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Sier wollen wir efsen," sagte Sall und nickte geheim- St. Charles und umfangreichen Werftanlagen der bedeutendste
nisvoll.
Nein, Edmund," bat Madame d'Ora lachend. Was für Einfälle Du hast! Du hast das alte Haus natürlich eben erst entdeckt, und dann kam Dir diese wilde Jdee; ich kenne Dich ja. Aber hier wollen wir nicht essen. Wer sagt, daß wir da hineingehen dürfen?"
Ja, hier wollen wir schwelgen," sagte Hall mit einer unerschütterlichen Zufriedenheit im Ausdruck. Komm Du nur, dies ist mein Landhaus, Leontine."
Er nahm den Korb mit Speisen und Wein aus dem Wagen und trug ihn in den Garten, kehrte dann zurück und hielt die schnurrende Maschinerie an, so daß das Automobil ganz zur Ruhe gebracht war.
Ist das wirklich Dein Ernst?" fragte Madame d'Ora und stieg zögernd aus dem Wagen. Das ist wirklich nicht wißig, Edmund. Ich finde, es war damals mehr Sinn darin, als wir in den Katakomben aßen und auf den Särgen faßen weißt Du das noch? Dies ist nur ein altes, schiefes Landhaus."
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Als sie indessen sah, daß Hall auf seinen Einfall verfeffen war, fügte sie sich ihm und ging mit in das leere Haus hinein.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdrnd verboten).
englische Flottenstüßpunft in Ostindien, bietet aber sonst wenig Interessantes. Am westlichsten Puntte der Ballifaden", wie die und geht eine Stunde später vor der am Rande der sandigen Engländer die Barre nennen, biegt das Schiff nach Nordosten um Liguanaebene liegenden Reede vor Anter.
Der erste Eindruck, den Kingston auf den Besucher macht, ist nicht besonders erhebend. Die Stadt ist regelmäßig gebaut. Da aber die hier von der Vergangenheit überkommene spanische Bauart der Privathäuser wenig Wert auf die Außenfronten legt, um, was in Anbetracht des warmen Klimas sehr vernünftig ist, den Hof um bem fich unter dem Schutz von Sonnensegeln das Leben der Fa so besser auszugestalten, auf den die Gemächer münden und auf milien tagüber abspielt, virken die Perspektiven der Häuser er müdend. Sie find aus Ziegeln erbaut, bestehen meist nur aus Parterre und einem aufgesetten Stockwerk und weisen im Oberstock eine überdedte Galerie und im Erdgeschoß straßenseitig einen wandern fann, ohne sich auch nur auf eines Schrittes Länge der Säulengang auf, so daß man um ganze Straßenviertel herum. Sonne und dem Regen aussehen zu müssen. Letzteres ist besonders wertvoll; denn die breiten und geraden Straßen entbehren fast durchweg der Pflasterung und verwandeln sich bei starkem Regen, der sich namentlich im Mai und Oktober einstellt, in ein unergründ liches und unbetretbares Kotmeer, für dessen Abfluß im wesentlichen nur das fanft gegen den Strand zu abfallende Gelände sorgt.
Was man auf den Straßen von der 55 000 Köpfe zählenden Bevölkerung sieht, sind zum weitaus größten Teile Neger und Mulatten; denn die weiße Rasse rekrutiert sich nur aus den Be amten und Kaufleuten. Auch die Garnison besteht überwiegend aus Schwarzen und Farbigen, der geringe Teil weißer Soldaten aber hat seine Kasernen nicht in Kingston , sondern der Fieber
Von Dr. Hermann Westenberg.
Ten feuergewaltigen Riesen der glühenden Erdentiefe, die an den westlichen Küsten der amerikanischen Kontinente und an den Rändern des karibischen Meeres schon so manche elementare Kata ftrophe herbeigeführt haben, ist soeben wieder eine blühende Stadt teilweise zum Opfer gefallen. Binnen weniger denn Jahresfrist ift auf die Zerstörung on San Franzisko und Valparaiso nun mehr als drittes Opfer der plutonischen Gewalten auch Kingston , die Hauptstadt der Antilleminsel Jamaika , von einem Erdbeben ereilt worden und man frägt sich faft mit Bangen, wann und wo die nächste der Katastrophen folgen wird, die in jenen Gegenden in historischen Zeiten zwar nie felten gewesen find, seit einer Reihe bon Jahren dort aber mit unheimlicher Schnelligkeit aufeinander fallen.
Obwohl der deutsche Handel mit Jamaika nicht ganz an bedeutend ist, wie schon daraus hervorgeht, daß das Deutsche Reich in Kingston ein Konsulat unterhält, waren deutsche Touristen dort bis vor kurzem eine große Seltenheit. Frachtdampfer, die nach der Landenge von Panama ( Aspinwall) führen, liefen den Hafen zwar immer gern an, weil sie dort bequem und billig Kohlen bunkern fonnten. Die Straße des Weltreisenden blieb aber vorzugsweise auf die Linie Kuba , Haiti , Porto Rico beschränkt und so spukt das Bild der landschaftlich schönen Insel, die Kolumbus auf seiner zweiten Ameritafahrt am 5. Mai 1494 entdeďte, nur als zu bereitungsstätte des echten Jamaikarums, von dem unter Tausenden bei uns kaum einer je einen Tropfen von zuverlässig legitimer Abftammung zu fosten bekommt.
Am bedeutendsten ist der Eindruck, wenn man sich dem Waldund Wasserland", wie die wörtliche llebersetzung des Namens " Haimaca" aus der Sprache der bereits 1560 von den Spaniern gänzlich ausgerotteten Urbevölkerung lautet, auf von Süden nach Norden gerichteter Fahrt am frühen Morgen nähert. Ungleich den Bahamainseln, die von einem schier zahllosen Schwarm von Infelchen und kleinsten Eilanden umgeben sind, fündigen bei Jamaika keinerlei Zeichen des nahen Landes die 11 000 Quadratfilometer große Insel im voraus an. Eine feuchte, ihre Durch fichtigkeit erhöhende und die Gegenstände scheinbar näher rüdende Luft liegt über der endlosen Fläche des Karibenmeeres, an dessen nördlichem Horizonte plöblich einige dunkle Punkte, wie eine Perlenschnur von spiken Felseneilanden emportauchen. Während sie höher und höher über die Kimme des Horizonts emporsteigen, fließen sie allmählich zu einer einzigen Gebirgskette, den" Blauen Bergen", zusammen, die am östlichen Ende des Gebirgsstodes im Great Cascade und im Cold- Ridge eine Höhe von 2400-2500 Meter erreichen. Erst spät wird der flache Sand bei Morand Point, der Ostspise der Insel mit seinem fast überschlanken steinernen Leucht turm fichtbar, wo der Lotse für Port Royal an Bord steigt, ohne dessen sichere Führung manchem Schiffe vielleicht das gleiche Schicksal beschieden sein fönnte, wie es erst vor wenigen Tagen den Deutschen Vergnügungsdampfer Victoria Luife" ereilte, bessen Kommandant das Wagnis unternahm, die der Bucht von Kingston borgelagerte, von Sandbänken und Korallenriffen umstarrte Nehrung ohne Lotsen au umschiffen. Nach 15 Kilometer langer, oftwestlicher Fahrt länge der von Mangrovebäumen und mächtigen Stalteen bestandenen Barre, die eine natürliche Diga von unübertrefflichem Wert für die Reede vor Kingston bildet, befindet sich das Schiff auf der Höhe von Port Royal, das nur von Kriegsschiffen angelaufen wird Die früher viel größere, heute taum 8000 Einwohner zählende Stadt, die wiederholt durch Erdbeben, Stürme und Feuersbrünste zerstört wurde, is mit ihrem mächtigen Fort
Castle.
Wenn in den meisten Reiseberichten zu lesen steht, daß Kingston einer Besichtigung nicht wert sei, so trifft dieses Urteil nicht zu. Die stattliche, im Jahre 1693 von den Engländern erbaute Pfarrkirche, das elegante Theater, der Govornors- Palace ( Kings- House) in der Vorstadt St. Andrews würden auch jeder größeren Stadt zur Zierde gereichen. Elektrische Straßenbahnen vermitteln einen schnellen Verkehr, die Straßen und glänzend ausgestatteten Geschäfte befizen elektrische Beleuchtung und vor den Kaffeehäusern fibt es sich in schönen Mondnächten ebenso behaglich wie auf den Paseos von Habana. Schöneres bietet freilich eine Fahrt ins Innere, sei es nun in das Bog- Walt, eine äußerst romantische Bergschlucht, aus der der Rio Cobra in die Liguanaebene hervorbricht, oder nach dem durch seine Aussicht berühmten St. Catherines Bit.
Man kann den erstgenannten Ausflug so machen, daß man auf 20 Kilometer bis nach Spanish- Town, der alten Hauptstadt der Insel, die Eisenbahn benüßt und erst dort einen Wagen nimmt. gweckmäßiger, wenn auch recht teuer, ist aber die Wagentour von Kingston aus, weil man da bei der Fahrt durch die weitausgedehnte Willenvorstadt längs des Meeres manchen amüsanten Einblick in das Volksleben tut. Auf glatter Landstraße geht es zwischen Kaktushecken und Bananenfeldern nach Spanish- Town, das in zweistündiger Fahrt erreicht wird. Hier befinden wir uns inmitten einer Stadt, die in denkbar schroffstem Gegensatz zu Kingston steht. Auf dem Kings- Square, der mit dem Standbild des englischen Seehelden und Siegers in der Seeschlacht bei San Domingo( 12. April 1782) geziert ist, umgeben uns die stolzen Gebäudemassen altspanischer Herrlichkeit, die große Kathedrale und der alte Gouberneurspalast, der erst vereinsamte, als 1871 der Sitz der Regierung von hier nach Kingston verlegt wurde. Gradaufwärts geht es von dort in die enge Schlucht, innerhalb der sich Weg und Fluß, beide kaum mehr als fünf Meter breit, in die Talsohle teilen müssen; da links und rechts fast senkrechte, an 200 Meter hohe Felswände himmelaufwärts streben. Das Bild der großartigen Felsklamm wirft um so überraschender, als eine überreiche Vegetation von hohen Bäumen die Wände bekleidet, von denen man fich nicht erklären fann, wie sie auf den schmalen Felsleisten Halt und Nahrung finden. Das blaugrüne Wasser des über blizzblanke Kiesel dahinströmenden Bergflusses, der blendend weiße Weg und dazu das üppige Tropengrün der Farne, Bambus, Chinchonen und Palmen geben ein effektvolles Bild, das man nicht wieder vergißt, namentlich wenn man vorher lange Tage in der Gluthihe der Schiffstabine verbracht hat.
währt eine Partie auf den 1600 Meter hohen St. Catherines Pit Wem es um eine großartige Fernsicht zu tun ist, dem gereichen Genuß. Nach anderthalbstündiger Fahrt von Kingston werden die Pferde bestiegen, die uns durch duftige Hochwälder, an steilen Berghängen und fahroffen Abgründen vorbei, auf dicht überschatteten, aus dem Felsen herausgesprengten Wegen zu einem Felsenkessel emportragen, wo die Engländer die weiß ge strichenen Baraden und Zelte ihrer Militärfolonie New- Castle hin gesezt haben. Die Familien nicht nur die Offiziere, sondern auch die meisten Unteroffiziere und Soldaten find beweibt,- führen hier ein Dasein, das trop der Großartigkeit der Umgebung wegen der Weltabgeschiedenheit des Ortes recht eintönig sein mag. Nach einem weiteren Ritt von einer halben Stunde ist der mit mächtigen Baumfarnen bewachsene, tegelförmige Gipfel erreicht, in dem die Urbevölkerung der Insel, die Arrawaten, den Sitz ihrer Götter erblidten. Die Aussicht ist nach allen Seiten hin berückend
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