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Bahlreichere Opfer fallen sehen sollte der Mauer der Föde:[ bes Awories primitiven Frühzeiten der Operette zurück: zierten". Die Erschießung der Geiseln blieb nicht ungerächt. volkstümliche Melodik, kein tiefdramatisches Streben, aber auch Nach der Erstürmung der Mairie des 11. Arrondissements wurden, fein Hajchen nach Raffinement. Die Aufführung eine ganze Woche lang, Hunderte von Kommunarden zur Mauer brachte der jetzigen Direktion, die sich wohl noch immer der Roquette geführt. Auch sie starben mutig mit Frechheit", aus früherem Unheil herausarbeiten muß, einen lauten Erfolg. wie die Sieger sagten. Emile Fortin gelang es, fich den ersten Ver- Dazu jalfen ganz besonders die schauspielerischen Künste ber folgungen zu entziehen und so sein Leben zu retten. Er wurde Darstellenden mit. In erster Linie nennen wir einen, zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, die er in Staledonien verder in Gefahr ist, zuletzt zu kommen: William Hart­brachte. Nach der Amnestie kehrte er zurück und verlebte den Rest hausen; er ist einer der würdigsten Künstler, die wir kennen, feiner Tage als gewissenhafter, bescheidener Arbeiter, den Ideen, derzeit ohne rechte Verwertung seiner Sträfte und diesmal mit einer für die die Kommune gefämpft hat, ergeben, ohne jedoch irgendwie jozusagen unmöglichen Rolle bedacht, in der er jedoch alles Beste hervorzutreten. Aus seinen Mitteilungen hat Buillaume die De- tat. Reben ihm ist als Sängerin Lina Doninger zu nennen, tails seiner Erzählung gewonnen.

Theater.

und abgesehen von kleinen Störungen bewährte sich in dieser Weise auch Alma Saccur. Als die komischen Helden des Abends be­tätigten fich riz Werner und Reinhold Wellhof, dieser trotz schwerer Indisposition, die er zur Rettung des Stüdes gut überwand.

Jo ach! Jm Canon fingen wir, daß du gehst fort von hier. DIJI DI am!

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ach- im,

das ist gar sehre schlimm. nsw.

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H. S.

Freie Voltsbühne( im Berliner   Theater): ( im Berliner   Theater): Die Häuser des Herrn Sartorius". Komödie in drei Aften bon Bernard Shaw  . Daß diese Satire auf die englische Geld­moral in London   wütend niedergezischt wurde, ist ja einigeen begreiflich. Daß aber auch in Berlin   noch von feiner Bügne igre Aufführung gewagt wurde, spricht dafür, daß die britische wie die deutsche Geldherrschaft dieselbe ist. Dort wie hier ist sie von der­selben Seite tödlich verwundbar- aber auch tödlich figlich. Man Diefen Canon( in der Quinte") brachte vorgestern, Sonntag, läßt sich bei uns wohl Gorfis Bagabunden" gefallen. Teils aus der Berliner   Volfschor Herrn Professor Josef Joachim Perversität  , teils aus Heuchelei. Aber sobald der Mammonismus als Ständchen dar, zum Dank für seine wahrhaft freundliche Ber angegriffen wird, versagt sofort der Mut unserer einheimischen Theater- anstaltung eines Kammermusikabends. Den Canon hatte der Theorie budenbefizer, genau wie jenseits des Aermelfanals. Die Shawsche lehrer des Gefeierten, Moritz Hauptmann  , ant 12. Of Komödie ficht sich echt englisch an. Aber haben wir denn nicht auch bei uns tober 1845 seinem damaligen Schüler zu einem Abschied ins unzählige Mietstafernenbefizer, die von der notorischen Armut den letzten Stammbuch geschrieben. Für den Meister war diese Auf­Groschen erpressen, ohne sich jemals über ihr verworfenes Gewerbe frischung überraschend gekommen, und er dankte dem Chor mit der Gewissensvisse zu machen? Sie scharren das Blutgeld haufenweis schlichten Sachlichkeit und Herzlichkeit, die das Leben und Wirken zusammen- mögen darüber unzählige Menschen zugrunde gehen. dieses Stünstlers auszeichnet. Im Konzert hatte er( mit den Herren Und haben wir nicht übergenug Kapitalisten, die nur immer darauf Karl Halir, Ad. Müller und Rob. Hausmann) drei bedacht find, eine möglichst hohe Rente aus ihrem Gelde herauszu- flaffische Streichquartette gespielt, in jener flassischen Vortragsweise, schlagen, ganz gleich, durch welche Mittel fie gewonnen wird? Das mit der sich die Kritik bereits oftmals auseinandergesetzt hat. Gin herzlose Gaunertum sigt allemal im Ringe der oberen Zehntausend: entgegenkommendes hören belohnt sich durch die außerordentlichen dieser Wahrheitsfag ist so alt, wie die sogenannte Stultur" welt. Feinheiten, in denen das Spiel Joachims und der Seinigen Bernard Shaw   hält seinen Landslenten in dieser Komödie ähnliche lebt. Daß daneben auch start abweichende Bortragsweisen ,, unerfreuliche Tatsachen" vor Augen, wie in Frau Warrens Ge- möglich und bekannt sind, bedarf hier am ehesten deshalb der werbe". Es sind die Tatsachen einer strupellosen Ausbeutung der Erwähnung, weil wir es als interessant begrüßen würden, wenn proletarischen Maffe, bei Licht befehen: der Aermiften unter den der Berliner   Volkschor uns später auch mit anderen Kammermusikern Armen. Das Milieu erscheint mir ein wenig verschoben. Die bekannt machen wollte. Zwei Tage vorher hatte die genannte Motive find dort wie hier die gleichen. Und auch die Erhebung Gesellschaft, die fich allmählich zu einer eigenen Bedeutung im der Verbrechermoral zur gesellschaftlichen Tugend ist sich gleich Berliner   Musilleben aufichwingt, einen Einführungsabend ver geblieben. Daß Sartorius   wirklich ein erbärmlicher Sterl sein soll, anstaltet; es sprachen Dr. Leichtentritt über Kammermusit" wofür er im Londoner   Armenviertel gilt, glaubt er selber an und Dr. Guttmann über Joachim. Wie dankenswert solche wenigsten. Wie fäme er dazu, feinerseits zur Berbesserung der Lehrhafte Hülfen find, haben wir selbst mehrmals angedeutet. Existenzen beizutragen? Wenn", so schließt er, Menschen sehr arm sind, kann man ihnen nicht helfen". Also nimmt man, wo und was man friegen kann. Seine Tochter berlenguet ihre Abstammung ebenso wenig. Ihr ist die Armut verächtlich, hassenswert, ber­abschenungswürdig. Zur Lady erzogen, teilt sie obendrein die An­schauung der Damen von Stand. Die Nasse, das Tempera ment: das find freilich die Unterscheidungsmerkmale zwischen den Die meistgelesenen Bücher des legten Jahres Töchtern plutokratischer und aristokratischer Familien. Der von suchte Das Literarische Echo", wie alljährlich, durch eine Umfrage diesem letzteren Flügel herstammende Dr. Trench teilt aber auch bei den Leihbibliotheken zu ermitteln. Für die Zeit vom Oktober 1905 dieselbe Begriffsstuzigkeit in der Frage der Geldmoral, bis Oftober 1906 werden von 144 Leihbibliotheken als am meisten obwohl gewissermaßen auf Umwegen. Geld stinkt nun einmal gelesen angegeben: nicht. Deshalb heiraten fich bie beiden, nämlich Blanche, des Sartorius   Tochter und Dr. Trench schließlich doch. Die Ummoral bleibt Sieger. Auch dieser Komödie haftet ein Zug ins Große an. Die Satire trifft mit brennendem Pfeil ins schwärzeste Herz wär's auch ein harter Stein. Sie verursacht tödliche Wirkung um so mehr, je besser sie zur Darstellung kommt. Und die Darstellung war bortrefflich. Lilly v. Helling( Blanche), Claudius Merten( Sartorius  ), Ferdinand Kurth( Dr. Harry Trench), Paul Neßler( William), schließlich Adolf Steinert als Regisseur wie anstelle des plöglich erfrankten Her- felben mann Picha als Darsteller des schurkischen Lickchease und Margarete Albrecht( Stubenmädchen) boten vorzügliche Leistungen. Aufruhr, wie feinerzeit in London  , erregte die Komödie zwar nicht, aber sie errang einen starken Erfolg.

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Musit.

e. k.

Notizen.

Frenssen, Hilligenlei.

Viebig  , Einer Mutter Sohn

Böhnie, Tagebuch einer Verlorenen Herzog. Die Wiskottens

Heer, Der Wetterwart

Stilgebauer, Göz Krafft

Seestern, 1906

Dmpteda, Herzeloide.

121 mal

83 27 83"

69 .

43 38

"

27

36"

32 H

SZ

Als meistgelesene Autoren ergeben die Tabellen in nahezu ber

Reihenfolge:

G. Frensen C. Viebig. M. Böhme

R. Herzog

J. C. Heer

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G. v. Dmpteda.

E. Stilgebaner.

Seestern"( Dr. F. Grautoff).

128 mal 91 84"

71

48

443

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11

46

"

38"

36"

Neuerdings reißt an den Operettenbühnen der Unfug ein, von berstorbenen Meistern Stüde   aufzuführen, die so viel Neubearbeitung enthalten und so wenig nach ihrem Ursprunge bezeichnet werden, daß man schließlich nicht weiß, wie weit man ein Werk Das Ergebnis ist nicht gerade erfreulich, wenn es auch fein all­des Meisters felber bor fich hat. Namentlich Johann gemeines Urteil zuläßt, da das Leihbibliothekenpublifum nur einen Teil Strauß wurde in dieser Weise ausgebeutet. Diesmal ging es bes Lefepublikums darstellt. Der literarische wertlose Roman von über den vor sieben Jahren verstorbenen Karl Millöder her. Stilgebauer und das wohl meist des Stoffes wegen gelesene Tage­Irgendwie hatte man aus seinem Nachlaß eine dreiaftige Operette buch einer Verlorenen waren schon in der vorjährigen Statistit ent fonstruiert: Confin Bobby"; als Textdichter zeichnen zwei balten und zwar an erster und zweiter Stelle. Bemerkenswert ist, Junge, Benno Jacobson und Franz Wagner. Pas vie fchitell Modebücher wieder außer Kurs gefeßt werden. Frenssens Theater des Westens war es, das am vergangenen Sonn- Jörn Uhl" und Buddenbrooks" von Main   wurden in dem ver­abend diese Neuheit brachte. Wie wenig vom Inhalt erzählenswert flossenen Jahr mir noch wenig begehrt, auch Beyerleins Jena oder ist, sieht man leicht aus der einen Andeutung, daß die mazedonischen Sedan  " ist ziemlich von der Bildfläche verschwunden. Von der Berwandten eines Hoteliers, der Nero Sanftleben heißt, mit einem Stritit vielfach anerkannte Bücher fehlen unter den meistgelesenen. Impresario und feiner mazedonischen Variététruppe verwechselt Das ist auch bezeichnend. werden. Die Mufit führt uns zu den im guten Sinne

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Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  , Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.