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Ethnographisches.

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japanischen Krieges litten etwa ein Viertel der im Hospital auf- 120 Fuß hoch in der Luft oder auch über dem Wasser errichtet genommenen franken Soldaten an Beriberi. Der japanische Ober- werden. Die Männer sind vorzügliche Seeleute und treiben mit stabsarzt Schimose gibt an, daß im letzteren Striege die Sterb- den von ihren Frauen gefertigten Töpferwaren einen ausgedehnten Mit ihren langen schmalen Kanoes lichkeit an Beriberi 15mal größer war als die an Verlegungen; und gefährlichen Handel. wie sich das Verhältnis im russisch - japanischen Kriege gestaltete, fahren sie in einer kleinen Flottille über das Meer, um die zer­ist noch nicht festgestellt. Nicht nur im Kriege, sondern auch im brechlichen Kostbarkeiten, die sie in ihren Kähnen mit sich führen, Frieden ist Beriberi diejenige Krankheit, die in Japan die meisten an fremde Stämme zu verhandeln. Bevor sie abfahren, finden Opfer fordert, und es ist daher sehr natürlich, daß die japanischen große Festlichkeiten statt. Die Frauen des Dorfes legen ihre Aerzte gerade dieser Seuche ihre besondere Aufmerksamkeit zu weiten Grasröde an, umwinden sich gegenseitig über und über mit wenden. In dem Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene ist jest Girlanden und drehen sich in wilden wirbelnden Tänzen. Dazu eine zusammenfassende Darstellung der von Professor Minro in fingen sie die leidenschaftlichen mißtönenden Lieder, die sich so zahl­Totio im russisch - japanischen Krieg gesammelten Erfahrungen über reich bei den Wilden der Neu- Guineischen Küste vorfinden, und Beriberi veröffentlicht worden. In erster Reihe geht daraus her- stärken sich in dem atemlosen Taumel ihres Reigens mit Speise bor , daß der wahre Erreger dieser Krankheit noch nicht gefunden und berauschendem Trant. So lange die Händler unterwegs sind, ist. Da man den Verdacht hegte, daß die Nahrung bei den Er- herrscht in Hanuabada Trauer und Stille. Die Frauen verrichten frankungen an Beriberi eine Rolle spielte, hat man es an ein- traurig ihr Dasein und schließen sich des Nachts in den einsamen schlägigen Ernährungsversuchen nicht fehlen lassen, es stellte sich Hütten ein, bis endlich ein Freudentag die Rückkehr der Männer aber heraus, daß die Ab- und Zunahme der Beriberierkrankungen berkündet und ein neues Fest anhebt." Besonders ist dem Forscher im wesentlichen von der Jahreszeit und von der allgemeinen die große musikalische Begabung bei vielen dieser Wilden auf­Körperverfassung der Soldaten abhängig war. Mit jeder An- gefallen, die zum großen Teil flangreiche und flare Stimmen be­strengung bei geschwächtem Körper nahm die Zahl der Beriberi- fizen und ein sehr feines Gehör haben. Es ist bei ihnen ein merk­franken zu. Der Rasenunterschied spielt in bezug auf die Dis- würdiges System mannigfacher Rufe und Schreie ausgebildet, durch position zu Beriberi eine große Rolle, denn unter den zahlreichen die sie sich mit ihren weithin schallenden Stimmen allerlei Nach­russischen Gefangenen wurde fein einziger Beriberifall beobachtet. richten übermitteln, eine Art drahtlose Telegraphie der Wildnis". Durch längeren Transport verschlimmert sich die Krankheit, im Ge- Ein solch bedeutungsvoller Klang, der etwas ganz Bestimmtes be­birge aber tritt in den meisten Fällen eine schnelle Besserung ein. sagen will und gegen andere genau abgestimmt ist, gellt hell durch die reine Luft und hallt von Dorf zu Dorf, von Fels zu Fels, weiter. Als eine besondere Merkwürdigkeit hat sich Pratt ein von 3wei Jahre unter den Kannibalen Neu- Spinnen gewebtes Fischnetz gemerkt, das die Eingeborenen von Guineas. Unter diesem Titel veröffentlich der englische Natur- Waleh gebrauchen. Etwa Haselnußgroße Spinnen mit behaarten forscher A. Pratt ein interessantes Buch, in dem er über seine schwarzbraunen Beinen weben in den Wäldern dieses Gebietes Forschungsreisen in den noch kaum bekannten Gegenden Neu- große starke Gewebe, die ziemlich dauerhaft sind und eine große Guineas berichtet. Er hat in diesem Neuland der Naturforschung Widerstandskraft besiken. Die Eingeborenen machen sich den Fleiß zwei Jahre hindurch den Vögeln, Schmetterlingen und anderem dieser Tier zunuze und stützen die Gewebe mit langen Bambus­ähnlichen Gefier nachgeforscht und ist in dieser friedlichen Be- stöcken; dann nehmen sie sie herab und gebrauchen fie nun als schäftigung in enge Berührung mit den Menschenfressern gekommen, Neze beim Fischen, ohne daß das Wasser oder die Fische sie irgend­wie verlegen könnten." die hier noch fern von aller Kultur ihr Leben führen. Schöne Humoristisches. Sammlungen hat er zusammengebracht. Aber am meisten inter­effieren uns doch die Erfahrungen, die er mit den Einwohnern Dem Verdienste seine Krone. Der König von machte, und die interessanten Schilderungen, die er allenthalben Norwegen überreicht dem Hauptmann von Köpenick den Friedens­von diesen Wilden entwirft. Sein einziger weißer Gefährte preis der Nobelstiftung, weil es ihm in unübertrefflicher Weise ge­während der Reise war sein sechszehn Jahre alter Sohn, zugleich lungen ist, den Militarismus lächerlich zu machen. feine Hauptstüße in allen Geschäften des Fangens und Sammelns, Die Dankadresse. Sie, Hochverehrter Herr wozu sich die Eingeborenen nur wenig eigneten. Immerhin tamen die Wilden dem Forscher freundlich entgegen, wenngleich sie ihm Bürgermeister, haben es fertig gebracht, daß der Name Köpenick freilich oft jede Hülfe verweigerten, deren er für den Transport weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden ist, feiner ausgedehnten Sammlungen so notwendig bedurfte. Dazu Ihnen ist es gelungen, die Blicke der ganzen Welt auf uns zu tamen die Anstrengungen und Mühen, die das Wandern durch lenken. Sie haben von neuem das schöne Dichterwort wahr ge­die bergige Landschaft mit ihrem üppigen Pflanzenwuchs be- macht: In der Beschränktheit zeigt sich erst der Bürgermeister!" reitete, die mannigfaltigen unangenehmen leberraschungen beim Das Verhör. Js denn euch verdammten Schafsköppen Lagern in der tropischen Waldesnacht, in der sich ein tausend- gar nifcht aufgefallen an dem falschen Hauptmann?"" Bu Befehl, fältiges Leben bisweilen recht unangenehm regte und der nicht Herr Major, es ist uns aufgefallen, daß er so anständig war. Er felten eintretende Mangel an gesunder und kräftiger Nahrung. hat nicht einmal gefchimpft." Ein wahres Glück war es für Pratt, daß der mächtigste Mann - Die Tochter des Bürgermeisters. Ich bin nur jener wilden Gegenden, der Häuptling der Epa, Mavai, die Sonne froh, daß der Hauptmann nicht um meine Hand angehalten hat." seiner Huld über ihn leuchten ließ und ihn mit allen Mitteln unterſtüßte. Dieser Mann, der als der mächtigste Zauberer und Herr der Erde bei seinen Untertanen das höchste Ansehen genießt, ,, überschattete mich mit seiner Gunst," so schreibt der Forscher, und befahl in allen feinen Dörfern an, für Parki zu arbeiten"; so versuchten nämlich die Epaleute meinen Namen auszusprechen. Allein dadurch wurden mir bereitwilligst die Kräfte zur Ver­fügung gestellt, deren ich zu meinem Marsch in das Innere be­durfte, und so bewerkstelligte ich denn meine Reise, ich möchte fast fagen, auf den Schultern der Epamänner, Frauen und Kinder. Der Häuptling selbst nahm eine Stifte auf seine Schulter, ohne sich Samit etwas von seiner Würde zu vergeben und ließ sich nachher eben so majestätisch meine Geschenke, gefallen."

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( Köpenid- Nummer des Simpliziffimus".)

Notizen.

Jm Neuen Schauspielhause am Nollendorfplatz findet am 16. November die Erstaufführung von Maz Dreyers Hochzeitsfadel" statt.

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-Am 22. November beginnt Frau Cäcilie Schmidkuna eine Reihe rezitatorischer Vortragsabende im Kunstfalon Paul Cassirer mit Volts- und Kunstballaden heimischen und fremden Ur­sprunges. Dr. Max Runze wird den Abend mit einem Vortrag über die Ballade einleiten. Die Stämme, die Pratt besuchte, weisen ganz verschieden Georg v. Dmpte das Gesellschaftsstück Gräfin Sophie" artige Rassenmerkmale auf und auch ihre Sprache ist außerordent erwies sich im Hamburger Thalia- Theater als bühnenunwirksam. lich verschieden, so daß Dörfer, die ganz nahe beieinander liegen, Strandrecht". eine dreiaftige Oper von Frau eine völlig von einander abweichende Mundart aufweisen. Bratt Smyth, wurde im Leipziger Stadttheater freundlich auf­mußte den Plan, auch in Holländisch- Neu- Guinea seinen grnommen. Forschungen nachzugehen, aufgeben, weil die Tugeri, ein grau­Ein neuer Roman von Upton Sinclair wird binnen samer Stamm von Kopfjägern, ihn feindlich empfingen. Diese furzem unter dem Titel Der Industriebaron" gleichzeitig furchtbaren und blutgierigen Wilden, die das Kopfabschneiden mit englisch , deutsch und in 12 weiteren Sprachen erscheinen. Der Roman größter Geschicklichkeit und Sorgfalt betreiben, bedienen sich dazu schildert die amerikanische Blutokratie, zeigt, wie sie Geld macht eines Bambusmeffers, das einfach aus einem von dem Stamm ab- und wezu sie Geld verwendet. Es ist ein Anklagebuch wie Der gelegten Stück Rohr besteht und eine natürliche Schneide so scharf Sumpf". wie der feinste Stahl liefert". War es unter diesen Umständen Für Adolf Menzels Chodowiecki Bild bot die dem Naturforscher nicht geheuer, nach einem ersten Refonter noch Berliner Nationalgalerie 75 000 M. Der Verein Berliner Künstler , weiter Beziehungen mit den Tugeri anzuknüpfen, so bekennt er dem das Bild gehört, hat aber noch nicht den Zuschlag erteilt. doch, auch bei ihnen trotz ihrer Wildheit primitive Ansäße von Die äußeren Höfe und Räume der Wartburg in Eisenach

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Höflichkeit gefunden zu haben, da es bei ihnen Sitte ist, den werden auf großherzogliche Anordnung hin wieder unentgeltlich für Fremden ihre eigenen Frauen zur Verfügung zu stellen". Einer den Besuch geöffnet. Der Schacher ist also für diesmal noch ver­der interessantesten Stämme ist das Volk von Hanuabada, ein ge- hindert. fälliger und nicht unschöner Stamm, dessen Frauen sich durch In Paris fand ohne weiteren Erfolg ein intera wundervolle Töpferarbeiten auszeichnen. Sie leben in Grashütten nationaler Rongreß zur Schaffung von Arbeiter. mit Strohdächern, die auf einem Unterbau von Pfählen 16 bis gärten statt. Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.