danken versunken dagesessen hatte, bemerkte fie, daß sie jest arbeit vollbracht, ohne Dank und Beachtung gefunden zu haben. nach Europa zurückreisen wolle.
Wirklich?" fragte Hall teilnehmend.
Ja, und zwar bald. Vielleicht noch heute abend. weißt, ich entschließe rich immer plöblich."
nicht!"
Heute abend! Nein, Leontine, daran denkst Du
-
Du
doch
" Ja, ja! Reisen will ich, und Du mußt Dich nicht wundern, wenn Du ein Marconigramm von mir von hoher See erhältst, es fann heute nacht sein oder morgen. Ich gehe an Bord irgend eines Schiffes, es ist mir ganz einerlei, ob ich in Neapel oder in Liverpool an Land gehe. Laß es Dir gut ergehen, Edmund! Und habe Dank für
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Du darfst nicht mehr sagen," bat er mit verzerrtem Gesicht.
Verzeihe! Na ja, ich verschwinde also. Ich sehne mich ja nach der See. Und ist das nicht alles gut? Ich möchte Dir ja wünschen, daß es Dir besser ginge, lieber Edmund verzeihe, jekt urteile ich wieder nach mir; Deine Situngen sind ja sehr interessant, und ich hätte mir nie in meinen wildesten Träumen die Wunder vorstellen können, die ich gesehen habe! Für einen Mann wie Dich, der sich mit der vierten Dimension beschäftigt und mit felbft leuchtenden Metallen, muß es ja eine Leidenschaft, eine Spielwut werden verzeihe den Bergleich, ich liebe ja Monte Carlo aber weißt Du was, ist während der drei Sigungen, denen ich beigewohnt habe, eigentlich mehr als immer wieder dasselbe geschehen? Dieselben Hymnen, dasselbe Aus- und Einhüpfen aus dem Kabinett oder aus der Atmosphäre, wenn Du willst, dasselbe fanatische Wiehern des Kreises! Ich kann mich nicht mit den Lenten aussöhnen, mit denen Du zusammen arbeitest, Edmund, wenn ich nur an sie denke, bekomme ich Gänsehaut. Ich glaube, der Spiritismus ist eine Art seelische Geschlechtskrankheit. Buh! Und sie haffen mich alle miteinander! Das sind genau dieselben, die im Mittelalter Heren verbrannten, und ich fühle ganz deutlich, wenn sie mich ansehen, daß ich auf dem Wasser fließen würde. Selbst die kleine Frau Mac Carthy ist mir unausstehlich, dieses arme mißhandelte Wesen. Man sollte nicht glauben, daß Falsch in ihr ist, wehrlos wie sie ist, aber ich habe entdeckt, daß auch sie im Grunde ein Tier ist, das keinen Bardon gibt. Es ist mir so wunderbar zu denken, daß Du den Mittelpunkt in einer Vorstellung für dieses Gesindel bildest. Das ist nicht Dein Geschmack, Edmund!"
und
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( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Jezt sollte das anders werden, denn Auerbach war nicht bloß ein treuer Anwalt des Schwarzwäldler Boltes, er forderte auch zugleich feine eigenen Stammesgenoffen zu fräftiger öffentlicher Mitarbeit am deutschen Kulturleben auf.
"
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Berthold Auerbach , am 28. Februar 1812 zu Nordstetten im württembergischen Schwarzwald von jüdischen Eltern geboren, hatte in Tübingen , München und Heidelberg , zunächst Jurisprudenz und Theologie, dann Philosophie studiert. In burschenschaftliche Untersuchungen verwickelt, war er zwei Monate lang Gefangener auf dem Hohenasperg , wo ja auch einst der geniale Dichter- Musifer Schubart eine siebenjährige furchtbare Kerterhaft hatte verbüßen müssen. Darauf lebte Auerbach in rheinischen Städten, am längsten in Mainz , dann in Weimar , Leipzig , Dresden , Berlin , Breslau und Wien , bis er 1860 bleibenden Aufenthalt in Berlin nahm. Die erste Etappe seiner schriftstellerischen Tätigkeit wird durch die Romane Spinoza " und Dichter und Kaufmann" bezeichnet. Ward er so der Urheber eines nenen literarischen Genres, nämlich der nun un gemein zahlreich folgenden Geschichten aus dem jüdischen Familienleben, so noch viel mehr durch seine Swara wälder Dorf geschichten". Ein ganz unbebautes Feld war die deutsche Dorfgeschichte mun zwar nicht; denn fie reicht bis ins Mittelalter zurüc und war auch in neuerer Zeit von Jung- Stilling, Pestalozzi , Clemens Brentano und Karl Immermann gepflegt worden. Ob Auerbach von ihnen angeregt wurde, hält Robert Schweichel - nach seinem 1882 im Verein Berliner Preffe" gehaltenen Vortrage für uns gewiß; ja er bezweifelt sogar die Einwirkung der Dorfromane des Schweizer Pfarrers Albert Bitius( Jeremias Gotthelf ), die damals faum schon in Deutschland bekannt waren. Das für weist Schweichel ausschlaggebend auf die„ Elsässer Dorfa geschichten" von Alexander Weil hin, welche in die Deffent( Dichter und Kaufmann) auf einem Gebiete, das ihm vertraut war, lichkeit traten, als Auerbach in seinem legtgenannten Roman das Vermögen seiner poetischen Begabung eben erprobt hatte. Gleichviel jedoch, von wem die unmittelbare Anregung ausgegangen ift, die Dorfnovelle zur künstlerischen Vollendung erhoben zu haben, ist Auerbachs dauernder Ruhm." In ihm fand sich der Dichter auf seinem Heimatsboden zurecht, und aus diesem erwuchs ihm die Kraft für die Gestaltung des landvolllichen Lebens. Um anzudeuten, welche ungeheuere Wirkung diese Schwarzwälder Dorfgeschichten" auf Auerbachs Zeitgenossen ausübten, erinnert Schweichel brud jener Begeisterung bildet zweifellos Ferdinand Freiligraths mit Recht an Goethes" Werther"-Roman. Den allerhöchsten Ause bekanntes Gedicht an Auerbach :
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Aus deines Schwarzivalds tannendunkeln Wiesen Mit seinen Kindern kommst du froh geschritten, Und setzest ein das Tuchwamms und die Flechte In ihre alten dichterischen Rechte.
Das ist ein Buch! Ich kann es dir nicht fagen, Wie mich's gepackt hat recht in tiefster Seele; Wie mir das Herz bei diesem Blatt geschlagen, Und wie mir jenes zugeschnürt die Kehle; Wie ich bei dem die Lippen hab' gebissen Und wieder dann hellauf hab' lachen müssen!
Das alles ist dir aber nur gelungen,
Weil du dein Werk am Leben ließest reifen; Was aus dem Leben frisch hervorgesprungen,
Wird wie das Leben felber auch ergreifen,
Und rechts und links mit Wonne und mit Schmerzen Sturmschritts erobern warme Menschenherzen.
Alles hat seine Zeit. Einmal, zwischen dem fünften bis siebenten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, gab es im deutschen Bürgertum ein entzücktes Schwärmen für sogenannte" Dorfgeschichten". Das trat tatsächlich ein; die„ Schwarzwäldler" machten, in die Das war damals ein fumfelnagelneues Genre und wurde Mode". meisten Kultursprachen übersetzt, die Runde über den halben ErdDiese neue Art Bollsliteratur fam dem eben erwachten Triebe zur freis. Und das war begreiflich; denn sie erschienen in der Touristik äußerst gefällig entgegen. Bädeckers Reiseführer waren ja Dede der damaligen Literatur wie ein frischklarer Quell, wohl schon allenthalben beliebt und gebräuchlich; aber vom eigent der von Felfenbergen durch alte harzige Tannenfiedelungen lichen Boltsleben hatten sie nichts zu sagen gewußt. Immerhin, das rauscht. Treffend hat sie Schweichel gleichsam Straßen" genannt, Reisen tam in Mode und, was das merkwürdigste, Süddeutschland die Auerbach ins Gebirge baute". Das läßt sich so verstehen: war den Norddeutschen noch ziemlich fremd geblieben. Die Silein - Einmal hat Auerbach ten Schwarzwald der Touristik erschließen staaterei war wohl am meisten daran schuld gewesen. Denn darüber, helfen. Denn mun war jeder, weß Landes er auch sein mochte, be daß die Naturherrlichkeit mittelgebirgiger und hochalpiner Gegenden gierig gemacht, jene stillen Bergbewohner leibhaftig tennen zu lernen. schon seit Ewigkeiten bestanden hatte, fonnte gewiß fein Zweifel fein. Und Und vornehmlich daher kam es, daß seitdem alljährlich große ebenso lange hatten ja auch die süddeutschen Volksstämme existiert; Menschenströme ihren Weg in die Reviere des Schwarzwaldes was doch das wichtigste war: dort bestand eine nahezu lenkten. Und das ist, wie man über die moderne Touristik als tausendjährige Kultur! Wohl gab es von ihr auch in einzelnen Modesport auch denken mag, für das Land von Segen und mannignorddeutschen Landstrichen, zumal in einigen alten Hansastädten fachem Nugen gewesen. Damit aber wurde gleichzeitig auch das einen Schimmer; aber der hatte nur schwache Leuchtkraft nach außen Schwarzwälder Bauernbolt aus seiner Abgeschlossenheit heraushin gezeigt und war selbst den nächsten Bollsgenossen entgangen. getrieben. Es trat fortan in Verkehr mit den Städtern, Nun stieß man plöglich auf zwei neue Entdeckungen: die wunder- nah und fern, und lernte die Augen aufmachen für bare Pracht des landschaftlichen Bildes und die Bevölkerung dort, die Mannigfaltigkeit des politischen und fozialen Welt inmitten einer reichen Kultur. Das alles war wohl schon lebens, obwohl es zunächst dabei keine angenehme Erscheinung früher von manchen wissenschaftlichen Männern bemerkt und bot. Auerbach ging jedoch von weit höheren Gesichtspunkten aus, berbucht worden. Aber noch war der Naturfinn und das als er seine Dorfgeschichten schrieb. Ihm war es darum zu tun, tulturelle Interesse nicht in die Masse gedrungen. Beides mußte für die Armen und Unterdrückten, selbst für verbrecherische Naturen erst erschlossen werden. Diese höchst dankbare Aufgabe übernahm zu kämpfen. Er scheute dabei vor einer wahrhaftigen Schilderung mun mit einem Male ener neue Zweig der deutschen Belletristit. der Zustände und der Landbewohner nicht zurück. Sonach konnte Das war die Dorfgeschichte. Und der Begründer dieser es ihm auch nicht beifallen, das Dorfleben in die Farben arfadischer Gattung hieß Berthold Auerbach . Daß es gerade ein Jude Unschuld zu tauchen. Wohl liebt seine über alles gütige Art das sein sollte, mochte damals dem begrenzten Untertanenverstand noch Holdselige und Barte in seinen Gestalten, zumal bei Mädchen und als höchst sonderbar erscheinen. Indessen hatte doch schon so mancher Frauen, wohl schwelgt er, der die schöne Natur tief in sein Herz Angehörige der semitischen Rasse im Gebiet strengster Wissenschaft geschlossen, förmlich in malenden Worten und Vergleichen, wohl und Gelehrsamkeit auf deutschem Boden ganz respektable Pionier- pflegt er gern beim Glüd braver Menschen zu verweilen,