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an, was sie von ihm kaufen, sondern was sie an ihn absetzen." Der Abg. Bowring aber rief bagegen: Opium ist ebenso unschädlich als Tee- daher muß Kanton dem Opium geöffnet werden."
So handelten die ebenfalls sehr frommen Holländer im sogenannten Mustattriege im Anfange des 17. Jahrhunderts. Die Leute der Insel Banda hatten bisher den Verkauf der Mustat muß als ihr Borrecht betrachtet und verteidigten es. Die gesamten Einwohner der Insel wurden ausgerottet.
Bon 1830 bis 1847 führte Frankreich Krieg zur Eroberung von Algier . Wie haben seine Generäle dort gehaust! General Bugeaud zahlte für jeden Kabylenkopf 10 Frank, füc Ohren 6 Frant. Marschall Pelissier ließ 1845 einen Kabylenstamm, der sich in die Höhle von Dachar geflüchtet hatte, durch Rauch töten.
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berdecken war. King feßt seine Philosophie, im Sande hingestreďt, fort, vollführt sodann im Badekostüm mit jungen Mädchen einen Ringel reihen und windet einer eifersüchtigen Geliebten, die ihn, vielleicht auch jemand anders, gerade erstechen will, das Messer aus der Hand. Franz wird von den bedrohlichen Attacken auf den Gatten durch den Anblick eines wunderschönen italienischen Kellners abgelenkt, der sofort init ihr aufs Meer hinaus segeln muß. Ein hanswurstiger Jüngling, welcher sie durchaus heiraten will, winkt, unerschütterlich im Glauben, der Entführten mit aufgehißtem Taschentuche nach.
Einzig die Sorma hatte eine Rolle, aus welcher ihre Wunderfunst etwas zu schaffen wußte. Die onderen Figuren trotten in -dt. ihrer Hohlheit jeder schauspielerischen Anstrengung.
Kunst.
In Südafrika hat England die Kaffernstämme dezimiert. In Australien brauchten die englischen Ansiedler Weideland Die russische Malerei fommt in der Geschichte der Kunst und Buschland für ihre Schafherden. Deshalb nallten sie die meist stiefmütterlich weg. Bisher war ein zusammenfassendes Urteil nur mit einem Holzstücke, dem Bumerang bewaffneten Australneger nicht möglich, da das Material fehlte. Die Ausstellung„ Russische nieder, und diese sind fast ausgerottet. Auf der großen Jusel Kunst", die der Kunstsalon Schulte veranstaltet, ist daher eine Tasmania wurde der Stamm der dortigen Auftralneger, ein Bereicherung, umsomehr, als das überaus mannigfache Material uralter Stamm, in wenigen Jahren vertilgt bis auf ein einziges einen guten Ueberblick über mehrere Jahrhunderte gibt. Wir blicken Menschenpaar, das dann in Haberttown als zoologische Merk- da in eine neue, unbekannte Welt, deren Reichtum uns überrascht. würdigkeit" gezeigt wurde. Auf Neuseeland hatte der ebenfalls Das Fremdländische kommt nicht einmal so auffallend zum Ausdruck. uralte Stamm der Maori fast das gleiche Schicksal. Nur wenige Wir begegnen Reminiszenzen europäischer Kunst. Barod, Rokoko, Maoridörfer sind noch erhalten. Ein deutscher Geograph schrieb Biedermeier usw. Doch ist das eigentlich nur äußere Schablone. darüber:„ Nie ist das gemeinste Räubersystem unter dem Dedmantel Dahinter steht doch, wenn auch zurückgehalten, das Temperament der Zivilisation so schmachvoll und so banditenmäßig offen und einer anderen Rasse. Und das verblüfft und fesselt uns. Nicht frech zur Schau getragen worden, wie von den Briten auf Neu- nur das äußerlich veränderte Milieu gewinnt Einfluß, etwa Seeland!" die wundervoll, tieffarbigen Wandstoffe, gold auf blau, rot auf grün, mit einer reichen, strogenden und gellenden Ornamentit. Sondern das Seelische, die Kraftäußerung, die in der Art des Pinselstrichs zum Ausdruck kommt.
Und das Deutsche Reich? Es hat seit 1884 erst Kolonien und hat schon in Kamerun und Ostafrika grausame Kolonialfriege geführt. Jetzt fämpft es seit drei Jahren in Südafrika einen Schimpflichen, ruhmlosen Kampf, der uns Steuerzahler aber bald eine halbe Milliarde kosten wird. Wie in Australien soll den Hererostämmen, die sich erhoben haben, infolge der Ausschreitungen der Bureaukratie und Soldateska- fiehe Prinz Arenberg und seine scheußliche Untat!- ihr Weideland, ihr Vich weggenommen werden, sie selbst aber sollen zur Strafe für ihren Ungehorsam!- ausgerottet werden. Und das soll uns die uationale Ehre gebieten!
Theater.
Deutsches Theater : Ringelspiel, Lustspiel in drei Aften von Hermann Bahr . Die schläfrige Faulheit wird in diesem Lustspiel als schönste Blüte an dem Baume des Lebens gefeiert. Die Personen des Stückes, die tagsüber im Wasser, im Tonnenwarmen Sande des venetianischen Lidostrandes, oder in den weichen Seffeln ihrer Villa liegen und sich für die unvermeidliche Mühe des Redens durch möglichst ausgedehnte Pausen entschädigen, spiegeln zugleich den Geisteszustand wieder, in welchem die Szenen der Komödie hingefrigelt find. Bahr scheint's mit seinem Philofophen King zu halten, der die Borstellung von einem realen Zusammenhang" als einen von den vorgeschrittenen Individuen längst überwundenen Aberglauben erklärt; er sieht, in diesem Stile weiter philosophierend, dann wohl auch das Unvermögen, in einem Bild des Lebens Zusammenhänge dar zustellen, als Ausdruck und Beweis der vorgeschrittensten dichterischen Entwickelungsphase an! Der Mangel jeglicher Bemühung wirkt um so ärgerlicher, als Bahr doch früher einmal in seinem„ Meister" gezeigt hat, wie Interessantes er bei straffer Konzentration der Sträfte auch im Drama geben könnte.
Das Publikum wurde schon im ersten Aufzug, deffen schleppendes Tempo die Regie noch schleppender machte, ungeduldig. Am Schluß tam: es zu einem Theaterslandal mittlerer Größe. Als der Vorhang fiel, ertönte ein lautes Bfui und ein bom offiziellen Theaterpremieren beifall nicht zu übertäubendes Zischen. Der Mittelatt war ein ganz persönlicher Triumph der Sorma. Sie spielte ein quecksilbern leichtsinniges Dämchen, das ihren in Venedig faulenzenden Mann durch plöglichen Ueberfall ein wenig aus der Ruhe aufstört, mit so fprudelnd lebendiger, anmutiger Natürlichkeit, daß man die Unmöge lichkeiten des Stüdes einen Augenblick vergaß. Daß Bahr Gelegen heit zu dieser glänzend originellen, schauspielerischen Leistung bot, ift ziemlich das einzige, was sich zu seinen Gunsten in der Bilance des Abends buchen läßt.
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Man kann Rußland etwa mit Schweden vergleichen. Natürlich nur gradweise. Beide haben gemeinsam dieses eigentümliche Nebeneinander urwüchsiger Kraft und raffinierter Kultur, temperaments voller Leidenschaft und gewählter Eleganz. Beide nehmen mit Berve und Ueberzeugung die modernen Jdeale an, haben aber zugleich einen eigenen, festen Untergrund, der dem Uebernommenen eine besondere Note giebt. Bei aller elementaren Bucht treffen wir hier auf eine Kultur des Auges, die durchaus reif und vollendet ist. Das Realistische, das Phantastische, das Dekorative, fommt gleichmäßig zum Ausdruck, und selbst die ausgeflügelten Effekte baben noch etwas von jener felbstverständlichen Urwüchtigkeit, die durch sich selbst überzeugt. Eine feste, sichere Beichnung ist hier selbstverständlich. Und die Farben glühen und funteln hier mit aller Selbst die ganz modernen Versuche, der Pointillismus Pracht. zum Beispiel, der sonst leicht etwas Künstliches hat, wirkt natürlich und als Ausdruck einer innerlichen Notwendigkeit. Man wird die Nachwirkung späterhin wohl spüren. Man wird in der Sezeffion bielleicht etwas frischer in den Farben, flotter im Strich, elementarer im Ausdruck der Linie werden. Diese tiefen, glühenden Farben werden ihren Einfluß zeigen. Das Zeichnerisch Kräftige wird auch vielleicht mehr wieder in den Vordergrund treten.
Notizen.
- Der Herr Professor über das Medizinstudium der Frauen. Profeffor b. Bergmann, der kürzlich anläßlich eines Jubiläums in der ärztlichen Welt gefeiert wurde, bekannt als Chirurg und Kliniker, legt Wert darauf, in der Frauenfrage zu den landesüblichen Bornierten zu zählen. In einer Enquete der Zeits schrift Medizin für Alle" über das Medizinstudium der Frauen äußerte er sich:" Ich bin ein ausgesprochener Gegner des Studiums der Medizin von Frauen. Weder förperlich noch geistig sind sie ihm gewachsen. Solange die Frauen nicht die Köche und die Schneider aus ihrem Gewerbe zu drängen vermögen und wenigstens diese Gewerbe als ihr Monopol in Anspruch nehmen, werden sie auch neben den Aerzten nur ein fümmerliches Leben führen. Gute wissen schaftliche Arbeiten können Frauen gewiß leisten; die Kämpfe aber mit den Erregungen, Verantwortungen und Verzweiflungen eines Arztes will ich ihnen nicht zumuten, denn dazu schätze ich die Frauen viel zu hoch."
Vielleicht wird der sorgsame Herr Professor den Frauen auch die Erregungen, Verantwortungen und Verzweiflungen des Kampfes um die Eristenz und schließlich auch der Mutterschaft und der Er ziehung abnehmen aus lauter Hochschäßung.
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I will den
Der erste Aft besteht fast ausschließlich aus Philosophie und Küssen, die ein blondsentimentales und entsprechend edles Fräulein, zeitweilige Stellvertreterin der abwesenden Gattin, von dem phleg- Die letzte fünstlerische Entdeckung Münchens , das bekanntlich matischen Julius erhält. Herr King, Hausfreund und Philofoph, alle Jahre sich einmal enthusiasmiert zuerst für die Duncan, der jeden Tag benutt, sich in der Kunst des Nichtstuns weiter aus- dann für die Schlaftänzerin Madeleine und soeben für den blutigen zubilden, apostrophiert das Fräulein als eine Geistesverwandte der Peters- die Tänzerin Rita Sacchetto , tanzte in einer VerNenaissance! Die Gemahlin, das Wiener Franz'l, ist, als sie im Sturm anstaltung des Vereins Berliner Künstler zur Probe und Reklame. hineingewirbelt kommt, über diese Freundin nicht im geringsten Sie ist geschmeidig, ausdrucksvoll, hat Rhythmus und überrascht oder chokiert. Es war in ihrer Ehe ausgemacht, daß Tanz reformieren. Berlin W. hat also wieder etwas zu protegieren. jeder seinen eigenen Weg gehen solle. Sie freut sich nur, da ihr Das Weimarer Hoftheater, mit dem mancherlei Julius auch hier wieder so guten Geschmack dokumentiert habe, duzt, historische Erinnerungen verknüpft sind, ist abgebrannt, kurz bevor herzt und füßt das Fräulein und gibt mütterliche Ratschläge zur es abgebrochen werden sollte. Dasselbe Theater, in dem Goethe Behandlung des Manues, so gut gefällt sie ihr. fo gut gefällt sie ihr. Doch nicht und Schiller ihre Dramen aufführen ließen und das nach seiner minder findet sie nach langer Trennung auch ihren Gatten allerliebst Erneuerung Liszt und Dingelstädt wirken sah, brannte bereits am und bändelt mit dem leicht zu Fangenden von neuem an. Bum 22. März 1825. Das Stück, an dem gerade geprobt wurde, als Aus dem Leben eines Schluffe gibt's ein Bündel loser Szenen aus dem Badetreiben, deren infolge Kurzschlusses jetzt Feuer ausbrach, hieß: Dürftigkeit indes auch durch die hübschesten Dekorationen nicht zu Detektivs." Das Ende der„ klassischen Stätte" ist wenig rühmlich. Perantwortl, Nebatteur Fans Weber, Berlin , Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
GURAR
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