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Und nun weitec, nun war noch der zweite Missetäter zu fuchen. Er stand da und sann, und da fuhr ihm ein Gedanke durch's Gehirn, und da erschrat er, denn das kam nicht allzu oft vor. Jezt hatte er das Mittel, auch den anderen zu finden.

Das mußte versucht werden. Aber er selbst konnte das nicht. Er ging zum Schullehrer und machte ihm seinen Plan so plausibel, der Dorfweise erst den Bürgermeister ganz ungläubig ansah. Das beleidigte Bishofer.

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" Ja, Sie glauben immer, daß wir nicht eine gute Idee haben können," so fauchte er den ältlichen Mann an. Daß er die Idee seiner Magd verdante, sagte er allerdings nicht. Der Dorfweise aber übernahm bereitwilligst den Auftrag, der ihm geworden. Gc fragte den Briefträger aus, wieviel Wahlzettel in grauem Kuvert er in's Dorf gebracht habe. Genau zweiundvierzig. Also war die Rechnung einfach. Er schickte einige Schüler herum und ließ alle fozialistischen Wahlzettel im ganzen Dorfe abholen unter dem Vor­wande, daß er sie sammeln wolle. Man hatte an dem alten Manne schon mehr Absonderliches miterlebt und so nahm niemand Anstoß an dieser Sammlerei.

Nun ergab sich aber ein merkwürdiges Resultat. Man brachte genau einundvierzig Stimmzettel mit dem Namen Schröder zu­fammen, man war überall gewesen, nur beim Bürgermeister nicht. " Ja", sagte der Lehrer, als er dem Bürgermeister die einund­vierzig Stimmzettel vorzählte, es fehlt gar keiner, nur der Ihre." " Der meine?"

" Nun ja, es sind einundvierzig, und zweiundvierzig sind bloß in's Dorf gekommen." Der Bürgermeister holte seine drei Wahlzettel. Einen hatte er natürlich berbraucht, und der Herr Lehrer nahm die Brille, besah jeden in- und auswendig, dann machte er ein sehr, sehr langes Gesicht.

" Ja, aber Herr Bürgermeister, Sie haben den mit dem Namen Schröder nicht mehr."

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Na ja, habe ich gewählt " Ja, aber Verzeihung, Herr Bürgermeister, das war doch der Sozialdemokrat." Himmelkreuztürken Friß Sänger.

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-!" Technisches.

Die Zukunft des Licht 3. Wohl selten ist in mehr fesselnder Form und doch tiefgründiger Darstellung über die Gegen­ipart und Zukunft in der Herstellung fünstlicher Lichtquellen ge= sprochen worden, als von Professor Silvanus Thompson in einem jezt als Buch erschienenen Vortrag, der auf der lezten Versammlung der britischen Vereinigung zur Förderung der Wissenschaften ge­halten wurde. Einige der darin behandelten Tatsachen sind zwar schon bekannt, können aber kaum oft genug in drastische Weise be­tent werden. So weist Thompson darauf hin, daß in Groß­ britannien allein bei der fünstlichen Beleuchtung jährlich biele Millionen verschwendet werden, da neun Zehntel der durch die Lichtquellen entwickelten Energie als Wärme verloren gehen, deren Erzeugung nicht beabsichtigt ist und jetzt auch gar nicht gewünscht wird. Der Mann, der füc uns in Zukunft das tun werde, was das Glühwürmchen und die Feuerfliege tun, nämlich Licht durch Leuchten und nicht indirekt durch Glühen zu erzeugen, der werde mit Recht einen Weltruf gewinnen." Ich habe," sagt Professor Thompson weiter, keine Furcht, daß das große Problem des fünft­lichen Lichts nicht schließlich eine endgültige Lösung finden wird. Die Ideallampe der Zukunft, die Licht ohne Hize liefert, wird eine wirkliche Leuchtlampe sein, und zwar jedenfalls eine elektrische, aber keine Glühlampe. Zu den Möglichkeiten, diesem Ziel näher zu kommen, hat die Wissenschaft jüngst eine neue in der Entdeckung bes Radiums gewonnen. Dieses überraschende, verblüffende Metall wirkt, als ob es eine unerschöpfliche Quelle unsichtbarer Strahlen ton wunderbarer Kraft wäre. Wenige Milligramm Radium, in die Nähe eines phosphoreszierenden Stoffes gebracht, lassen diesen im Dunkeln leuchten und machen ihn so zu einer ewigen Lampe. Man tönnte glauben, daß der Mensch hier die Gewähr der billigsten Lichtquelle habe. Leider aber sind die ehernen Geseze der Sparjam­feit ein Hindernis wegen der äußersten Seltenheit und Kostspielig­keit des Radium. Eine Lampe von nur einer Kerze Lichtstärke er­fordert wenigftens einige Milligramm Radium, und diese kosten wenigstens 800 Mart, so daß ein Talgkerze billiger sein würde."

Kulturgeschichtliches.

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wägen gewisen werden, deren sich Bring Moritz von Dranien biß­weilen gebraucht hat, wann er neben deß Meers Gestade spazieren fahren wollte. Und haben in einem solcher Wägen 28 Männer fißen und innerhalb zwo Stunden vierzehen Holländische Meilen, nemlich von Scheveningen bis nach Vettem mit solcher Geschwindigkeit fahren tönnen, daß die vorüber raisende sie nicht haben tennen, oder ein Pferd ihnen lang gleich lauffen können. Der Erfinder dieser Wägen ist der vornehme und berühmte Mathematikus Simon Steevinus gewesen. In einem alten Stamm buche hat sich die Abbildung eines solchen, allerdings nur für sechs Personen berechneten Windwagens erhalten. Ein offener Kasten mit hoher Rückwand, um die dem Winde ausgesezte Oberfläche zu mehren, ruht auf vier Rädern mit sehr breiten Felgen( um nicht in dem Dünensande allzutief einzuschneiden). In der Mitte des Wagens erhebt sich ein Mastbaum, an dem eine Raa angebracht ist, die ein großes, gefchwelltes Segel trägt. Born ist ein Bugspriet, das gleich­falls mit einem kleinen Segel versehen ist. Von vorn wurde der Wagen mit einer Art Steuerruder gelenkt.

Ein solcher Wagen war jedoch nur bei vorhandenem Winde ein nüßliches Ding. Man suchte darum mit Hülfe eines Räderwerkes in Verbindung mit der menschlichen Antriebskraft eine Fortbewegung zu ermöglichen. Einen derartigen auf 4 Rädern laufenden Wagen baute 1649 zu Nürnberg der Mechaniker Johann Hautsch. Auf den Hinterrädern ruhte ein großer geschlossener Kasten, in dem sich ein Räderwerk befand, welches durch einige, in dem Kasten befindliche Menschen getrieben wurde. Der Wagen kann also gar nicht klein gewesen sein. Oben saß der Lenker des Wages, dessen vorderes Ende in einem Drachen auslief, der die Augen verdrehte und gegen diejenigen, die den Weg versperrten, Wasser ausspie. Ein paar am Wagen angebrachte Engel hatten bewegliche Arme und bliefen Bojaune. Bon der erzielten Geschwindigkeit wird nichts überliefert, sie wird kaum groß gewesen sein. Karl Gustav von Schweden faufte 1650 den Wagen um 500 Taler. Bur gleichen Zeit baute in Nürnberg der Uhrmacher Stephan Farfler , selbst an den Füßen gelähmt, Wagen auf drei oder vier Rädern, denen ähnlich, wie man sie noch heute von den an den Füßen Gelähmten zur Fortbewegung auf der Straße in Benußung fieht. Der Antrieb geschah durch von den Armen bewegte Kurbeln. So fegenareich ein solches Vehikel auch für die Gelähmten sein mochte, für die Gefunden brachte eine solche Art der Bewegung natürlich feinen praktischen Erfolg und Nutzen.

Notizen.

Im Kunstsalon Wertheim wurde eine neue Aus­stellung eröffnet, die größere Kollektionen bringt von Karl Becker­Basing, Reinhold Grohmann- Berlin , Johannes Hänsch - Berlin und Walter Wäntig- Leipzig. Ferner sind mit Bildern vertreten Gustav Bechler- Maurach, Amandus Faure- Stuttgart, Hans Klobß- Fürstens werder, Ernst Betrich- Berlin , Moriz Prezich- Berlin , Viktor Sarubin­Petersburg u. a.

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Der Wert der Frau. Schiller hat uns aufgefordert, die Frauen zu ehren. Wie man sie zu schägen hat, erfahren wir aus dem Pariser Journal". Dieses Blatt teilt die Aufstellung eines Statistikers" mit, die den durchschnittlichen Wert einer Frau aus der Gesellschaft" und aus der bescheideneren Bourgeoisie zu bestimmen sucht. Allerdings nicht etwa den idealen Wert ihrer sittlichen und sozial nüglichen Eigenschaften, sondern den Warenpreis des Behangs jeglicher Art, worin sie ihre edle Leiblichkeit ausführt. Denn wie der griechische Weise all das Seinige mit sich trug, so trägt die Dame" wahrhaftig ihren Wert mit oder genauer auf sich. Wenn man eine schide" Pariser Dame, wie sie geht und steht, bar verkaufen wollte, müßte man folgende Produktionskosten ihres Baubers in Rechnung ziehen:

Schuhe 80, Strümpfe 25, Hemd 100, Storsett 200, Hofen 200, Unterrod 300, Sleid 800, Pelz 5000, Perlen, Ringe usw. 6000, Rollier 20 000, Handschuhe 20, Hut 200, Stämme 300, Haarnadeln 60, Hutnadel 1000, Handtäschchen 800 Fr., im ganzen also 35,085 Fr., wobei noch unentbehrliche Gegenstände, wie das Taschentuch ver­gesien und weder die falschen Haare, noch die Goldplomben, noch auch ungenannt sein wollende Förderer der Formenschönheit mit­gerechnet sind.

Aber auch die Kleine Bourgeoise" repräsentiert noch einen über­raschenden Wert. Der Statistifer rechnet:

Schuhe 25 Fr., Strümpfe 6, Hemd 25, Korsett 60, Hosen 50, Unterrod 120, Kleid 200, Bela 600, Perlen 1500, Handschuhe 5, ut 80, Rämme 50, Haarnadeln 2, Hutnadel 30, Handtäschchen 50, Summa 2803 Fr.

Mittelalterliche Kraftwagen . Das Mittelalter be­faßte sich auf das angelegentlichste mit der Frage irgend eines Erfazes der tierischen Kraft als Mittel der Fortbewegung. Größere Man sieht also, auch die kleine Frau, die ihre Betätigung nicht praktische Erfolge wurden bei diesen Bestrebungen natürlich nicht in den Cercles, sondern bescheiden bürgerlich in Wanderungen durch erzielt, da unter Berücksichtigung der damals zur Verfügung die Warenhäuser sucht, hat auf ihrem mehr oder minder tugendhaften stehenden wissenschaftlichen und mechanischen Mittel nichts Durch Leib noch immer einen Apparat hängen, dessen Kaufpreis eine von greifendes zustande kommen konnte. Mit einigem Erfolge wurde Millionen Arbeitern, Bauern, Beamten, Handwerkern unerreichbares nur die Naturkraft des Windes in das Joch gespannt. Solche Jahreseinkommen darstellt. Der Statistiker" war vorsichtig genug, Windwägen" baute man besonders in Holland , dem Lande der nicht auch den Wert der aus den Ausverkäufen bezogenen Stoffrefte, Windmühlen und Segelschiffe, und der alte Hans Merian der mit eigener Hand aufgeputzten Hütchen, der jämmerlichen Fabrik­gibt 1659 in seiner Niederländischen Topographie bei Beschuhe abzuschäßen, worin die Pariser Arbeiterin ihre rasch ver chreibung des Drtes Scheveningen zugleich cine folche blühende Anmut fleidet, che sie zur gealterten, abgehegten, in ein­ier dort gebräuchlichen Windwägen. Er schreibt: Scheveningen töniger Arbeit stumpfgewordenen Proletarierin geworden ist, die für ein Dorff nahend dem Haag gelegen, allda die Wind- die Salonsoziologen überhaupt nicht mehr als Wert" zählt. Verantwortl. Nedakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.