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Benus". Am besten und einfachsten kommt Corinths Art in dem auf die furchtbare politische Gefahr hintveist, wenn eine nach Fleischerladen" zum Ausdrud. Da schwelgt er in Rot . Millionen( hu) zählende Leserwelt infolge der Unklarheit des Aus
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Ganz eigenartig sind die Aquarelle von Baum, in pointi- drucks, die manchmal einer völligen Gedankenverschleierung und Ge listischer( punktartiger) Manier gemalt. Landschaften, meist holländische. dankenverschleimung gleichkomme, in ihrer inneren" Gesinnung ver Von einer entzückenden Frische und Grazie. Die Motive ganz ein- wirrt werde. In der inneren Ge inning glaube ich wieder einem fach. Ein Bach, eine Brüde, Häuschen. Oder eine Chauffee, Wiesen, jungen lieblichen Bofisten begegnet zu sein, werter Herr Engel, aber Bäume. Alles ist apart gesehen und wirkt trotz der ausgeflügelten das schadet nichts, denn dadurch wird Ihre innere Gesinnung allen Technik einfach. In den weißen Rahmen sehen die kleinen Bilder denkenden Menschen sofort klar. Es verrät sich der einfichtige und sehr dekorativ aus. Die hellen Aquarelltupfen erregen das Gefühl vorausschauende Politiker ohne Gedankenverschleimung. von Licht, Luft, Sonne.
Monticelli( †) malt in alter, braunfauciger Manier. Er versteht aber außerordentlich farbig zu wirken. Man tönnte an Watteau denken, doch ist die Farbe trüber, schwerer, brauner. Nur die Szenen, Damen und Kavaliere im Bart, erinnern an die Vergangenheit. Diaz malte in Paris so mit pridelnden Farben, deren fchillernde Nüancen sich malerisch und breit von dem braunfaucigen Grund abheben. Das Eigentümliche ist, man vergißt ganz die dargestellte Szene und freut sich nur an dem überaus malerischen, lebhaften Farbenspiel- rot, blau, grün, in dem jede feste Kontur fehlt und doch alles bollendet steht. Jn anderer Weise gestaltet Oppenheimer aus dem Spiegelfaal eines Schlosses oder dem Verkaufsraume eines türkischen Bazars höchst malerische Interieurs von wundervoller Leuchtkraft der Farben.
Ernst Kolbe ist ein Plastiker von herber Kraft. Er mäßigt sein Willen. Er ist jeder Phrase abhold. Die Form reizt ihn. Man denkt bei den gedrungenen Formen, den rauhen Flächen, den eigentilmlich furzen Profilen feiner Figuren an den franzöfifchen Blaftifer Maillol , zugleich bei einigen anderen, mehr fragmentarischen Stulpturen an Rodin , ein Beweis, daß Kolbe sich gute Lehrmeister aussucht. Seine Arbeiten haben alle eine wuchtige Intensität der Form, die anzeigt, daß Kolbe eine eigene Persönlichkeit ist.
Kleines feuilleton.
Der Phrasenbofist. Der Bofift ist eine unschuldige Bilzart, in seiner Jugend ist er sogar eßbar, trägt aber einen sehr üblen Namen, denn das niederländische bovist( eigentlich boofist) heißt so viel wie Bubenfist, ein Gebläse, das sicherlich nicht angenehm riecht. Diesen Bofist habe ich schon in meiner Jugend gekannt und mich über ihn gewundert, wie er sich zur Reisezeit öffnete und seinen Sporenstaub weithin verstreute.
Was aber ein Phrasenbofist ist, habe ich bisher nicht gewußt, und hätte es auch nie erfahren, wenn ich nicht von seinem Entdecker, einem Herrn Eduard Engel , darüber belehrt worden wäre. Es ist der ungefüge, von Fremdwörtern wie ein Buffschwamm aufgeblähte Satzbau des größten Teils der Schriftsteller, die für Arbeiterzeitungen fchreiben; besonders derer, die als einfache Arbeiter beginnend die Feder in die Hand nehmen und die von ihnen bewunderten, meist irgendwo auf dem Gymnasium geknidten fogen. Akademiker nachahmen.
Zur Sache! Weiß denn Herr Engel nicht, oder will er es nicht wissen, daß die Arbeiterpresse vor allen Dingen eine Kampfpresse ist, die nicht nur von Belehrung suchenden Arbeitern in die mehr oder weniger schwieligen Hände genommen wird, sondern auch, wenngleich mit Widerwillen oder Gruseln, von den Juhabern parfümierter Hände mit gebürsteten Rägeln angefaßt wird? Und fann es denn schaden, wenn zu ihnen in der ihnen eigenen Bofistsprache gesprochen wird? Hat er denn gar nicht begriffen, daß die Stelle aus dem Vorwärts", wo von dem Conférenzier Bülow die Rede ist, ihre Fassung nur deshalb bekommen hat, um diesen Herrn der Wichtigkeit des Augenblicks gegenüber in seiner ganzen Seichtheit und Oberflächlichfeit erscheinen zu lassen?
Er ist doch sonst ein so großer Schlaufopf, der über alles und gefchichte zu verfassen. Weiß er ferner nicht, daß der Arbeiter seine jedes schreibt und es sogar für nötig befunden hat, eine LiteraturBelehrung weit mehr aus den ihm so häufig gebotenen Reden und Vorträgen in Voltsverfammlungen oder an Disputierabenden holt?. Auch davon, daß es eine ganze Menge flar und einfach geschriebener Bücher und Broschüren in der Parteiliteratur gibt, scheint er keine Kenntnis zu haben.
Möge er sich doch einmal eine Arbeiterzeitung etwas ge nauer ansehen und er wird finden, daß das, was den Arbeiter am meisten angeht, auch in einfacher und flarer Sbrache geschrieben ist. Uebrigens stelle er sich selbst den Arbeiter mit schwieliger Hand, der die Arbeiterpreffe lieft, ja nicht so dumm vor, jedenfalls ist er flüger als die Leser des Lokal- Anzeigers" oder der Morgenpost".
Was ist denn mun Wahres an der ganzen Sache? Ist die Arbeiterpresse wirklich so schlecht, daß fie Millionen ihrer Leser ent Masse macht? Wenn Ihnen ein mitleidiges Lächeln als Antwort weder dem Jrrenhause zuführt oder zu einer alles verrungenierenden peinlich sein sollte, Herr Engel, will ich Sie lieber auf die allen. Arbeiterschaft bei diesen oder jenen Anlässen eine höchst unbequeme Säbelraffelern ärgerliche Tatsache aufmerksam machen, daß die deutsche Besonnenheit bewahrt hat.
Außerdem gibt Herr Engel selbst zu, daß die Arbeiterpresse nicht wesentlich schlechter ist, als die der sogenannten besseren oder gebildeten Stände, die also von ebenso vielen irgendwo getnidten Akademikern bedient wird, denn sonst wäre sie doch wesentlich besser. Und nun will ich Ihnen etwas sagen, Herr Engel, die Unebenheiten in der Presse aller Gattungen rühren erstens von dem elenden deutschen Unterrichte auf unseren höheren Schulen her. Wenn es Ihnen nicht bekannt ist, so ist es mir bekannt, daß jeder LateinSchüler für die deutsche Sprache verloren ist, wenn er sich nicht auf Natürlich gibt es unter denen, die für Arbeiter schreiben, auch der Universität oder nach ihrem Besuche noch rechtzeitig besinnt, einige„ wahrhaft hochgebildete" Schriftsteller, die sich von der kindi- daß seine Mutter auch in einer Sprache zu ihm gesprochen hat, schen Eitelkeit freigemacht haben, ihre Universitäts - oder Gymnasial- deren Beherrschung doch wohl eigentlich viel wichtiger fein müßte, bildung in jedem geschriebenen Saß vorweisen zu wollen, meint Herr als das Nichtverstehen der griechischen und lateinischen Schriftsteller. Engel. Die sind aber nicht gar häufig. Bleibt also im großen und Man follte es nicht für möglich halten, aber wahr ist es, daß man ganzen Hack und Mack übrig, lauter Leute, die staubige Bofiste in der Schlußprüfung unweigerlich raffelt, wenn man z. B. über die wachsen und plagen lassen. verschiedenen Konstruktionen des lateinischen cum teine Rechenschaft geben kann, daß aber kein Gewicht darauf gelegt wird, alfo eine Frage danach gar nicht vorkommen kann, wie es sich mit dem deutschen Konjunktiv verhält. Und zweitens rühren die Unebenheiten von der Herr Engel ist angeblich weit entfernt davon, seine Vorwürfe schnellen und übereilten Herstellung einer jeden Tageszeitung her. gegen die Presse einer bestimmten Parteirichtung zu schleudern, Uebrig bleibt also nur die leidige Fremdwörterfrage, und hierin sondern er meint die Arbeiterpresse im allgemeinen. Nun frage ich brauchen die Arbeiter nicht erst von Herrn Engel belehrt zu werden aber einen Menschen, ob er irgendwie im Zweifel sein kann, welche oder auf seinen Rat zu warten, denn diese Frage ist in ihren eigenen Breffe eigentlich gemeint ist. Doch vor allen Dingen die sozial- Reihen schon oft erörtert worden. Ich selbst gehöre zu denen, die demokratische Parteipresse und die Gewerkschaftspresse, die doch zum da meinen, daß die Werbekraft der Arbeiterpresse bedeutend stiege, großen Teile auch sozialdemokratisch ist. Was gibt es außerdem noch wenn die ewigen Probleme, Phänomene und symptomatischen Be für eine Arbeiterpresse von Bedeutung? Und so weist denn auch Engel deutungen verschwänden. Und auch hier wird allmählich die Ge gleich im Anfange feiner Betrachtung deutlich auf den verstorbenen ſundheit triumphieren, verlassen Sie sich darauf, Herr Engel. Liebknecht hin, gibt einen Satz aus dem Vorwärts" und einige Säße aus der Gewerkschaftspresse und waltet als wahr haft hochgebildeter Schriftsteller für die besseren Stände seines Amtes als Richter.
Nebenbei sei bemerkt, daß wahrhaft hochgebildet" nach meiner Meinung auch ein Phrasenbofist ist, freilich nur ein ganz kleiner, lieblicher. Doch weiter!
Den Satz aus dem Vorwärts" führe ich hier an, denn ich erinnere mich genau, ihn im vergangenen Sommer dort gelesen zu haben. Auch muß ich noch auf ihn zurückommen, und dann muß der Lefer ihn des Verständnisses halber kennen. Er lautet:„ Sonst hatte sich ja der Conférencier( Bülow) des Zolltarifs feinen Gemein play entgehen laffen. Die Rechte pofterte während der Rede wiederholt steinerne Kälte."
Gleich im Anfange feiner Betrachtumg wendet Herr Engel einen Kniff an, indem er dieselbe Bofistsprache für die sogenannten besseren und gebildeten Stände ungefährlich findet, für die Arbeiter aber eine flare und einfache Ausdrucksweise in gediegenem Deutsch verlangt, da diese doch ihre Bildung nur aus der Zeitung schöpften. Alles recht schön und gut. Weshalb aber denn auf einmal die Teilnahme unseres Federhelden für die geliebten Arbeiter? Das berrät er am Ende seines anmaßlichen Geschreibsels, wo er als einer von den wachsamen schnatternden Gänserichen des Kapitols
Theater.
Ernst Wrede.
Kleines Theater. Zu den Sternen", Drama in vier Aften von Leonid Andrejew . Andrejet, der Freund und Gesinnungsgenosse Gortis, der Dichter des roten Lachens", der in Visionen von unvergleichlich packender Gewalt die Greuel des letzten Russentrieges gebrandmarkt, gibt in seinem Drama, wie Gorki in den Feinden", Spiegelungen, feelische Reflere der großen russischen revolutionären Bewegung. In die stille Bergeinsamkeit eines aftronomischen Observatoriums tönt von fern her dumpf und drohend das Grollen des Gewittersturms, angstvoll lauschen die Seelen hinaus, ob nicht endlich erlösend der Bliz herniederfahren und ein Flammen meer entzünden wird, das praffelrd die Zwangsfesten schmachvoller Tyrannei verzehrt. Ein Sohn des Gelehrten, Kolja, die Freude und Hoffnung des Vaters, ist ausgezogen, mitzustreiten in dem Freiheitsfampf. Um ihn vor allen bangt das Herz der Mutter. Der jüngere, ein blaffer nervöser Knabe, dessen weiche Seele frankhaft bei jedem fremden Leide mitzittert, fehnt sich, ihm zu folgen. Ein armer, russischer Jude, dem die Eltern von der wütenden Menge erschlagen sind, in der Glut feines leidenschaftlichen Mitempfindens der Natur