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wildesten Träumen nie gehofft hatte, es jemals besigen zu dürfen. Nach dieser Entdeckung würde es geradezu undant­bar gewesen sein, noch einen Fehler zu finden, und deshalb gaben sie sich alle Mühe, ihre Augen vor jedem Mangel zu verschließen. Aber sie waren Bauern und hingen an ihrem Gelde. Der Agent drängte vergeblich zur Eile sie er­widerten, sie würden sehen; sie müßten Zeit haben, sich zu entscheiden.

( Fortsetzung folgt.)

Kleines feuilleton.

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g. Die deutsche Reichsbank" in Paris ist eine von jenen Banten ", die man vergeblich im Pariser Adreßbuch suchen würde, ihre Existenz dürfte schwerlich bisher der Mitwelt in gedruckten Lettern bekannt gegeben sein, im Baedeker ist sie nicht auffindbar, und nur verhältnismäßig wenige in Paris lebende Deutsche kennen sie. Und doch existiert sie, eine dauernde, in ihren Grundfesten un­erschütterliche Bank, eine Bant, die infolge ihres echt deutschen Charakters den Namen:" Die deutsche Reichsbank" trägt, die nie­mand besser kennt als die Polizei, und der nur die eine Quali­fitation fehlt, nämlich: das Geld. Der Ursprung dieser Bank ist nicht gut nachweisbar, die widersprechendsten Angaben hierüber werden dem eifrigen Nachforscher seitens der Kunden" gemacht, die auf dieser Bank fich deponieren"; daß sie aber schon viele, viele Jahre besteht, ist außer allem Zweifel, denn selbst in Paris ergraute Deutsche wissen von ihr allerhand fleine Geschichtchen zu erzählen, Erinnerungen an ihre in der Stadt des Lichtes durchlebte Jugend­zeit. Es ist eine ganz gewöhnliche Promenadenbank, im Herzen von Paris gelegen, da wo die Rue d'Hauteville in den Boulevard Bonne­Nouvelle einmündet. So mancher in späteren Jahren zu Reichtum und Ehren gekommene Deutsche hat einst auf ihrem harten Holze Ruhe und Raft gesucht, so mancher deutsche Jüngling eilte des Abends zu ihr, nachdem er tagsüber vergeblich sich abmühte, in dem großen Paris Arbeit und Verdienst zu finden, um im kameradschaft­lichen Beisammensein mit seinen dort versammelten Landsleuten fich über die gegenseitigen, tagsüber erlittenen Enttäuschungen aus zusprechen. Der Deutsche , der heute die französische Hauptstadt mit reichgefülltem Geldbeutel besucht, wird sie kaum eines Blides würdigen; der kundige Thebaner verlangsamt seinen Schritt und wirft ihr und ihren Gästen einen teilnahms- und liebevollen Blick zu, öffnet hin und wieder wohl auch seine Börse.

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die Städte Shirpurta oder Tekoh, Sippar oder Fara von den Küsten des Persischen Golfs weggerückt, an denen fie früher ebenso lagen wie die südlicher gelegenen Stätten von Eridu Persische Golf also viel weiter nördlich. Mit großer Wahrscheinlich­und Ur- Kashdim. Zur Zeit der Entstehung dieser Städte reichte der feit weist Fisher nach, daß die Kultur von den Ufern des Persischen Golfes nordwärts reip. stromaufwärts schritt, daß die ältesten Städte die zunächst an dem Meer gelegenen waren. Er und Eridu konnten also wohl von Seefahrern Kultur empfangen haben, wie man aus dem spätbabylonischen Geschichtsschreiber und Priester Berosus schließen kann, der eine bisher als unglaubwürdig betrachtete Tradition überliefert, daß die frühesten Bewohner Babyloniens von Fremden, die den Persischen Golf heraufgefahren tamen, ihre Kultur erhielten. Woher diese Seefahrer kamen, dafür weiß man noch feinen Anhaltspunkt. Dies hängt mit der vielerörterten und viel bestrittenen Frage nach der Herkunft der Sumerier zusammen. Aber Fishers Deduktionen, wonach die ältesten Städte Babyloniens , die jetzt infolge der Euphrat - und Tigrisablagerungen weit vom Meere entfernte Stätten find, Seehäfen waren, und daß der Fortschritt der Kultur sich nordwärts in Städtegründungen und Kanalbauten äußerte, finden vielen Anklang. Darüber brauchen noch nicht zehn­tausend Jahre vergangen sein, daß Eridu und Ür, Lassa, Erech und Sippar am Persischen Golf lagen.-

Theater.

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Neues Theater. Die Hochzeit von Poël". Lust­spiel in 3 Akten von Georg Engel . Nachdem auch dieses Stück, wie sein Vorgänger" Der Jubiläumsbrunnen" im Neuen Theater es zu starkem Applaus und mehrfachen Verbeugungen des dankbaren Autors gebracht hat, scheint man überhaupt nicht mit einem wirklichen Premierendurchfall mehr rechnen zu können. Jene Art Erfolg, die sich in einer genügenden Anzahl flatschender Hände ausdrückt, vollzieht sich mit derselben Regelmäßigkeit, mit der sich bei Geburtstagen, Hochzeiten usw. die bekannten herzlichsten Glückwünsche einzustellen pflegen, und hilft ebensowenig. Ein paar Wiederholungen vor immer leerer werdenden Häusern, und die mit größtem Beifall aufgenommene Novität geht in das Reich der Schatten zur wohlverdienten, ewigen Ruhe ein. Von jener Geschicklichkeit des szenischen Aufbaus, die in Engels lettem Schauspiel, dem Schifferdrama" Im Hafen" unverkennbar hervortrat, zeigt dieses Lustspiel teine Spur. Die Komposition ist dilettantisch mager; wo nach schleppend langatmigen Vorbereitungen einer im ganzen recht farblosen Milieuschilderung sich endlich etwas wie eine Handlung anzuspinnen scheint, entpuppt sie sich fogleich als fünftlich aufgepfcopfter Theaterulf, ohne jeden auch nur halbwegs plausiblen Zusammenhang mit der gegebenen Situas tion. Das ist um so ärgerlicher, je mehr der strebe.sche Assessoren­typus, gegen den sich die satirischen Intentionen der Komödie richten sollen, einer wirklichen Satire wert gewesen wäre. Die Anfäße, die Engels nimmt, berpuffen in der Zerfahrenheit des Ganzen, die paar treffenden Pointen, die gut und gern in einem Feuilleton von mittlerer Länge Plaz gefunden hätten, werden von überflüssigem Ballast erdrüdt.

Wenngleich die Infaffen dieser Bant sehr häufig wechseln, denn kein" Kunde", der in Paris festen" Boden gewonnen hat, läßt fich hier mehr blicken, so ist doch beinahe stets jeder Erwerbs- und Berufszweig hier vertreten: der nicht mehr fatisfattionsfähige Reserveoffizier, der die politischen Ereignisse des Tages gebührend bespricht; der Student der Medizin, der noch vor wenigen Wochen in den wohlgeordnetsten Verhältnissen in Berlin lebte; der frühere Theologe; der stellungslose Kaufmann; die Maschinenschreiberin, Einer dieser feudal gesinnten Herren, ein Virtuose in der die es vorzieht, fich lieber dem tollen Tanz des Pariser Lebens hin- Kunst, ohne blasse Ahnung von den Dingen doch überall Sachkennt zugeben, als sich für ein Monatsgehalt von 60 Frank in dem teueren nis zu markieren, erhält vom Ministerium den Auftrag, an Ort Paris von ihren Landsleuten ausnüßen zu lassen usw., alles Leute, und Stelle über die Verhältnisse in Poël, einer fleinen Insel, die mit wer weiß welchen Hoffnungen in Paris einzogen; dann deren Bewohner um Fischereigerechtigkeiten miteinander pro­fommt ein ganzer Schwarm von Handwerksburschen, deren Not da zessieren, Informationen einzuholen und sein Gutachten zu formu­durch ein Ende gemacht wird, daß man sie auf Kosten irgend einer Tieren. Eine Handvoll bäuerlicher Prozen behauptet dort ein alt­Wohltätigkeitsgesellschaft bis an die deutsche Grenze befördert. ererbtes Privileg auf den Fang zu besitzen, und beutet es rück­Treten wir in jene kleine Café- Bar, gegenüber unserer Reichs- fichtslos zu schwerem Schaden der armen Nachbarn aus. Der Ab­bank", so finden wir ein Konglomerat von Deutschen , Desterreichern, gesandte der hohen Obrigkeit nimmt bei dem reichsten Mann des Ungarn und Zigeunern, die in den Boulevard- Cafés musizieren, Dorfes, dem Hauptmonopolisten, Quartier, läßt sich traktieren, sucht nur teine Franzosen; fommt gelegentlich doch einmal ein solcher mit der hübschen Tochter anzubändeln und stellt sich dann den im herein, dann verstummt die laute Unterhaltung der anwesenden Deutschen und englische Laute sehen ein. Haben doch alle jene Ge- rug versammelten Hungerleidern in schwungvoller Rede als stalten, die hier verkehren, viele Jahre ihres Lebens in England Hüter des Gemeinwohls vor, der in erhabener Unparteilichkeit alles berbracht oder reichlich amerikanisches Pflaster getreten, bevor sie prüfen und schlichten werde. Unbegreiflich und empörend ist die sich dazu entschließen konnten, zu dem Seine- Babel ihre Schritte zu bewahren und sich am Ende offen über ihn mokieren. Die Er­Verstocktheit der Leute, die ein mißtrauisch, höhnisches Schweigen lenken. Denn der welterfahrene Deutsche weiß sehr wohl, daß in englischen Ländern Geld eher und schneller zu verdienen ist als wartungen, die diese legte Szene etwa erweckt haben mochten, in der französischen Metropole, wo übermäßig lange Arbeitszeit bei Ausweg, irgend einen komischen Schlußeffeft, wird eine g- beliebige wurden gründlich getäuscht. In der Verlegenheit um irgend einen zweideutige Schnurre, wie man sie in Pariser Poffen sich gefallen läßt, angehängt. Ein überschlauer alter Lotse, ein Gegner der Broßenpartei, der aber seinen Jungen zur Heirat mit der Tochter des reichen Biebow verhelfen möchte, überredet das Mädchen, den fchon angeheiterten Assessor, den Gast ihres Vaters, abends zu be­suchen und ihm mit Torte und Champagner so lange zuzusetzen, bis er selig entschlummert. Dann steigt der Alte in die Bude, wirft die Kissen in malerischer Unordnung durcheinander und lamentiert so lange vor dem wachgerüttelten Assessor, bis dieser selbst an einen kompromittierenden Ausgang des Stelldicheins zu glauben anfängt. Daraus folgt, was niemand als der schlaue Lotse hätte ahnen können, daß nun das assessorale Gutachten umgekehrt als es geplant war ausfällt. Die Hungerleider kriegen Recht, und der Herr Minister ist entzückt, einen so energischen, so aufrechten Beamten zu besitzen, der ohne Ansehen der Person rein nach der Sache entscheidet.

schlechter Bezahlung vorherrschen.

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Die Entstehung Mesopotamiens . Der Frankfurter Beitung" wird geschrieben: Der vor kurzem in Philadelphia erschienene erste Band der offiziellen Publikation über die Ausgrabungen der Penn­ sylvania - Universität in Babylonien ( ,, Babylonian Expedition of the University of Pennsylvania , Excavations at Nippur , Part I) bringt sehr wichtige Untersuchungen des amerikanischen Archäologen und Architekten Clarence S. Fisher über die Entstehung Süd- Meso­potamiens, die, wie jezt die Verödung, dem Euphrat und Tigris zu verdanken ist und für die man nicht urvordenkliche, sondern historisch gesicherte wenn auch nicht in Jahreszahlen zu figierende Beiten annehmen darf. Schon längst ist man zur Ueberzeugung ge­tommen, daß Babylonien das Land ist, in dem die frühesten Er­innerungen von in zivilisierten Staaten lebenden Menschen gefunden werden. Dazu hat nun Fisher die neue Hypothese aufgestellt, daß biele, ja vielleicht alle babylonischen Städte, die wir als Inland städte anzusehen gewohnt sind, ursprünglich Seehäfen waren. Infolge der beständigen Anschwemunungen des Euphrat und des Tigris find

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An die Aufführung, die Massenszenen wie die einzelnen Figuren, hatte man viel Fleiß gewandt. Flott spielte