Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, im Jahre 1840. wurden die ersten Glühlanipen gebaut. Es wurden bei diesen Lampen Metallfäden, Platin, Iridium in einen Stromkreis eingeschaltet und so zum Glühen und Leuchten gebracht. Es ist interessant, daß der Lebenslauf der Gliihlampe mit Metallfäden begann, die dcfnn verlassen wurden und daß heute, wie wir weiter unten sehen werden, in den modenisten Glühlampen wieder Metallfäden verwendet werden. Diese ersten Glühlampen konnten aber nicht leicht in der Praxis gebraucht werden, weil die Fäden sehr dünn sein mußten und daher leicht schmolzen. Der geniale amerikanische Erfinder Edison war der erste, der einen der am schwersten schmelzbaren Stoffe — Kohle— als Material für die Fäden der Glühlampen benutzte. Damit dieser Kohlenfaden nicht mir der Zeit verbrennt, wird er in eine luftleer gemachte Glasglocke eingeschlossen, da bekanntlich ohne Sauerstoff, der in der Lust eisthalten ist, eine Verbrennung nicht stattfinden kann. Es müßte eine Kohlensadenglühlampe theoretisch daher eine unbegrenzte Lebensdauer haben. In Wirklichkeit aber kann, da die Birne nie vollkommen luftleer zu machen ist, sowie aus verschiedenen arideren Gründen, besonders aber, weil die Licht- intensität mit der Zeit abnimmt, eine normale Glühlampe nur zirka SlX> Stunden benutzt werden. Zu den ersten Versuchen verwendete Edison Fäden aus Graphrt, einer natürlich vor- kommenden Kohlenart, dann wurde Äartonpapier oder Bambus- (aser usw. unter Lustabschluß verkohlt und als Glüh- aden benutzt. Die Glühfäden in den modernen Kohlenfaden- Glühlampen werden in der Weise hergestellt, daß reine Zellulose- fäden zuerst verkohlt und dann noch präpariert werden. Dieses Präparieren besteht darin, daß auf dem verkohlten Zellulosefaden mit Hülfe deS elektrischen Stromes aus kohlenstoffreichen Gasen, z.©. Leuchtgas , ein weiterer Kohleimiederschlag gebildet wird. Lange Zeit blieb die Glühlampenfabrikation auf diesem Punkte stehen, bis man sich durch die unmer größer werdende Konkurrenz des Gaslichtes, besonders seit der Erfindung des Auerschen Glühstrumpfes genötigt sah, Glühlampen zu schaffen, die bei der- selben Lichtstärke einen geringeren Energieverbrauch bedingen, also billiger im Betriebe sind, Verbesserungen an den gewöhnlichen Glühlampen waren nur schwer zu machen. In jüngster Zeit werden zwar nach einem Verfahren des Amerikaners H o w e l l Kohlenfadeu- fMhlampen hergestellt, die einen geringeren Stromverbrauch haben ollen, doch find diese Lampen noch nicht zur Ver- breitung gelangt. Howell verwendet dabei Kohlenfäden, die nach dem Präparieren noch einmal auf zirka SSOV Grad erhitzt werden, mid nennt derartige Fäden»metalli- sierte Kohlenfäden", obwohl keine Spur von Metall daran zu finden ist. Größere Bedeutung und plastisch aus- fiedehnte Verwendung haben aber die Metalloxydlampen erlangt, peziell die N e r n st l a m p e. die in 7 Millionen Exemplaren bereits breimt. Metalloxyde brauchen, um glühend zu werden, viel weniger Strom als Kohle, ferner können sie, da sie eben schon oxidiert, das heißt mit Sauerstoff verbunden sind, sich nicht noch einmal mit Sauerstoff verbinden, d. h. verbrennen, Sie brauchen daher nicht wie die Kohlenfäden in einer luftleeren Birne zu brennen. Besonders gut eignen sich zu Glühlampen die am schwersten schmelz- baren Oxyde der sogenannten seltenen Erden, wie Zirkon, Thorium, Erbium. Jttrium u. a. m. Diese Metalloxyde— die Verbindungen des Metalls mit dem Sauerstoff— haben aber die unangenehme Eigenschaft, in ihrem normalen Zustande den elektrischen Strom nicht zu leiten. N e r n st entdeckte Ende der neunziger Jahre deS vorigen Jahrhunderts, daß die Metalloxhde den Strom leiten, wenn sie vorher von außen erwärmt werden. Auf Grund dieser Eni- oeckung find die Nernstlampen konstruiert; um den Glühkörper, der die Gestalt eines Stäbchens oder Bügels hat, ist eine Heizspirale aus dünnem Platindraht gelegt, die zuerst in den Strom ein- f geschaltet wird. Sie wird glühend und erwärmt den Nernstkörper o, daß er leitend wird. In diesem Augenblick wird durch einen im Lampensockel befindlichen Elektromagneten die Heizspirale aus- geschaltet. Die Lampe wird durch diese Spezialkonstrnktion verhält- nismäßig kompliziert und daher teuer. Sie kcfftet zirka sechsmal so viel als die gewöhnliche Glühlampe. Sie braucht aber nur zirka halb so viel Sstom wie diese. Sie wird daher sehr viel verwendet, besonders bei einer Spannung von 220 Volt, bei der die weiter unten erwähnten Metallfadenglühlampen nicht verwendet werden können. Auer kam ungefähr zu derselben Zeit, da Nernst seine Eni- deckung machte, auf den Gedanken, Osmium, ein sehr schwer schmelzbares Metall, das dem Platin verwandt ist, zu einem Glüh- faden zu benutzen. Nach mannigsachen Schwierigkeiten, die bei der Herstellung des Fadens zu überwinden waren, gelang es ihm. in der Osmiumlampe eine brauchbare Lampe zu schaffen, die nur halb so viel Sstom wie die gewöhnliche Lampe braucht und dabei oft bis zu 5000 Stunden brennen kann. Osmium- lampen können aber nur bei ganz niedrigen Spannungen brennen bis zirka 80 Volt. Metalle leiten den Strom sehr gut. Je größer die Spannung ist, desto länger muß der Faden sein, ES ergibt sich daher bei größeren Spannungen die Schwierigkeit, den sehr langen Faden in der Birne unterzubringen. Beim Osmium ist das besonders schwierig, weil dieses in der Hitze sehr weich wird und sich durch- biegt.(Die Osmiumlampen können daher nur senkrecht nach unten hängend brennen und find auch gegen Stöße sehr empfindlich.) Osmiumlampen müssen daher, weil sie nur für niedrige Spannungen gebaut werden, bei der in den meiste» Städten üblichen Spannung von IIS oder 220 Volt mehrere hintereinander geschaltet brennen. Das bedeutet, daß bei IIS Volt mindestens immer 2. bei 220 Volt immer 4 Lampen gleichzeitig brennen müfien. Für viele Zwecke, z. B. Schaufeusterbeleuchwng-c, ist das aber lein Hindernis. Die Osmiumlampe ist bedeutend einfacher als die Nernstlampe, wenn auch der Faden in einer luftleer gemachten Birne brennen muß. Da aber Osmin ziemlich selten ist. kostet die Lampe noch mehr als die Nernstlampe. Der hohe Anschaffungspreis wird aber durch die Ersparnis an Stromkosten wieder ausgeglichen. Da die Frage der Metallfädenglllhlampen einmal in Fluß ge» bracht war, mühten und mühen sich die Elekstotechniker unter dem Zwange der Konkurrenz ab. einen Metallfaden zu finden, der auch bei höherer Spannung Verwendung finden kömite und nicht so weich wie der Osmiumfade» wäre. Am erfolgreichsten waren bis jetzt B o l t o n und Feuer« lein von der Firma Siemens u. Halske , die die Glühfäden aus Tantal herstellten. Tantal gehört zu den sogenannten seltenen Erden und ist von dem erstgenannten zuerst rein dargestellt worden. Tantal ist schwer schmelzbar, leitet aber den Strom sehr gut, so daß auch hier sehr lange Fäden erforderlich werden. So beträgt z. B. die Länge des Fadens bei einer 25 kerzigen Lampe für 110 Volt schon 050 Millimete'. Dieser Faden wird nun in äußerst sinnreicher Weise in einer Glocke untergebracht, die nicht größer ist als die einer normalen Koblenfaden-Glühlampe, Die Birne ist auch hier evakuiert, das heißt luftleer gemacht. Tantallampen werden für Spannungen bis 120 Boll hergestellt und können in jeder Lage brennen. Sie brauchen nur halb so viel Energie wie Kohlenfaden-Glühlarnpen. sind aber auch noch bedeutend teurer im Anschaffungspreis wie diese. In neuester Zeit hört man sehr viel von einer sogenannten Wolfram « lampe, die nur ein Drittel Energie der normalen Glühlampe verbrauchen soll. Auch der Glühfaden der sogenannten Osram« lampe, die bereits auf den Markt gebracht ist, enthält Wolftam. Ausgedehntere Verbreitung haben diese Lampen bis jetzt nicht ge- ftmden. Die Stephanslirche in Wien z. B. ist mit Wolsramlampea in sehr wirkungsvoller Werse bereits beleuchtet. Den größten Fort« schritt würde die sogenannte Kuzellampe bedeuten, wenn alle Erwartungen, die man auf ste setzt, sich erfüllen. Die Glühfäden der Kuzellampe bestehen aus den sogenannten Kolloiden der seltenen Metalle. Diese Kolloide bilden mit reinem Wasser plastische Massen, aus denen dann die Fäden durch Düsen gepreßt werden. Die nach diesem Verfahren hergestellten Glühlampen sollen eine Brenndauer von zirka 1000—1500 Stunden und einen Energieverbrauch von V«"-1/? der normalen Lampen befitzen. Das bedeutet nichts weniger, als daß sie ökonomischer als gewöhnliche Bogen- lampen sind. Diese Verbilligung der kleinen Lichtquelle lbei der Bogenlampe muß man immer mehrere hundert Kerzen- stärken in Kauf nehmen) würde eine wahre Umwälzung in der Beleuchtungstechnik hervorrufen. Die elektrische Be- leuchtung würde dann erst auch in den weiten Schichten der Bevölkerung dem Leuchtgas erfolgreich Konkurrenz machen können. Ob die Kuzellampe auch tatsächlich den Erfolg hat oder nicht, auf jeden Fall wird die nächste Zeit weitere Verbesserungen in der Richtung der Metallfadenlampen bringen. Die Zeit, wo diese die alte Edisonsche Kohlenfadenlampe verdrängt haben wird, ist nicht allzufern. kleines feirilleton. Bon Kolonialgreiirln. Koloniale Eroberungen und Grausamkeiten, die gehörten stets zusammen. Wie haben Europas Völker ihre Kolonien errungen? Durch Blut sind sie gewatet in den ftemden Ländern, die sie den früheren Besitzern geraubt haben. Der spanische Bischof Las CasaS klagte 1552, daß Spanien in Amerika im Laufe von nur vierzig Jahren über zwölf Millionen Indianer hingemordet habe. Die Spanier besetzten 1SS8 die Inselgruppe der Ladronen im Stillen Ozean — heute Karolinen . Nach fünfzig Jahren waren von 100 000 Eingeborenen nur noch 2000 übrig! Und die fromm- biederen englischen Quäker in Nordamerika ? Sie ließen die Rothäute Hetzen und setzte:, Preise aus für jeden Skalp, von Mann, Weib und Kind, Ein Kindersialp galt noch 20 Dollar I Dann erfand ein englischer„Menschenfreund" die Sstaverei der Reger,„Zur Schonung des schwächlichen Indianers" — soweit diese nicht schon erschlagen waren— solle man die Reger herübcrholen. So kam es zu den scheußlichen Sklavenjagden. MS aber der amerikanische Pflanzer durch die billige Arbeit der Neger- sklaven immer reicher wurde, als er dem englisch -indischen Händel in Baumwolle gefährliche Konkurrenz machte, da star wieder eu. englischer Menschenfreund auf und brachte der Menschheit— die dem Edlen zujubelte— das Verbot der Sklaverei. Die englischen Kriegsschiffe kaperten mit rühmlichem Eifer die Sklavenschiffe. befreiten das„schwarze Elfenbein" und nahmen so dem amerika » nischen Konkurrenten die billige Arbeit weg. Wie die englische Menschlichkeit sich bei der grausamen Niederwerfung des indischen Aufstandes zeigte, ist bekannt. China wurde von den englischen Wohltätern der Menschheit durch den Opiumkrieg 1840— 1842 gezwungen, seine Häfen dem englischen Opium zu öffnen. Hongkong wurde weggenommen, Abg. Cobden sagte im Parlament:„Wenn die Engländer— natürlich im Jntereffe der Zivilisation!— einem Kliliden die Zähne aufbrechen, so kommt es ihnen weniger darauf
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23 (22.12.1906) 248
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