geben und über die Verwendung Rechenschaft ablegen mußten. AlsLaS Parlament auch die beliebten Zwangsanleiben dem englischenTönigwme unmöglich gemacht hatte, half sich dieses durch die Ver-schleuderuug der Krondomänen und der Ablösung der LehnspflichteiuUnd zwar mit einem solchen Erfolge, datz unter der RegeulschaftHeinrich VI. die jährlichen Ausgaben der Hofhaltung 24 000 PfundSterling, die Einnahmen aus den Krondomänen abernur KOOO Pfund Sterling betrugen. Heinrich Vll. brachtezwar durch Güterkonfiskation den fünften Teil des Königreicheswieder in seinen Besitz und Heinrich Vitt, plünderte das reicheKircheneigeiltum, aber die Stuarts verwüsteten die Krondomänenwieder derartig, dafi unter Jakob I. 1617 sich deren Einkünfte nurnoch auf 80000 Pfund Sterling beliefen. Damit kam das Königtumnatürlich nicht aus. Karl I. verbrauchte von 1637—41 jährlich900 000 Pfinrd Sterling, darunter mindestens jährlich 200 000 Pfunderpreßte und widerrechtliche Eimrahiuen, Karl II. pro Jahr1 200 000 Pfund und Jakob H. gar die für die damalige Zeit im-geheuere Summe von 2 000 000 Pfund.Unter Wilhelm III. 1689 entschloß sich endlich das Parlament?,u einem entscheidenden Schritte, der vollständigen Trennung derStaatsansgaben von den Privatbedürstüsien des Königtums, deinein bestimmtes, festes Einkommen überwiesen wurde, und damitzur Einführung der Zivilliste im modernen Sinne. Diedamals am Ruder befindlichen Whigs hingen Wilhelm III.den Brotkorb dabei Ivesentlich höher als Jakob II.,denn sie bewilligten ihm statt der 2 000 000 Pfund nur ein Ausgabe-fixum von 1200 000 Pfund. Von dieser Summe durfte er die Hälftefür die Bedürfnisie seiner Hofhaltung verwenden, die andere dientefür Ausgaben des LandheereS und der Seemacht und war überderen Verwendung dem Lande und dem Parlamente genaue Rechnungzu legen. Die Bewilligung dieses Fixums geschah zunächst immernur für ein Jahr, mit Ausnahme der Einnahmeposten aus Akziseund Trankstener, die ihm lebenslänglich, und denjenigen der Zölle,die ihm ans vier Jahre bewilligt waren. Die Krondomänen, die zugleicher Zeit als unveräußerlich erklärt wurden, standen dabei mit100000 Pfund in Rechnung. Erst nach acht Jahren erhieltWilhelm III. die Zivilliste auf 700 000 Pfimd erhöht, und zwardiesmal auf Lebenszeit.Von 1688—1702 erhob so der erste Inhaber einer Zivillistedie Summe von 3 880 606 Pfund oder 178 Millionen Mark. Auchüber die Zivilliste selbst mußte damals wohl Rechnung gelegt werden,denn eine Gefamtaufftellimg aller Ausgaben derselben befindet sichin den Parlamentsakten. Es zeigt sich dabei, in welch enger Ver-bindung schon damals das englische Königtum zu Handel und Börsestand. Denn unter diesen Ausgaben stehen 36 000 Pfund für denOstindienhandel. Mit je tOOOO Pfund war der König an der Banlfür England und an der oftindische» Handelskompagnie beteiligt.Aber auch sonstige Geschäftchen wurden nicht verschmäht, denn ein-mal erscheint der König von England als Teilhaber einer schwedischenKleiderlieferung mit 12 000 Psirnd.—Medizinisches.ie. Hirngeschwülste. Eine hervorragende Errungen-schuft der modernen Heilkunde ist die medizinische und chirurgischeBehandlung der Hirngcschwülste. Eine Uebersicht über die Fort-schritte auf diesem Gebiet hat Dr. Brush in der letzten Versamm-lund der„Medizinischen Vereinigung" von New Dork gegeben, wo-selbst ungefähr 70 Fälle beschrieben und zur Beurteilung heran-gezogen wurden. Die Patienten standen im Alter zwischen sechsMonaten und 72 Jahren; die meisten waren zwischen 20 und50 Jahren alt. Die Zahl der männlichen Kranken war etwas imUebergewicht. In 75 Proz. der Fälle konnte die Ursache der Er-krankung nicht festgestellt werden, in fünf Fällen waren die Ge-schwülste tuberkulös, sechsmal war Syphilis nachweisbar, zweimalwurde der syphilitische Charakter der Geschwülste erst nach demTode festgestellt. Leider niachen sich die Anzeichen einer Hirn-geschwulst meistens nur sehr allmählich geltend. Es kommt bor,daß sie erst nach vier, fünf oder zehn Jahren in die Erscheinungtreten. Krampfartige Anfälle gehören zu den frühesten Merk-malen; sie sind entweder allgemein oder auf einzelne Körperteilebeschränkt. Ebenfalls häufig treten Sehstörungcn ans, die gleichfallszu den frühen Erkennungszeichen gehören. Im übrigen sind Hirn-geschwülste meistens von Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel,halbseitiger Lähmung, oft auch von geistigem Verfall begleitet. Diemeisten Geschwülste befanden sich in den Teilen des Gehirns,von denen aus die willkürlichen Körperbewegungen beherrschtwerden. Die einzigen Medikamente, die sich bei Hirngeschwülstenals wirksam erweisen, sind Onecksilber, Jodiu und Arsenik. WennQuecksilber-� und Jodinbehandlung eine Besserung herbeiführt, soist doch die syphilitische Natur der Krankheit noch nicht sicher. Wennnach einigen Wochen keine Befierung eintritt, so muß, vorausgesetzt,daß die Geschwulst für den Chirurgen erreichbar ist, zur Operationgeschritten werden. Führt die ärztliche Behandlung zu keiner Ge-nesung, so kann doch mit den Mitteln der modernen Heilkundemanche Linderung verschafft werden.—Physiologisches.t. Der Einfluß von Kaffee, Tee und Kakaoauf die Magentätigkeit. Um die Wirksamkeit unsererüblichen Getränke, Kaffee, Kakao und Tee auf die Magensaft-ausscheidung festzustellen, sind in der experimentell biologischenAbteilung des königl. Pathologischen Instituts der BerlinerUniversität Versuche an Tieren angestellt worden, die zu inter-essanteu Ergebnissen geführt haben. Nach einer Mitteilung desDr. Pincnssohn in der„Frankfurter Umschau" steigert der Kaffeedie Absonderung des Magensaftes in hohem Grade. Da das Vor-handensein einer reichlichen Menge Magensaft für den leichten Ab-lauf der Verdauung die notwendige Voraussetzung ist, so muß nachdiesem Experiment der Genuß einer Tasse Kaffee nach reichlichenMahlzeiten sehr wohltuend sein, loas auch von der täglichen Er-fahrung bestätigt wird. Der Malzkaffee hat eine ähnliche, wennauch schwächere Wirkung. Der Tee hingegen fördert die Ab-sonderung des Magensaftes nicht, sondern übt auf sie einenhemmenden Einfluß aus. Die Wirkung des Kakao ist eine der-schiedene, je nach seinem Fettgehalt. Die Versuche tun dar, daßdie Absonderung des Magensaftes durch den Genuß von fettarmemKakao gesteigert wird, und zwar in einem so hohen Grade, daßdie Wirksamkeit des Kakao derjenigen des Kaffees gleichgestelltwerden kann. Fettreicher Kakao hat eine viel weniger berdauungs-fördernde Wirkung, da das Fett auf die Sekretion einen hemmendenEinfluß ausübt.—_Technisches.— Kohlensäure und E i s e n r o st. lieber den Einflußder Kohlensäure auf das Rosten des Eisens hat Gerald Moodyinteressante Versuche augestellt, die, wie der„Prometheus" nach„The Engineer" mitteilt, beweisen, daß der Einfluß des Wassersund der Luft von viel geringerer Bedeutung ist, als der der Kohlen-säure. Blanke, mit Wasser benetzte Eiscnstücke wurden in einemRäume längere Zeit aufbewahrt, dessen Luft auf das sorgfältigstedurch Aetzkali und Natronkalk von Kohlensaure befreit war. Nachsechs Wochen erschien das so behandelte Eisen noch so blank, wiees zu Beginn des Versuches gelvescu war. Hingegen zeigten diegleichen Eiscnstücke in einem Luftstrome, der die gewöhnlicheMenge Kohlensäure enthielt, schon nach sechs Stunden deutlicheSpuren von Rost und nach 72 Stunden, nachdem 16 KubikdezimeterLuft den Versuchsraum durchstrichen hatten, war die ganze Ober-fläche der Versuchsftücke stark angefressen. Aus seinen Versuchenzieht Moody den Schluß, daß bei der Prüfung von Rostschutzmittelnbesonders darauf zu achten sei, welchen Widerstand sie der Kohlen-säure zu bieten vermögen.—HnmoristischeS.— Erklärung.„Mieze, was ist das, ein— Schismatiker?"„Weißt du, wahrscheinlich ein Mathematiker, der— durchgefallenist?"—— Verschnappt. Besucher(im Weinkellers:„Na. zwanzigverschiedene Sorten haben Sie doch gewiß hier zu liegen!"Weinhändler(verächtlich):„Zwanzig Sorten, die sind manch-mal in eine»» einzigen Faß drin!"—(„Lustige Blätter.")Notizen.— Eine Gedächtnisfeier für Heinrich Hart wirdam 25. November, vormittags ll'/z Uhr, im Deutschen Theaterveranstaltet werden.—— Herbert Eulenbergs Märchenstück„Ritter Blau-bart" wird die nächste Novität des Less ing- T h e at ers sein.— Ein neues Bühnenstück Leo Greiners„Die Herzögevon Genua" ist vom Deutschen Theater angenommenworden. Die Aufführung soll in der nächsten Spielzeit stattfinden.—— Ein gut erhaltener Tizian ist in Cirta bei Turinaufgefunden worden; das Gemälde ist ein Porträt und stelltAndrea Daria dar.—— Im Palast der P ä p st e in A v i g n o n, der länger alsein Jahrhundert als Jnfanteriekaserne diente, wird dieser Tage mitden Restaurierungsarbeiten begonnen werden.—— Der Preis des Thorinni Nitrates, welche? ingroßem Maßstabe in der Glühstrumpffabrikation Verwendung findet.ist. wie wir im„Prometheus" lesen, in zwölf Jahren um nichtweniger als rund 99 Proz. gesunken. Im Jahre 1894 kostete einKilogramm Thoriumnitrat noch 2000 M.; schon im Januar 1895war es um 900 M. zu haben, im Juli desselben Jahres war derPreis schon auf 500 M. und im November auf 300 M. gefallen.DaS Iah« 1896 brachte eine weitere Preisreduktion auf 150 M. imMai und auf 90 M. im Oktober. 1899 fiel das Thoriumnitrat ans30 M. für da? Kilogramm, ein Preis, der bis zum Mai 1904 ziemlichiniverändert blieb. Daun stieg der Preis wieder ans 53 M. undhielt sich auf dieser Höhe bis zum Januar dieses Jahres; seit dieserZeit ist ein Kilogramm Thoriumnitrat um 23 M. zu haben.—— Einer, der nicht fliegt! Der„Franks. Ztg." sandtedieser Tage ein Leser, der Zeppelins erste AuMege am Bodenseemitangesehen hat, folgenden Anfichtskartenvers:Zeppelin siegt!Die Menschheit fliegtWie der SonnengottZum Sonnenlicht—Nur P o dFliegt nicht!Vcrantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSaiiftalt Paul Singer&Co..Berlin SW.