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Obrigkeit erhoben, die Gott   ihm gefeßt hätte; dazu habe es Menzel reserviert. Menzel gehören auch die beiden ersten Kabinette, sich mit entsetzlichen Morden befleckt. Da hätte die Obrigkeit uns die zu beiden Seiten den Umgang beginnen, so daß durch dieses ( den Soldaten) das Schwert in die Hand gegeben"... Auch in Hervorheben die grundlegende Bedeutung dieses Malers finnfällig diesem Bilde erhöht Frenssen den Eindruck der Wahrheit. So spricht hervortritt. Das linke Kabinett zeigt die prächtigen, fleinen Bilder ein Pfaffe immer wie viel mehr denn ein Militärpfaffe. des jungen Menzel, darunter das erst kürzlich entdeckte Bild Falt Es ist so viel des Nachdenklichen in dem Fressenschen Buche. auf eine Taube stoßend", das so frei und fühn in den Bewegungen Ein Dichter hat es geschrieben, ein Dichter, der nichts als die nackte der Tiere ist, so malerisch in der Atmosphäre. Das gegenüber­Wahrheit berichtet und doch eine reine fünstlerische Wirkung erzielt. liegende Kabinett zeigt die größeren Bilder der späteren Zeit, das Man mag nun fagen, es sei vom ästhetischen Gesichtspunkte Eisenwalzwerk", Sas Flötenkonzert", die Tafelrunde". aus zu viel Jammer, Elend und Ungemach aufgehäuft, und es Dann beginnt in den anschließenden Kabinetten die Aufeinander­sei ein etwas monotoner Feldzugsbericht". Aber wie die Ein- folge der einzelnen Kunstzentren Deutschlands  ; zeitlich befinden wir förmigkeit durch das landschaftliche Solorit belebt wird: wie hier uns hier in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Für diese Zeit die Soldaten gegen ein furchtbares Schicksal ankämpfen, zu welchem hatte gerade die Jahrhundertausstellung Aufklärung gebracht und die Beschaffenheit des Landes und die Verzweiflung der Eingeborenen wir spüren, wie diese Reſultate hier nutzbar gemacht sind. Berlin  , die schärfsten Waffen liefern das ist einzig. Frenssens Buch ist wo einige Bilder von Jacob, Berliner   Straßen, überraschen, dann die schwerste Anklage gegen preußische das sonnige, ländliche Fest von Scheurenberg  , ein besonderes Abenteurei im Auslande, die je ein Schriftsteller in Kabinett Alt- Berlin, dem eine interessante Blechen Kollektion unseren Tagen erhoben hat! Aus diesem Grunde ist nicht recht er- folgt, jenes Malers, dessen Vielseitigkeit und Eigenart auf sichtlich, warum Peter Moors Fahrt" gerade von militärischen der Jahrhundertausstellung erst entdeckt wurde; Wien  , wo be­Federn als patriotische Lektüre" für die Soldaten empfohlen werden sonders ein prachtvolles Kinderbild von Steinle fesselt, der Land­konnte. Sind denn wirklich all jene auchschriftstellernden alten schafter Waldmüller( auch eine Entdeckung der Jahrhundertausstellung), Krumpenreiter" auch Exzellenzen" figurieren dabei so tief Schwind; München  , vor allem Spigwegs feiner Badestrand von mit Dummheit und Blindheit geschlagen, daß sie wähnen, Frenssens Dieppe"; dann Dresden   mit dem neuentdeckten phantastischen Buch sei Hurra lektüre? Ganz gewiß: es ist ein patriotisches Friedrich, dem grotesken Mohn, dem feinen Raysti, dessen Knaben­Werk! Aber nicht im Sinne dessen, was byzantinische Soldschreiber porträt mit den grauen Tönen, dem blonden Kolorit unter Patriotismus verstehen. Peter Moors Feldzugsbericht" ist als denken läßt. Dann kommen die Düsseldorfer, eine patriotische Tat. Das Buch wird die Denkträgheit aus die Weimaraner, unter ihnen das eigenartige Talent unzähligen Hirnen berjagen, Abscheu, Efel und Empörung erwecken, Hausmann, der feine Landschafter Buchholz. Gerade diese Kabinette die Abenteurerlust dämpfen und dem ganzen Wolfe die bei- find durchweg Neuarbeit und die Galerie ist dadurch unendlich be­spiellose Lächerlichkeit der deutschen   Weltmachtsreichert. Im Treppenhaus sehen wir einen feinen Aft von Levin­politik plastisch vor Augen halten. Darum ist zu wünschen, Funde, ein Mädchen, das aus einem Duell trinkt, sehr leicht und daß Frenssens Feldzugsbericht in aller Hände komme! graziös. Die Löwin von Gaul steht an der Treppe. Das Erd­geschoß gehört der Gegenwart. Zuerst Böcklin  , dessen Frühlings­landschaft" herrlich hervorleuchtet. Dann kommt ein Kabinett, das Feuerbach und Marées  , die beiden großen Verkannten, bringt. Von Marées   besaß die Galerie früher fein einziges Bild, nun hängen hier gleich fünf interessante Werke, die das geniale Streben dieses so wenig gekannten Künstlers, der zu einer monumentalen Farbigkeit hinstrebte, sehr gut illustrieren. Von Feuerbach ist das wundervolle, in vornehmen grauen Tönen schwelgende Porträt seiner Stiefmutter am überraschendsten. Dann kommt ein Münchener   Saal mit Lenbach   und Uhde, vor allem der Uhde, ein armes Mädchen in ein­Malers, überrascht; unter einer prächtigen, einfach großen Landschaft, die man als Thoma anspricht, steht der Name Defregger  .

Kleines feuilleton.

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Die neue Nationalgalerie. Die Nationalgalerie ist wieder er öffnet und präsentiert sich dem Besucher in einer so veränderten Gestalt, daß man glaubt, etwas ganz Neues zu sehen. Die National galerie war früher das Sorgen- und Spottkind. Talmi- und Epigonentumst hatte sich in die Räume geflüchtet, die der Gegenwart dienen sollten. Direktor Tschudi  , der so energisch für die Anfacher, grauer Kleidung vor einer grauen Tür, aus der Frühzeit des schaffung guter, moderner, ausländischer Bilder eintrat, der gleich bei seinem Amtsantritt die Galerie so gründlich reinigte von all den Soldatenbildern, der dann die unvergeßliche Jahrhundertausstellung zustande brachte, er hat mum den weiteren Schritt getan, nicht nur die Galerie zu säubern, sondern nach der Säuberung gutes, neues Material anzuschaffen. Das ist ein positives Verdienst. Man steht einer annähernd vollständigen, modernen Galerie gegenüber, die fichere Anschauungen gibt und wirklich in Auswahl einen Ueberblick über alle Bestrebungen der Kunst in der Gegenwart bermittelt. Wie gut Tschudi   sein Gebiet beherrscht, das zeigt auch die An­ordnung. Das ist sein zweites Verdienst. Ausschlaggebend war hierfür wie für die Ankäufe die Jahrhundertausstellung. Die An­ordnung ist chronologisch und beginnt mit den oberen Sälen, so daß die neueste Periode in den Eintrittsjälen zur Darstellung fommt, was auch insofern gut ist, als den Besucher gleich die besten Bilder unserer Gegenwart begrüßen. Innerhalb des Ganzen sondern sich Einzelgruppen ab, die einzelnen Städte München  , Berlin  , Weimar  , Wien   usw., und besonders charakteristische Künstler erhalten Kabinette für sich.

Nur das Eine ist schade: daß diese kostbare Bildersammlung in einem so unvorteilhaften Bauwerke zur Aufstellung kommen mußte. Die großen Säle sind zu groß; die kleinen zu klein. Es fehlt also der modernen Sammlung das moderne Haus.

Die chronologische Anordnung beginnt in der obersten Etage. Man tut also gut, gleich dort hinaufzugehen. Es seien nur die Neuerwerbungen hervorgehoben.

Es folgen Leibl, Trübner, Thoma, Schuch. Leibls Bäuerinnen, ein prachtvoll lebendiges, malerisches Wert, prunkend in den Farben und doch ganz vornehm und zurückhaltend in der Wirkung; breite, charaktervolle Stilleben von Schuch; Porträts von Trübner und Landschaften von Thoma. Dann folgt als Abschluß das Lieber­mann- Kabinett, das neben älteren, schon bekannten Stücken eine neue Arbeit zeigt aus der jüngsten Zeit, eine Wiesenlandschaft in hellſtem, zartestem Schmelz der Farben, überaus erfrischend, eine köstliche Erquickung für das Auge. Eine großzügige Grunewaldlandschaft von Leistikow, ein feines Bildchen von Pankof fallen hier noch auf.

Die Plastik zeigt noch den alten Charakter. Hier wird die fäubernde Kritik noch viel ausmerzen müssen. Umsomehr überrascht die feine Sammlung von Kleinbronzen, die prächtige Arbeiten von Gaul, Bügel, Gehger zeigt. Ernst Schur  

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Notizen.

Im neuen Schauspielhause wurde Görners nicht mehr junges, aber immer noch frisches Weihnachtsmärchen, Aschen brödel" in glänzender Ausstattung" und guter Aufführung ins Repertoire aufgenommen. Zu schauen und zu bewundern gab's da vieles, auch die Künste des Balletts fehlten nicht. Nur fragt sich, ob gerade dies Schaugepränge das ist, was dem Kinde nottut. Der Vorsaal des zweiten Geschosses ist dem Ausgang des Die Berliner Sezession   hatte Donnerstag zur Vor­achtzehnten Jahrhunderts gewidmet. Diese Periode war bisher besichtigung ihrer Schwarz- Weiß- Ausstellung geladen. Ob es vorteil­spärlich vertreten. Wir sehen nun, daß speziell in der Bildnismalerei haft ist, die Ausstellung in einem Kunstfalon zu veranstalten und eine Reihe tüchtiger Kräfte tätig waren. Von Edlinger( 1741 nicht im eigenen Gebäude, bleibe dahingestellt. Es will überhaupt bis 1819) ein Bildnis, das als Charakterschöpfung eine Leistung, als scheinen, als sei die Sezeffion nicht rührig genug. Außer den Malerei gleichfalls bewundernswert ist. Etwas pedantischer ist Anerkannten gibt es nun doch wieder ein jüngeres Ge­Anton Graff  , der Berliner  , doch gleichfalls ein Künstler. Durch schlecht! Sollen die Jüngeren nunt wieder eine neue eine eigentümlich weiche Art der Malerei und merkwürdige Farben Sezeffion aufmachen? In München   hat man dafür die Institution ( orange und grün) fällt der Wiener Füger( 1751-1818) auf. der Frühjahrsausstellung, wo die Jungen zum Wort kommen. Jeden Tischbein( 1764-1850) hat ein Bild feiner Familie hier, das falls wird der Schwarz- Weiß- Ausstellung viel von ihrem bedeutungs­fich durch seine Lebendigkeit auszeichnet. Als Bildhauer vollen Charakter genommen, wenn man sie nicht für würdig erachtet, hebt sich kraftvoll Tassaert heraus mit der Porträt im eigenen Gebäude Unterkunft zu finden. Und doch wäre eine büste Ziethens, die ungemein fräftig und breit be umfassende Ausstellung moderner Graphit eine Leistung gewesen, handelt ist. Sein Schüler war Shadow( 1764-1850), die von sich hätte reden machen. Nicht nur in Berlin  , sondern auch von dessen genauer, solider Einfachheit eine Büste Zeugnis ablegt. außerhalb.

Eine Ueberraschung find die fleinen Bronzen von Schadow, die in Hat man sich jedoch erst mit dieser Einschränkung abgefunden, einer Vitrine zusammengestellt sind. Die anschließenden Säle werden so erfreut wiederum diese intime Darbietung. Was das gute ift: das interessante Bild dieser Zeit vervollständigen und auch die Hand- es hebt sich die Beobachtung immer mehr heraus, daß es nicht auf zeichnungen enthalten. die Richtung, sondern auf die Persönlichkeit ankommt. Manche, die

Das Mittelgeschoß wird in dem einen großen Saal Cornelius fich die moderne Manier des Strichs angeeignet haben, versagen. und Rethel bringen; der andere Saal wird dem großen Bilde von Bon diesen Persönlichkeiten soll dann noch die Rede sein.

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW

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