen Amenophis, der unbeerdigt liegen blieb, und dem eine arme, kleine Tänzerin, der er einst seine Gunst geschenkt hatte, die letzte Ehre erwies, indem sie den Leichnam heimlich begrub und so dem Ge­liebten Ruhe und Seligkeit im Totenreiche gab. Eine Leinwand, die die Mumie des Amenophis umhüllt, trägt die Abbildung des liebenden Mädchens, wie sie dem Lebenden ihre Huldigungen dar­bringt und den Toten feierlich bestattet. Durch viele Jahrhunderte hin führt uns dann Revillout in die Zeit, da Aegypten   dem Unter­gange seiner staatlichen Unabhängigkeit entgegenging. Es sind uns da Seiten der offiziellen Zeitung des Landes erhalten, deren ehr­würdiges Alter nur durch das chinesischer Zeitungen übertroffen wird. Diese Blätter und die demotische Chronik der Bibliothèque nationale gewähren uns Einblide in eine interessante Periode ägyptischer Geschichte. Das Land war in zwei Lager gespalten, die Reichen auf der einen, die Priester und ihre Anhänger auf der anderen Seite; die jüdischen Propheten greifen mit ihren Weis­sagungen in den Kampf ein und berkünden den Sturz des Königs Apries   gerade wie sie im Königreich Juda den Sturz des Reiches vorhergesagt. Amasis, das Haupt der Antiklerikalen, der die auf­rührerischen Truppen befehligte, handelte nicht auf eigene Ver­antwortung. Eine Art Nationalversammlung stand über ihn als oberste Instanz; dieses altägyptische Parlament, das bereits seine Vorgänger hatte, tagte durch fünfzehn Jahre, führte den Kampf gegen die Priester, beschloß die Einziehung der geistlichen Güter, die vollständige Loslösung des Staates von der Kirche und die Zu­laffung fremder Kulte. So wurde zugunsten der Griechen der Be­schluß gefaßt, daß sie ihre Götter ins Land mitbringen dürften". Als eine Art Konvent, dessen Auftreten fast an Zustände der fran­ zösischen   Revolution erinnert, verlangt die Versammlung den Tod des gefangenen Apries, und seine Abgesandten töteten den ent­thronten König. Den Kaufleuten wurde gestattet, Land anzukaufen, und das Privileg der Bauern abgeschafft, denen der Grundbesitz bis dahin vorbehalten gewesen war. Die Familienhäupter erhielten unumschränkte Gewalt über ihre Familien, und die Angehörigen wurden in die rechtliche Stellung von Sklaven herabgedrückt, ganz im Gegensatz zu den alten Traditionen, die in dem Vater das Haupt einer freien Gemeinschaft und in der Gattin ein verehrungs­würdiges Wesen gesehen hatten, das durch einen religiösen Aft mit ihrem Gatten verbunden, ihm gleichgestellt war und mit ihm das Familienvermögen in völliger Gemeinsamkeit besaß. Und wieder sieht ein anderes Bild in dem Spiegel dieser alten ägyptischen

-

Funde an uns vorüber. Es ist die Zeit des Eindringens des Christentums. Wie sehr die neue Lehre das Land aufrührte, wie sie siegreich, Familienbande sprengend, um sich griff, und wie sie von den frommen Gläubigen des Osiris   verabscheut wurde, zeigt folgender Brief einer Witwe, in dem sie in einem erschütternden Herzensschrei gegen den getauften Sohn ihren mütterlichen Fluch ausstößt:" Ich habe Dich genährt, und Du hast nun Deine Mutter in Verzweiflung gestürzt. Der Gott, den Du Dir gemacht hast, er tötet. Stirb nur weit entfernt von der Bahn der Isis, damit ich mein eigen Fleisch und Blut nicht erkenne. Du hast in Freuden dahingelebt und gesungen, wie es die Menschen tun. Aber Du wirst sehen: Es vergeht der Mensch, und er erwacht nur mit Osiris   nach dem Schlummer zu dem Zustande der Seligkeit. Du hast den Ahnen den schuldigen Zoll versagt. Du hast getrunken mit den Gottlosen. Ich aber sage Dir: Der Untergang ist für Dich gekommen. Der Zeitpunkt meines Flehens, der Tod, wird mich mit meiner Mutter vereinigen. Er lebt aber auch für Dich, der Gott Csiris. Du wirst eingehen zur Stunde des Scheidens in seine Grabeswohnungen, verfolgt von den bösen Dämonen. Du bist trunken, aber sie werden Dich erwecken. Die furchtbaren Boten des Osiris   entführen den Menschen zum ewigen Feuer." Aber nicht nur in Worten tobt der Kampf der Religionen. Ueber die Ver­folgung erbittert, dachten die Christen an Rache; so wenigstens läßt fich aus dem Schluß unseres Briefes schließen. Du bist dazu ent­schlossen, die Grundlagen des Tempels und die Statuen der Götter zu zertrümmern. Bevor dies geschieht, werde ich selbst alles daran sehen, werde bewirken, daß sie Dich zertrümmern... Bevor dies geschieht, wirst Du sterben, Du Schlechtester der Schlimmen. Be­vor dies geschieht, wirst Du zu Boden geschmettert werden, Dein Glück wird vergehen und damit auch meine Not..."

gc. Die ältesten Uhren. Die Zeiteinteilung in zwölf Tages­und zwölf Nachtstunden ist uralt. Schon in der Vorzeit Aegyptens  bestand diese Einteilung; es hatte damals jede der 24 Stunden ihren eigenen Namen; auch findet sich auf den Bildwerken jede Stunde durch eine besondere weibliche Figur symbolisch ausgedrückt ( Stundengöttinnen), von denen die der Nacht auf dem Haupte einen Stern, diejenigen des Tages eine Sonnenscheibe tragen. Ebenso alt wie diefe Stundenzahl ist die Erfindung der Uhr. Die Aegypter und die alten asiatischen   Kulturvölker besaßen nicht nur Sonnen­uhren, sondern auch schon Wasser- und Sanduhren. Die Er­findung der Wasseruhr schrieb man dem ägyptischen Gotte Phot zu, dem Erfinder der Schreibekunst, der eine Maschine hergestellt haben soll, welche zwölfmal des Tages in gleichen Zwischenräumen Wasser abließ. Genauere Nachrichten über Uhren haben wir zuerst aus Platos Zeit( 400 v. Chr.), wo von einer Wasseruhr die Rede ist, die mit einem Flötenwerk in Verbindung stand und den Verlauf jeder Stunde durch ein Musikstück anzeigte. Später baute der Techniker Stefibios in Alexandrien  ( 250 v. Chr.) Wasseruhren, von denen Vitrub erzählt, daß sie durch gezahnte Räder getrieben worden und mit einem Schlagwerk versehen gewesen seien. In Rom   wurden die ersten Uhren um das Jahr 145 v. Chr. durch den Zensor Scipio Nasica eingeführt, und später war die Uhr im römischen Reich nichts Seltenes mehr; nicht blos die Reden vor Gericht wurden nach ihr bemessen, es besaß auch jede größere Post­station eine Amtsuhr, nach welcher der Postenwechsel geregelt wurde. Von den berühmten ältesten Uhren unserer Zeitrechnung ist zit nennen die des Ostgotentönigs Theodorich, ein Werk des Severus Boëtius, welche mit automatischen Figuren versehen war und auch die Bewegungen der Himmelstörper anzeigte; ferner die Wasser­uhr Karls des Großen, die dieser vom Kalifen von Bagdad   zum Ge= schenk erhalten hatte, und die in der damaligen Zeit bedeutendes Aufsehen erregte. Die erste Uhr, welche einzig und allein durch gezahnte Räder mittels Kraftumfehung getrieben wurde, soll vom Erzbischof Pacificus zu Verona   im neunten Jahrhundert gebaut worden sein. Mit der Vervollkommnung der Räderuhren ver­schwanden die Wasseruhren bald ganz, und geblieben ist nur die Sonnenuhr als Schmuckstück für unsere Gartenanlagen und die Sanduhr da und dort als Zierrat auf einem Schreibtisch.-

en. Was der Mensch an Beleuchtung verschwendet, hat Pro­feffor Silvanus Thompson gelegentlich eines Vortrages vor der Britischen   Vereinigung der Wissenschaften vorgerechnet. Er gab zunächst eine geschichtliche Uebersicht darüber, wie der Mensch bon den frühesten Zeiten an Licht gemacht" hätte, fam dann zu der Unterscheidung von Flammen- und Glühlicht und erörterte deren beiderseitige Eigenschaften. Die Behauptung, es sei eines der größten wissenschaftlichen Probleme der Gegenwart, eine Lampe zu erfinden, die Licht ohne Wärme gibt, ist nicht mehr neu, aber die näheren Angaben, die Thompson über den Grad der Energie­verschwendung durch unsere heutigen Beleuchtungsarten machte, sind doch überraschend. All unsere Mittel zur künstlichen Be­leuchtung sind elend verschwenderisch. Ob das Licht nun durch Petroleum oder durch Gas oder durch elektrischen Strom erzeugt wird, immer geht ein mehr oder weniger großer Teil der Energie­quelle durch die Entstehung von Wärmestrahlen verloren, die man gar nicht erzeugen will und gar nicht braucht. Man darf geradezu fagen, daß eine Lampe, die nur Licht ohne Wärme zu liefern ver­möchte, rund hundertmal heller als alle jetzigen brennen würde, weil gegenwärtig im Durchschnitt 09 vom Hundert der verbrauchten Energie als Wärme nuplos oder gar mit unangenehmen Folgen in die Luft ausgestreut werden. Ganz unbekannt ist Licht ohne