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Du liebst niemand, Edmund.

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Whind so gehorfam, zog das Taschentuch heraus und breßte hinter den Wällen der Cith von London gedacht: Einige, heißt es gegen beide Augen. Und während sie fortfuhr, es dort dann, nehmen einen Anlauf und schleifen auf dem Eise, andere binden Knochen unter ihre Füße und gleiten, indem fie fich mit festzuhalten, flüsterte sie mit feuchter Stimme: einem gespizten Stab stoßen, so schnell über das Eis, wie der Vogel Auch Mirjam nicht. in der Luft." Indessen ist diesem Vorgang taum sonderliche Be Mich nicht. Niemand. Das ist vorbei." deutung beizulegen. Wohl mancher weiß aus seiner ersten Jugendzeit Edmund Hall räusperte sich und fragte sehr vorsichtig: ähnliches zu berichten. Sprößlinge von Lordsfamilien waren Würde es Dir eine Beruhigung sein, die Wahrheit zu es jedenfalls nicht, die auf Knochen schlidderten", hören, in welchem Verhältnis oder vielmehr, in welchem sondern Kinder des ärmeren und proletarischen Volles. In wohl­Mangel von Verhältnis ich zu Fräulein Karefin stehe? Du habigen Kreisen dürfte der Eislauf auf regelrechten Schlittschuhen tannst, wenn Du es willst, Gelegenheit haben, selbst Deine mit Eisenschienen damals doch schon befannter gewesen sein, als Infolge Beobachtungen zu machen, sie kommt heute mit Frau nach solchen spärlichen Aufzeichnungen zu schließen wäre. Me. Carthy, bei der sie wohnt, hierher. Wenn Du Dir noch gegenseitiger Handelsbeziehungen wird den Briten die Tatsache nicht andere Sachen zu Herzen nimmst, so fürchte ich, daß ich Dir fremd geblieben sein, daß um die beregte Zeit der Eislauf in den Niederlanden schon sehr ausgebreitet war. Wie dieser Sport von nicht helfen kann." Holland wo er offenbar schon seit Jahrhunderten florierte- Edmund!" rief sie angsterfüllt und nahm das Taschen- nach England verpflanzt wurde, so find ja auch von dort die ersten Tuch von den Augen, starrte ihn an, der rücksichtsvoll dasaß Berbefferungen der Schlittschuhe und die Kunst des Bogenfahrens und sich wie unter einem Hagelschauer duckte. Dann legte ausgegangen. Es kann daher heutzutage nicht auffallen, daß alle fie untröstlich das Tuch wieder vor die Augen und weinte unbestrittenen Meister von Standinavien und den Niederlanden her­weiter, nach einer Weile stärker und unglücklicher, als tommen. fühle fie einen Schlag. Edmund Hall erhob sich still und ging in das Laboratorium hinaus, wo er unschlüssig stehen blieb. Nach einer Weile stand auch Leontine auf und fing an, hin und her zu gehen, beständig weinend und das nasse Taschentuch ringend. Sie kam an Edmund vorüber, dort wo er stand, sah ihn aber mit ihren weinenden Augen nur fremd an. Sie ging lange unruhig aus der einen Ecke des Laboratoriums in die andere, bis ihr Frauenblick auf einen Spiegel fiel, da blieb sie stehen.

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( Fortsehung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Auf Stablfchuben.

Wir schweben, wir wallen auf Hallendem Meer Auf Silberkristallen dahin und daher. Der Stahl ist uns Fittig, der Himmel das Dach, Die Lüfte find eilig und schweben uns nach. So gleiten wir, Brüder, mit fröhlichem Sim Auf eherner Tiefe des Lebens dahin."

Auf die Holländer, zumal auf die Bewohner der friesländischen Brovinzen läßt sich das Urteil eines gewiegten Renners: fie wären mit den Schlittschuhen an den Füßen geboren, wie etwa der Hurra preuße mit der Pickelhaube, in vollster Berechtigung anwenden. beren Reg etwa fünfzehnmal größer ist als das der preußischen, Dort ist der winterliche Verkehr auf den zugefrorenen Kanälen, geradezu eine öffentliche Bolfsangelegenheit. Da werden von den einzelnen Gemeinden Bahnfeger angestellt, die die Befugnis haben, bei den Deichübergängen auf Ordnung zu sehen und auch für ihre Bemühung eine geringe Gebühr zu erheben. Für das Laufen auf fleinen Eisflächen im dichten Gedränge hat das Bolk jedoch keinerlei Neigung; aber im Zurüdlegen großer Entfernungen fucht es sein wahres Vergnügen. Schier erstaunliche Leistungen werden da vollbracht, ohne daß viel Aufhebens davon gemacht wird. Eine zweimal vierstündige Fahrt beispielsweise zwischen Rotterdam und Gouda , der Stadt mit den herrlichen Kirchenfenstern, gilt als eine fleine Erholung, bei der weiter feine Ehre gewonnen werden tann, als daß man die irdene Goudasche Pfeife" mit ihren meter­langen von Arabesten umflochtenen Stielen unversehrt heimbringt. Bum Beweise, daß man unterwegs nicht ein einziges Mal fallend mit dem Eise Bekanntschaft gemacht hat. Zu diesem Zwecke werden diese Pfeifen in Gouda in Straßenbuden feilgehalten. Man tauft fich dazu einen Stod, an dem vier Pfeifen befestigt werden, um fie so beffer tragen zu können; nur die Bauern stolzieren mit furzen Pfeifen daher, die fie in großer Zahl rings um ihre Belgtappen gestedt haben. Also im Freilauf sucht der Nieder länder seinen Ehrgeiz zu befriedigen. Eine Hin und Herfahrt zwischen Rotterdam und Amsterdam an einem Tage gehörte beinahe zu gewöhnlichen Dingen. In der Provinz Groningen , besonders aber im Friesländischen, werden die höchsten Leistungen im Schnell und Dauerlauf vollbracht. Da erzählte man früher von einem Pri­Daß das Schlittschuhlaufen eine nordische Kunst sei und schon maner, der morgens um 7 Uhr von Groningen aufbrach, nachmittags in der ältesten germanischen Mythe eine gewisse Rolle spielt, deffen um 14 Uhr die 20 Stunden entfernte Stadt Zwolle erreichte und Tann fich wohl der Historiker, der Germanist, weniger aber der Laie dort eine halbe Stunde später wieder die Eisbahn betrat, um abends erinnern. Dieser weiß vielleicht etwas von Odin , dem Obergott der bei seinen Eltern in Rotterdam zu sein. Bei den Friesländern gibt alten Deutschen , aber die Namen aller Bizegötter find ihm wohl es ein förmliches Meisterstück im Schnellauf, das jeder, der als Heluba geblieben. Doch in der Edda steht zu lesen, daß es auch echter, gerechter Läufer gelten will, vorbringen muß. Es besteht einen der Dynastie Wotan verschwägerten Sproffen namens uller darin, daß er die elf friesischen Städte an einem und demselben gegeben hat, der ein Stiefsohn von Thor , dem Donnerer, war. Er Tage befahren habe. Es exiftieren aber noch ganz andere Beispiele, muß ein Ausnahmeprinz gewesen sein, denn die Mythe meldet, daß fogar schon aus dem 15. Jahrhundert. Man weiß von einem ihn Schönheit, Pfeil und Schrittschuhe" von allen übrigen Friesen, der im Zeitraum von 18 Stunden 45 Wegstunden zurüd­Göttern unterschieden hätten. Gewandter, fühner Schlittschuhläufer, gelegt hat. Morgens um 5 Uhr war er ausgelaufen und abends als welcher er geschildert wird, reiste er Winters von Land zu Land, um 11 Uhr fam er wieder heim. In Deutschland rechnet man eine um auch die Bewohner im Eis- und Schneelauf zu unterweisen. halbe Stunde auf je eine deutsche Meile. Wohlgeschulte Fahrer Hierzu wurden die Kriegsschilde benutzt. Man nahm fie nach brauchen aber kaum die Hälfte dieser Zeit für die gleiche Ent­Ullers belehrendem Beispiel auseinander und hatte fo die fernung. so

( Joh. Gottfr. Herder.)

Der Winter, den germanischer Mythus als den" Blinden " be neint, zeigt sich den Freunden des Schlittschuhsports jetzt hold. Wenn der grimme Dftwind nachläßt, dann tummelt Euch, fröhliche Welt­finder auf dem Kristallen blänkernden Eisspiegel der Flüsse und Seen! Denn eine Stunde draußen in freier Natur ist mehr als tausendjährige Astese und frömmelndes Beten!

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schönsten Schneeschuhe. Ihre rasche Zusammensetzung, um Bei uns in Deutschland fonnte bis in die zweite Hälfte des fie gegebenen Falles als Schutzwaffe gegen wildes Getier zu ge- 18. Jahrhunderts vom Schlittschuhsport noch nicht viel die Rede sein. brauchen, galt als besondere Kunst, die der Gott gleicherweise lehrte. In Hamburg und an den Küsten war er wohl zu Hause. Von hier Soweit die germanische Göttermythe. Da nun die Sage froß aus hat ihn aber erst Klopstod, der berühmte Schöpfer der Ode aller nebulosen Ündefinierbarkeit selten eines gewissen Untergrundes und noch berühmtere Dichter der" Messiade" für Deutschland er realer Borgänge oder Erscheinungen zu entbehren pflegt, fo ließ sich obert. Selbst ein ebenso fühner wie leidenschaftlicher und eleganter die Annahme, daß der Schlittschuhlauf sehr, sehr alt sein müsse, wohl Läufer, der sogar einmal- es war anfangs Januar 1762- beim rechtfertigen. Aus dem Norden der grauesten Vorzeit tam uns diese Einbruch im See von Lingby beinahe ertrunken wäre, trug fich Kunst, das galt als sicher. Biel mehr aber wußte man über ihren Klopstod schon während seines Aufenthaltes in Kopenhagen mit der eigentlichen Ursprung auch noch vor einem halben Jahrhundert nicht. Jdee, dort eine Akademie für Eislauf zu errichten, wo nicht nur Man setzte ihn einfach ins Eisenzeitalter. Diese Hypothese erlitt Männer, sondern auch Frauen in dieser Kunst ausgebildet werden aber einen gewaltigen Stoß durch merkwürdige Funde bei Pfahl- follten. Nicht bloß, daß er sie in mehreren Oden- Der Eislauf", bauten der reinen Steinperiode, die durch Ausgrabungen anfangs Braga "," Die Kunst Zialfs"," Der Ramin"," Unterricht"," Winter der sechziger Jahre des vorigen Sätulums ans Licht gefördert freuden"- berherrlichte, machte er dafür in Borten und wurden. Da stieß man unter anderem auf Gerätschaften aus Pferde- Briefen an feine an seine Freunde fortgesetzt Propaganda. Als er inochen. Diese waren so zugeschliffen und an beiden Enden in der im Januar 1767 von Kopenhagen aus bon Kopenhagen aus eine Anzahl neu Art durchlöchert, daß sie die Pfahlbauern an ihre Ledersandalen entstandener Dden an den Uebersetzer bon Macphersons schnüren und offenbar als Eisschuhe brauchen konnten. Gelegenheit Difian", den Jesuiten Denis in Wien fandte, berührt er hierzu boten ja die Winters über zugefrorenen Gewässer in Hülle in feinem Begleitbriefe auch den Eislaufsport. Es gibt für mich", und Fülle. schreibt er allda," gar feine Leibesübung, die meiner Gesundheit fo borteilhaft ist. Ich liebe das Reiten und die meilenweiten fangen Spaziergänge, aber das Schrittschuhlaufen ist noch viel anders." Er hielt viel auf elegante graziöse Bewegungen. Bum bollendeten Lauf gehörte nach seiner Ansicht, daß man fich wechselweise so tief, bald

Uebrigens scheint der Knochenschlittschuh in einzelnen Ländern bis spät ins Mittelalter hinein Verwendung gefunden zu haben. Wenigstens ist davon in einer alten Londoner Beschreibung bie Nede. Es wird ba der winterlichen Vergnügungen der Jugend