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in hohen, leichtgebauten Kiosken befinden sich Blumenausstellungen, ins Wesenlose zerflattert, ruhig bis zum Schlusse über sich hatte er, in welchen sich die verschiedenartigsten Behandlungsarten der gehen lassen, das selbst böllig leeren Machwerker gegenübe: Pflanze offenbaren. Hier stehen in künstlerischen, wertvollen bei noch so provozierendem Klatschen Demonstrationen zu vermeiden Basen die Chrysanthemum, nach bestimmten Regeln gezogen, denen pflegt, wurde hier widerspenstig. Als der Vorhang nach dem dritten man die monatelange Arbeit nicht ansehen kann, deren es bedurfte, Aufzug fiel, tlang in den Beifall ein entschiedenes gifchen, und in um die Stempel in ganz genau festgelegte Linienführung wachsen dem vierten tam es bei offener Szene zu einem häßlichen Theater zu lassen. Hier stehen auch Pflanzen, die nicht einstempelig gezogen standal. Es sah so aus, als ob ein Teil der Zuschauer durch laute werden, sondern die an hundert Stempel aufweisen, alle mit voll- Störungen das Weiterspiel unmöglich machen wollte, ja, als ob der tommener Symmetrie um einen Mittelstamm gruppiert oder in Sturm von vornherein geplant gewesen wäre. Die Hervorrufe am einer Fläche fächerförmig gezogen, an der Spitze eines jeden Zweiges Schlusse waren in der Hauptsache wohl nur der Ausdruck des Pros mit einer weit erschlossenen Blüte gekrönt, die nie im Verwelfen, teftes gegen ein derartig unqualifizierbares Verhalten. nie auch erst im Knospen begriffen ist, sondern immer auf dem Der Blaubart, wie er der Phantasie des Autors borschwebte, ist gleichen, ephemeren Höhepunkt der Entwidelung steht. Es ist klar, der geborene Mörder, den eine pervers wollüstige Zwangsvorstellung, zur selben Stunde muß all diese Schönheit, die ja so unendlich viel vor der ihm selber graust, von Bluttat zu Bluttat treibt, ein vom Sorgfalt gekostet hat, verblühen und verschwinden. Jede dieser Bewußtsein seiner eigenen Scheußlichkeit berfolgter Jad der Auf­Chrysanthemum trägt auf einem Papierstreifen ihren Namen, schlizer im Märchengewande. Und das Motiv der Zwangs Ramen, die wiederum Zeugnis ablegen von dem tiefen Natur- borstellung, an welcher alle vernünftige Einsicht abprallt, fehrt dann verständnis, das dem Japaner eigen ist: der Bergnebel, die Herbst- in wechselnden Formen bei den Kindern des Grafen Nikolaus wolfe, Schneeflode auf der Kiefer, die zehntausendmal mit Gold- wieder, der in Kontrast dazu das Bild der flaren, nüchtern, staub Bestreute, Herbstliche Ahornblätter in der Abendsonne. tüchtigen Gesundheit repräsentiert. Fröstelnd, von der Pein der Ein­Ein Gastmahl, an dem auch die Kaiserin teilzunehmen pflegt, famkeit gehest, tritt Blaubart in das Zimmer, in dem er den Grafen beschließt den ersten Tag des Chrysanthemumfestes. Am anderen und dessen Sohn als nächtliche Gäfte beherbergt. Er sehnt sich nach Gesell Tage öffnen die Tore des kaiserlichen Gartens sich noch einmal zu schaft, um die furchtbaren Erinnerungen zum Schweigen zu bringen. einem Feste zweiten Ranges, die Beamten Jedos kommen, um sich doch sie lassen ihn nicht, sie zwingen ihn zu der Erzählung, wie er die Blumenherrlichkeiten anzuschauen, und dann bleibt der Garten sein erstes Weib in den Armen eines Freundes überraschte und zum für die Außenwelt wieder auf Monde hinaus geschlossen. erstenmal Mörder ward. Boll Entsetzen wendet sich der Vater ab, während der Jüngling den düsteren, auf labyrinthisch wirre Jergänge der Seele deutenden Worten wie bezaubert lauscht. Man sieht Blaubart, wie er das verborgene Verließ, wo die abgeschlagenen Häupter seiner Frauen liegen, aufsucht, wie sein entartetes Verbrecher hirn sich in dem Angedenken an die zerstörten Reize berauscht. Hier fulminierte Rittners geniales Spiel, er gab dem Gräßlichen die Illusion der Wahrheit. Auch die Hochzeitsfeier Blaubarts mit der Grafentochter enthielt, so sprunghaft die Szenenführung war, eindrucksvolle Momente. Der gütige Alte sieht die Kinder mit offenen Augen ins Verderben rennen. Seinen Werner hat die Freundschaft, seine Tochter die Liebe Blaubarts blind gemacht, der ältere Sohn wütet gegen den eigenen Körper in blöder Trunksucht. Hillf reich strect er nach ihnen die Vaterhände aus, aber finnlose Triebe reißen sie im Strudel fort, jeden dem sicheren Verhängnis entgegen. Gepeitscht von Reue, in Angst, er werde auch dieses Mädchen, vor: dem er Rettung vor dem eigenen Ich erhoffte, töten, will Blaubart fliehen, aber die Begierde zwingt ihn zurück, und Judith, die sich fürchtet, die den Vater eben noch um Schuß bat, stürzt willenlos in feine Arme. Damit war, was Eulenberg symbolisierend dem Stoffe abgewinnen fonnte, erschöpft, der Rest charakterisierte sich, wie schon gesagt, als eine theatralisch aufgepuzte und dabei gänzlich bühnenunwirksame Nachbildung der gleichgültigen Geschichte. war schade um das ausgezeichnete Spiel, vor allem auch der riesch, die die Judith verkörperte, die malerischen Dekorationen, die man für eine verlorene Sache eingesetzt hatte.

Kleines feuilleton.

h.

Eine lustige Ranggeschichte. In keinem Lande spielt bekannt­lich die Klassen- und Rangordnung eine so große Rolle wie in Rußland . Neben dem Adel, der in die beiden Gruppen des Per­sonen- und Erbadels zerfällt, existieren noch eine große Zahl an­derer Gruppen; so die Erb- und Personen- Bürger, jede in mehreren Klassen, die Kaufleute in mehreren Gilden, die Stadtbürger in weiteren Untergruppen, die Klassen der Geistlichen, die Krons- und Privatbauern, die Kosaken usw. usw. Allein der" Tschin", die Be­amtenschaft, ist in zwei parallelen Doppelreihen von je 14 nume­rierten Rängen oder Graden eingeteilt. In der offiziellen russischen Welt sind die bürgerlichen Aemter und selbst die geistlichen Würden den militärischen Graden gleichgestellt, vom Fähnrich und Kollegien­registrator, welche die unterste Sproffe der Leiter einnehmen, bis zum Feldmarschall und Kanzler, die allein auf der höchsten stehen. Diese schöne Rangordnung hatte Peter I. , der sogenannte Große", eingeführt, aus Zweckmäßigkeit und im Interesse des allrussischen Zarats. Für den Westeuropäer hat zwar diese Bewertung der Person und ihres Ansehens nach dem Grade oder Amtstitel allein etwas komisches; daß jedoch die peinliche Anwendung dieses Prin zips unter Umständen vor unnüben Höflichkeiten und langweiligen Zeremonien schüßen kann, dafür erzählt der Franzose Leroy­Beaulieu in seinem großen Werke über Das Reich des Zaren und die Russen" das folgende hübsche Beispiel, das er von dem Feld­marschall Fürsten Barätinski selbst hat.

Ein Generalmajor, Brigadegeneral( 4. Klaffe), reiste im Winter im Kaukasus . Kommt ihm nachts in einem Paß ein an­derer Reisender entgegen. Der Weg ist verschneit, die durch Schlitten eingefahrene Bahn schmal, es ist unmöglich, aneinander borüberzufahren. Die Leute des Generalmajors, die es mit einem Fremden niedrigeren Tschins zu tun zu haben meinen, werfen den Schlitten des anderen, der in seinen Mantel gehüllt im Schlummer liegt, furzweg um. So pflegte man unter solchen Umständen zu berfahren; einer der Schlitten wurde auf die Seite gelegt, um den anderen passieren zu lassen. In unserem Falle schlägt der andere den Mantel zurück. Er ist ein Generalleutnant, dritte Klasse! Sofort sind die Leute daran ihn aufzuheben, und ohne ein Wort zu sagen, ohne ihren Herrn zu fragen, werfen sie nun den Generalmajor in den Schnee.

Man sicht, jedes Ding fann unter Umständen seine Vorteile haben, so unnüt und lächerlich es im allgemeinen auch sonst sein fann.

Theater.

Kunft.

dt.

e. s. Die Neuerwerbungen im Kaiser Friedrichs Museum. Es sind zwar nur verhältnismäßig. wenig Stücke, die das Museum erworben hat: sieben Bilder; drei spanische, zwei niederländische, zwei italienische. Dafür ist aber jedes in seiner Art bedeutend und interessant, und es ist charakteristisch, daß fie insgesamt der Zeit angehören, die schon stark der Gegenwart sich nähert.

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Von Zurbaran( 1598-1662) ist das Porträt eines Knaben in Rüftung. Die farbige Erscheinung steht vornehm auf dem matt schwarzen Grad. Das Gesicht ist sehr lebendig gemalt. Das Bild, das von der kräftigen, temperamentvollen, in dem dunklen glühenden Kolorit recht spanischer Art des Künstlers vorzügliche Vor­stellung gibt, ist auch insofern wichtig, als Zurbarau fehr selten ein Porträt malte, sondern fast nur Scenen aus dent Murillo( 1617-82) erscheint gegen diese geistlichen Leben. Die Werke dieses estetische Art weich, auch nicht so charakteristisch. überaus fruchtbaren Malers haben eine wohltuende Wärme des Kolorits. In der weichen, wohligen Gelassenheit ähneln sie Rafaels gemäßigten Typen. Murillo prägt den Typus der Maria als einer Spanierin. Seine Engel sind Sevillanerinnen. Die Anbetung" wirkt etwas matt. Die Musikanten" von Velasquez ( 1599 bis 1660) gehören zu den Genreſtücken, mit denen dieser geistvolle Lessing Theater. Ritter Blaubart". Märchent Künstler, der augenblicklich wieder so modern ist, seine Tätigkeit als stüd in fünf Aften von Herbert Eulenberg . Die beiden Maler begann. Der scharfe Realismus zeigt sich in der genauen ersten Afte boten Stimmungsvolles und Spannendes; es schien, ein Beobachtung der Typen aus dem Wolfe. Zwei Musikanten spielen, eigenartiger dichterischer Grübelsinn habe nach dem Märchen ge- am Tisch sitzend, ein Junge reicht ihnen ein Glas Wein, im Hintera griffen, um in ihm das Walten dumpfer, unheimlicher, den Menschen grunde figt ein Affe. Neben diesem Realismus aber ist es die rein Inebelnder Instinkte in frei- symbolischer Gestaltung darzustellen. malerische Anschauung, die zur Bewunderung nötigt. Die Vereinigung Fernblicke taten sich auf. Der starte Beifall ließ vermuten, daß das dieser beiden Brinzipien, die sich sonst befehden, Naturtreue und Farben Publikum den Absichten des Dichters in williger Anteilnahme schönheit, stellt Belasquez auf den hohen Platz, den die Kunstgeschichte nachgegangen war. Aber der Erfolg versprechende Abend endete ihm einräumt. Er verschmilzt vollste Naturtreue und malerisches mit argem Fiasto. Was Eulenberg zu sagen hatte, das Raffinement zu einer restlosen Einheit und selbst dem Häßlichsten war in diesen beiden Aufzügen enthalten; das weitere war nur ein verleiht er dadurch einen Schimmer von Schönheit. Unser Bild stellt mattes, verflachendes Sichwiederholen, ein stil und zweckloses eine Harmonie gelblich brauner, schwarzer und hellgrauer Töne dar. Gemisch der altbekannten Märchenzüge mit schwulstigem verstiegenen Jeder bunte Atford fehlt. Dadurch wirkt das Bild unendlich vor­Wortbombast. Das Unheimliche verzerrte sich zur Nerven peinigenden nehm.

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Fraze. Und das Premierenpublikum, das neulich im Deutschen In eine andere Welt führen uns die beiden Niederländer. Theater den Greinerschen Liebestönig", ein Stück von vielfach ver- Joost van Glebe( 1. Hälfte des 16. Jahrh.) ist als Porträt wandter Prägung, welches ganz ähnlich nach bedeutenden Anfägen maler bedeutend. Seine Gemälde finden sich weit zerstreut, ein