wie in Deutschland . Ratdolt aus Augsburg druckte in Venedig Bücher, die die reizvolle Ornamentit der Venetianer Buchmaler, die an den Drient antlingt, auf die Drucklunft überträgt. Seine Type ist fein und zugleich charakteriſtiſch und das leichte Rankenwerk ergibt
weiß auf schwarz eine dekorative Einheit mit der Druckseite.
Benedig wurde dann überhaupt der Mittelpunkt der italienischen Buchfunst. Es wird die Antiquatype verwandt, die flar und fein ist. Dem Sazbild ist eine graziöse, lichte Bierlichkeit eigen. Diesem flaren Bild fügten sich die Holzschnitte, die in freien Linien absichlich nur ben Umrig gaben, prachtvoll ein. Ein linearer Stil von dekorativer Prägnanz, durch die Reinheit, Einfachheit der Form bestehend. Auch die Fäustration wahrt diesen zurückhaltenden Charakter. Einige Künstler geben dem Holzschnitt eine neue Ausdrudsfähigkeit, indem fie eine energische Schwarz- Weißwirkung anstreben, so daß in dem freien Linienspiel breite, schwarze Flecken( etwa die Hüte oder Schuhe in den Kostümen) heraustreten. Die Flächenwirkung ist überall bei behalten. Florenz ist dafür charakteristisch, das diesen knappen, strengen Stil besonders pflegt. Allmählich sinkt auch hier die Druckfunst und zwar zeigen sich die gleichen Symptome wie in Deutsch land : die Künstler verlassen die Flächenwirkung, operieren mit Licht und Schatten, um plastisch zu wirken. Das führt zur Vergröberung, zur Verflachung.
Den dritten Höhepunkt bildet das französische Buch des 18. Jahrhunderts.( Schrank 28.) Ehe das zu diesem Höhe punft fam, hatte es ähnliche Studien zu durchlaufen, wie das deutsche, das italienische Buch. Es entwickelte sich ebenfalls aus der Pariser Buchmalerei, die im Buchstaben fräftig, im Schmuck zierlich war. Dann kam die gotische Ornamentik, die durch die Renaissance abgelöst wurde. Aus dieser Zeit existieren eine Reihe von Liebhaberu in Auftrag gegebene Bücher, die charakteristisch das Hinneigen des französischen Geistes zur eleganten Form zeigen. Dann kam der Kupferstich, den zuerst die Niederlande benußen. Sie entwickeln die Renaissance zum Barod. Man spürt ten Einfluß von Rubens. Große mythologische Bilder werden dem Tegt eingefügt. Auch die Radierung wurde für den Druck nutzbar gemacht. Für das Seefahrervolk der Holländer sind die großen Atlanten charakteristisch, die zum ersten Male in diesem Umfange gestochen werden.
Diese neuen Anregungen bildeten die Franzosen im 18. Jahrhundert aus. Sie schufen aus Type und Stich eine Einheit, deren Eleganz besticht. Ludwigs XVI. Seit ist es. Schon zu Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. Zeiten begann man, dem Stiche seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Freilich wollte man noch durch den Umfang verblüffen und schuf jene riesigen, mit Kupferstichen angefüllten Werke, die den Ruhm des Königs in serviler Tonart berherrlichen. Nach 1750 bildet sich dann, indem diese Maße des Umfangs vernünftig herabgesetzt wurden, indem die Gesellschaft und damit der einzelne mit seinen Reigungen mehr Geltung gewann, der besondere französische Buchstil heraus. Klare, feine Typen, fachliche Anordnung, maßvoller Schmud, die Bollbilder in feinster Kupferstichtechnik und auch Einband und Vorfakpapier find gebührend berücksichtigt). Nach Deutschland kam diese Art durch Chodowiecki . Die Bücher der vorklassischen und klassischen Zeit sind in diesem Stil gedruckt. Einige Musterbücher von Pariser Schrift gießereien zeigen feine Schriften und Ornamente in Auswahl. Dann kam das Zeitalter des Rototo, in dem iman die gute französische Tradition noch beibehielt.
Danach verflachte die Druckkunst unaufhaltsam. Die Masse der Nachfrage zerstörte die Sorgfältigkeit. Es ging abwärts, bis endlich in unserer Zeit die Buchkunst wieder Boden gewonnen hat. Es ist darum von erheblichem Wert, daß diese Sammlung dem Museum berbleibt. Sie ist, sobald die Ausstellung geschlossen sein wird, dann wochentäglich von 10 1hr morgens bis 10 1hr abends zu benutzen. Die Ausstellung ist am Tage und abends geöffnet. Möge vor allem die Praxis aus dem in dieser Vollständigkeit felten vorliegenden Material dauernde Anregung gewinnen!
Kleines feuilleton.
Die Reichstagswahl in Krattelhausen. So viel hatte der Bürgermeister von Krattelhausen jedenfalls heraus, als er im Städtchen gesprochen hatte mit dem Amtmann. Er, der Bürgermeister, hatte dafür zu sorgen, daß in Strattelhausen nicht sozialdemokratisch und nicht schwarz gewählt wurde.
Alles andere war dem Amtmann und folglich auch dem Bürgermeister so ziemlich egal.
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Von den Knechten waren drei nicht ganz jtcher für ihn, und hier hatte er jedenfalls einzusehen.
Bishofer ging zum Höhlenbauer, der hatte den gefürchtetsten ordnung des Arates; er mußte sich durch Arbeit auf dem Lande Dieser junge Mann war aus der Stadt gekommen auf An von seiner Lungenkalamität furieren. Er hatte etwas Ueberhebendes in seinem Wesen, so überhebend, daß er überhaupt fast gar nicht mit den anderen Leuten sprach, und auch nicht mit den Knechten anderer Leute. Man kannte seine Ansichten nicht, darum gab es hier nur eines; beiseite schaffen. Man einigte sich auch in diesem Sinne, und der Höhlenbauer versprach, den Kerl einfach am Wahltage mit einer Fuhre Holz fortzuschicken.
Die anderen beiden waren, der eine beim Schmied, der andere beim Holzmichel, bei denen war der Weg der friedlichen Uebers zeugung vorzuziehen, und der Bürgermeister ging persönlich zu den beiden. Sie ließen sich gern überzeugen, und die Sache kostete nur zwei Mart, was für Pikhofer nicht der Rede wert war. Es tam der Tag der Wahl. Der alte Gentner hatte am Morgen vom Bürgermeister eine ganze Flasche selbstgebranntes Wasser era halten und war nicht zur Wahl gekommen, auch die drei ges fürchteten Knechte waren der Wahl ferngeblieben und trotzdem, troballedem, das Pech, das unsagbare Pech
Der Bürgermeister rannte auf und nieder und stieß den Stuhl so ungnädig auf den Boden, daß er einbrach und die Bretter knackten. Eine Zentrumsstimme und eine sozialdemokratische, sagte der Lehrer. Wie sollte er nun dem Amtmann gegenübertreten in seinem in Pizenhofers Dorfe, im Dorf Krattelhausen, eine Zentrumsstimme und eine sozialdemokratische.
Der Bürgermeister schivor und fluchte, daß die Bilder vom alten Großherzog an der Wand wackelten, aber der verpfuschte Patriotismus von Krattelhausen, für den doch der Bürgermeister draußen in der Welt, das heißt im Amtsstädtchen zu stehen hatte, war dadurch nicht repariert.
Der Gemeindefschreiber duckte sich, der Ortsdiener verschwand hinter einem Bult, aber die beiden Stimmzettel verschwanden nicht, die lagen da, und die mußten regelrecht angemeldet werden, daran war nichts zu ändern. Aber eine Genugtuung mußte Bizenhofer haben, er mußte wenigstens herausbringen, wer diese Stimmen abe gegeben hatte.
Auch das war übrigens nicht so einfach, wie er dachte, als er den Entschluß faßte, um jeden Preis zu erfahren, wer die Sünder gewesen.
Es mußle aber schnell geschehen, denn man sollte womöglich noch am Wahliage dem Amtmann das Resultat mitteilen können. Der Amtmann hatte ja allerdings noch an andere Dinge zu denken, als an das Wahlergebnis von Krattelhausen, aber der Bürgermeistec nicht, und darauf fam es jetzt augenblidlich an.
wie es
Der Dorfoberste fann bergebens auf Mittel und seine Gewohnheit war, ging er vor und nach dem Effen in seiner Wohnstube auf und ab und schimpfte und polterte; ein Klafter Holz gäbe er darum, wenn er wüßte, wer die beiden waren.
Diese Schimpfereien drangen auch an's Chr der Stall- und Küchenmagd, und als der Bürgermeister nach dem Essen allein war der Stube, da ging sie hinein und sagte, sie wüßte den Einen". " Du Du?"
in
lohn
zu
-
" Ja schon, und wenn Ihr mir fünfzig Pfennig mehr Wochena geben wollt?
Streuztürken!" Er stampfte auf den Boden.
Aber die Magd sah schon, daß sie gewonnen hatte.
" Ja, ich fann's halt auch nicht so sagen."
,, Na ja, Du sollst haben."
„ Aber es darf ihm gar nichts geschehen, und Ihr dürft nichts ihm sagen, sonst habe ich's nachher wieder zu büßen." Nein, red' nur, red'!"
„ Euer Knecht, der Toni, hat für den Herrn Pfarrer in Rabelstadt geftimmt."
„ Der Toni-? Der Toni-? Woher weißt Du das?" " Ich habe in seinem Zimmer drei Stimmzettek gefunden, den nationalliberalen, den sozischen und den freifinnigen, aber den anderen nicht, na, so muß er halt den anderen verbraucht haben." Der Bürgermeister stand erstaunt und erstarrt vor der Intelligenz seiner Kuhmagd.
Er ging wieder in der Stube auf und nieder.
„ Da kannst Du recht haben. Aber zum Teufel, wie fommit denn der dazu, er ist ja gar nicht katholisch?" „ Aber sein Schatz, die Lene im Hirschen." „ Kreuztürken, und da sollte
Nun hatte ja Krattelhausen nur zweiundvierzig Wähler, davon fünfunddreißig Bürger waren und sieben Knechte. Selbstverständ= lich kannte der Bürgermeister seine Leute in- und auswendig, und von den Bürgern wußte er genau, wie sie wählen würden. Nur einer, der alte Gentner, war zweifelhaft, der schimpfte immer, daß sie der Schnaps so teuer geworden sei in den letzten dreißig Jahren, und dem war nicht zu trauen; aber mit dem hatte der Bürgermeister seinen eigenen Plan.
*) Das Derbe der niederländischen Bücher, das Pomphafte der Zeit Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. ist abgedämpft zu einer graziösen Germania . Typisch dafür sind jene kleinen Almanache, Deren anmutige Ausstattung im Ornamentalen und Figürlichen nun im Drucktechnischen auch bei uns Eingang fand.
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" Ja, die läuft alle Sonntag beichten und mit dem Toni mach halt was sie will."
Der Bürgermeister stampite auf.
„ Du kannst gehen. Die fünfzig Pfennig friegst Du. Erfahren soll er nichts und geschehen soll ihm auch nichts."
Da war nun die halbe Lösung, aber gar nicht erfreulich, nein, gar nicht erfreulich. In seinem eigenen Hause war der Schuldige, allerdings war es wenigstens kein Bürger von Krattelhausen, aber im Hause des Bürgermeisters, das war ungefähr ebenso schlimm. Aber--, man brauchte am Ende ja von dem zweiten nichts zu sagen