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Theater.

follte langfamer genommen werden, ua nicht eine, vielleicht noch Freie Volksbühne( im Neuen Schauspielhaus): eh' gesunde, menschliche Lunge tot zu machen. Die Stimme dieser dem, der lügt", Lustspiel von Franz Grillparzer  . Dame, nur in der Höhe start, verträgt allerdings in den tieferen Heidnisch germanisches Barbaren- und chriftlich= zibilisiertes Lagen noch eine Herausarbeitung, würde jedoch auch dann schwerlich Frankentum stellt der Dichter hier einander gegenüber. Aus diesen gegen jene Hemmungen auffammen. Um so bedauerlicher, als Kontrasten löst er sein dramatisches Problem, das er mit historischem Frl. Grabik hier in Spiel ur. Vortrag allerbestes leistet! Sinn und poetischer Gerechtigkeit in eine Handlung umsetzt. Gegen derartige Kunstschädigungen ist alles übrige, was wir Weh' dem, der lügt", das ist die Grundformel: Auf ihr baut sich diesmal zu berichten haben, belanglos. Der Text, dessen Autoren der innerliche Konflikt auf. Grillparzer   hat ihn mit fein- wir lieber nicht nennen, überbietet womöglich unsere frassesten ironifierendem Gedankeneinschlag entwidelt, obwohl er der eigent- Erfahrungen. Um eine Zweimilliarden- Erbschaft in Amerila lichen Kraft der Komödie ermangelt. Grillparzers Luftspielton ist ringen zwei Karikaturen von Advokaten miteinander; der eine wil von schwererer Art, als wir zu hören gewohnt sind. Wohl hat den Verwandten des Erblassers einen Pferdejungen aus de jeine Verssprache Biegung; allein allzu wenig Charakterisierungs- Prairie als Erben aufschwindeln, der andere bringt in seiner Tochte fraft. Die ungeschlachten Barbaren sprechen genau fo gebildet, einen Gegen- Cowboy. Schließlich bekommt der echte Cowboy un wie die Franken. In ihrem äußerlichen Gebaren jedoch liegen unechte Erbe die Coufine", und der andere wird auch glücklich­eher derpossenhafte, als fein- luftspielmäßige Gegensätze. Daraus durch den dritten Akt, der übrigens nicht einmal an die elementarst ergibt sich denn so etwas wie Unorganisches. Diese Elemente zu Poffentechnik heranreicht. mildern, miteinander organisch zu verdichten: das bleibt wohl Frau R. Günther- Schmith sang mit reicher dramati einer sorgsam herausgearbeiteten Darstellung überlassen. In scher Opernstimme und spielte sympathisch, doch etwas matt; Fri diesem Punkt ist diesmal der Dichter nicht ganz auf seine Rechnung M. Borth fiel in einer Nebenrolle günstig auf; Herr O. Braur gekommen. Den besten Eindruck hinterließ Richard Hahn, hatte mit dem Naturburschen Gelegenheit, seinem üppigen der den schlauen Naturburschen Leon wirksam charakterisierte. baritonal- sonoren Tenor noch mehr zuzumuten als sonst; Heri Josephine Sorger war als Germanentochter besonders G. Deutsch   machte sich ebenfalls gut, würde jedoch durch eine in ihrem ersten Auftritt gut. Ernst Arndt   machte aus dem Ueberwindung des Blechflanges seiner Stimme noch besseres er " dummen" Galomir schlechtweg einen Kretin, der, obzwar un- reichen; die zwei Komifer H. Peer und E. Albes trugen zum artikuliert halbe Worte gurgeind, doch wieder durch den Darsteller Publikumserfolg ganz besonders viel bei; und noch andere halfen geistig so weit wieder hergestellt wird, daß er reichlich ertemporieren wader mit, zumal Stapellmeister F. Red 1. kann. Weder find solche Extemporees noch Uebertreibungen vom Die Mujit verdient Anerkennung lediglich dank einer gewiffen Dichter vorgeschrieben. Auch Toni Zimmerer   machte aus dem Bescheidenheit, durch Anläufe zu tunstvollerem Satz( besonders von trotz aller Gefräßigkeit gutmütigen Barbaren   Kattwald zwar einen der Stelle Er ist fürwahr so übel nicht" angefangen) und dank auf den äußerlichen Effett gestellten Wild- und Gaugraf", um einer Innigkeit, die allerdings noch kaum über die Schmachtfeßen" mit Uhland zu reden; aber dieser Kattwald konnte auch zugleich hinauskommt. Originalität, dramatischer Bau usw. fehlt. An als fürchterlicher Ritter Blaubart, Heini von Steins, Ritter Kuno, gröbften greift in unser Ohr jener Hauptschlager ein. Sein Text, Bayrischer Hiesel oder was ähnliches gelten. Im Monolog des zu Unrecht an Heines Insel Bimini erinnernd, sei hierhergefeßt, Bischofs Gregor ließ sich Arthur Rehbach mehr als nötig damit seine Tiefe nicht verborgen bleibe: Bimini, so heißt die pathetisch gehen. Der mit überschüssigem Standesdünkel begabte Quelle, Da triegst Du schnelle,' Re neue Belle. In Bimini, da Junter Atalus war Franz Höbling   anvertraut: er löfte seine mußt Du baden, Da kriegst Du Waden und Leidenschaft." Aufgabe äußerlich mit Geschick; desgleichen Friz Kleinte die seinige als Pilger. e. k.

SZ.

Mozarts Rokoko- Köpfchen grüßte am Sonnabend die Mitglieder M. Münchener Theater. Die neue Intendanz des Konzert in den gleichnamigen Saal gekommen waren. Und die der Freien Woltsbühne, die zu einem eigenen Mozart­Münchener Hoftheaters, Baron Speidel, ist sehr Wien  - freundlich Berwandtschaft der Mozartschen Mufit mit dem, was in der gefinnt. Das bewies schon der gescheitere Versuch, Hermann Bahr   bildenden Kunst als der Stil des Rokoko gilt, trat gerade bei der als Dramaturg nach München   zu bringen. Ebensowenig glücklich diesmaligen Zusammenstellung des Programms besonders deutlich war der erneute Versuch, einen jungen Wiener   Feuilletonisten, hervor. Wie die üppigen, in feine Fädchen endigenden Ranken an namens Dr. Hans Müller, zu importieren, von dem vier Einafter der Wanddekoration eines französischen   Zimmers aus jener Zeit am Sonnabend im Residenztheater zur Uraufführung famen. Der Generalnenner für diesen Einakterzyklus heißt: Das startere Leben". Die mystische Bezeichnung entpuppte fich jedoch als Mystifikation, denn ein innerer Zusammenhang, eine durchgeführte Idee, wie überhaupt eine tiefere Bedeutung ließ sich nur bei sehr gutem Willen herausfinden. Nr. 1:" Die Stunde" ist eine romantische Episode aus Napoleons   Gefangenschaft auf St. Helena  . Nr. 2: Arme fleine Frau" eine rührfelige Familienblatt. geschichte vom ungetreuen Stünstler, in der die rachsüchtige Neben­buhlerin vor der Güte der Legitimen die Waffen streckt. Nr. 3: Blumen des Todes" fohnen sich mit den nötigen Verände­rungen an das Opfer- Motiv der Charlotte Stieglitz  , der todes mutigen Frau des jungen Deutschland   an, die durch den Schmerz ihren sanften Heinrich aufrütteln wollte. Hier fingiert eine Frau einen Treubruch, damit ihr Mann fich von ihr losreiße und Künstler werde. Nr. 4: Troubadour" ist ein Lustspiel voller Dagewesenheiten, in dem sich bei einem literarischen Wettbewerb der Dichter glutvoller Liebegedichte als Vater von 9 Kindern herausschält. Die Einafter leben nicht durch den Gedanken, sondern durch die Mache. Wienerische Fingerfertigteit. G'schnas- Literatur. Der Beifall hatte kein stärkeres Leben.

Musik.

laufen, so liefen hier die zarten Passagen der Instrumente in damals dem wirklichen oder vermeintlichen Hirten- und Landleben Iuguriös- geschmackvollen Figuren ineinander und auseinander. Wie bildkünstlerische( und dichterische) Motive entnommen wurden, so wetteiferten hier die Flöten und ihre schalmeiartigen Verwandten ( Jumal in der Sinfonie, der hochragenden britten") miteinander in der musikalischen Ausprägung des Jbyllischen. Das damalige Unterhaltungsleben in den Gärten der hohen Herrschaften hatte natürlich zahlreiche liebenswürdige Abendmusiken( Serenaden"), Abschiedsstücke( Kassationen") und sonst noch Unterhaltungsmusiken ( Divertimenti") im Gefolge. Von Mozart   nehmen gerade die Bei­träge zu diesem Gebiet einen höheren Rang ein, als es nach ihrer geringen Beachtung in unserer Zeit scheint. Um so dankenswerter war diesmal die Vorführung einer Serenade für Streicher. Melodien wie die in der Romanze und im Trio zum Menuetto dieses Stückes dürften über moderne Produktionskraft hinausliegen. Sie könnten allerdings gestaltungsreicher gespielt werden, als es hier geschah. Im übrigen erfreute das Mozartsaal- Orchester unter Baul Brill insbesondere durch die jenem Komponisten gea bührende Distretheit. Ob eine für Spieluhr tomponierte Phantasie beffer in Uebertragung für Orchester als im Original anzuhören ift, fragt sich allerdings noch; und selbst den Türkischen Marsch  " hört wohl mancher mit Recht lieber auf dem Klavier.- Der Freien" gereicht ihr Bemühen, sich aus den nicht eben sehr kunstwürdigen Sälen des Ostens herauszuwideln, zum Ruhm; und der erläuternde Text( bon P. Ertel) war ebenfalls dankenswert, obwohl sich da immerhin noch ein Mehr wünschen läßt.-

Kunft.

SZ.

Es ist bekannt, daß unsere modernsten Komponisten im Durch schnitt besser instrumental als botal komponieren. Dadurch machen fie den Gesang ungesanglich, drüden ihn unter der Wucht des Orchesters und schaden den Gesangsstimmen. Nun hatten wir Ge­Legenheit, jene Musikwidrigkeiten auch auf dem, sonst gut gefang lichen, Operettenfelde tennen zu lernen. Seit vorigem Sonnabend spielt das Zentral- Theater eine ganz neue, nicht von draußen übernommene Operette" Der Milliardar", komponiert von Mag Klinger. Am 18. Februar ist Mag Klinger ein Fünf einem Neulinge, Ferdinand Gradl. Was da den Gesangs  - ziger geworden. Stetig fortschreitend auf der Bahn, die ihm durch stimmen zugemutet wird, zumal durch Anstrengung in der Höhe und sein Wesen vorgeschrieben und die er mit der Hartnädigkeit eines durch den Druck vom Orchester, muß uns nicht nur für die Kunst Deutschen   gegangen, hat er schließlich sich einen Plaz erkämpft, den und ihre Kräfte, sondern auch für die Gesundheit der Darsteller mit ihm niemand streitig machen fann. Er hat sich mit einer Zähigkeit Besorgnis erfüllen. Dazu kommen die Tanzgebräuche der gegen- entwickelt, die seinem ehrlichen, bewußten Willen das beste Beugnis wärtigen Operette und die leicht rücksichtslos auf den äußeren Er- ausstellt. Niemand wird ihm bestreiten können, daß er sich organisch folg gehenden Ansprüche der Direktionen. Robuste Körper leiden entwickelte. darunter höchstens an ihrer Stimme, zartere an ihrem Leben. Daran mögen die Direktion des Zentral- Theaters und die sonst dabei Beteiligten denken, wenn sie sehen, wie in der genannten neuen Operette Frl. Wini Grabis auf unberantwortliche Weise über­angestrengt wird. Der Hauptschlager des Stückes ist ein reigen artig endigendes Terzett; in der zweiten Aufführung vermochte bei dem vom Publikum geforderten Dakapo jene Sängerin ihren Part nur mehr zu markieren. Ihr Auftrittswalzer( Nr. 5) könnte und

Wohl nahm er Fremdes auf. In Berlin   lam er den sozialen Fragen nahe, und das Milieu, das wir auf seinen graphischen Blättern finden, ist vielfach Berlin   entnommen. Zu München   nahm er entscheidende künstlerische Anregungen auf, die dann in Paris   weiter wirkten, wo er drei Jahre weilte. Drei Jahre Zwischenstation in Berlin   und dann suchte er Rom   auf, das feinen plastischen Sinn förderte. Seit 93 wohnt er in Leipzig  , seiner Vaterstadt. Klinger sondert sich vollständig ab von den modernen, fünstlerischen Be