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Duaderwälzend,
Schicksaltrozzig bricht er sich Bahn. Ehern die Stirn, Muskeln von Stahl,
In seinen Adern kreisen
Der Menschheit Sehnsucht und Qual!
Aus feinen Augen zucken Unlöschliche Strahlen des Lichts, Und ob sie mit goldenen Händen Ihn niederdrücken und schänden, Der Niese läßt sich nicht ducken
Und wächst mit gewaltigen Rucken Aus dem verachteten Nichts.
Kleines feuilleton.
Musik.
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Neuerdings mehren sich auch in der Tonkunst die Bestrebungen. uns mit der russischen Produktion vertraut zu machen. M. Balafirem, geb. 1837, das Haupt derer, die man als neurussische Schule" zusammenfaßt, ist längst anerkannt; einige Instrumental werke von ihm und von dem noch minder bekannten S. Liapounow hat uns der Verlag J. H. Zimmermann nähergebracht. Nicht mehr unbekannt sind zwei verhältnismäßig junge Russen: G. Catoire, geb. 1861, und R. Glière, geb. 1875; beide aus Moskauer Schule, jener auch in Berlin beeinflußt. Am Mittwoch gab es im Mozarta jaale Kammermusiken von ihnen zu hören; der erstere war durch ein Klaviertrio, der lettere durch ein Streichquartett vertreten. Den Vorstellungen, die man sich etwa von schwermütigen slawischen Weifen und von einer russischen Kombination grüblerischen Sinnene
Was also die Jugend ihm eroberte, das blieb ihm underdorrt: mit verhaltener Glut machen mag, tommt wohl nur das Werk vor das erhabene Gefühl für die mächtigste geschichtliche Erscheinung Glière nahe; und erst in diesem verschlungenen Satzbau, in dem und Verkündigung der Gegenwart. Und noch ein anderer rasch aufleuchtenden dritten sowie dem orientalisierenden letzten Gefühlsgewinn entstammt jungen Jahren. Er war einmal Saße des Quartettes spürt man den Gegensatz gegen die Heimat, dem Berfall nahe und hat dann das Wiedererwachen der um deffentwillen man Ausländer hört. Lebenskraft hellbewußt und in voller Sehnsucht erlebt. Die Er- Trio Zeugnis von der fortlebenden Kraft des Stiles MendelssohnDagegen gibt Catoires innerung an diese Zeit zwischen Tod und Leben und an den jubelnd Schumann, der gerade für Klavierkammermusik mehr bedeutet, als gegrüßten Sieg des Leibes und der Seele flingt immer einmal wieder gewöhnlich zugestanden wird. Die Aufschließung des dem Klaviere auf, auch in diesem Buch der Schwingungen. Das Erlebnis bedeutet möglichen Harfencharakters ist am ehesten hier zu suchen und also dauerndes für ihn, und vielleicht half es ihm zu dem großen tennzeichnet nun auch jenes frisch phantasievolle, wenngleich nicht Maß von Lebensdankbarkeit, das in der Seele fo bieler feiner eigenartige Wert.- Ob der uns noch unbekannte W. Mehl ebenfalls fonnigen Gedichte aus dem letzten Jahrzehnt wohnt; vielleicht auch zu Rußland gehört, wissen wir nicht. Die Lieder mit Klaviererklärt es die Inbrunst des Genießers, der die Schönheit immer in begleitung, die wir diesmal in deutschen Texten von ihm hörten, vollen Zügen nimmt und zu allen Himmeln aufjauchzt und find lebhaft bewegte Stimmungsstüde, verdienstlich wenigstens durch doch nie satt und müde wird und immer bon neuem den Verzicht auf fleinliche Wirkungen. E. v. Hollstein aus Kopenschlürft und sein Jauchzen selbst in den Klängen von hagen , die sie fang, erfreute durch ein großes, sonores StimmRuhe und Stille, wo alles unter waldgrünen Schattengeweben sich material, das sie geschmeidig, doch in der Höhe nicht weich genug gedämpft vollzieht, eigentlich niemals ganz zu verbergen vermag. behandelt. Den Schwierigkeiten der beiden Instrumentalitüde Das Reifen der Hendellschen Lhrif bringt die Vertiefung dieser wurden die bereits wohlangesehene Klavierspielerin V. Maurina Inbrunst. Der Zon ist leicht erkennbar, aber er ist nicht eng: Preß und die Streicher unter Führung von M. Preß in überWechsel in feinen Grenzen und Fülle ist ihm reich gegeben. In zeugender Weise gerecht. dieser Inbrunft lebt ein Gefühl von Befreiung, Läuterung, Erlösung, und nun sucht dies Gefühl das Verwandte in allen Wesen und Dingen, die es von diesem Punkte aus mit ganzer und höchster Freude versteht, künstlerisch aufsaugt und im Gedichte ausströmt. Das sagen mir die Bekenntnisworte:
Mit allen Mächten fühl ich mich verbündet, Die Strom des selbsterlösten Lebens sind, Mein Glaube liegt in meinem Blut begründet.
Medizinisches.
SZ.
Die Röntgenbehandlung bei Gesichts neuralgien. Die Gesichtsneuralgien gehören zu den schmerzhaftesten Erkrankungen. Es ist vorgekommen, daß Patienten durch die Unerträglichkeit des Schmerzes in den Tod getrieben worden find. Gewöhnlich werden die Stirn, die Nase, das obere Augenlid, die Wangen, der Ober- und Unterkiefer und das Chr als der Ort der Schmerzen bezeichnet. Leider haben sich die von den Aerzten bei diesem Leiden bisher in Anwendung gebrachten Heilverfahren Jmmer Haucht es durch Hendells Gedichte wie hochgestimmte in den meisten Fällen als erfolglos erwiesen. Neuerdings hat man Verklärung. Aus dem verklärten Fühlen lösen sich ihm Selbst zu den Röntgenstrahlen gegriffen, die der Medizin ja schon so viele schauen der Seele, enthüllte Fernblicke. Feierlich nimmt er die gute Dienste geleistet haben. Jm Cosmos" berichtet nun Dr. Les Stimmungen der Natur auf, mit dem Hellglanz der Freude im prince von sehr erfreulichen Ergebnissen, die bei der Behandlung von Innern. Kleine Vorgänge werden fast wie etwas Heiliges mit Gesichtsneuralgien mit Hülfe der Röntgenstrahlen erzielt worden ehrfurchtsvollen Wortfügungen vorgetragen; so in dem Ge- sind. Im Laufe eines Jahres wurden verschiedene Stranke bes dicht von der gelben Rose, die ein junges weißge- handelt, die an starken neuralgischen Schmerzen im Sehorgan fleidetes Mädchen in der Trambahn achtlos aus dem litten und außerstande waren, selbst nur einige Zeilen zu lesen. Gürtel verliert und die ein Schaffner vor dem Bertreten behütet. Unter Benußung eines geeigneten Apparates gelang es leicht, die Zwei Gruppen Gedichte geben insbesondere dem Buche sein Wesen: Röntgenstrahlen auf eine beschränkte Stelle des Körpers zu lokalia Zyklen von der Rügener Seeküste und aus dem Thüringer Walde. fieren. Die zu behandelnde schmerzhafte Stelle selbst wurde vorDie Rügener Strophen find landschaftliche Aquarelle, farbige Merk- fichtshalber mit Watte bedeckt. Die Bestrahlung wurde an vier auf blätter aus sonnigblauen, wellenglizernden Sommertagen. Lyrisch höher zu bewerten sind die Thüringer Gedichte. Auch hier hält sich einiges im Gelegenheitsverston leichten, frohen Berichtens aus Stunden, die ohne Schwere verruht wurden; einiges aber hat sich zum kleinen Liede gestaltet, in dem Bild und Gefühl in feiner innerer Musik zur Einheit verwoben sind. Und dann taucht in diesem Waldgrün das weiße Roß und der leuchtende Panzer Parsifals auf, und Gralsstimmungen leiten abermals zu den feierlichsten und reinsten Höhen, die aus des Dichters Lebensstunden für dieses Buch der Schwingungen gewonnen wurden.
Gedicht wie: Ein Dreiflang, Morgen und Abend im Walde, Frohes Erwachen, Künstlers Erde und Himmel mag man sich als besondere Gruppen zu geschlossenem Genießen aus dem Ganzen Lösen. Sie geben des Dichters Daseinsfreude und Lebenswandern am meisten abgeklärt und am feinsten geprägt. Mit dem Ausklang:
Ob ich wohl altre? Spüre das nicht.
Spiele und pfaltre Wiedergeboren
Weltüberwindendes Sonnengedicht.
Auch ein Bündelchen Spruchartiges wurde herangetragen. Nicht alles wiegt schwer und nicht alles war für das Buch notwendig. Aber eins hat Schlagkraft und stehe deshalb hier:
Weh jenen, die den Ewigblinden
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Des Lichtes Himmelsfacel leihn!" Weh jenen, die das Maul berbinden Den Menschen, die nach Wahrheit schrein Franz Diederich.
einander folgenden Tagen vorgenommen, dann aber wurden die Sizungen erst nach einer zehntägigen Pause wieder erneuert. Eine Neucalgie, die acht Jahre lang bestanden hatte, wurde auf diese Weise in zehn Sizungen geheilt. Bei einer anderen, sehr heftigen Neuralgie, die sich im Laufe von 24 Stunden zehn- bis zwölfmal zu außerordentlich starken Schmerzen steigerte und ein völliges Schwinden sowohl des Schlafes als auch des Appetits nach sich ge= zogen hatte, konnte nach vierzehn Tagen eine erhebliche Besserung und nach Ablauf zweier Monate völlige Heilung festgestellt werden. Die Erfahrung lehrt, daß es zur Vermeidung eines Rückfalls zwede mäßig ist, den Patienten während des ersten Jahres nach seiner Wiederherstellung noch ungefähr einmal monatlich einer Bestrahlung zu unterziehen. Daß der Arzt die Technik einer solchen Behandlung genau kennen muß, ist selbstverständlich. Nur die erkrankte Körperstelle darf den Strahlen ausgesetzt werden, ihre Umgebung muß mittels eines Bleischirms vor ihrer Einwirkung geschützt werden. Die Behandlung mit Röntgenstrahlen hat den Vorzug, völlig schmerzlos zu sein, und wenn man unter Anwendung gewisser Vorfichtsmaßregeln eine Reizung der Haut vermeidet, kann mit ziema licher Sicherheit auf Heilung gerechnet werden. Leprince und seine Mitarbeiter haben bisher nur Erfolge zu verzeichnen gehabt.
Archäologisches.
- Die Ausgrabung eines antifen griechischen Tempels auf Sizilien . Die Ausgrabungen, die im Auf trage des Staates unter Leitung des Professor Paolo Orsi in Gela unternommen find, hatten nach faft dreimonatlicher Tätigkeit sehr intereffante Ergebniffe. Es wurde der Stylobat eines archaischen dorischen Tempels bloßgelegt, der aus dem Ende des siebenten oder den Anfängen des sechsten Jahrhunderts v. Chr. stammt. Dabei wurden zahlreiche farbige Terratotten aufgefunden, die zum Schmud der Architektur dienten, die aber in kleine Bruchstücke zersplittert