Kleines feuilleton.
Medizinisches.
-
Die Uebertragung des Haarausfalles. Die jenige Form des Haarausfalles, welche in Form von kreisrunden Flecken auftritt, kommt epidemisch in Familien, Pensionaten und Rafernen bor, was darauf hinweist, daß man es bei ihr wahrscheinlich mit einem Parasiten als Krankheitsursache zu tun hat. Eine Reihe verschiedener pflanzlicher Pilze sind beschuldigt worden, die freisfledige Kahlheit hervorzurufen. An der Richtigkeit dieser Pilzbefunde ist nicht zu zweifeln, allerdings ist von ihnen teilweise nachgewiesen, daß sie sich auch bei normalen und anderweitig erfrankten Haaren finden. Einen neuen Fall einer Epidemie von Haarausfall , und zwar von einem Polizeibureau ausgehend, hat Dr. Th. Maher in Berlin beschrieben. In einer Stadt erkrankten eine Anzahl Polizeibeamte eines Bezirkes an Haarausfall . Der zuerst Erkrankte wies eine schwere Form dieser Krankheit auf, es folgte alsdann die Erkrankung des zweiten, und diese dauerte monatelang. Der Reihe nach erkrankten zwölf Schußleute. Die Behörde ließ alsdann eine fachmännische Untersuchung anstellen, und diese ergab, daß der Haarausfall nur die seitlichen und hinteren Stellen des Schädels betraf, da wo der Kopf am meisten die Bettdecke berührt, die Uebertragung durch das Bett war daher mit Sicherheit anzunehmen. Von der kreisfleckigen Kahlheit hat man auch vielfach angenommen, daß allgemeine Schwächezustände, Blutarmut und örtliche Schädlichkeiten die Ursache wären. Das traf bei den Schuhmännern jedoch nicht zu, denn allgemein handelte es sich bei diesen um jugendliche und vollkräftige Personen. Eher mag man dem Nerveneinfluß in manchen Fällen eine gewisse Rolle zuweisen, denn oft find nervöse Beschwerden mit dem Leiden verbunden, bei der Schuhmannsepidemie war dies jedoch auch nicht der Tall. Was die Heilung der Krankhett anlangt, so tritt diese manchmal noch nach langer Zeit ein, manchmal bleibt sie jedoch gänzlich aus. Technisches.
16
-
wurden 54 Kilogramm Natrium verbraucht. Das in geschmolzenem Bustand eingeführte Natrium wurde an den Röhrenenden einfach mit einem Messer glatt abgeschnitten, worauf der luftdichte Ver schluß mit einfachen Gußeisenkappen erfolgte, die von Kupferbolzen durchbohrt waren. Bei den Versuchen stellte sich heraus, daß kein merklicher Stromverlust stattfand. Die Leitung wurde dann mit wetterfester Farbe gestrichen und ist seitdem monatelang jeder Witterung ausgesetzt gewesen, ohne eine Veränderung in der Brauchbarkeit erlitten zu haben. Immerhin ist zu beachten, daß das Natrium ein recht gefährlicher Stoff ist, der vor allem die Berüh rung mit Wasser nicht verträgt, so daß die Benutzung von Natriumleitungen an gefährlichen Gebäuden nicht angängig ist. Ueberhaupt fommen sie nur für Oberleitungen in Betracht, würden aber mit dieser Beschränkung vielerlei erheblichen Nutzen bringen.
-
Notizen.
"
"
Im Neuen Schauspielhause mußten wegen plötzlicher Erkrankung des Herrn Zimmerer die Proben zu weh' dem, der ligt" abgebrochen werden. Als nächste Novität gelangt Mitte Januar Mar Bernsteins vieraktiges Lustspiel Herthas hochzeit" zur Aufführung, während die Erstaufführung von Weh' dem, der lügt" erst am Schlusse dieses Monats stattfindet. Für Anfang Februar wird" Faust"- I. Teil vorbereitet.
In der Komischen Oper wird als nächste Novität die Oper" Tosca " von Puccini in der zweiten, Hälfte dieses Monats aufgeführt werden.
-Jm Kunstsalon Paul Cassierer, Viktoriaftr. 35, wurde am Freitag eine Gesamtausstellung der Werke des belgischen Bildhauers George Minne eröffnet. Außerdem sind Kollektionen ausgestellt von Ulrich Hübner und von dem jungen Berliner Maler Mag Beckmann.
- Reinhardts Regie ansichten. In einem Wiener Blatte plaudert der Direktor des Deutschen Theaters , May Reinhardt, über das Dekorative in der Bühnenfunst. Ich weiß, ich stehe im Rufe", so schreibt Reinhardt, dem Dekorativen auf der Bühne eine Bedeutung zuzumessen, die ihm gar nicht zukommt. Das liegt mir natürlich ganz ferne. Ich halte nur daran fest, daß dem Stil der Darstellung in Gestalt der Umgebung, in der sie sich bewegt, eine Atmosphäre geschaffen werden muß. Und zwar war es eigent lich mein ernster und wichtigster Grundgedanke, daß jedes Stück eine völlig neue Atmosphäre hat und verlangt. Ein jedes Werk braucht den individuellen Künstler, den Maler, dessen Wesensart mit der Art des Stückes verwandt ist. Die Frage, ob realistische oder stilisierte Deloration, läßt sich nur von Stück zu Stüd entscheiden, niemals allgemein oder im Prinzip. Was uns aber hier die Hauptfache ist. Uebereinstimmung zwischen der Direktion und der Spiel weise der Schauspieler. Das Grundprinzip einer jeden Aufführung erscheint mir das: jedes Stück hat seine eigene Atmosphäre wie seinen dekorativen Stil, denn, wie die Rolle den Schauspieler braucht, braucht das Stück den bildenden Künstler, zwischen dem Spiel der Schauspieler und der Art des bildenden Künstlers muß ein innerer Zusammenhang bestehen. Es war selbstverständlich, daß man von der plastischen Dekoration großen Gebrauch macht. Aber Plastik auf der Bühne ist nicht mein Grundprinzip, und das Gerede von den echten Bäumen usw. ist rein lächerlich. Ueberhaupt glauben wir, daß der wahrhaft unerschöpfliche Stimmungsfaben die richtige und reiche Verwendung von Farbe und Beleuchtung ist. Es scheint mir, daß der Weg im Dekorativen zu einer größeren Bereinfachung führt und ich sehe auch in dieser Hinsicht in der Bühne der Kammerspiele" insofern einen Weg, der sie zwingt, anzudeuten und Ausschnitte zu wählen. Ich bin der letzte, der dem Ueberwuchern des Dokorativen das Wort redete, ich habe nie dem Unwesentlichen Selbstzweck eingeräumt und glaube, das Kunstwert auf der Bühne ist eine große Einheit mit dem Schauspieler als Hauptafford."
Ein neues Material für elektrische Leitungen. Das am häufigsten für elektrische Leitungen benutte Metall, das Stupfer, hat auf die Volumeneinheit gerechnet, eine Leistungsfähigkeit bon 37,5. Es steht in dieser Hinsicht über dem Silber und dem Gold, was für die Praxis wenig bedeutsam ist, da diese Edelmetalle wegen ihres Preises für eine solche Verwendung doch nicht in Frage kommen. Wichtiger ist es, eine der gewöhnlichen Metalle benuben zu können, aber das gemeinste unter ihnen, das Eisen, besitzt noch nicht den sechsten Teil der Leitfähigkeit des Kupfers. Das Kupfer wird andererseits von einigen Metallen und namentlich von Leichtmetallen übertroffen. So besitzt das Magnesium rund die doppelte Leitfähig feit, eine noch etwas größere das Aluminium, und danr felgen mit noch höheren Beträgen die Leichtmetalle Kalium, Kalzium und Natrium. Die Leitfähigkeit des Natrium stellt sich auf fast den dreifachen Betrag derjenigen des Kupfers. Das Aluminium ist neuerdings häufiger zu elektrischen Leitungen benutzt worden, weil aus diesem Metall die Leitungen, wenn sie auch einen größeren Querschnitt erhalten, von geringem Gewicht hergestellt werden fönnen. Noch memals aber hatte jemand daran gedacht, die an der Luft überaus leicht verderbenden Leichtmetalle in der Praxis zu verwerten. Dieser Vorschlag ist dem Amerikaner Betts vorbehalten gewesen, der in der Fachzeitschrift Electrical World" allen Ernstes Das Natrium als Beitungsmaterial empfiehlt. Das Natrium ist von allen Metallen, die in ihrer Leitfähigkeit über dem Kupfer stehen, am billigsten und fostet heute durchschnittlich etwa 1 Mart für das Kilogramm und dürfte vielleicht nach einem neu erfundenen Herstellungsverfahren sogar noch billiger werden. Die Schwierigkeit der Verwendung beruht eben auf der Notwendigkeit, das Natrium vor der Eintvirkung der Luft völlig zu schüßen. Zu diesem Zweck könnte das Natrium in geschmolzenem Zustand in eiserne Röhren eingefüllt werden, die dann luftdicht verschlossen werden müßten. Dahin zielende Versuche, die von Betts angestellt worden sind, sollen durchaus günstige Ergebnisse gehabt haben. Es handelt sich also um eine Kombination von Eisen und Natrium für die Leitung, und es stellte sich heraus, daß die Leitfähigkeit dieser mit einander verbundenen Stoffe gegenüber dem Kupfer auch noch eine Verbilligung herbeiführen würde, da die Stromverluste bedeutend geringer sein würden, so daß sie auch die Mehrkosten der Anlage aufzuwiegen vermöchten. In dieser Hinsicht gibt ein Vergleich Aufschluß. Eine Kupferleitung für 1000 m. würde bei sparsamster Ausnußung, wenn nämlich die Zinsen und die Kosten des Energieberluftes gleich find, jährlich 120 M. Unfosten verursachen. Würde die Kupferleitung durch eine Natrium- Eisenleitung für 300 M. ersetzt werden, so würden sich die Gesamtkosten nur auf 78 M. belaufen. Wird die Leilung reicher ausgestattet und zum Preise von 550 M. für die gleiche Strecke gebaut, so gehen die Kosten des Energieverlustes so weit herab, daß sich die gesamten Unkosten auf noch nicht 66 M. stellen. Allerdings ist bei dieser Rechnung der Preis des Natriums auf nur 70 Bf. pro Stilogramm angesetzt, was wohl erst in Zukunft eintreten wird. Es hat sich bisher aber stets gezeigt, daß der Preis eines Stoffes einer erheblichen Verminderung fähig ist, so bald ein größerer Bedarf ei.tcitt. Betis hat seine Versuche mit einem Eisenrohr von 38 Millimeter Dice gemacht, dies mit Natrium gefüllt und dann in Stücken bis zu 5 Meter Länge zusammengesett, so daß eine Strede von etwa 40 Metern Länge entstand. Dazu Berantwortl, Redakteur: Ha 18 Beber, Berlin , Drud u. Verlag: Bortvärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
-Dr. Burkhard Wilhelm Leist, der Senior der Universität Jena, ist daselbst im Alter von 87 Jahren gestorben. Leist wirkte als Rechtslehrer seit 1853 in Jena . Seine wissenschaftliche Bedeutung liegt in der Univendung der vergleichenden Methode. Besonders die Busammenhänge des griechischen und römischen Rechts hat er zu erforschen versucht und weiterhin um die Erschließung einer indogermanischen Rechtsgeschichte fich bemüht, Die die den indogermanischen Wölfern ursprünglich gemeinsamen Rechtsanschaungen Herausschälen follte. Den Barallelismus der Rechtsentwickelung fonnte er mit Erfolg nachweisen, wennt er auch nicht die wirtschaftlichen Ursachen als die ausschlaggebenden Faktoren erkannte. Die Schriften: Graeco- italische Rechtsgeschichte", Altarisches Jus gentium", das auch das altindische Recht heranzog, und andere werden für den zukünftigen Geschichtsschreiber einer Entwickelungsgeschichte des Nechtes eine wertvolle Vorarbeit bedeuten. Bei den professoralen Kollegen, die über ihre Scheuklappen nicht hinauszusehen vermögen, hat der Forscher wenig Verständnis gefunden.