glaubst Du. daß ein kleiner Tropfen Whisky mehr schadenkönnte, nur ein ganz klein wenig? Ach was?"Hall schenkte ihr ein wenig in ihr Glas.„Auf Dein Wohll" sang sie, am ganzen Leibe bebend.„Und aus Wiedersehen, Edmund!"Sie schwiegen. Draußen lag die Stadt Und die Brückein dem immer gleich glühenden Sonnenschein, ein weißerOfen, die Stätte der Unseligen.Leontine saß nervös da und drehte das leere Glaszwischen den Händen, von Gedanken beschwert.„Wenn Eid nun bewogen werden könnte, ein Jahr langzu bleiben," stammelte sie—„wenn Du etwas ausfindigmachen könntest, daß es möglich wäre, und Ihr Euch be-kämet, und wenn sie dann ein kleines Kind bekäme, wenndas überhaupt zu denken ist, glaubst Tu, daß sie dann dasKind mitnehmen würde, wenn sie verschwände?"„Wie kann ich Dir wohl Antwort auf so etwas geben I"lachte Hall kopfschüttelnd.„Welch ein Einfall von Dir!"„Ja, es ist natürlich törichtes Gerede. Aber ich habe sooft über dies mit den Kindern nachgedacht— woher kommendie? Du glaubst doch nicht, daß sie schon früher gelebt haben?Sage mir eins, Edmund,— ich setze den Fall-- jetzt bekomme ich wohl keinen Whisky mehr? Nein. Gut, ich setzeden Fall, eine Frau stürbe, die ein Kind haben sollte, wasdann? Was würde dann aus dem Kinde? Würde es etwas,oder-- oder--"Hall schüttelte den Kopf abweisend und müde.Pause.(Fortsetzung folgt.j(9fn(66niit nerfioffn.)6üi moderner Brfmder undfeine Merk statt.Zum 60. Geburtstage E d i s o n s.Von Dr. Franz Hoppe(Berlin).Die Legendenbildung, der Hang der menschlichen Natur, her-vorragende Persönlichkeiten mit dem Schimmer des Märchenhaften,mit wohlgemeinten Uebertreibungen und geheimnisvoller Mystikzu umgeben, trifft meistens nur solche Persönlichkeiten, die längstder Vergangenheit angehören und deren Tätigkeit zumeist aufoen Gebieten des Stantslebens oder der religiösen Wandlungenlag und über Generationen und Jahrhunderte fortwirkte. Ganzausnahmsweise nur gelingt es wohl auch einem Lebenden einmal,die Menschen seiner Zeit durch das Verblüffende seines Tuns,durch feine Alles überragende Persönlichkeit und gleichzeitig durcheine gemisse Abgeschlossenheit seiner Lebensführung so sehr zuinteressieren, daß die Phantasie ihr Gewebe um ihn zu breitenbeginnt, um sein Leben, das im Grunde ebenso nüchtern und vonVerdrießlichkeit erfüllt ist wie des Philisters Alltagsdasein, das sichaber von ihm durch die Größe der Ziele und die errungenen Er-folge unterscheidet.Ausnahmen gibt es aber doch zuweilen. Mit Werner vonSiemens, dem ehemaligen preußischen Artillerieoffizier, der dieDynamomaschine erfand und dadurch das Fundament für die ge-samte moderne Elektrotechnik legte» beschäftigte sich die EinbildungS-kraft zwar ebensowenig, wie mit dem unglücklichen Erfinder derSchiffsschraube Josef Ressel, den die ewig mit Geistesblindheitgeschlagene Polizei seines Vaterlandes daran verhinderte, seinebereits gelungene Erfindung weiter auszubauen. Es muß»ochein Stück Jugendromantik, das Geborcnscin in den unterstenLebensumständen, und ein Emporsteigen aus der Tiefe, das vonMillionen nur einem gelingt, dazukommen, dann verzeiht dieöffentliche Meinung dem Genie, daß es sich mit praktischen, techni-scheu Dingen beschäftigt hat.Einer von diesen wenigen Bevorzugte» ist Thomas AlvaEdison, der am l0. Februar 1907 sein 60. Lebensjahr vollendet.Im Alter von 12 Jahren ein bettelarmer Junge, der an den Eisen-bahnzügen entlang laufend, Zeitungsnummern zum Verkaufe aus-schreit, zehn Jahre später in leitender Stellung am Zentraltele-graphenamte in Boston und im Alter von 28 Jahren bereits einweltberühmter Erfinder, dem die goldenen Millionen in den Schoßzu regnen beginnen. Echt amerikanisch im kühnsten Sinne desWortes, aber auch ein Schicksal, bei dessen Schmiedung Glück,Fleiß und Genie zusammenarbeiteten, das Schicksal eines Self.mademannes von größter Originalität, und schwerwiegender Be-deutung— ein neuer Benjamin Franklin, zwar ohne politischeNeigungen, im übrigen aber in verbesserter Auslage und in derelektrischen Beleuchtung des 20. Jahrhunderts.Es heften sich heute an Edisons Namen zahllose anekdotischeGeschichten, die ihn als modernen Cagliostro zeigen.Auch wenn man alle diese phantastischen Märchen streicht,bleibt in EdisonS Leben genug des eigenartigen übrig, besonderswenn man berücksichtigt, daß sich heute auf der Grundlage derüberall ins Gewaltige gehenden amerikanischen Verhältnisse zwarnoch ein von Fortunas Gunst getragener Spekulant, nur sehr schweraber ein Autodidakt der Technik und Naturwissenschaften zumMultimillionär und zu anerkannter, wissenschaftlicher Bedeutungemporringen kann.Zu Milan in Ohio als Sohn eineS holländischen Vaters undeiner schottischen Mutter geboren, verlebte Edison seine früheJugend in Port Huron, dem Hauptort der County Saint-Clair,in deren belebtem Handelshafen schon damals mancherlei technischInteressantes zu sehen war. Da er nicht in der Lage war. einehöhere Schule zu besuchen, arbeitete er als Autodidakt zu Hausealle ihm in die Hände kommenden Bücher durch, unter denen ihnbesonders solche, die die Chemie zum Gegenstand hatten, mit Machtanzogen. Boni zwölften Jahre an hatte er für sich selbst zu sorgen.Er zog in ein kleines Rest bei Detroit und verkaufte an der Grand-Trunk-Eisenbahn, wie schon erwähnt, seine Zeitungen. Im Altervon 14 Jahren, als er als ZeitungLverkäufer mit den Fernzügenfuhr, verfiel er auf den Gedanken, im Zuge selbst mit einer Hand-presse eine kleine Zeitung herzustellen, die er unter dem pompösenTitel Grand-Trunk-Herald vertrieb. Wichtiger aber war»hinseine geliebte Chemie. Er richtete sich insgeheim ein kleinesLaboratorium im Bahnwaggon ein und experimentierte dort—ganz wie Justus von Liebig bei seinem Apotheker— so lange, biseines Tages eine Explosion erfolgte und der Wagen in Brand ge-riet, was selbstverständlich seiner Karriere als nevrspaperbox(Zeitungsjunge) ein jähes Ende bereitete. Er hatte zu seinemGlück inzwischen telegraphieren gelernt und erlangte eine Stelleam Telegraphenamt in Port Huron, ging aber schon 6 Monatespäter außer Landes nach der kanadischen Seite des Saint-Clair-flusses, wo er in Stratford Nachttclegraphist wurde. Als er späterin Adrian im Staate Michigan in derselben Stellung arbeitete, be-gann er niit der Errichtung einer kleinen mechanischen Werkstatt,die er bald darauf nach Indianapolis verlegte.Hier glückte es dem 18jährigen. die erste nennenswerte Gr-findung des Automatic Repcaters, eines telegraphischen Hülfs-apparates, der zwei Linien derart verbindet, daß jedes auf dereinen Linie einlangende Zeichen sofort und ohne Zutun einesBeamten in die andere Linie weitergegeben wird. Biel Geld hater zwar daraus nicht gewonnen, und so war er als kleiner Beamternoch mehrere Jahre lang zu einem Romadenleben gezwungen, dasihn nach Cincinatti, Memphis, Louisvillc, New Orleans, wiederumnach Cincinatti und im Jahre 1868 nach Boston führte. Seineerste Erfindung hatte aber doch das Gute zur Folge, daß seine Vor-gesetzten auf den hochbefähigtcn Kopf aufmerksam wurden, so daßer 1869 Ableilungsdirektor im Bostoner Telegraphenamt wurde.Wiederum richtete er sich eine Werkstatt, verbunden mit einemLaden für Feinmechanik ein, in dem er einen Gegensprecher erfand.Dieser zur Duplextelegraphie dienende Apparat, mit dessen Hülsezwei Telegramme zugleich in entgegengesetzter Richtung auf einemDrahte befördert werden sollen, erfüllte jedoch bei seiner 1870 inRochester bei New Dork vorgenommenen Erprobung nicht die aufihn gesetzten Erwartungen. Gleichwohl nahm aber die Gold-Jndicator-Company, die telegraphisch vielen Hunderten Abonnentenaus Börsen- und Spekulantcnkrcisen viertelstündlich die Gold-kurse übermittelt, den Erfinder in ihre Dienste und machte ihnbald darauf sogar zu ihrem Superintendenten. Nach weiterentclcgraphischen Erfindungen entschloß Edison sich dazu, in Ncwark,einem westlich von Hobokcn gelegenen New gorker Vororte, eineFabrik zur Herstellung der von ihm ersonnenen Maschinen zugründen. Auch dieses Unternehmen gab er aber bald wieder auf,um in Mento Park im Staate tziew Jersey die berühmt gewordenenLaboratorien zu errichten, in denen er bis 1887 arbeitete und einengroßen Teil jener Erfindungen machte, dte seinen Namen auf derganzen Erde zur Popularität brachten. Als ihm auch hier derRaum zu eng geworden mar, baute er endlich die ihm noch heutedienenden, großartigen Laboratorien bei Orange, aus denen dietechnisch durchgearbeiteten Erfindungen zur Verwertung nach dengroßen, mit den Laboratorien zu einer Aktiengesellschaft ver-bundenen Fabriken in New Aork, Schenectedy, Newark und Orangegehen.Edison ist nicht der strenge Theoretiker, der erst, nachdem eineAufgabe mit Hülse der Disserenzial- und Integralrechnung behandeltist. an die Durchführung geht. Sein ganzes Denken ist intuitiv undexperimentell, wobei er die erfinderischen Grundgedanken schöpft unddas weitere den Gehirnen seiner zahlreichen, allerdings unter seinersteten Kontrolle und Anregung arbeitenden Assistenten überläßt.Jede Idee wird durch das hundertköpfige Personal seinerInstitute unter einem geradezu verschwenderischen Aufwändevon Material und sonstigen Hütfsmitteln nach allen denkbarenRichtung durchgeführt, um das praktisch Brauchbare vom Un-genügenden zu trennen und die Goldkörner vom wertlosen Sandeauszusieben. Ueberall und nirgends bewegt er sich in salopperKleidung— er trägt in den Werlstätten nie Rock und Weste,sondern doppelte Leibwäsche— anscheinend teilnahmslos. dieAugen wie traumverloren in die Ferne gerichtet, durch dieLaboratorien. Niemand würde in ihm, dessen welkes Gesichtmit schlapp herunterhängenden Hauffalten den Eindruck derMüdigkeit macht, den berühmten Erfinder vermuten. btSirgendwo die Arbeit eines Assistenten, die sein Interesse erregt,den ganzen Mann wie mit einem Schlage verwandelt. Setzt erfich dann selber über ein wichtiges Problem, so arbeitet er. los-gelöst von allem und fast unnahbar, feine 36 Stunden ununter«