Pferde und Hunde, raucht die feinsten Zigaretten und erlebt da»erste Liebesabenteuer.Robbie hat ein gutes Herz und will„sie" heiraten. Jetztmischt sich aber Papa ein und setzt seinem Sohne auseinander, daßman„doch nicht alle Frauen heiratet, die man liebt". Daisy, seineLiebste, verschwindet, und Robbie macht eine Europareise. Dannsollte er studieren, aber es wird offenbar, daß er sein Examennrcht bestehen würde, und er kehrt nach New Uork zurück. Hiersehen wir ihn als„Gentleman" leben. Sinclair schildert uns ineiner eigenen ironisierenden Weise, wie Robbie herrlich und inFreuden lebt und ein guter Kerl dabei bleibt. Als er z. B. mitdem„Grünen Gespenst", seinem Automobil, einen Knaben über-fährt und tötet, macht er die Eltern des Kindes durch seine fürst-llche Freigebigkeit„auf immer zu glücklichen Menschen".Natürlich ist Mister van Reusselacr auch ein eifriges Kirchen-Mitglied: er gibt sogar Unterricht in einer Sonntagsschule. EinSport.der vielfach von reichen Leuten in Amerika geübt wird.Von Rockcfeller ist bekannt, daß er selbst in einer SonntagsschuleBibeluntcrricht gibt.Van Reusselaer verjubelt seelenvergnügt seine dreimalhundert-tausend Dollar jährlich, also beinahe jeden Tag tausend Dollar.Das geht so drei Jahre lang; dann hat sein würdiger Herr Papaeine ernste Unterredung mit ihm und erinnert ihn daran, daß er„Pflichten gegen die Gesellschaft" habe und daß„das Menschen-leben eine Schlacht" sei.Der Vater ist einer der ersten Kapitalisten des Landes, unddies„Geschäft" soll der Sohn auch lernen. Es dauert auch nichtlange, so versteht er es überraschend gut und führt einige Börsen-eoups aus. über die der Alte staunt. Robbie wird Präsident einergroßen Jndustrie-Aktiengcsellschaft in Hungerville— ein sehr be-zeichnender Rame. Zuerst wird alle Konkurrenz aub dem Feldegeschlagen, dann wird rücksichtslos gegen die Arbeiter vorgegangen.Ein Streik bricht zusammen, die Gewerkschaft wird vernichtet.Groß ist das Elend und die Not in Hungerville,„man sah blasse,kränkliche Kinder, gebeugte, abgezehrte Frauen und Männer, diewild und hohläugig dreinblickten".In einem krassen Gegensatz dazu stehen die Schilderungenvon ausschweifendem Luxus und der großen Verschwendung in derGesellschaft des Millionärs, der seine Freunde zu einer Ver-gnügungsfahrt auf der Jacht„Komet" eingeladen hat.Interessant sind die Kapitel über Wall Street, die New DorkcrBörse. Die gewaltigen Kämpfe zwischen den Finanzriesen erregenhohe Spannung. Leider wirkt die mangelhafte deutsche Ueber-setzung des Werkes sehr störend und macht auch hier manche Vor-gänge unverständlich.An der Börse ist van Reusselacr in seinem Element; er ist einDraufgänger. Einmal riskiert er seine ganzen Millionen in einemschweren Ringen mit einem großen Syndikat von Geldmännern.Das nimmt den ganzen Mann gefangen und als der Entschcidungs-tag herannaht, vergißt er alles, auch daS furchtbare Geheimnisseines Lebens, das ihm am Abend vorher enthüllt wurde und ihnaufs tiefste erschütterte. Er hat erfahren, daß seine eigeneTochter seine Geliebte geworden ist, die Tochter, die aus dem Per-hältnis mit Daisy, der längst Vergessenen, hervorgegangen war.In seiner Verzweiflung betrinkt er sich und taumelnd kommt eram Morgen deS großen Entscheidungstages in sein Kontor, umden Börsenfeldzug zu leiten. Er spekuliert auf Baisse. Er der-kauft Aktien, deren Wert er auf SO einschätzt und die jetzt auf157% stehen. Entweder fallen sie oder er ist verloren! Die Auf-regung ernüchtert ihn; in der aufs höchste gesteigerten Spannungvergißt er alles andere, gibt nach wohlerwogenen Plänen seineBefehle, und als die Aktien beginnen zu fallen, als der Sieg inAussicht steht, da reißt ihn die Leidenschaft mit sich, er stürzt sichwie toll in die Menge und schreit„trunken und blind vor Leiden-schaft: Runter, runter mit ihnen? Auf sie! Nieder mit ihnen!Drauf, drauf!"— Die Aktien fallen auf 76, van Reusselacr ist derreichste Mann in New Dork. Auf dem Schlachtfelde sieht es frei-tich grausig auS; da waren„Männer, die weinten, Männer, diefluchten, Männer, die sich die Haare rauften, und Männer, dierhre Fäuste zum Himmel reckten,— lauter Männer, die alles ver-loren hatten, was sie besaßen und jetzt dem Ruin und Hungertodeins Auge sahen; es war ein furchtbares, ein höllisches Schauspiel".Nach diesem Triumphe begibt sich der Millionär auf seine Jacht„Komet" und fährt in Sturm und Unwetter aufs Meer hinaus.Die Jacht zerschellt an einer felsigen Küste und der Multimillionärkommt elend ums Leben.Dies in kurzen Zügen der Inhalt des vorliegenden neuenWerkes, da? in der deutschen Uebersetzung viele Mängel und Fehlerzeigt, die seinen Wert beeinträchtigen. Arthur Baar.Hygienisches.Molkereien und Volksernährung. Es unterliegtkeinem Zweifel, daß mit der Zunahme der Sammelmolkereienund der Gründung der Milchverwertungsgenossenschasten der Absatzund der Konsum der Milch sich sehr gehoben hat. Denn diese Ein-richtungen erleichtern den Absatz der Milch und der erleichterteAbsatz bewirkt wieder, daß die Landwirte auf eine Erhöhung derMilchproduktion bedacht sind. In Preußen nimmt die Zahl derMolkereien ständig zu, besonders im Osten, in Bayern stieg dieZahl der Genossenschaften vom Jahre 1303 bis 1903 von 5Ri ayf856, der Wert der Erzeugnisse von 46 Millionen auf 59 Millionen.So crfeulich diese Zunahme nun auch zu begrüßen ist, so haben dieMolkereien doch auch hygienische Nachteile im Gefolge. Manchmalläßt die Reinlichkeit zu wünschen übrig; durch die Inspektionenpreußischer Kreisärzte ist festgestellt worden, daß in den Molkerei-räumen manchmal allerlei häusliche Verrichtungen vorgenommenwerden, Wäsche gebrüht und Viehfutter bereitet wird, ja von nochviel unappetitlicheren Tingen wird in den JnspektionSberichten er-zählt. Sehr bedenklich ist auch die Verwendung hygienisch nicht ein-wandfreien Wassers zum Spülen der Gefäße. Durch Sammel-Molkereien ist auf diese Weise wiederholt der Typhus übertragenworden. Als ein weiterer hygienischer Nachteil in den Molkereienmuß es angesehen werden, daß vielfach in den Familien der Milch-Produzenten ichir noch Magermilch von sehr geringem Fettgehaltgenossen wird und daraus den Kindern Schaden in der Ernährungdroht. Namentlich in Bayern gingen Hand in Hand mit Zunahmeder Molkereien und der Käsercigenossenschaften Klagen über denRückgang der Ernährung und die körperliche Entwicklung der bäuer-lichen Bevölkerung. DaS bayerische Staatsministerium weist daherdarauf hin, daß die Verbesserung der Milchverwertung und dieAusbildung des Käserciwesens, die vielfach eine Erhöhung deS Gewinnes zur Folge haben, für den Viehbesitzer oft den Anreizbildeten, alle verfügbare Milch in Geld umzusetzen, daS Milch-bedürfnis des eigenen Hausstandes hintanzusetzen und sich mitMagermilch und anderweitigen Fettsurrogaten zu begnügen. Auchder Alkoholismus werde auf diese Weise befördert.Humoristisches.— Glücklicher Zufall. Passagier(dessen Koffer einerDame auf den Kopf fällt, als er eben im Begriffe ist, das Eisen-bahncoupv zu verlassen:„Welch ein Glück... den Hütt' ich bei-nahe vergessen I"— Klassische Figur..... WaaS, der kleine Dicke dortist der berühmte Dichter? I.. Na. d e r sieht aber gar nicht auS wieein Poet 1"—„Erlauben Sie, der Mann besitzt doch epischeBreite und die dramatische Kürzel"— Gestörte Illusion.„Sie. in diesem Teich sind jagar keine Fischöl"— Warum sagen Sie mir denn daS?..Jetzt macht mir'S ganze Angeln schon keine Freud' mehr!"— Ein anderer Fall. Autor(bei der Premiere):„WaS? Ich soll mich nicht hinaustrauen? Ich?... Ich bin imletzten Feldzug drei Stunden im Kugelregen gestanden I"—Direktor:„Ja, aber damals haben Sie noch nichts gedichtetgehabt I"(„Fliegende Blätter.")Notizen.— Der Goethe-Verein veranstaltet diesen Winter zwanzigkünstlerische Veranstaltungen, und zwar Sonntag nachmittags 3 Uhrim Saale der Secession, Kurfürstendamm M8/9. Jedes Programmbildet eine geschlossene Einheit. Jahreskarte 6 M., Einzelkarten BOund 30 Pf. Die erste Veranstaltung am 25. November wird Goethegewidmet sein(Einleitende Worte von Leo Berg, Rezitation undGesang). Ferner sollen Rembrandt, Liliencron, Beethoven, Heine,Bach nsw. behandelt werden.— Die Idee kann bei richtiger Durch-führung sich als sehr fruchtbar erweisen.—„König OedipuS", eine„Umarbeitung" des Sophokles-schen Dramas von Hans Hamburger, erwies sich im S l u t t-g a r t e r JnterimS-Theater als eine banale Profanierung deS ge-waltigen Stoffes.— Ein Riesenspiegelteleskop von zweiundeinhalbMeter Oeffnung wird in der neuen kalifornischen Sternwarte aufdem Mount Wilson aufgestellt werden. Der neue Apparat wird anoptischer Kraft das größte bisher existierende Linsenteleskop um dasDoppelte übertreffen.— Ein neuer Damensport. Die erste weiße Frau, dieden Ruhm für sich in Anspruch ninnnt, Afrika durchquert zu haben,Madame Cabro, die Gattin des Obersten Cabra von der belgischenArmee, ist soeben wieder in Belgien eingetroffen. Madame Cabraverließ ihre Heimat zusammen mit ihrem Gatten im April 1905,reiste von Neapel nach Dar-es-Salam und ging von da nachZanzibar, Mombasa und Entebbe, der Hauptstadt von Uganda.Von da aus reiste sie mit ihrem Gatten bis zumAlbertsee und nach Mahagi im Kongostaat. überschrittdie Ruwenzorikette und wandte sich dann den Kongoflußabwärts nach der Küste. Madame Cabra erklärt, daß sie keinenennenswerten Gefahren und Entbehrungen habe überstehen müssen,aber einige Erlebnisse hätten sie sehr belustigt, besonders das Er«staunen der Eingeborenen beim Anblick der ersten Weißen Frau,die sie sahen. Ein Führer, der sie auf einer Strecke ihrer Reisebegleitete, erklärte sogar, er hätte bisher nicht daran geglaubt, daßcS weiße Frauen gäbe.verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck u. Verlag:Vorwärts Buchdruckcrei u.Verlagianstalt Paul Singer ScCo., Berlin LM