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aber gleichzeitig und eigentlich überwiegend bringt er, wie) Diese Abkehr hat Auerbach nicht mehr erlebt. Gegen Mitte Eugen Babel Turz bor seinem fiebzigften Geburtstage Dezember 1881 war er nach Cannes gegangen, um sich dort zu ers sich ausgelassen, heftige Schmerzen und erschütternde Schicksals- holen. Hier starb er aber schon am 8. Februar des neuen Jahres. fügungen. Die unbestochene Beobachtungsgabe des Land- In Moriz Lazarus' des ausgezeichneten Gelehrten und Berliner lebens, die nichts unterdrücken und nichts hinzusehen will, steht im Hochschulprofessors von Nahida Lazarus und Alfred Leicht im vorigen innigen Zusammenhange mit Auerbachs spinozistischem Glaubens- Jahre herausgegebenen Lebenserinnerungen" finden wir auch einen bekenntnis. Sein großer Meister in der Weltweisheit hatte be- großen Abschnitt über das Freundschaftsverhältnis zwischen diesen hauptet, daß man die Handlungen des Menschen weder beklagen, beiden edlen Menschen. Lazarus hat dort dem Abgeschiedenen die noch belachen oder verabscheuen, sondern begreifen müsse daß Leichenrede gehalten. Er sorgte auch, da die Leiche im Hause der man sie samt den Begierden ganz so untersuchen könne, als ob es Dr. Tritschlerschen Pension nicht bleiben durfte und andrerseits noch sich um geometrische Linien oder Flächen handle. Demgemäß ver- fein Leichenpaß zum Transport mit der Eisenbahn eingetroffen war, fährt Auerbach in seinen Dorfgeschichten. für einen anderweitigen Unterstand. Auf Lazarus Bitte gestattete der protestantische Geistliche die Aufbahrung in der Sakristei,„ und dische Dichter, bis er in die deutsche Heimat abgeholt wurde." In fo im Schug der christlichen Kirchenmauern lag der tote Nordstetten hielt Friedrich Theodor Vischer die Gedenkrede und hier liegt Auerbach begraben.
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Kleines feuilleton.
Faschingssput.
Es rig laut ein altes, ein närrisches Wort, Die Narren ringsum zur Begeisterung fort. Sie eilten mit Klappern und Schellen herbei, Erhuben ein mächtiges Narrengeschrei:
Der Narren Erblande sind schwer in Gefahr; Es raubt uns die Freiheit die blutrote Schar. Bergällt uns den schönsten, den närrischsten Streich Und stört uns' s Behagen im heiligen Reich. Es sollen die Nörgler hinaus aus dem Land; Drum reichen wir Narren uns heute die Hand." Noch niemals ein Fasching so glänzend verlief; Die Sache der Narren ging wirklich nicht schief. Nun jauchzen und hüpfen die Narren wie toll Und haben die Köpfe von Plänen so voll. Und alles wohl läuft und alles wohl rennt Zu hören das Faschings- Parlament. Die armen Narren! Sie merken gar nicht, Wie unter den Füßen die Bühne einbricht. Die armen Narren Sie glauben noch heut': Sie könnten hemmen die werdende Zeit!
Wenn wir fie in seiner ganzen reichen Produktion betrachten, so geben sie eigentlich die Linie der Entwidelung an, die der Dichter durchlaufen ist. Erst schreibt er ihrer soviele, daß fie die erſten acht Bände seiner Schriften umfassen. Dann, etwa von der Mitte der fechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ab, gibt Auerbach , wie gleich bemerkt fei, mit weniger Glüd, eine Anzahl großer Beitromane Auf der Höhe"," Das Landhaus am Rhein" und Waldfried", in deren Handlung das dörfliche Element nur unfelbständig als Augenblidskontrast hineinspielt. Den Beschluß feines Schaffens bilden dann wieder einige Heimatsgeschichten, die unter dem Titel„ Nach dreißig Jahren" zusammengefaßt find. Bon feinem Geburtsort Nordstetten als Schauplatz ist er ursprünglich ausgegangen. Er hatte sich die Aufgabe gestellt, ein ganzes Dorf gewissermaßen vom ersten bis zum letzten Hause zu schildern". Der Sen Novellen zugrunde gelegte Stoff ist außerordentlich mannigfaltig; dennoch lassen sich deutlich einige Richtungen fennzeichnen, innerhalb derer fie in der Phantasie des Dichters ausgereift find. Die erste Reihe schildert die falsche vom Landmann mit Recht zurückgewiefene polizeistaatliche Stultur" und wird mit Befehlerles" eingeleitet. In des Schloßbauers Vesele" verführt ein städtischer Windhund eine Landschöne und sie geht, um ihre Schande zu berbergen, ins Waffer. In Luzifer " handelt es sich um den Zusammen prall von selbständigen Dorfgemeinden mit einer fie bevormundenden Klerisei. Vollends wird die Macht der katholischen Kirche auf das Gemit eines zum eigenen Denken erwachenden Knaben invo der Hejrle" mit wunderbarer Macht geschildert. Die Frau Bro fefforin" hat, abgesehen von ihrem Gehalt, auch noch eine eigene literarische Berühmheit erlangt. Diese Erzählung diente nämlich Auerbachs landsinännischer Kollegin Charlotte Birch- Pfeiffer als Grundlage für ihr noch heute im Repertoir vieler Provinzbühnen stehendes Rührstück„ Dorf und Stadt". Mit Recht fühlte sich der Dichter durch dies an ihm begangene poetische Verbrechen beleidigt und strengte gegen die Verfasserin einen Prozeß an. Allerdings mit negativem Erfolg; denn die Klage wurde von den Gerichten abgewiesen. Trotzdem hat die schauspielerisch sehr dankbare Gestalt des„ Lorle" von der Bühne herab erst recht die Auerbachsche Erzählung dem deutschen Resepublikum bekannt gemacht. Sozialen Einschlag hat die Erzählung Sträflinge". Ter Dichter macht sich höflicher Mann, erscheint im Frad, wenn er amtiert, ftellt sich mit Zum Erempel der föniglich bayerische Scharfrichter ist ein hier zum Anwalt neuzeitlicher humaner Bestrebungen.„ Das Nest an der Bahn"( in" Nach dreißig Jahren") bildet die Fortsetzung einer guten Verbeugung neben der Guillotine auf, drückt zart auf „ Nach einen Knopf, das Beil fällt. jener Novelle." Der Lehnhold" lehrt sich gegen den verderblichen einen Knopf, das Beil fällt. Wahn von der Unteilbarkeit der Güter. In Hopfen und Gerste" handelt es sich um die föftlich abgewandelte Abneigung der Bauern gegen den rationellen Betrieb der Landwirtschaft. Lüderliche zum Berbrechen herabgleitende Dörflermoral tommt in Florian und Creszenz" zum Austrag. Aehnliche Vorgänge geben der Erzählung Ein eigener Herr" den Faden der Handlung. Wie fich solch Leben rächt, indem es zum Verbrechen führt und wie nun der Verbrecher die Skorpionen des mahnenden Gewissens verspüren muß, bis er felber
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hingeht, um sich anzuklagen, das ist der Gegenstand in Diethelm von Buchenberg" und Landolin von Rautershöfen". Die Helden" dieser Erzählungen find zwei allmählich zerbrödelnde Menschennaturen. In einigen anderen Geschichten, wie„ Tolpatsch",„ Der Tolpatsch aus Amerika " und" Der Vieredig oder die amerikanische Kiste" spielt die Auswanderung nebst ihrem Gegenbilde eine Rolle. Gern schildert Auerbach das Handwerksleben, so den Maurer in Brofi und Moni", den Musikanten im Geigerler", die schwarzwälder Uhrmacher in Edelweiß". Allerdings begibt sich in dieser Erzählung ein herber Ehestandskonflikt, der aber und diese Hinneigung zur Versöhnlichkeit mit dem Dasein fennzeichnet den im Alter milde gewordenen Dichter nach allerlei Prüfungen und Seelenläuterungen ein gutes Ende nimmt. Die gleiche die Tragit umgehende oder glättende Vorliebe sehen wir in Barfüßele " und Joseph im Schnee". In den Kreis der Dorfgeschichten gehören dann noch zwei Schöpfungen: Der giveis bändige Roman " Der Forstmeister" und Auerbachs legte Dorferzählung„ Brigitta".
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Es ist wohl wahr: Auerbach hat alle seine Dörfler, etwas idealisiert. Die meisten sprechen gewöhnlich nicht wie simple Menschen tun, sondern wie philosophische Grübler. Das lag in der einseitigen Natur des Dichterdenkers und dennoch sind seine Schwächen, gegen seine Ethik gehalten, so flein, daß sie beinahe verschwinden. Um ihres dichterischen Gehalts willen sind die Schwarzwälder Dorf geschichten auch heute noch lesenswert. Wenn Auerbach schließlich ins Hintertreffen geriet, so lag die Schuld an der großen Zahl seiner Nachtreter. Die Dorfgeschichte war eben Mode geworden, wie die touristische Feyerei auch und mit der Zeit kriegte das Publikum den Lawendelgeruch herzlich satt.
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Karl Stobra.
deutschland höher als in Breußen. Die Guillotine. Die Kultur der Hinrichtungen steht in Süd
Aus.
übrigen Respeltspersonen und entfernt sich. Der Herr fönigliche Scharfrichter verneigt sich wieder vor den
Gemeinheit des Mittelalters. Die Preußen dagegen steden noch böllig in der blutrünstigen, Ihre Scharfrichter sind Schlächtermeister.
Sie schlagen den Ebenbildern Gottes die Köpfe mit Handbeilen ab.
Sie müssen sich die handwerksmäßige Fertigkeit des Mordes aneignen, und sie müssen einen schäzbaren Fonds persönlicher Robeit befigen, damit ihre Kraft nicht durch lächerliche Gefühle beeinträchtigt wird.
Die Hinrichtung Hennigs soll ja außerordentliche Anforde rungen an die Brutalität der Mitwirkenden gestellt haben. Denen aber vollauf genügt wurde..
Die graufige Sache entbehrt nicht ganz des Humors. Warum hat man in Preußen das Fallbeil nicht eingeführt? Der Grund ist so lächerlich, daß viele nicht daran glauben werden.
Und doch steht er durchaus feſt.
Nämlich, die Guillotine gilt heute noch in Preußen als Werkzeug der Revolution.
Furcht vor diesem Instrumente. Die preußische Regierung hat eine heillose, abergläubische
Sie denkt an den dicken Ludwig, den man an einem frostigen Januarmorgen so lieblos unter den Freiheitshobe: geschoben hat, und sie glaubt offenbar, daß auch den gutmütigen Staatsbürgern rechts vom Rhein nicht zu trauen wäre, wenn sie nur erst eine Guillotine hätten.
Der Besitz eines solchen Werkzeuges ist aufreizend.
Wie leicht könnte das Volk auf dem Wege der Ideenassoziation dazu kommen, die Maschine einmal a la Robespierre zu gebrauchen. Stein treuer Untertan schüttle hier zornig das Haupt und sage, derartige Befürchtungen lägen den Hohenzollern ferne!
Ich verweise auf das Gespräch, welches der spätere Kaiser Wilhelm I. Anno 1862 mit Bismard geführt hat, und das dieser in seinen Gedanken und Erinnerungen erzählt.
Der König prophezeite seinem Minister, baß man sie beide vor dem Schlosse hinrichten werde.